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Intel bestätigt Intel-CPU mit AMD-Grafik für das erste Quartal 2018

Spekuliert wurde schon des längerem darüber, nun hat es Intel endlich zugegeben: Man wird zukünftig im Mobile-Bereich Intel-CPUs mit Grafikchips von AMD anbieten – wenngleich nicht derart eng integriert, wie einige der vorherigen Gerüchte noch angenommen hatten. So wird AMD weder seine Grafiktechnologie zur direkten Integration in einen Intel-Prozessor lizenzieren, noch wird man Intel-CPU und AMD-iGPU auf einen Interposer direkt nebeneinander pappen – vielmehr sind Intel-CPU und AMD-iGPU nur mehr oder weniger nah auf einem ungewöhnlich großen Trägermaterial angebracht. Eine echte Integration ist dies auf keinen Fall, die Chips werden auch weiterhin getrennt gefertigt – wobei die AMD-Grafik vermutlich weiterhin bei GlobalFoundries gefertigt und seitens Intel nur zugekauft wird. Im eigentlichen könnten die Notebook-Hersteller selbiges auch schon jetzt (in ähnlicher Form) bauen – Intel macht es nur offiziell und wird dann sicherlich auch darauf achten, das die Performance der AMD-Grafik bestmöglich ausgeschöpft wird bzw. nicht mit der iGPU des Intel-Prozessors ins Gehege kommt (selbige wird womöglich hierfür komplett deaktiviert).

Der springende Punkt dieser Lösung ist also keineswegs in der technisch gar nicht so richtig erfolgten Integration zu suchen – sondern darin, das AMD hierfür einen Grafikchip mit HBM2-Speicher zur Verfügung stellt, dies ergo eine Grafiklösung mit einigem Performance-Potential darstellen sollte. Genaueres hierzu hat Intel noch nicht bekanntgegeben – bislang ist nur klar, das jener Intel-Prozessor im Rahmen der Core iX-8000 Serie (Coffee Lake) erscheinen wird und das die ersten dieserart aufgebauten Notebooks bereits im ersten Quartal 2018 spruchreif werden sollen. Aber natürlich kann man die Vermutung aufstellen, das AMD hierfür den für diesen Zeitraum erwarteten Vega-11-Chip verwenden könnte, da die Polaris-Chips nun einmal allesamt auf ein GDDR-Speicherinterface festgezimmert sind. Vega 11 im Mobile-Bereich erscheint zwar einigermaßen zu leistungsstark, allerdings auch wiederum nicht unmöglich – gemessen an dem, was die Notebook-Hersteller teilweise an Mobile-Grafik verbauen.

Zumindest genauso wahrscheinlich wäre auch die Verwendung des Vega-12-Chips, auch wenn jener bislang erst einmal genannt wurde. Jener unterhalb von Vega 11 und vermutlich auf dem Performance-Niveau von (sehr grob) Polaris 11 angesiedelte Grafikchip sollte klein genug sein, um sehr gut auch im Rahmen eines Serienprodukts ins Mobile-Gefilde gehen zu können. Möglicherweise hat AMD jenen Vega-12-Chip sogar speziell nur für diesen Intel-Bedarf aufgelegt, auf früheren Roadmaps fand sich zu diesem Grafikchip wie gesagt keine einzige Wortmeldung. Auf Basis von Vega 12 wäre (wild spekuliert) ein Performance-Niveau wie bei der Radeon RX 560 (Perf.Index ~300%) möglich, auf Basis von Vega 11 ein Performance-Niveau wie bei der Radeon RX 580 (Perf.Index 560%).

Die Verwendung von (teurem) HBM2-Speicher spricht eher für letzteres (Vega 11), die Fertigung als Serienprodukt dann eher für ersteres (Vega 12). Wie hoch hinaus Intel mit diesem Konstrukt jedoch wirklich gehen will, kann derzeit nur erahnt werden – weitere Informationen müssen hierzu Licht ins Dunkel bringen. Je teurer und größer das ganze wird, um so weniger Anklang dürfte eine solche Lösung jedenfalls bei den Notebook-Herstellern finden. Allerdings ist nicht auszuschließen, das Intel hierfür bereits einen Großkunden an der Angel hat: Apple ist seit längerem scharf auf eine höhere Grafikpower, meidet aber üblicherweise den Aufwand der (eigenen) Integration weiterer Chips, in diesem Fall eines extra Grafikchips. Ein Komplettpaket seitens Intel, auch wenn es aus technologischer Sicht glasklar auf Einzel-Chips basiert, könnte Apple hierbei durchaus in den Kram passen – zumindest würde man somit alle technologischen Fragen an Intel abtreten.

Apple ist mehr oder weniger auch der einzige Abnehmer, welcher Intel zu solch einem Schritt zwingen könnte – welcher sicherlich ungewöhnlich ist, denn normalerweise sind sich Intel und AMD spinnefeind und sterben lieber in Schönheit, als die Produkte des Kontrahenten überhaupt zu erwähnen, geschweige denn noch direkt neben den eigenen Produkten zu verbauen. Und gerade, das AMD in diesem Jahr mit seinen Ryzen-Prozessoren endlich wieder zurückgefunden hat ins CPU-Geschäft, macht diese Kooperation zu diesem Zeitpunkt noch unwahrscheinlicher (und damit ungewöhnlicher). Die genauen Hintergründe werden sich sicherlich später noch aufklären lassen, für den Augenblick bleibt ein toller moralischer Sieg für AMD – verbunden mit einem netten Anstieg des AMD-Börsenkurses um zwischenzeitlich bis zu +8%, allein nur auf Basis der Intel-Ankündigung.