Als Teaser zur kommenden Launch-Analyse zu AMDs Ryzen 3000 auf Zen-2-Basis soll hiermit der bereits fertiggestellte Überblick zur Anwendungs-Performance vorab veröffentlicht werden. Hierzu wurden wie üblich die Benchmarks der verschiedenen Launch-Reviews ausgewertet, wobei die Auswahl der herangezogenen Testberichte sich primär danach richtete, wieviele Einzel-Benchmarks in diesen geboten werden. Gerade im CPU-Bereich ist eine hohe Benchmark-Anzahl wichtig, da sich bei einer geringen Anzahl sehr erhebliche Differenzen zwischen einzelnen Testberichten ergeben können – je nach den eingesetzten Benchmarks. Zudem haben größere Testfelder im CPU-Bereich auch die Tendenz, weit weniger überschwänglich zu skalieren, womit die teilweise extrem hohen Skalierungen diverser Standard-Benchmarks (wie beim Cinebench) wieder etwas normalisiert werden. Letztlich soll die herauskommende Auswertung von 18 Launchreviews mit ca. 1540 Einzel-Benchmarks einen generellen Performance-Schnitt wiedergeben, welcher sowohl die Höhen als auch die Tiefen enthält.
Als Testprobanden aus der neuen Ryzen 3000 Serie standen den Hardwaretestern primär nur Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X zur Verfügung. Entsprechende Tests zu den anderen Ryzen-3000-Modellen fanden dagegen (leider) kaum statt – vereinzelt wurde hier und da der Ryzen 5 3600 angetroffen (bei Adrenaline, ComputerBase, Gamers Nexus & MadBoxPC), die Menge der hiermit angestellten Benchmarks reicht aber nicht für eine solcherart generelle Auswertung aus. Als (mit ähnlichem Preispunkt versehene) Vergleichs-Prozessoren zu Ryzen 7 3700X (329$) und Ryzen 9 3900X (499$) bieten sich Intel-seitig erst einmal Core i7-9700 (323$) sowie Core i9-9900K (488$) an, wobei der Core i7-9700 in keinem einzigen Test zu sehen war, dafür oftmals Core i7-8700K (359$) oder/und Core i7-9700K (374$) getestet wurden. Zum Vergleich mit den jeweiligen Vorgänger-Modellen sind zudem noch die Benchmark-Resultate zu Ryzen 7 1800X, Ryzen 7 2700X und Core i7-7700K interessant.
Anwendungs-Performance | R7-1800X | R7-2700X | R7-3700X | R9-3900X | i7-7700K | i7-8700K | i7-9700K | i9-9900K |
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CPU-Kerne | 8C/16T | 8C/16T | 8C/16T | 12C/24T | 4C/8T | 6C/12T | 8C/8T | 8C/16T |
Taktraten (GHz) | 3.6/4.0 | 3.7/4.3 | 3.6/4.4 | 3.8/4.6 | 4.2/4.5 | 3.7/4.7 | 3.6/4.9 | 3.6/5.0 |
TDP | 95W | 105W | 65W | 105W | 95W | 95W | 95W | 95W |
AnandTech (19 Tests) | 73,2% | 81,1% | 100% | 117,4% | 58,0% | 77,9% | 85,9% | 96,2% |
ComputerBase (9 Tests) | 73,5% | 82,9% | 100% | 137,8% | 50,5% | 72,1% | - | 100,0% |
Cowcotland (12 Tests) | - | 77,9% | 100% | 126,9% | - | - | 83,0% | 97,1% |
Golem (7 Tests) | 72,1% | 78,1% | 100% | 124,6% | - | - | 80,5% | 87,9% |
Guru3D (13 Tests) | - | 86,6% | 100% | 135,0% | - | 73,3% | 79,9% | 99,5% |
Hardware.info (14 Tests) | 71,7% | 78,2% | 100% | 123,6% | - | 79,3% | 87,6% | 94,2% |
Hardwareluxx (10 Tests) | - | 79,9% | 100% | 140,2% | 51,3% | 74,0% | 76,1% | 101,1% |
Hot Hardware (8 Tests) | - | 79,5% | 100% | 126,8% | - | - | - | 103,6% |
Lab501 (9 Tests) | - | 79,4% | 100% | 138,1% | - | 78,8% | 75,2% | 103,1% |
LanOC (13 Tests) | - | 82,2% | 100% | 127,8% | - | 75,7% | - | 103,8% |
Le Comptoir d.H. (16 Tests) | 72,9% | 79,4% | 100% | 137,2% | - | 69,6% | 68,5% | 85,2% |
Overclock3D (7 Tests) | - | 80,1% | 100% | 130,0% | - | - | 75,3% | 91,4% |
PCLab (18 Tests) | - | 83,4% | 100% | 124,9% | - | 76,5% | 81,6% | 94,0% |
SweClockers (8 Tests) | 73,7% | 84,8% | 100% | 129,5% | 49,6% | 71,0% | 72,7% | 91,9% |
TechPowerUp (29 Tests) | 78,1% | 85,9% | 100% | 119,7% | - | 86,7% | 88,1% | 101,2% |
TechSpot (8 Tests) | 72,8% | 78,8% | 100% | 135,8% | 49,9% | 72,4% | 73,1% | 101,3% |
