9

Ryzen 3000 Launchreviews: Die Spiele-Performance im Überblick

Als weiteren Teaser zur kommenden Launch-Analyse zu AMDs Ryzen 3000 soll hiermit auch schon der Überblick zur Spiele-Performance veröffentlicht werden. Hierzu wurden allein Benchmarks von 1%-Minimum-Frameraten beachtet (auch bekannt als "99th percentil"), womit nur die niedrigsten Frameraten ausgewertet werden – jene, welche auch unter einer weitgehenden Grafikkarten-Limitierung dennoch üblicherweise CPU-limitiert sind. Die Ansätze hierzu sind verschieden, aber in jedem Fall geht man damit weg von früheren Minimum-Angaben, welche nur den absolut niedrigsten Einzelwert dargestellt haben – welcher zumeist aber eher unter die Kategorie "Ausreißer" fällt und kaum Grundlage ernsthafter Performance-Betrachtungen sein kann. Deswegen hat man sich in letzter Zeit auch zu aufwendigeren Meßmethode durchgerungen, mittels welcher sinnvolle Minimum-Frameraten erzeugt werden sollen, welche weder rein auf Basis von Ausreißern passieren, trotzdem jedoch die wirkliche Tiefpunkte abbbilden sollen, welche im Spiel eben entstehen. Das ganze läuft teilweise auch unter "Frametimes"-Messungen, wobei jener Begriff selber nicht zwingend etwas mit Minimum-Werten zu tun haben muß (aber oftmals im selben Zusammenhang verwendet wird).

Eine andere Methode wären fps-Messungen unter besonders niedrigen Auflösungen, was allerdings eher so etwas wie eine "Roh-Performance" unter Spielen ergibt und über die zumeist klar höhere Skalierung auch nicht dieselbe Praxisrelevanz aufweist. Der Vorteil der 1%-Minimum-Frameraten liegt eben darin, das hiermit etwas gemessen wird, was tatsächlich im realen Spiele-Alltag auftritt – nämlich Spiel-Sequenzen mit besonders hoher CPU-Last, wo der verbaute Prozessor zum limitierenden Element wird und die Performance dann genau auf die mittels dieser Meßmethode ausgeworfenen fps-Werte herunterfällt. Die Rahmenbedingungen dieser Performance-Auswertung sind dann letztlich dieselben wie beim Überblick zur Anwendungs-Performance: Auswertet werden die vorliegenden Launchreviews mit Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X gegen Core i7-8700K, Core i9-9700K und Core i9-9900K, unter gleichzeitiger Erfassung der Werte der vorhergehenden CPU-Generationen in Form von Ryzen 7 1800X, Ryzen 7 2700X und Core i7-7700K. Andere Modellen von Ryzen 3000 wurden zum Launchtag nicht getestet, die wenigen vorliegenden Tests zum Ryzen 5 3600 (bei Adrenaline, ComputerBase, Gamers Nexus & MadBoxPC) reichen für eine solche Auswertung (leider) nicht aus.

