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AMD bringt mit "Mantle" eine Lowlevel Grafik-API für den PC

Der eigentliche Knaller der nächtlichen Präsentation zur Ankündigung von AMDs Volcanic-Islands-Generation waren nicht die mageren Daten zu diesen neuen Grafikkarten, sondern die Vorstellung von "Mantle", einer Grafik-API für den PC, womit AMD auf GCN-basierten Grafikchips eine gewisse LowLevel-Programmierung und damit eine bessere Ausnutzung der Hardware ermöglichen will. Die Optimierungen betreffen dabei sowohl die GPU selber als auch (reduzierte) CPU-Aufrufe, hinzu kommt noch der Zugriff auf Hardware-Features, die kein Bestandteil von DirectX 11.x sind. Mantle wird schon demnächst zur Verfügung stehen, im Dezember soll es ein entsprechendes Update für Battlefield 4 geben, welches danach auf GCN-basierten Grafikkarten Mantle anstatt DirectX 11 nutzen wird.

Grob verspricht AMD mittels Mantle erhebliche Performance-Zuwächse, da mittels Mantle die ansonsten nur auf Spielekonsolen übliche Lowlevel-Optimierung eben auch auf PCs zugänglich gemacht wird. Über die Höhe des Effekts läßt sich derzeit nur spekulieren – AMD sprach zwar vollmundig davon, gleich einmal die Spiele-Performance des Jahres 2018 erreichen zu können, davon sollte man sich jedoch nicht leiten lassen: Insbesondere der hohe Optimierungsgewinn auf Spielekonsolen kommt primär daher, daß dort immer nur eine gleiche Hardware existiert und man daher alle Optimierungen nur auf diese eine Hardware ausrichten kann. Auf dem PC wird es kaum Geräte-spezifizische Optimierungen geben und muß daher die API selber erst einmal besser bzw. effizienter als DirectX sein, um irgendeinen Performance-Gewinn zu erzielen.

Da aber Mantle neben DirectX genutzt werden kann, werden wir spätestens mit dem kommenden Mantle-Update für Battlefield 4 einen Eindruck über die Leistungsfähigkeit dieser Grafik-API bekommen. Potentiell hat AMD hiermit einen "Game-Changer" in der Hinterhand, welcher nVidia durchaus zusetzen könnte. Man bedenken allein einmal den Effekt, wenn Mantle nur (vergleichsweise lächerliche) 15% Performance bringt – dann würden AMD-Grafikkarten in allen Benchmark-Vergleichen vorn liegen, was ein handfestes Verkaufsargument für diese AMD-Grafikkarten wäre. Mit den beiden Konsolen-Deals im Rücken dürfte auch die weitere Vermarktung von Mantle kein großes Problem darstellen, AMD sich eventuell auch einmal vom bisherigen, eher lauwarmen Image lösen können.

Nachtrag vom 26. September 2013

Zum Thema AMD "Mantle" wäre noch der wichtige Punkt zu erwähnen, daß die Spieleentwickler mittels Mantle in der Lage sein werden, DirectX 11.2 und darüber hinausgehende Features auch unter Windows 7 bereitzustellen – obwohl Microsoft wie bekannt DirectX 11.1 und höhere Ausführungen der Direct3D-Schnittstelle nur für Windows 8 vorgesehen hat. Angesichts dessen, daß Windows 8 wohl nie wirklich auf einen grünen Zweig kommen wird, erscheint dies als erheblicher Vorteil zugunsten von AMD-Hardware. Nächster Punkt ist, daß Mantle möglicherweise auch unter Linux laufen wird, was in Bezug auf SteamOS hochinteressant sein könnte. Sicher ist dagegen schon, daß Mantle zwar auf GCN-basierte Grafikchips optimiert ist, prinzipiell aber auch von Intel- und nVidia-Grafikchips genutzt werden kann – hierfür müsste nur ein Mantle-unterstützender Treiber zur Verfügung gestellt werden. Ob dies für Intel und nVidia Sinn macht, steht auf einem anderem Blatt – AMD hat hier in jedem Fall einen erheblichen Hausvorteil und sofern Intel und nVidia wirklich von Mantle profitieren wollten, müssten sie ihre (zukünftigen) Grafikchips wohl stark an die GCN-Architektur anlehnen. Mehr zu Mantle wird AMD im übrigen auf dem kommenden AMD Developer Summit vom 11. bis 14. November sagen.

