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RX460-Kontrahent GeForce GTX 1050 kommt wohl Mitte Oktober

Von zwei Quellen kommen Informationen zur nVidia GeForce GTX 1050, einer augenscheinlich GP107-basierten Grafikkarte für das Mainstream-Segment – welche damit in Konkurrenz zur Radeon RX 460 gehen würde. So berichten SweClockers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) schon vor ein paar Tagen über diese kommende Karte, welche eine Terminlage von Mitte Oktober haben soll. BenchLife (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) fügen (neben der gleichen Terminlage) jüngst noch einen GPU-Z-Screenshot hinzu, welcher bereits einige technische Daten zu dieser Karte offenbart. Solcherart Werte sind allerdings immer ein bißchen mit Skepsis zu betrachten, da GPU-Z vieles nicht auslesen kann, selbiges nur aus einer Datenbank entnimmt bzw. bei neuer Hardware auf Basis dieser Datenbank versucht zu interpolieren – mit oftmals danebenliegendem Ergebnis. Ein Fake auf Basis der sehr ähnlich aussehenden GPU-Z-Shots von GeForce GTX 950 & 960 wäre letztlich auch noch nicht ganz auszuschließen.

Insofern muß derzeit noch offenbleiben, ob die angezeigten 768 Shader-Einheiten wirklich stimmen. Dies wäre in jedem Fall keine Halbierung des größeren GP106-Chips (1280 Shader-Einheiten), würde aber dennoch besser zu unserer früheren Vermutung passen, daß nVidia den GP107-Chip eventuell bewußt oberhalb dieser Halbierung ansetzen will (weil der vorhergehende GM107-Chip ebenfalls bereits 640 Shader-Einheiten trägt). In jedem Fall stimmt die Angabe zur Anzahl der TMUs von 64 nicht, gemäß der 768 Shader-Einheiten müssen es zwingend 48 TMUs sein. Auch die angegebene ROP-Anzahl mit 32 steht in Frage, selbige könnte für den GP107-Chip zu viel sein (der GM107 kommt mit 16 ROPs aus) – aber dies bliebe noch abzuwarten. Das 128 Bit breite GDDR5-Speicherinterface ist hingegen erwartet worden, in dieser Leistungsklasse wird es nichts besseres geben. Reichlich verwunderlich sind die Taktraten von 1316/1380/3500 MHz – mit also einem (durchschnittlichem offiziellen) Boosttakt von nur 1380 MHz, was innerhalb der 16nm-Fertigung und gemessen an den Maßstäben, welchen die bisherigen Pascal-Beschleuniger in dieser Frage aufgestellt haben, ungewöhnlich wenig wäre.

Die einzige funktionierende Erklärung hierzu liegt in einer bewussten Verknappung der Stromzufuhr auf den PCI-Express-Slot, sprich eine Karte ohne extra Stromstecker mit einer TDP von unter 75 Watt. Dies könnte nVidia derart angesetzt haben, um besser mit der Radeon RX 460 konkurrieren zu können, deren default-Ausführung schließlich genauso aufgebaut ist. Ähnlich wie bei der Radeon RX 460 könnten dann Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1050 diesen extra Stromstecker doch noch mitbringen, das Power-Limit hochsetzen – und dann eine viel höhere Performance erreichen. Sollte diese Überlegung zutreffen, wäre der zu erwartende Performancegewinn bei der GeForce GTX 1050 jedoch ungewöhnlich hoch – schließlich kann man wohl problemlos einen realen Boosttakt von um die 1850 MHz erwarten, so wie jener schon bei der GeForce GTX 1060 6GB anliegt. Die Differenz beider Taktraten liegt bei satten +34%, was je nach Situation zu Performancedifferenzen von 20-30% führen kann. Insofern kann nVidia mit den Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1050 die große Performancelücke zur GeForce GTX 1060 3GB schließen.

Denn jene große Performancelücke wird dennoch vorhanden sein. Auf Basis der vorliegenden Daten hätte die GeForce GTX 1050 in etwa 45% der Rechenleistung samt 58% der Speicherbandbreite der GeForce GTX 1060 6GB – da kann man locker und leicht eine Performance-Halbierung auf irgendwo in Richtung eines FullHD Performance-Index' von ~300% ansetzen. Jener würde dann sowieso nur für die 4-GB-Ausführung der Karte gelten, da die ebenfalls angebotene 2-GB-Ausführung sicherlich schon ihre Speicherkapazitäts-Probleme unter heutigen Spielen haben wird. Wahrscheinlich reicht dies aus, um die Radeon RX 460 knapp zu bezwingen – damit wäre das primäre Ziel von nVidia schon erreicht. Stark übertaktete Karten können wie gesagt viel schneller sein – aber der Performanceabstand zur Radeon RX 470 ist derart groß, auf das diese AMD-Karte wohl nicht in Gefahr geraten wird. Sicherlich müsste auch noch der Preispunkt der GeForce GTX 1050 konkurrenzfähig sein – in dieser Frage dürfte es knapper werden, denn nVidia hat bekannterweise die Tendenz, seine Beschleuniger höherpreisiger als AMD anzusetzen. Aber natürlich bleibt das genaue Austarieren der Situation zwischen Radeon RX 460 und GeForce GTX 1050 dem Vorliegen genauer und verläßlicher Daten vorbehalten.

