Laut Twitterer Greymon55 braucht man zu nVidias kommender "Lovelace"-Architektur für Gaming-Grafikchips (im Gegensatz zur "Hopper"-Architektur, welche augenscheinlich nur für HPC-Zwecke existiert) keine großen Architektur-Verbesserungen zu erwarten. Dies erscheint allerdings auch nicht zwingend notwendig, denn nVidia hat hierfür zwei andere gewichtige Argumente: Zum einen der große Sprung von (maximal) 84 auf 144 Shader-Cluster (+71%), zum anderen der Wechsel von Samsung 8nm auf TSMC 5nm. Dies entspricht locker anderthalb Nodes, da Samsungs 8nm-Fertigung nur ein Derivat von deren 10nm-Fertigung darstellt. Mittels dieser Veränderung bei der Chipfertigung dürfte nVidia vermutlich AMD bei den Chiptaktraten wieder deutlich näher kommen können, nachdem AMD in dieser Disziplin zuletzt doch deutlich davongezogen ist.
The Lovelace architecture doesn't change much.
Quelle: Greymon55 @ Twitter am 5. Februar 2022
Ein anderer wesentlicher Punkt der Lovelace-Architektur dürfte die bessere Austangierung der einzelnen Chipteile an der Leistungsspitze sein – womit das Problem der Ampere-Architektur vermieden werden sollte, wo die Spitzenlösungen trotz hohem Rechenleistungs-Vorteil vergleichsweise schlecht skalieren. Zwar verändert der AD102-Chip wohl nicht das Verhältnis von GPC zu SM zu ROP gegenüber dem GA102-Chip – aber dadurch, dass es überall +71% mehr davon gibt, bekommen GPC und ROP genügend Reserven, um die enorm hohe FP32-Rechenleistung (Richtung 80 TFlops) tatsächlich auf die Straße zu bringen. Beim aktuellen GA102-Chip fehlt wahrscheinlich die eine oder andere Raster-Engine (GPC) und eventuell auch ein paar ROPs, um mit der vorhandenen hohen FP32-Power effektiv umzugehen. Lovelace könnte hier aufgrund der Erfahrungswerte mit Ampere ein besseres Feintuning betreiben – auch wenn dies dann nicht als "Architektur-Verbesserung" durchgeht.
GA104 | GA102 | AD102 | |
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Architektur | Ampere | Ampere | Lovelace |
Hardware | 6 GPC, 48 SM, 96 ROP | 7 GPC, 84 SM, 112 ROP | 12 GPC, 144 SM, vmtl. 192 ROP |
Differenz zu GA104 | - | +17% GPC, +75% SM, +17% ROP | +100%, +200% SM, +100% ROP |
Twitterer Ayxerious zeigt ein kurzes Video mit einer augenscheinlichen Intel Arc-Grafikkarte. Die dort zu sehende Karte entspricht dem Foto-Material, welches VideoCardz kürzlich veröffentlicht hatte. Name und Chip-Bestückung dieser Karte sind unbekannt, allerdings läßt sich jene aufgrund Bauart (DualSlot, DualFan, 1x6pol + 1x8pol Stromstecker) und Größe (ca. 22cm) durchaus dem Midrange-Segment zuordnen. Einen weiteren Hinweis gibt die zentral gelegene, klar rechteckige (nicht quadratische) Bauelemente-Bestückung auf der Karten-Rückseite, wo auf der Karten-Vorderseite dann der Grafikchip sitzen wird: Dies passt zur bekannten Form von Intels DG2-512 (SOC1) (24,66 x 16,07 cm). Unbeantwortet bleiben muß, ob jenes Board für den Vollausbau "DG2-512" oder dessen Abspeckung "DG2-384" eingesetzt wird – der verbaute Intel-Grafikchip ist schließlich jeweils derselbe.
Laut Twitterer Greymon55 kann man von der kommenden "Radeon RX 6950 XT" einen Boost-Takt von über 2.5 GHz erwarten. Dies wäre sogar etwas mehr als bei der "Radeon RX 6900 XT LC" mit 2435 MHz Boost-Takt und läßt dann natürlich die Frage offen, wie AMD diese Taktrate ohne Wasserkühlung halten will. Gut möglich, dass hierbei zwar ein vergleichsweise hoher offizieller Boost-Takt gewählt wird, die Karte in der Praxis aber unterhalb dieser Marke agiert – im Gegensatz zur regulären Radeon RX 6900 XT, welche in der Praxis ihren Boost-Takt durchaus im Spiele-Durchschnitt erreicht (CB: Ø2265 MHz, TPU: Ø2233 MHz). Selbstverständlich muß Spezifikations-gerecht nur der (klar niedrigere) "Game Clock" gehalten werden, insofern ist dies alles noch total regulär.