Nachtrag vom 15. Oktober 2013

Nachdem sich Microsoft in einem Blogposting dazu geäußert hat, welche 3D-APIs auf der Xbox One zur Verfügung stehen (natürlich ausschließlich DirectX), hat AMD per Twitter klargestellt, daß AMDs Mantle-API in der Tat rein für den PC gedacht ist – und damit auch nicht vielleicht doch bei Sonys PS4 zum Einsatz kommt. Beide Konsolenhersteller pflegen ihre eigenen LowLevel-APIs und haben damit naturgemäß nicht das gleiche große Interesse an Mantle, wie es jenes auf dem PC gibt. Dato muß Mantle natürlich erst einmal (auf dem PC) seine generelle Schlagkraft beweisen, was nach derzeitigem Stand noch bis zum Dezember in Form eines Mantle-Patches für Battlefield 4 (samt passender AMD-Treiber) dauern wird.

Nachtrag vom 27. Oktober 2013

Laut Fudzilla hat Spieleentwickler DICE eine zeitlich begrenzte Exklusivität für AMDs Mantle-API – was begründet, wieso andere Spieleentwickler sich derzeit noch nicht zu Mantle bekannt haben. Diese Exklusivität soll aber demnächst schon auslaufen, auf einer AMD-Konferenz schon im November will AMD weitere Spieleentwickler bekanntgeben, welche auf Mantle setzen werden. DICE selber verspricht laut der PC Games Hardware im übrigen schon mindestens 15 Spiele mit der Mantle-unterstützten Frostbite-Engine. Derweil ist allerdings immer noch vakant, wieviel Mantle wirklich einbringt – und damit steht und fällt die ganze Sache. Sofern es nur ein paar Prozentpunkte sind, ist dies zwar schön für AMD im Benchmark-Vergleich mit nVidia, wird die Spieleentwickler allerdings kaum wirklich begeistern – für die geht es sowieso eher darum, so einfach wie möglich zu arbeiten. Gegenüber den Spieleentwicklern muß AMD somit vor allem mit möglichst einfach und kosteneffizient zu bedienenden Tools werben – eine Sache, die von außen schwer einzusehen ist.

Nachtrag vom 18. Juni 2014

Gegenüber der PCWorld hat AMD Pläne bestätigt, die Mantle-API auf Linux umzusetzen. Dies war zwar schon vermutet, aber bislang nirgendwo klar bestätigt wurden – und eröffnet überaus attraktive neue Möglichkeiten. Denn sobald ein Spielentwickler sich einmal zu einem Mantle-Support bekannt hat, dürfte der Weg zu einem Linux-Support dann nicht mehr weit sein – zumindest die 3D-API muß man dann schließlich nicht mehr umsetzen. Sicherlich gehören zu einem echten Linux-Support noch andere Dinge, aber wenn einem die Hälfte der Arbeit schon einmal angenommen wird, fällt die Entscheidung hierzu einfach. Sofern AMD seine Pläne zufriedenstellend durchziehen kann, könnten wir in Zukunft einige A-Listen-Titel sehen, welche (durch ihren Mantle-Support) dann eben auch unter Linux erscheinen – was das Linux-Gaming deutlich voranbringen könnte, selbst wenn jene Titel unter Linux erst einmal nur mit AMD-Grafikkarten laufen werden.

Nachtrag vom 26. Juni 2014

PCWorld berichten über eine (seitens AMD und Intel bestätigte) Anfrage von Intel über den Zugang zu AMDs Mantle-API. AMD wird diesen Zugang Intel natürlich gewähren – allerdings hat das ganze bei Intel derzeit den Status eines "Experiments", ein möglicher Mantle-Support in den Intel-Treibern ist also bei weitem nicht sicher. Man könnte auch mutmaßen, daß sich Intel Mantle nur ansieht, um dann schneller auf (das ähnliche) DirectX 12 reagieren zu können. Wenn Intel allerdings allein auf DirectX 12 abzielen würde, hat man als großer Hardware-Hersteller sicherlich auch schon jetzt Zugriff auf entsprechende Vorab-Versionen und benötigt Mantle dafür eigentlich nicht. Insofern scheint Intel tatsächlich derzeit über einen Mantle-Support nachzudenken – was der AMD-Schnittstelle natürlich weiteren Auftrieb verleihen würde, selbst wenn Intel als Grafikchip-Hersteller in der Praxis unbedeutend ist.