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Windows 8 bremst den PC-Markt weiter aus

Richtig Aufregung gibt es derzeit um eine Analyse der Marktforscher von der IDC, wonach der PC-Markt im ersten Quartal 2013 den heftigsten Rückgang seit Start der Aufzeichnungen anno 1994 verzeichnen musste: Es wurden im ersten Jahresquartal 2013 noch einmal deutlich weniger PC verkauft (-13,9% vom Vorjahresquartal) als bisher schon mit den niedrigen Prognosen erwartet worden war (-7,7%). Damit kann es als fraglich gelten, ob die Prognose zum Gesamtjahr 2013, welche von einem leichten Rückgang des PC-Business zugunsten des Tablet-Business ausgeht, überhaupt noch zu halten ist – wahrscheinlich wird auch diese sowieso schon negative Prognose noch weiter nach unten korrigiert werden müssen.

Interessant ist vor allem die Begründung für den aktuellen Rückgang – wonach Microsofts Windows 8 Betriebssystem erstmals nicht nur die Schuld für das ausbleibende Wachstum, sondern vor allem auch für den aktuellen Geschäftsrückgang gegeben wird. Gemäß der Analysten von IDC hat Windows 8 den Markt nicht belebt, sondern vielmehr sogar noch weiter nach unten gezogen. Viel schlimmeres kann man zum Launch eines neuen Desktop-Betriebssystems von Microsoft wohl nicht sagen, welche bisher durchgehend freudigst innerhalb der PC-Industrie erwartet wurden, weil damit immer auch ein kräftiger Marktaufschwung verbunden war.

PC- und Tablet-Verkäufe 2009-2012
PC- und Tablet-Verkäufe 2009-2012
PC- und Tablet-Umsätze 2010-2012
PC- und Tablet-Umsätze 2010-2012

Bei Windows 8 hat Microsoft – trotz aller guten, aber wahrscheinlich auf den extremen Rabatten basierenden Anfangserfolge – diesen Effekt nicht liefern können, sondern eine zusätzliche Unsicherheit in den Markt gebracht: Der normale PC-Käufer ist verunsichert, da Fachpresse und der Enthusiast im Bekanntenkreis mit hoher Chance eher vor Windows 8 (bei echten PCs) warnen als dieses zu empfehlen. Die Existenz von Windows 8 bremst somit in der Tat das Begehren nach einem neuen PC – weil man diesen eben nur mit einem nicht besonders empfehlenswerten Betriebssystem bekommt. Microsoft hat sich da einen schönen gordischen Knoten hingelegt – dürfte aber wahrscheinlich nicht den Mut zur Tat haben (sprich die Durchschlagung des gordischen Knotens) und wird daher erst einmal weiterhin im eigenen Saft kochen.

Die böse Ironie ist dabei, daß ausgerechnet die Initiative von Microsoft zur Erringung der Tablet/Smartphone-Geschäftsfelder der Zukunft in Form eben von Windows 8 Microsoft derzeit in die Bredoille bringt – und je länger dieser Zustand andauert, das bisher gut laufende Kerngeschäft von Microsoft sowohl finanziell als auch aus Sicht des möglichen Erstarkens von Windows-Alternativen ernsthaft sabotiert wird. Und dieser Zustand dürfte sich nicht verbessern, so lange Microsoft am derzeit eingeschlagenen Pfad weiterhin eisern fehlhält – sprich, vor Ende 2014 mit dem vermutlichen Launch von Windows 9 passiert nichts, da das Zwischen-Update für Windows 8 in Form von "Windows Blue" nichts grundsätzliches an Windows 8 ändern wird.

In gewissem Sinne wäre es jetzt Aufgabe der PC-Hersteller, entweder bei Microsoft zu intervenieren – oder aber Eigeninitiative zu zeigen und Betriebssystem-Alternativen zu entwickeln und ins Programm aufzunehmen. Mindestens anderthalb Jahre – wenn man überhaupt annimmt, daß Microsoft bei Windows 9 wieder etwas zugunsten der Desktop-Nutzer zurückrudert – sind eine einfach zu lange Zeit, um dies auszusitzen. In jedem Fall scheint Windows 8 zum ungünstmöglichen Zeitpunkt für das PC-Business gekommen zu sein: Dann, wenn man unter dem Tablet-Ansturm eine klare Marktbelebung gebraucht hätte, hat Microsoft einen – jetzt augenscheinlich mit Zahlenmaterial belegbar – regelrechten Marktbremser herausgebracht.