26

Vorab-Benchmarks unter Cinebench & Geekbench zeigen sehr freundliches Bild zu Intels "Alder Lake"

In den letzten Tagen haben sich einige Benchmark-Leaks zum Spitzenmodell von Intels kommender "Alder Lake" Prozessoren-Generation ergeben, dem Core i9-12900K. Logischerweise kann derzeit niemand sicher (außerhalb von Intel) bestätigen, dass jene Benchmarks in dieser Form real sind oder ob bei diesen nicht eventuell Übertaktung oder/und hochgesetzte Power-Limits mit hineinspielen. Dabei deuten die von REHWK @ Twitter, HXL @ Twitter & Harukaze5719 @ Twitter kommenden Cinebench- und Geekbench-Werte letztlich allesamt in dieselben Richtung aus Performance-Sicht – Alder Lake kann darin durchgehend glänzen. Zur besseren Einordnung wurden diesen Werten des Core i9-12900K nachfolgend Vergleichswerte zum Rocket-Lake-Spitzenmodell sowie den Zen-3-Spitzenmodellen seitens Guru3D (CB20), ComputerBase (CB23) sowie aus der Geekbench-Datenbank gegenübergestellt:

CB20/ST CB23/ST CB23/MT GB5/ST GB5/ST-INT GB5/ST-FP
Core i9-12900K 81x 205x 30549 20xx 178x 2xxx
Core i9-11900K 623 1697 15514 1858 1578 1863
Ryzen 9 5950X 643 1684 28782 1681 1433 1846
Ryzen 9 5900X 641 1638 22046 1668 1403 1823
Ryzen 7 5800X 624 1596 14812 1674 1423 1839
Quellen: Core i9-12900K von REHWK @ Twitter, HXL @ Twitter & Harukaze5719 @ Twitter, Vergleichswerte von Guru3D (CB20), ComputerBase (CB23) & Geekbench-Datenbank .... Geekbench-Einzelwerte: 1. Singlethread insgesamt, 2. Singlethread Integer, 3. Singlethread Fließkomma

Bis auf einen Fall (Cinebench R23) handelt es sich durchgehend um Singlethread-Werte – womit natürlich gerade die Stärken von Alder Lake betont werden. In dieser Disziplin legt der Core i9-12900K im Schnitt der fünf Tests um +16% auf seinen Intel-Vorgänger oben drauf, wobei die Geekbench-Resultate vergleichsweise durchschnittlich ausfallen und der Core i9-12900K dagegen unter Cinebench R20 (+30%) sowie Cinebench R23 (+21%) besonders stark ist. Der Vorteil gegenüber einem Ryzen 9 5950X fällt mit durchschnittlich +20% sogar noch etwas besser aus, da hierbei eine stärkere Differenz im Geekbench herauskommt und somit selbige die Durchschnittswertung nicht mehr erheblich nach unten zieht. Das vergleichsweise schwache Ergebnis zwischen den Intel-Prozessoren im Geekbench-Gesamtergebnis hängt natürlich auch an einem klar zurückgehenden Cryptowert (RKL 5472 → ADL 51xx), resultierend aus dem Fehlen von AVX512 bei Alder Lake.

Mit jenen Singlethread-Werten kann Alder Lake somit schon einmal ein absolutes Achtungszeichen setzen. Allerdings werden Singlethread-Resultate oftmals auch etwas überbewertet – ganz so, als würde es ein eigenes Benchmark-Feld mit echter Anwendungs-Software im reinen Singlethread-Modus geben. Doch die Singlethread-Performance fließt letztlich in vielerlei Anwendungen als Komponente zu deren finaler Performance ein – bei einigen viel stärker (Office, Adobe, Browser), bei anderen so gut wie überhaupt nicht (Rendering, Kompilation, De/Encoding). In einem ausgewogenen Benchmark-Feld zur Anwendungs-Performance hat man grob ein Drittel an Benchmarks, welche stark auf Singlethread-Performance reagieren. Diese Software benötigt oftmals allerdings dennoch Mehrkern-Prozessoren, um sinnvoll funktionieren zu können – sprich, die Ergebnisse von klassischen Singlethread-Benchmarks fließen dabei nicht gleich 1:1 ein, sondern eher nur in der Tendenz.

