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Erste Benchmarks und eine kurze Die-Analyse zu AMDs "Navi 12" Chip

Erste seitens Videocardz sowie Twitterer Rogame ausgegrabene Benchmark-Werte zur Radeon Pro 5600M auf Navi-12-Basis zeigen Apples neue Mobile-Lösung beachtbar unterhalb der Performance einer Radeon RX 5600M auf Navi-10-Basis – welche ihrerseits mit 36 Shader-Clustern an einem 192 Bit GDDR6-Speicherinterface reichlich abgespeckt läuft, dafür allerdings beim TDP-Limit sicherlich nicht auf nur 50 Watt beschränkt ist. Gegenüber der mit dem gleichen Power-Limit antretenden Radeon Pro 5500M auf Navi-14-Basis geht die Radeon Pro 5600M hingegen um gleich +48% in Front, was die wesentlich höhere Effizienz dieser Grafiklösung anzeigt. Natürlich wird selbige auch dadurch begünstigt, dass der Navi-14-Chip der Radeon Pro 5500M wesentlich höher takten muß, um auf Touren zu kommen, während die Radeon Pro 5600M doch ausgesprochen handzahm getaktet ist – was man sich aufgrund der deutlich breiteren Hardware auch leisten kann (immerhin 40 Shader-Cluster anstatt der nur 24 Shader-Cluster beim Navi-14-Chip).

Radeon Pro 5500M Radeon Pro 5600M Radeon RX 5600M (Quellen)
Technik Navi 14, RDNA1, 24 CU @ 128 Bit GDDR6, 1300/3000 MHz, 50W TGP Navi 12, RDNA1, 40 CU @ 2048 Bit HBM2, 1035/770 MHz, 50W TGP Navi 10, RDNA1, 36 CU @ 192 Bit GDDR6, 1265/3000 MHz -
Geekbench 5 28748 43144 - Max Tech @ YouTube
Ungine Heaven 51,1 fps 75,7 fps - Max Tech @ YouTube
GFXBench: Aztec Ruins 90 fps 135 fps - Max Tech @ YouTube
GFXBench: Manhattan 187 fps 259 fps - Max Tech @ YouTube
3DMark13 FireStrike (GPU) 10638 15929 18774 Rogame: No.1 & No.2
3DMark13 TimeSpy (GPU) 3524 5406 6370 Rogame: No.3 & No.4
Performance-Durchschnitt 100% 148,2% ca. 170-175% -

Laut einer Analyse der von AMD gezeigten (schematischen) Die-Shots in unserem Forum dürfte die Chipfläche von Navi 12 im übrigen bei ~209mm² liegen, interpoliert anhand der bekannten Chipfläche von HBM2-Speicherchips. Dies ist doch beträchtlich unterhalb des Chipfläche von Navi 10 (251mm²) und durchaus schon fast auf dem halben Weg zu Navi 14 (158mm²), welcher wie bekannt deutlich weniger Recheneinheiten trägt. Das HBM2-Interface dürfte hierbei seinen Teil beigetragen haben, allerdings ist das dafür eingesparte GDDR6-Interface bei weitem nicht so groß, um damit gleich 42mm² Chipfläche herauszuholen. Durchaus möglich wäre es, dass AMD teilweise auch noch bei der Grafikchip-Architektur kleinere Einsparungen vorgenommen hat. Zudem dürften sicherlich diverse Massetransistoren fehlen, welche bei den niedrigen Taktraten der Radeon Pro 5600M einfach nicht gebraucht werden – eine etwas höhere Packdichte wäre in diesem Zusammenhang genauso denkbar. In der Summe handelt es sich bei Navi 12 ergo um so etwas wie eine dedizierte Mobile-Ausführung von Navi 10, welche die Möglichkeiten eines extra Chips auch vollkommen ausnutzt.

Die sich hieraus ergebende Frage ist dann, ob Navi 12 auch für den Desktop-Bereich Verwendung finden könnte – beispielsweise für einen Refresh der Radeon RX 5600/5700 Karten innerhalb der kommenden "Radeon RX 6000" Serie. Normalerweise bietet sich Navi 12 aufgrund der besseren Energieeffizienz sowie der kleineren Chipfläche hierfür an, dagegen sprechen dann der teure HBM2-Speicher sowie der Punkt, dass aufgrund eben dieser eingesparten Chipfläche bei Navi 12 eventuell keine wirklich hohen, Desktop-typischen Taktraten erreichbar sind. Derzeit kann man darüber natürlich nur spekulieren, aber die deutlich kleinere Chipfläche sowie die ausgesprochen niedrigen Taktraten der Radeon Pro 5600M legen diese Schlußfolgerung durchaus nahe. Für den Augenblick lohnt es sich daher nicht, über einen breiteren Einsatz des Navi-12-Chips zu spekulieren: Eventuell bleibt jener (wie der Vega-12-Chip) Apple-exklusiv, eventuell bringt AMD noch ein paar weitere Mobile-Lösungen auf Basis einer Abspeckung des Navi 12 (der Vollausbau dürfte Apple vorbehalten bleiben) für den PC-Einsatz heraus – aber viel mehr ist von Navi 12 (leider) nicht zu erwarten.

    AMD Navi 12

  • RDNA1-Architektur
  • ~209mm² Chipfläche, hergestellt unter der 7nm-Fertigung von TSMC
  • 40 Shader-Cluster (2560 Shader-Einheiten) an einem 2048 Bit HBM2-Speicherinterface
  • Zielrichtung: Mobile-Lösungen, derzeit Apple-exklusiv
  • Grafiklösungen: Radeon Pro 5600M
  • Release: 15. Juni 2020

Sofern es keine bedeutsamen Architektur-Abspeckungen gibt, kann AMD intern hiermit natürlich den perfekten Vergleich zwischen zwei ansonsten gleichen Grafikchips antreten, welche einmal mit GDDR6- und einmal mit HBM2-Speicherinterface ausgerüstet sind. Sowohl finale Performance (wahrscheinlich gleich), Chipfläche (Vorteil HBM), Stromverbrauch (Vorteil HBM) als auch Kostenlage (Vorteil GDDR6) stehen hierbei zur Disposition – wobei es für die Gesamtrechnung nicht um die groben Tendenzen geht, sondern sicherlich exakt Werte benötigt werden. Ein kleinerer Vorteil bei Chipfläche und Stromverbrauch kann schließlich erhebliche Mehrkosten kaum aufwiegen – gerade, wenn dem nicht eine höhere Performance und damit ein potentiell höherer Abgabepreis entgegensteht. Leider sind die genaue Kalkulationen der Grafichip-Entwickler hierzu nicht bekannt – es ist aber auffallend, dass nVidia HBM2-Speicher allein im HPC-Segment nutzt und selbst AMD (als HBM-Vorreiter) nach der Verfügbarkeit von GDDR6-Speicher auf selbigen umgeschwenkt ist.

Navi 14 Navi 12 Navi 10
Fertigung 6,4 Mrd. Xtors auf 158mm², 7nm TSMC ~209mm², 7nm TSMC 10,3 Mrd. Xtors auf 251mm², 7nm TSMC
Hardware 24 Shader-Cluster @ 128 Bit GDDR6-Interface 40 Shader-Cluster @ 2048 Bit HBM2-Interface 40 Shader-Cluster @ 256 Bit GDDR6-Interface
Desktop-Modelle Radeon RX 5500 /XT - Radeon RX 5600 /XT, Radeon RX 5700 /XT
Mobile-Modelle Radeon RX 5300M, Radeon RX 5500M Radeon Pro 5600M (Apple-exklusiv) Radeon RX 5600M