AMD Polaris Perf.Index Listenpreis Straßenpreis nVidia Pascal
1120% 1200$ 1299€ Titan X (Pascal)
GP102, 3584 Shader-Einheiten @ 384 Bit GDDR5X-Interface, 1417/1531/2500 MHz, 12 GB GDDR5X
960% 599$/699$ 670-720€ GeForce GTX 1080
GP104-400, 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5X-Interface, 1607/1733/2500 MHz, 8 GB GDDR5X
800% 379$/449$ 420-460€ GeForce GTX 1070
GP104-200, 1920 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1506/1683/4000 MHz, 8 GB GDDR5
590% 249$/299$ 270-320€ GeForce GTX 1060 6GB
GP106-400, 1280 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 1506/1708/4000 MHz, 6 GB GDDR5
Radeon RX 480 8GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1120/1266/4000 MHz, 8 GB GDDR5
550% 239$ 270-300€
Radeon RX 480 4GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1120/1266/3500 MHz, 4 GB GDDR5
520% 199$ 210-250€
~510% - 210-230€ GeForce GTX 1060 3GB
GP106-400, 1152 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 1506/1708/4000 MHz, 3 GB GDDR5
Radeon RX 470
Polaris 10, 2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 926/1206/3300 MHz, 4/8 GB GDDR5
480% 179$
(4GB)
200-230€
(4GB)
gesch.
~300%
? ? GeForce GTX 1050
GP107-400, 768 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface, 1316/1380/3500 MHz, 2/4 GB GDDR5
Radeon RX 460
Polaris 11, 896 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface, 1090/1200/3500 MHz, 2/4 GB GDDR5
260% 109$
(2GB)
130-150€
(4GB)

Nachtrag vom 6. September 2016

Zur GeForce GTX 1050 bzw. zum zugrundeliegenden GP107-Chip gibt es noch eine wichtige Information nachzutragen: Die beiden kleinsten Pascal-Chips GP107 & GP108 werden laut (festen) Aussagen unseres Forums nicht bei TSMC in deren 16nm-Fertigung, sondern bei Samsung in deren 14LPP-Fertigung hergestellt – welche wie bekannt die technische Grundlage für die 14nm-Fertigung von GlobalFoundries darstellt, in welcher die Polaris-Chips von AMD aufgelegt sind. Hintergrund sollen wohl Kapazitätsprobleme bei der 16nm-Fertigung von TSMC sein, während die 14nm-Fertigung von Samsung vergleichsweise weniger ausgelastet ist. Damit wären in jedem Fall die völlig abweichenden Taktraten der GeForce GTX 1050 auch noch technisch zu begründen – andererseits dürfte sich die (erhebliche) Taktraten-Differenz zwischen AMDs Polaris und nVidias Pascal zuerst weniger durch die unterschiedliche Fertigung als vielmehr den unterschiedlichen Designansatz beider Grafikchip-Entwickler erklären: AMD packt sehr eng und bringt damit viele Hardware-Einheiten auf wenig Chipfläche unter, was auf Kosten der Taktrate geht – und bei nVidia ist es genau umgedreht.

Wie nVidia dies bei den kleineren Pascal-Chips GP107 & GP108 genau handhabt, ist natürlich bis zu deren Release unbekannt – aber sofern man sich nicht auf unbekanntes Territorium wagen will, sind größere Abweichungen vom bisherigen nVidia-Designansatz speziell bei GP107 & GP108 eher denn unwahrscheinlich. Zudem gilt nach wie vor, das die Taktratenbeschränkung auf die vergleichsweise niedrigen 1380 MHz Boosttakt bei der GeForce GTX 1050 weniger denn der Chipfertigung, sondern vielmehr eher dem Designziel nVidias geschuldet sein dürften, wie bei der Radeon RX 460 ohne extra Stromstecker auskommen zu können (zumindest im Referenzdesign). Grundsätzlich gesehen dürfte nVidia bei diesen Grafikchips zudem der angeblich wohl niedrigere Kostenpunkt der 14nm-Fertigung von Samsung auch noch geschäftlich entgegenkommen, denn bei kleineren Grafikchips wie GP107 (Chipfläche wohl bei 120-140mm²) und GP108 (Chipfläche wohl bei 80-100mm²) sind die Margen bekannterweise gering und rechnet sich das ganze auch nur bei einem beachtbaren Stückzahlenerfolg. Ein völlig anderer wirtschaftlicher Ansatz als bei den größeren Pascal-Grafikchip GP106, GP104, GP102 und GP100 wäre damit vollkommen gerechtfertigt.