Im Endeffekt vermischt sich dann das Ergebnis klassischer Singlethread-Benchmarks mit denen von klassischer Multithread-Benchmarks, sofern man auf eine ausgewogene Anzahl an echten Anwendungs-Tests setzt – und die herauskommenden Ergebnisse dann unter einem geometrischen Mittel betrachtet. Singlethread-Ergebnisse können insbesondere im Launch-Vorfeld einen guten Hinweis auf das herauskommende Performance-Profil geben und zeigen auch generell einen spritziger wirkenden Prozessor an. Sobald allerdings der Launchtag erreicht ist und die Launch-Reviews ihre vielfältigen Benchmark-Ergebnisse ins Netz ergießen, zählt eher denn das herauskommende Gesamtergebnis – im welchen die Singlethread-Performance dann schließlich schon mit enthalten ist (und somit ab diesem Zeitpunkt keine besonders herausgestellte Betrachtung mehr verdient).

Allerdings scheint Alder Lake nicht einfach nur eine herausragende Singlethread-Performance zu bieten, sondern auch bei der Multithread-Performance mithalten zu können – trotz dass die Hälfte der CPU-Kerne (deutlich) kleinerer Bauart und damit nicht so leistungsfähig ist. Denn das Multithread-Ergebnis unter dem Cinebench R23 zeigt für den Core i9-12900K einen Vorsprung von satten +97% gegenüber dem Core i9-11900K an, selbst gegenüber dem Ryzen 9 5950X als ausgewachsenem 16-Kerner ergibt dies einen Vorteil von noch +6%. Jener nominell kleine Vorteil ist vielleicht das erstaunlichste Ergebnis dieser ganzen Vorab-Werte, denn immerhin stehen hier 8C+8c mit 24 Threads (Intel) gegen 16C mit 32 Threads (AMD). Augenscheinlich sind sowohl die kleinen CPU-Kerne von Alder Lake ("Gracemont") nicht wirklich langsam, zudem kommt bei den großen CPU-Kernen ("Golden Cove") dann deren durch die Singlethread-Performance belegter IPC-Vorteil zum tragen.

Mit dem Cinebench R23 liegt hierbei allerdings auch ein Benchmark vor, welcher bereits auf die kleinen CPU-Kerne von Alder Lake reagiert bzw. jene augenscheinlich sogar erstklassig auszunutzen versteht. Interessant zur Beurteilung von Alder Lake wäre aber auch zu erfahren, wie das Ergebnis ganz ohne kleine CPU-Kerne ausfällt – weil es anfänglich genügend Anwendungs-Software geben dürfte, welche mit selbigen nichts anzufangen weiss und daher keinen Performance-Vorteil aus deren Existenz generieren kann. Zur Beantwortung dieser Frage kann man aus der Differenz von Singlethread- zu Multithread-Ergebnis des Core i9-11900K (mit allein großen CPU-Kernen) interpolieren, wie sich die CB23-Performance des Core i9-12900K zwischen großen und kleinen CPU-Kernen vermutlich und im groben Maßstab aufteilen dürfte:

CB23/ST CB23/MT Aufteilung MT-Ergebnis
Core i9-12900K 205x 30549 8x Golden Cove á ~2345/C   = 18760   (61%)          
8x Gracemont á ~1473/c   = 11784   (39%)          
————————          
= 30544 (100%)          
Core i9-11900K 1697 15514 8x Willow Cove á 1939/C = 15512
Anmerkung: simple Hochrechnung, ohne Anspruch auf Zielgenauigkeit, Fehlermarge geschätzt ±10%

Trotz der Ungenauigkeit dieses Ansatzes sowie der sich daraus ergebenden (vermutlichen) Fehlermarge von bis zu ±10% können hieraus schon einige Erkenntnisse gezogen werden: So kommt ein Core i9-12900K unter Benchmarks, welche rein die großen CPU-Kerne benutzen, trotzdem massiv (+27%) vor einem Ryzen 7 5800X heraus. Dieses Ergebnis könnte sich sogar noch erhöhen, wenn das TDP-Limit eine Rolle spielt und somit der freiwerdende TDP-Beitrag der kleinen CPU-Kerne den größeren CPU-Kernen zusätzlich zugutekommt. Gleichfalls scheint es fast so, als würde zwischen kleinen und großen CPU-Kernen von Alder Lake zwar eine Performance-Differenz von +56% liegen, damit aber trotz der genannten Fehlermarge der zugrundeliegenden Hochrechnung letztlich zwei kleine CPU-Kerne immer klar schneller als ein großer Kern herauskommen.