Spiele-Perf. (1% min fps) R7-1800X R7-2700X R7-3700X R9-3900X i7-7700K i7-8700K i7-9700K i9-9900K
CPU-Kerne 8C/16T 8C/16T 8C/16T 12C/24T 4C/8T 6C/12T 8C/8T 8C/16T
Taktraten (GHz) 3.6/4.0 3.7/4.3 3.6/4.4 3.8/4.6 4.2/4.5 3.7/4.7 3.6/4.9 3.6/5.0
TDP 95W 105W 65W 105W 95W 95W 95W 95W
ComputerBase  (9 Tests) 74% 86% 100% 101% - 97% - 102%
GameStar  (6 Tests) 86,6% 92,3% 100% 102,7% 100,3% 102,8% 108,6% 110,4%
Golem  (8 Tests) 72,5% 83,6% 100% 104,7% - - 107,2% 111,7%
PC Games Hardware  (6 Tests) - 80,9% 100% 104,1% 92,9% 100,1% 103,8% 102,0%
PC Perspective  (4 Tests) 89,6% 92,5% 100% 96,1% - 99,2% 100,4% 99,9%
SweClockers  (6 Tests) 77,0% 82,7% 100% 102,9% 86,1% 97,9% 111,0% 109,1%
TechSpot  (9 Tests) 83,8% 91,8% 100% 102,2% 89,8% 105,1% 110,0% 110,6%
The Tech Report  (5 Tests) 81,3% 84,6% 100% 103,2% - 106,6% - 114,1%
Tom's Hardware  (10 Tests) 74,0% 83,9% 100% 99,5% - - 104,5% 106,1%
gemittelte Spiele-Perf. (1% min fps) 77,8% 86,3% 100% 101,8% ~91% 101,1% 106,3% 107,4%
Listenpreis (Auslauf) (349$) 329$ 329$ 499$ (339$) (359$) 374$ 488$
Performance-Durchschnitt leicht gewichtet zugunsten jener Reviews mit vielen Einzel-Benchmarks; gesamte Benchmark-Anzahl: ca. 420

In dieser Disziplin bleibt AMD (nicht ganz unerwartet) weiterhin nur zweiter Sieger – dies allerdings streng bezogen auf die hier getesteten Spitzen-Modelle, bei den kleineren Prozessoren kann dies durchaus noch etwas anders aussehen. Schließlich ist anhand dieser Benchmarks schon ersichtlich, das AMD einen erheblichen Schritt bei der Spiele-Performance mittels Ryzen 3000 bzw. Zen 2 gemacht hat – was umso erstaunlicher ist, als das der Chiplet-Ansatz mit dem Speicherinterface in einem eigenem Chip getrennt von den CPU-Kernen nicht unbedingt eine technische Lösung darstellt, welche besonders gut für Gaming-Prozessoren geeignet ist. Dennoch hat AMD aus diesem Ansatz immerhin so viel herausgeholt, als das der Performance-Rückstand selbst in der Spitze auf maximal 5,5% (zwischen Ryzen R9 3900X und Core i9-9900K) geschrumpft ist. Zwischen Ryzen 7 3700X und Core i7-8700K beträgt die Differenz dann sogar nur noch 1,1% zugunsten von Intel – bei einem beachtbar höheren Listenpreis des Intel-Prozessors.

Und gerade da es sich hierbei um Werte handelt, welche zumeist nur für Sekundenbruchteile bzw. nur im Extremfall für wenige Sekunden im Spiel anliegen, sind dann Differenzen von 1-5% nichts, was in irgendeiner Form als echter Unterschied zu werten wäre. Der relevante Punkt ist hierbei, das einfach nicht mehr die erheblichen Differenzen der Vorgänger-Generationen existieren, die sogenannte "AMD-Spieleschwäche" der Ryzen-Prozessoren ist spätestens gemäß dieser Benchmarks nunmehr Geschichte. Grob gesehen erreicht AMD somit mittels der Ryzen 3000 Serie eine gleichwertige Gaming-Performance zu Intel, wobei die absolute Leistungskrone im Gaming-Bereich (zu wie gesagt unbeachtbaren Unterschieden) natürlich auch weiterhin Intel zuzusprechen ist. Bei den kleineren Prozessoren könnte sich das Bild dann sogar noch weiter zugunsten von AMD aufhellen, denn hierbei gab es bisher schon die Tendenz, das die kleineren AMD-Prozessoren im Spiele-Bereich gegenüber ihren Spitzenmodellen weniger an Performance verloren als die kleineren Intel-Prozessoren gegenüber ihren eigenen Spitzen-Modellen.