6950XT boost seems to be over 2.5Ghz
Quelle: Greymon55 @ Twitter am 6. Februar 2022
Doch am Ende könnte es auf ein System hinauslaufen, wo die Radeon RX 6950 XT bei 2.5 GHz "Boost Takt" zwar nominell um 250 MHz mehr taktet, der Zugewinn an Realtakt allerdings geringer ausfällt als der offizielle Taktratengewinn. Nichtsdestotrotz ergäbe sich mit diesem höheren Chiptakt die Chance, die Karte beachtbar zu beschleunigen: Sofern Kühlung & Stromversorgung nicht dazwischenfunken, wäre bei passenden Real-Taktraten durchaus das Performance-Level der GeForce RTX 3090 (4K Perf.Index 376%) in Gefahr. Die Stromversorgung könnte mit womöglich 350 Watt TDP zufriedenstellend gelöst werden, die Frage der passenden Kühlung bleibt jedoch unbeantwortet. Denkbar, dass AMD die Radeon RX 6950 XT nur auf Basis von stark selektierten Grafikchips lösen kann – sprich nur die besten Navi-21-Exemplare diese hohen Taktraten halten können, ohne an gesetzte Limits bei Chip-Temperatur und/oder Stromverbrauch zu stoßen.
Radeon RX 6900 XT | Radeon RX 6900 XT LC | Radeon RX 6950 XT | |
---|---|---|---|
Chip-Basis | AMD Navi 21 XTX | AMD Navi 21 XTXH | AMD Navi 21 |
Hardware | 4 Raster-Engines, 80 Shader-Cluster, 5120 FP32-Einheiten, 320 TMUs, 80 RA-Einheiten, 128 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 128 MB "Infinity Cache", 256 Bit GDDR6-Interface (Vollausbau) | ||
Kühlung | Luft | Wasser (AiO) | Luft |
Taktraten | 1825/2015/2250 MHz & 16 Gbps | 2050/2250/2435 MHz @ 18,5 Gbps | ?/?/≥2500 MHz & 18 Gbps |
Speicherausbau | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 |
TDP | 300W (ASIC: 255W) | 350W (ASIC: 284W) | mglw. 350W (ASIC: ?) |
Realverbrauch | 306W | ~350W | unbekannt |
FHD Perf.Index | 2140% | ~2250% | unbekannt |
4K Perf.Index | 348% | ~372% | unbekannt |
Listenpreis | $999 (UVP: 999€) | nur für Systemintegratoren | unbekannt |
Release | 8. Dezember 2020 | Juni 2021 | grob April-Juli 2022 |
Seitens TechEpiphany @ Twitter kommen Zahlen zu den aktuellen Grafikkarten-Verkäufen bei der Mindfactory für die 5. Jahreswoche 2022 (gezählt wird im amerikanischen Sinn von Sonntag bis Sonnabend). Gegenüber der letzten Woche zeigte sich nVidia etwas verbessert, AMD hingegen etwas schlechter – bei gleichzeitig einer guten Verkaufswoche mit 2780 verkauften Grafikkarten (Vorwoche: 2180 Stück). Dies ist immer noch etwas unterhalb der pro Woche ~3800 verkauften Grafikkarten im Schnitt des Januar/Februar 2020, nähert sich dieser Zahl dann allerdings nunmehr an. Trotz der hochgehenden Verkaufszahlen gingen zudem die Grafikkarten-Preise erneut (etwas) nach unten – was auch bedeutet, dass die steigenden Verkäufe die Händler-Läger nicht leerräumen und somit einen entgegengesetzten Preiseffekt auslösen (würden). Der positive Preistrend sollte also noch etwas weiterlaufen – und muß dies auch, denn von nur halbwegs akzeptablen Preisen ist der Grafikkarten-Markt immer noch weit entfernt.
Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory in der Woche 5/2022 (in Stück) | ||
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nVidia Ampere | AMD RDNA2 | andere |
60 — 3090 70 — 3080Ti 70 — 3080 420 — 3070Ti 70 — 3070 190 — 3060Ti 140 — 3060 205 — 3050 |
150 — 6900XT 35 — 6800XT 100 — 6800 160 — 6700XT 250 — 6600XT 230 — 6600 110 — 6500XT |
160 — 2060 120 — 1660S 140 — 1650 40 — 1050Ti 10 — 1030 30 — 730 20 — 710 |
Ampere: 1225 (44%) | RDNA2: 1035 (37%) | Turing: 420 (15%) andere: 100 (4%) |
gemäß der Ausführungen von TechEpiphany @ Twitter |