Die kleinen CPU-Kerne von Alder Lake liegen demnach anscheinend sogar in der Leistungsklasse eines CPU-Kerns (ohne HyperThreading) von Zen 2 oder Coffee Lake. Dies macht es nachvollziehbarer, dass Intel bei seinen nachfolgenden Prozessoren-Generationen die Anzahl der großen CPU-Kerne augenscheinlich für einige Jahr nicht weiter steigern will (mehr große CPU-Kerne wird es dann bei den jeweiligen HEDT-Generationen von Intel geben) – dafür aber die Anzahl der kleinen CPU-Kerne regelrecht hochjagd. So wird der direkte Alder-Nachfolger "Raptor Lake" mit gleich 16 kleinen CPU-Kernen antreten, dessen Nach-Nachfolger "Arrow Lake" dann schon mit 32 kleinen CPU-Kernen – bei weiterhin durchgehend 8 großen CPU-Kernen. Augenscheinlich kann man mit diesen kleinen CPU-Kernen die Multithread-Performance aus Sicht von Stromverbrauch und Chipfläche effizienter steigern, als mit einer höheren Anzahl an großen CPU-Kernen.

CPU-Serie Fert. CPU-Kerne CPU-Architektur Release
Alder Lake Core i-12000 Intel 7 8C/16T+8c/8t Golden Cove + Gracemont 19. Nov. 2021
Raptor Lake Core i-13000 Intel 7 8C/16T+16c/16t Raptor Cove + Gracemont Ende 2022
Meteor Lake Core i-14000 Intel 4 ? Redwood Cove + Crestmont Mitte/Ende 2023
Arrow Lake Core i-15000 TSMC N3 8C/16T+32c/32t Lion Cove + Skymont 2023/24
bezogen ausschließlich auf Desktop-Prozessoren des Consumer-Segments (non HEDT)

Zurückkommend zu den vorliegenden Vorab-Benchmarks zu Alder Lake sei natürlich vor zu großer Euphorie gewarnt. Die Benchmarks könnten zum einen zu viel versprechend als real vorhanden ist, weil (möglicherweise) unter Übertaktung und/oder höheren Power-Limits aufgenommen (wenngleich deren Effekt auf Alder Lake natürlich genauso noch nicht bekannt ist). Zudem ergibt sich anhand der geleakten Messungen – fünfmal Singlethread und Multithread nur dort, wo sich Alder Lake bestmöglich in Szene setzen kann – durchaus der leise Verdacht, dass jene Leaks durchaus zu Intels Marketing-Plan gehören könnten. In jedem Fall ist davon auszugehen, dass man hiermit schon den Bestcase sieht – andere, weniger stark auf Alder Lake reagierende Benchmarks sich hingegen erst mittels der kommenden Launchreviews ergeben werden. Es gilt sicherlich, auf deren Ergebnisse und eine solide Zusammenfassung dieser zu warten – welche im Mittel wahrscheinlich doch etwas niedrigere Vorteile für Alder Lake sehen dürften.

Nachtrag vom 26. September 2021

VideoCardz machen auf einen weiteren Vorab-Benchmark zum Core i9-12900K aufmerksam, welcher zu den kürzlich notierten Vorab-Messungen zu diesem Alder-Lake-Spitzenmodell passt. Dabei wurden im Singlethread-Test des CPU-Z Benchmarks immerhin 825,0 Punkte erreicht. Gegenüber den offiziellen CPU-Z-Werten bei CPU-Z ergibt dies wiederum satte Vorteile des Core i9-12900K von +21% gegenüber dem Core i9-11900K sowie +28% gegenüber dem Ryzen 9 5950X. Mittlerweile deuten inzwischen alle diese Benchmarks in dieselbe Richtung und darf daher durchaus ein kräftiger Performance-Sprung seitens Alder Lake erwartet werden. Nichtsdestotrotz sollte das durchschnittliche Performance-Ergebnis im Schnitt vieler Anwendungs-Benchmarks nicht ganz diese Höhe erreichen, da es nicht erwartbar ist, dass alle Software umgehend so gut auf Alder Lake anspricht wie die bislang benutzten Benchmarks.

