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nVidia Quartalszahlen Q4/2011: Nur ein durchschnittliches viertes Quartal, aber ein gutes Gesamtjahr

Nach Intel und AMD hat nun auch nVidia seine Geschäftszahlen für das vierte Kalenderquartal 2011 sowie das Gesamtjahr 2011 veröffentlicht und ermöglicht nunmehr den kompletten Blick auf die Geschäftszahlen aller drei großen Chipentwickler im PC-Bereich für das Jahr 2011 (und natürlich zurück bis ins Jahr 2006). Dabei konnte nVidia im vierten Kalenderquartal 2011 (was bei nVidia den exakten Zeitraum November 2011 bis Januar 2012 hat und damit dem vierten Finanzquartal des Jahres 2012 entspricht) nicht mehr so auftrumpfen wie zuletzt, gegenüber dem zweiten und dem dritten Kalenderquartal 2011 fielen sowohl Umsatz und Gewinn im eigentlich immer als umsatzstärksten angesehenem vierten Kalenderquartal.

Laut nVidia wurde man hierbei zum einen von der Festplattenkrise getroffen, zum anderen lief aber auch der Tegra-Bereich durch den Wechsel von Tegra 2 auf Tegra 3 nur regelrecht misserabel mit einem Umsatzminus von 43 Prozent gegenüber dem dritten Kalenderquartal. Letzteres irritiert etwas, denn mit dem Auftauchen eines neuen Produkts sollte der Umsatz üblicherweise eigentlich nicht einbrechen – es sei denn, das neue Produkt schlägt bei den Abnehmern – in diesem Fall ja ausschließlich OEMs – nicht so gut ein wie es das Marketing gerne erzählt. Technologisch scheint Tegra 3 durchaus gut zu sein – aber möglicherweise muß nVidia wegen der höheren Produktionskosten aufgrund des großen Dies einen zu hohen Preis hierfür verlangen, möglicherweise besteht auch kein wirklich beachtbarer Bedarf nach Vierkern-Prozessoren im Tablet-Segment.

Nichtsdestotrotz ist die Tablet-Sparte diejenige, welche nicht nur für das langfristige Wachstum von nVidia, sondern sogar für den viel bedeutenderen Punkt der langfristigen Unabhängigkeit nVidias sorgen wird: Unabhängig des Einbruchs im vierten Kalenderquartal konnte der Umsatz der Tablet-Sparte im gesamten Kalenderjahr glatt verdreifacht werden, während selbst die lukrative Sparte der professionellen Grafiklösungen nur mit 5,6 Prozent wuchs und die Consumer-Grafikkarten mit 0,6 Prozent Umsatzplus sich kaum vom Fleck bewegten.

  AMD Intel nVidia
(Mill. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11 1690 97 (138) 14233 3468 (4785) 1066 178 (197)
Q4/11 1691 -177 (71) 13900 3400 (4600) 953 116 (?)
2007 (Mrd) 6,01 -3,38 (-2,87) 38,34 7,01 (8,31) 4,09 0,79 (0,83)
2008 (Mrd) 5,76 -3,12 (-1,51) 37,58 5,29 (8,95) 3,42 -0,03 (-0,08)
2009 (Mrd) 5,40 0,30 (0,66) 35,12 4,38 (5,73) 3,32 -0,07 (-0,10)
2010 (Mrd) 6,49 0,47 (0,84) 43,62 11,67 (15,91) 3,54 0,24 (0,25)
2011 (Mrd) 6,57 0,49 (0,37) 54,01 12,98 (17,49) 4,00 0,58 (?)

Wie bei AMD wird allerdings das nominell gute Jahresergebnis dadurch getrübt, daß nVidia mit den 4 Milliarden Dollar Jahresumsatz 2011 gerade einmal grob das Ergebnis des Vorkrisen-Jahres 2007 erreichen konnte – Intel hingegen wuchs innerhalb dieses Zeitraums trotz der Krise um 41 Prozent. Natürlich hatte nVidia in diesem Zeitraum den kompletten Wegfall der Chipsatz-Sparte zu verkraften, dennoch muß der Blick nun wieder nach vorne gehen. In den letzten zwei Jahren hat man dazu auch schon die richtigen Anstregungen mit dem Aufbau der Sparte für Tablet-Chips vorgenommen, welche nun langsam Früchte tragen.

So ist die Tablet-Sparte bei nVidia inzwischen oberhalb von 10 Prozent Anteil am Gesamtumsatz angekommen (im genauen 14,8 Prozent), weitere Wachstumsimpulse aus dieser Richtung werden dann also auch den nVidia-Gesamtumsatz entsprechend deutlich beeinflussen können. Langfristig muß nVidia sehen, sich hier ein klares zweites Standbein aufzubauen, welche den vermutlich irgendwann einmal eintretenden geringeren Umsatz mit Consumer-Grafiklösungen auffangen kann. Jene Consumer-Grafiklösungen geraten schließlich jetzt schon unter Druck durch in Prozessoren integrierte Grafiklösungen sowie den allgemein geringer werdenden Performance-Bedarf durch neue erscheinende Spiele und damit eine höhere Langlebigkeit von Grafikkarten.

Wohin es ganz langfristig gehen wird, ist aber gerade im Fall nVidia noch nicht abzusehen: Sicherlich will nVidia sowohl in den Sparten Tablet und professionelle Grafiklösungen weiter wachsen, möglicherweise werden dies mal richtig große Geschäftszweige bei nVidia. Zum anderen versucht man, mit dem Project Denver sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen – der Ausgang dieses Projekts ist jedoch kaum prognostizierbar, auch wenn die Vorzeichen hierfür nicht schlecht stehen. Und sollten "echte" Grafikkarten eines Tages durch Spielestreaming-Dienste einmal völlig unpopulär werden, kann nVidia immer noch diese Dienste mit entsprechenden professionellen Beschleunigern beliefern (bekommt aber auf dieser Schiene todsicher ernsthafte Konkurrenz seitens Intel). Wie gesagt ist kaum absehbar, wohin es ganz langfristig mit nVidia geht – allein mit Consumer-Grafikkarten wird man aber sicherlich nicht bestehen können, was dem Unternehmen auch absolut klar ist.