Gleichfalls gilt aber auch, das sich im klaren Gegensatz zur Anwendungs-Performance keinerlei beachtbarer Performance-Unterschied zwischen Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X im Spiele-Bereich ergibt. Im genauen ist die gemittelte Performance-Differenz unter Spielen mit +1,8% nahezu lächerlich für 50% mehr CPU-Kerne auf nominell gleichen Taktraten. An dieser Stelle läuft AMD allerdings in eine generelle technische Falle, die letztlich auch für Intel gilt – oberhalb von acht CPU-Kernen ist die Kern-Skalierung im Spiele-Bereich (derzeit) weitgehend am Ende. Selbst zwischen 6 und 8 CPU-Kernen ist die Skalierung schon arg schwach, wie an den Ergebnissen zwischen Core i7-8700K und Core i9-9900K von nur +6,2% (bei gewissem Taktratenvorteil von letzterem) zu sehen. In gewissem Sinne ist es schon ein gutes Ergebnis für AMD, das der 12-Kerner Ryzen 9 3900X überhaupt eine minimal bessere Performance als der eigene Achtkerner aufzeigt – bei den seinerzeitigen Threadripper-Prozessoren mit 12 CPU-Kernen war dies überhaupt nicht der Fall, jene hatten unter Spielen eher mit klaren Performance-Verlusten gegenüber AMDs Consumer-Modellen zu kämpfen.

An dieser Stelle wird es dann interessant zu sehen, was der dato nicht mitgetestete Ryzen 7 3800X hierbei noch oben drauf legen kann. Nominell tritt AMDs größter Achtkerner der Ryzen-3000-Riege mit +300 MHz mehr Basetakt sowie +100 MHz maximalen Turbo-Takt gegenüber dem Ryzen 7 3700X an – dazu gibt es allerdings auch eine von 65 auf 105 Watt hochgehende TDP, was teilweise ebenfalls recht nützlich (zum Halten hoher Turbo-Taktraten) sein kann. Dies ergibt Taktraten-Differenzen von (nominell) 2-8%, wobei an dieser Stelle die Taktraten-Praxis eine viel größere Rolle spielen wird als die jeweiligen Taktraten-Vorgaben und somit eine Prognose basierend nur auf technischen Daten ziemlich fehleranfällig wird. Bei einer halbwegs vernünftigen Taktraten-Skalierung könnte der Ryzen 7 3800X auf einer Spiele-Performance von geschätzt 103-105% herauskommen, sprich (grob) +3-5% schneller als der Ryzen 7 3700X sein. Dies ist eigentlich nicht der Rede wert, würde aber eben die Spiele-Performance von Ryzen 9 3900X sowie Core i7-8700K überflügeln sowie sich um nur noch 2-4% Differenz an den Core i9-9900K heranrobben. Aufgrund der genannten Unsicherheit wäre jene Prognose aber dann doch lieber noch durch explizite Tests zu ersetzen.

Bemerkenswert an diesen Benchmarks ist letztlich noch das gute Abschneiden des Core i9-9700K, welcher als Achtkerner ohne HyperThreading trotz minimal zurückhängender Taktrate grob die Hälfte aller Tests gegenüber dem Core i9-9900K (Achtkerner mit HyperThreading) gewinnt. Die Differenzen zwischen diesen beiden Prozessoren sind natürlich zumeist minimal – aber auch das ist ja schon ein Achtungszeichen, wenn ein für 374 Dollar in der Intel-Preisliste stehender Prozessor letztlich dieselbe Gaming-Performance abliefert wie das Spitzen-Modell für 488 Dollar. Leider gab es dato keine entsprechenden Benchmarks auf AMD-Seite, aber gemäß dieses Beobachtung wäre es durchaus interessant zu wissen, wie die Spiele-Performance von Ryzen 7 3700X sowie Ryzen 9 3900X unter deaktviertem SMT ausfällt. Die Frage von HyperThreading bzw. SMT wird mit steigender Kern-Anzahl augenscheinlich wieder ein Thema im Spiele-Bereich.

Nachtrag vom 14. Juli 2019

Die fertige Launch-Analyse basiert breitflächig auf diesen Benchmarks, fügt selbigen jedoch noch einzelne korrigierte Werte der jeweiligen Launchreviews hinzu und kommt daher im Insgesamt-Bild auf ein marginal abweichendes Ergebnis. Die in der Launch-Analyse notierten Performance-Werte sind somit letztlich korrekter wie auch aktueller.