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nVidias GP106-Grafikkarten kommen augenscheinlich mit 6 GB Speicher und 192 Bit Speicherinterface

Unser aufmerksames Forum hat reihenweise Lieferungen von nVidias GP106-Chip von der Chip- und Kartenfertigung in Taiwan & China an indische Testlabore mittels der Zauba Import/Export-Datenbank bemerkt. Hierbei sind in den letzten Tagen täglich einige Lieferungen an Chips und Bauteilen über die Bühne gegangen – sprich, das GP106-Projekt rollt nunmehr sehr deutlich los und wird wohl den (unsererseits) angepeilten Releasetermin von September 2016 halten oder möglicherweise sogar unterbieten können. Zudem lassen sich aus den notierten Bauteil-Nummerierungen durchaus einige (natürlich unbestätigte) Detailinformationen herauslesen. So verwendet nVidia bei den kompletten Boards teilweise die Nummerierung "0020" und "0030" – dies könnte auf die unterschiedlichen Chipvarianten hindeuten, sprich GP106-300 für die GeForce GTX 1060 sowie GP106-200 für die (angenommen) GeForce GTX 1050.

Viel entscheidender sind aber die inzwischen mehrfachen Hinweise auf eine Speichermenge von 6 GB und damit ein 192 Bit DDR breites Speicherinterface. Bei allen zuletzt gelieferten kompletten GP106-Boards gibt es hierzu die klare und kaum anders deutbare Markierung von "6GB" – was bis zu GDDR5 zu nichts anderem als einem 192 Bit DDR Speicherinterface passt. Erst mit GDDR5X sind auch krumme Speicherbestückungen an geraden Speicherinterfaces (und umgedreht) möglich – aber die Verwendung von GDDR5X ist bei der höheren Interface-Breite des GP106-Chips nicht notwendig und wäre für diese Midrange-Lösungen wohl auch zu teuer. Theoretisch denkbar wäre natürlich noch die Verwendung eines doppelten 64-Bit-Speicherinterfaces, an welchem einmal 4 GB und einmal 2 GB Speicher hängen – aber nVidia dürfte sich angesichts der früheren GTX970-Affäre (selbst wenn dies nicht komplett vergleichbar ist) wohl eher aus solchen Hängekonstruktionen heraushalten.

Dabei wäre es sogar möglich, das der volle GP106-Chip am Ende sogar ein 256 Bit Speicherinterface trägt, was dann aber für die Desktop-Grafikkarten GeForce GTX 1050 & 1060 limitiert wird. Denn wenn man die obenstehende Markierung "192B" ernst nehmen will, dann muß man auch die früher schon zu sehende Notiz "256B" beachten – und jene würde natürlich auf ein 256 Bit Speicherinterface hindeuten. In dieser Frage ist jedoch wohl noch nichts endgültig entschieden – nur das die auf dem GP106-Chip basierenden Desktop-Modelle mit einem 192 Bit Speicherinterface samt 6 GB Grafikkarten-Speicher antreten werden, ist nunmehr die (klar) wahrscheinlichste aller möglichen Auflösungen.

Damit bringt nVidia den GP106-Chip im übrigen in eine sehr gute Position, um auf Augenhöhe (oder sogar darüber hinaus) mit AMDs Polaris-10-Grafikchip konkurrieren zu können. Egal, ob der GP106-Chip nur die Hälfte der GP104-Recheneinheiten trägt (aka 1280 Shader-Einheiten) oder ob es etwas mehr werden (bis zu 1408 Shader-Einheiten) – bezüglich des Zuwachses an Rechenleistung muß man sich bei den Pascal-Chips wohl keine Sorgen machen angesichts der Taktfähigkeiten der 16nm-Fertigung von TSMC. Das bisherige Problem des GP106-Chip bestand vielmehr in einer anzunehmenden Bandbreitenlimitation, wenn man weiterhin bei einem 128 Bit Speicherinterface wie beim vorhergehenden GM206-Chip von GeForce GTX 950 & 960 bleiben würde und GDDR5X-Speicher aus Kostengründen derzeit keine Option in diesem Marktsegment darstellen kann. Mit einem 50% größerem Speicherinterface beim GP106-Chip geht nVidia hier allen Problemen aus dem Weg und sorgt dafür, das die zu erwartende konkurrenzfähige Rechenleistung auch wirklich zu Mehrperformance führt.

Zudem ist die Speicherbestückung von 6 GB recht attraktiv in einem (anzunehmenden) Preissegment von 200 bis 250 Euro, in welchem AMD zwar schon 8-GB-Lösungen anbieten wird, dafür genauso auch 4-GB-Lösungen im AMD-Portfolio stehen werden. Die 6 GB Speicher der nVidia-Kontrahenten liegen nominell in deren Mitte, wobei die Vorteile jedoch höchst unterschiedlich ausfallen: Gegenüber 4 GB sind 6 GB eine fast elementare Verbesserung, während die Differenz zwischen 6 GB und 8 GB dann wieder kaum ins Gewicht fällt. So oder so sind 6 GB Speicher für die bei diesen Karten anzustrebende FullHD-Auflösung aus heutiger Sicht eine gute Speicherbestückung – nicht unbedingt ganz besonders langlebig angelegt (dies dürften eher auf 8 GB zutreffen), aber immerhin entscheidend besser als "nur" 4 GB Speicher. Je nachdem wie preislich attraktiv AMD seine 8-GB-Lösungen macht und ob die Fachpresse jenen Speichermengen-Wettkampf eventuell anders bewertet, können natürlich trotzdem AMDs 8-GB-Lösungen gewinnen – aber wirklich schlecht sind 6 GB Speicher in diesem Marktsegment sicherlich nicht.

Damit scheint alles auf einen interessanten Zweikampf zwischen AMD Polaris 10 gegen nVidia GP106 hinauszulaufen – ausgefochten mittels der Grafikkarten Radeon RX470 & RX480 gegen GeForce GTX 1050 & 1060. AMD hat hierbei als Vorteile den früheren Start, die niedrigen Preislagen und Speicherbestückungen bis gleich 8 GB auf seiner Seite. nVidia dürfte wahrscheinlich kontern mit sogar mehr Performance (und wenn nVidia den GP106-Chip dafür bis zur Decke hochtakten muß) sowie einer sinnvollen mittleren Speicherbestückung von 6 GB – zu allerdings nVidia-typisch höheren Preislagen. Sofern nVidia hierbei nicht sogar überzeugend mehr Performance bieten kann, schwingt das Pendel daher ziemlich automatisch in Richtung AMDs Polaris-Angebot, welches zudem den Vorteil des klar früheren Starts hat. Dies dürfte allerdings auch nVidia wissen – und eventuell versuchen, dementgegen zu arbeiten. Andererseits hat nVidia auch die Erfahrung gemacht, das sich in Form der GeForce GTX 960 selbst eine nominell etwas langsamere Karte (gegenüber Radeon R9 380 & 380X) exzellent verkaufen läßt – wenn nur das nVidia-Logo draufsteht. Möglicherweise kann es sich nVidia also tatsächlich leisten, in diesem Segment nur zweiter Sieger zu sein, die nVidia-Verkäufe werden wohl dennoch rollen.