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Umfrage-Auswertung: Gab es mit der aktuellen Grafikkarte im letzten Jahr ein größeres Treiber-Problem?

Eine Umfrage vom Februar ging der seinerzeit breit diskutierten Frage nach, inwiefern sich Treiber-Probleme tatsächlich öfter bei AMD-Grafikkarten als denn nVidia-Grafikkarten zeigen. Derzeit ist diese Fragestellung bereits zu einem feststehenden Narrativ geworden – in dieser Form, als dass man die Aussage von (im Vergleich zu nVidia) "instabileren AMD-Treibern" inzwischen als feststehenden Fakt ansieht. Dies wird sicherlich gestützt durch eine seinerzeitige Umfrage von Gamers Nexus, bei welcher ~48% der AMD-Nutzer über Treiber-Probleme á wiederkehrende Spiele-Crashes, Black Screens, Systemhänger, nicht funktionierende Treiber-Features, Lüfter-Probleme sowie Probleme mit den Taktraten berichteten – aber dann nur ~22% der nVidia-Nutzer. Die sich daran anschließende 3DCenter-Umfrage sieht diese Thematik in der Höhe ziemlich anders, in der Tendenz allerdings nicht unähnlich:

Quote der Treiber-Probleme AMD nVidia Umfrage-Einschränkungen
3DCenter-Umfrage 24% 16% aktuelle Grafikkarte, Treiber-Probleme ab Anfang 2019
3DC-Umfrage: ohne kurzweilige Probleme 17% 13% wie vorstehend + ohne Treiber-Probleme, die alleinig kurz nach Marktstart aufgetreten sind
Gamers-Nexus-Umfrage ~48% ~22% ohne Einschränkungen
höhere Zahlen = mehr Treiber-Probleme = schlechter

So fallen die vergleichbaren Werte mit 24% der AMD-Nutzer sowie 16% der nVidia-Nutzer deutlich niedriger als bei der Umfrage von Gamers Nexus aus. Auch die Relation zwischen AMD und nVidia ist bei der 3DCenter-Umfrage nicht mehr ganz so deutlich zuungunsten von AMD ausgeprägt: Laut der Gamers-Nexus-Umfrage haben AMD-Nutzer faktisch eine +118% größere "Chance" auf Treiber-Probleme, laut der 3DCenter-Umfrage sind es dagegen "nur" +50%. Aber wie gesagt findet sich die von Gamers Nexus ermittelte Tendenz auch in dieser 3DCenter-Umfrage wieder – die AMD-Nutzer sind klar häufiger von Treiber-Probleme betroffen als die nVidia-Nutzer. Selbst das Herausrechnen von kurzweiligen Problemen, welche allein direkt nach Marktstart aufgetreten sind, ändert daran nichts grundlegendes – senkt aber zumindest die höhere "Chance" der AMD-Nutzer auf dann noch +31% ab. AMD ist ergo stärker betroffen als nVidia von "Kinderkrankheiten" zum Marktstart, aber auch im längerfristigen Verlauf ergeben sich deutlich mehr Treiber-Probleme auf AMD-Seite.

Damit wäre eigentlich alles geklärt, denn die Zahlen sprechen ja eigentlich für sich. Und dennoch wäre davor zu warnen, insbesondere aus ungenauen Klassifizierungen wie "mehr Probleme" eine final wertende Aussage zu gewinnen. Denn das "mehr" bei der 3DCenter-Umfrage ist zwar vorhanden, bewegt sich jedoch bei der insgesamten Höhe in einem vertretbarem Rahmen – so groß ist die Differenz von 24% vs. 16% Treiber-Problem nun schließlich auch nicht. Das "mehr" der Gamers-Nexus-Umfrage ist da schon (mit 48% vs. 22% Treiber-Probleme) sowohl drastischer als auch plastischer, immerhin ergibt dies nahezu die Hälfte aller AMD-Nutzer. So gesehen geben beide Umfrage eigentlich andere Welten wieder: Die 3DCenter-Umfrage zeigt einen technischen Nachteil zuungunsten von AMD an, jener bleibt allerdings auf einer das große Bild betrachtend beherrschbaren Größe. Die Gamers-Nexus zeigt dagegen einen sehr breit angelegten und damit nicht mehr wegdiskutierbaren Nachteil zuungunsten von AMD. Welcher Umfrage man dann folgen will, bleibt subjektiv – Nahrung für beide Argumentations-Linien ist jedenfalls vorhanden.

Am inzwischen gesetzten Narrativ der "instabileren AMD-Treiber" ändert die 3DCenter-Umfrage dann allerdings überhaupt nichts, diesbezüglich dürfte sowieso die vorherige Gamers-Nexus-Umfrage (mit ihren viel eindeutigeren Ergebnissen) wirkmächtiger sein. AMD muß sich ergo der Situation stellen, das dieses Narrativ nun einmal existiert – und auch nicht durch andere, für AMD leicht positivere Umfrage-Ergebnisse wirklich entkräftet werden kann. Um dies wieder geradezubiegen, kann AMD wohl nur den Weg einer wirklich überzeugende Treiberarbeit gehen – und wird natürlich trotzdem noch eine gewisse Zeit diesem einmal "erworbenen" Ruf hinterherlaufen müssen. Gegenüber einem festsitzenden Vorurteil ist üblicherweise schwer anzukommen, da hilft nur eine (möglichst) weiße Weste und echter Durchhaltewillen.