CPU-Z/ST CB20/ST CB23/ST CB23/MT GB5/ST GB5/ST-INT GB5/ST-FP
Core i9-12900K 825 81x 205x 30549 20xx 178x 2xxx
Core i9-11900K 682 623 1697 15514 1858 1578 1863
Ryzen 9 5950X 647 643 1684 28782 1681 1433 1846
Ryzen 9 5900X 648 641 1638 22046 1668 1403 1823
Ryzen 7 5800X 640 624 1596 14812 1674 1423 1839
11900K → 12900K +21% +30% +21% +97% +8% +13% +7%
5950X → 12900K +28% +26% +22% +6% +19% +24% +8%
Quellen: Core i9-12900K von REHWK @ Twitter, HXL @ Twitter, Harukaze5719 @ Twitter & VideoCardz, Vergleichswerte von CPU-Z, Guru3D (CB20), ComputerBase (CB23) & Geekbench-Datenbank ... Geekbench-Einzelwerte: 1. Singlethread insgesamt, 2. Singlethread Integer, 3. Singlethread Fließkomma

Nachtrag vom 29. September 2021

Seitens HXL @ Twitter kommt ein neuer CPU-Z-Benchmark zum Core i9-12900K, welcher den bisherigen Wert etwas nach unten korrigiert – da selbiger augenscheinlich irgendwie übertaktet aufgenommen wurde. Das neue Ergebnis von 802,9 Punkten im Singlethread-Test soll dann garantiert auf "Stock"-Niveau aufgenommen worden sein, die bisher gemeldeten 825 Punkte lagen dagegen um +2,8% höher. Im Vergleich zu Core i9-11900K und Ryzen 9 5950X verliert das Alder-Lake-Spitzenmodell damit keineswegs die klare Führung, allerdings sinkt der aufgezeigte (weiterhin große) Vorteil etwas um 3-4 Prozentpunkte. Die Problematik, dass der Core i9-12900K eventuell übertaktet oder/und ohne Power-Limits getestet wurde, könnte auf alle der bisherigen Vorab-Benchmarks zutreffen – womit deren sehr freundliches Ergebnis eben auch keineswegs bereits einen ausreichend zielgenauen Schluß zur Alder-Lake-Performance zuläßt.

CPU-Z/ST Stock CPU-Z/ST OC CPU-Z/MT Stock
Core i9-12900K 802,9 825 10719,6
Core i9-11900K 682 - 6563
Ryzen 9 5950X 647 - 11856
Ryzen 9 5900X 648 - 9544
Ryzen 7 5800X 640 - 6560
11900K → 12900K +18% +21% +63%
5950X → 12900K +24% +28% –10%
Stock-Wert zum Core i9-12900K von HXL @ Twitter, OC-Wert zum Core i9-12900K von VideoCardz, Vergleichswerte von CPU-Z

Gleichfalls gibt es ein erstes Multithread-Ergebnis unter dem CPU-Z, welches im Gegensatz zu den Ergebnissen unter dem Cinebench R23 etwas unterhalb des Niveaus des Ryzen 9 5950X ausfällt (–10%). Dafür, dass Intel hier mit 8 großen und 8 kleinen CPU-Kernen auf nur 24 CPU-Threads insgesamt gegen einen ausgewachsenen 16-Kerner mit 32 CPU-Threads antritt, ist das ganze aber dennoch ein sehr ehrbares Resultat – und letztlich wird damit sogar der 12-Kerner Ryzen 9 5900X klar in die Schranken gewiesen. Mit dem Hybrid-Ansatz von Intels "Alder Lake" dürften diese schwankenden Ergebnisse allerdings normal sein, je nachdem wie die gewählte Benchmark-Software auf diesen Ansatz reagiert. Dabei ist zu erwarten, dass es im Feld der echten Anwendungs-Software durchaus auch noch Fälle mit klar schlechterer Alder-Lake-Performance gibt, denn dort sind die Update-Zyklen deutlich länger als bei reinen Benchmark-Anwendungen wie CPU-Z, Cinebench oder Geekbench. Auch aus dieser Sicht gilt es wiederum die Launchreviews zu Alder Lake (angeblich 4. oder 19. November) abzuwarten.