The Tech Report (17 Tests) | 75,0% | 83,6% | 100% | 123,3% | - | 78,4% | - | 101,8% |
Tom's Hardware (25 Tests) | 76,3% | 85,1% | 100% | 122,6% | - | - | 87,3% | 101,3% |
gemittelte Anwendungs-Perf. | 74,3% | 82,1% | 100% | 127,2% | ~55% | 76,6% | 81,4% | 97,8% |
Listenpreis (Auslauf) | (349$) | 329$ | 329$ | 499$ | (339$) | (359$) | 374$ | 488$ |
Performance-Durchschnitt gewichtet zugunsten jener Reviews mit besonders vielen Einzel-Benchmarks; gesamte Benchmark-Anzahl: ca. 1540 |
Wie mittels des Performance-Durchschnitts gut zu sehen, erfüllt AMD seine Mission bei Zen 2 in der Frage der Anwendungs-Performance einwandfrei: Schon der kleinere Achtkerner Ryzen 7 3700X reicht im Schnitt der Messungen faktisch aus, um Intels derzeitiges Consumer-Topmodell Core i9-9900K, welches zudem nominell mit klar höherem Takt antritt, um eine geringe Differenz in die Schranken zu weisen. Dabei ist der Ryzen 7 3700X deutlich günstiger und ganz gewiss nicht als Counterpart zum Core i9-9900K gedacht, selbst im reinen Achtkern-Feld hat AMD mit dem Ryzen 7 3800X schließlich noch ein besseres Angebot zur Verfügung (welches bei den Launchreviews aber nicht mitgetestet wurde). Ebenfalls beachtenswert ist der dicke Performance-Sprung zwischen Ryzen 7 2700X und 3700X von +21,8% auf interessanterweise nahezu denselben (nominellen) Taktraten – immer einrechnend, das darüber schließlich noch der Ryzen 7 3800X existiert.
Der preislich eigentlich gegenüber dem Core i9-9900K angesetzte Ryzen 9 3900X stellt dann wieder dieselbe Lage her, welche seinerzeit nach dem Launch der allerersten Ryzen-Prozessoren existierte: AMD ist bei der Anwendungs-Performance auch an der absoluten Leistungsspitze somit wiederum sehr deutlich in Front. Die Performance-Differenz von +30,1% zwischen beiden Top-Modellen ist für den CPU-Bereich eine sehr hohe Hausnummer, welche Intel mangels entsprechender Nachfolgeprodukte in der Pipeline auch nicht so schnell kontern können dürfte. Dabei wäre sogar noch eine etwas bessere Performance-Differenz zugunsten von AMD denkbar, immerhin liegen zwischen Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X bei +50% CPU-Kernen/Threads (auf vergleichbaren Taktraten) nur +27,2% Performance – liegt die Kern-Skalierung in der Breite der Anwendungs-Benchmarks also bei weitem nicht so gut wie einige wenige Standard-Benchmarks es oftmals vermitteln.
Allerdings arbeitet sicherlich die Zeit für alle Prozessoren mit vielen und besonders vielen CPU-Kernen, teilweise schon zu erkennen am Ergebnis des Core i7-7700K als einzigem Vierkerner im Test: Jener kommt aktuell auf 71,5% des Performance-Niveaus des Core i7-8700K – was vergleichsweise schwach ist, denn zum Launch des Coffee-Lake-Refresh belief sich dieser Wert noch auf 75,4%. Die vorliegenden (neuen) Werte zum Core i7-7700K sind vielleicht zu wenige in der Anzahl, um dies ganz sicher sagen zu können – aber dennoch sieht es fast so aus, als wäre diese einst rasante Vierkern-CPU nunmehr Opfer einer zunehmenden Multithread-Ausrichtung vieler Benchmarks, womit die Performance-Skalierung bei Prozessoren mit vielen CPU-Kernen/Threads entsprechend anzieht. Die vergleichsweise schwache Skalierung zwischen Achtkerner Ryzen 7 3700X und 12-Kerner Ryzen 9 3900X ist demzufolge wohl nur eine Momentaufnahme, in Zukunft sollte sich die Kern-Skalierung zugunsten des 12-Kerners durchaus noch verbessern.
Nachtrag vom 14. Juli 2019
Die fertige Launch-Analyse basiert breitflächig auf diesen Benchmarks, fügt selbigen jedoch noch einzelne korrigierte Werte der jeweiligen Launchreviews hinzu und kommt daher im Insgesamt-Bild auf ein marginal abweichendes Ergebnis. Die in der Launch-Analyse notierten Performance-Werte sind somit letztlich korrekter wie auch aktueller.