Eine Performance-Einordnung der GeForce GTX 1060 3GB

Freitag, 30. Dezember 2016
 / von Leonidas
 

Wohlweislich ohne großen Launch hatte nVidia am 18. August 2016 die GeForce GTX 1060 3GB ins Angebots-Portfolio aufgenommen, die Karte wurde auch umgehend von den einzelnen Grafikkarten-Herstellern adaptiert und nachfolgend breit verfügbar. Was primär fehlte, war ein großer Strauß an Launch-Tests – was nVidia sehr gut in den Kram passte, denn da wollte man sicherlich nicht gerade fachmännisch nachgewiesen bekommen, das diese zweite GP106-basierte klar langsamer als die GeForce GTX 1060 6GB ist bzw. das die nur 3 GB Grafikkartenspeicher schon hier und da limitierten. Leider sind erst im Laufe der Zeit eine beachtbare Anzahl an (sinnvollen) Tests zur GeForce GTX 1060 3GB hinzugekommen – welche wir hiermit auswerten und damit die Performance der GeForce GTX 1060 3GB endlich einmal präzise angeben wollen.

Denn die GeForce GTX 1060 3GB stellt gegenüber der gleichen Situation bei der Radeon RX 480 die sicherlich größere Abspeckung dar: Auch bei AMD fehlt zwar die Hälfte vom Speicher, dafür wurde aber nur noch der Speichertakt etwas beschnitten – die Folge ist eine eher geringe Performancedifferenz zwischen den beiden Ausführungen der Radeon RX 480. Bei der GeForce GTX 1060 hat nVidia jedoch nicht nur den Speicher halbiert, sondern auch noch einen Shader-Cluster abgezwackt: Anstatt 1280 Shader-Einheiten wie bei der GeForce GTX 1060 6GB werkeln bei der GeForce GTX 1060 3GB nur noch 1152 Shader-Cluster. Die Taktraten sind nominell dieselben zwischen beiden Ausführungen der GeForce GTX 1060 – was aber natürlich in der heutigen Zeit der dynamischen Boost-Taktraten nicht mehr viel bedeuten muß.

nVidia GeForce GTX 1060 3GB Blockdiagramm
nVidia GeForce GTX 1060 3GB Blockdiagramm
nVidia Pascal GP102/GP104/GP106/GP107 Shader-Cluster
nVidia Pascal GP102/GP104/GP106/GP107 Shader-Cluster

Entscheidende Punkte zur GeForce GTX 1060 3GB werden dabei sein, wie hoch deren real anliegender Boosttakt reicht – eventuell kann die Karte ja durch höhere Realtaktraten die fehlenden Shader-Einheiten zur größeren Schwester ausgleichen. Gleichfalls wäre zu ermitteln, ob sich die 3-GB-Ausführung irgendwie beim Stromverbrauch von der 6-GB-Ausführung unterscheidet bzw. wo das Power-Limit der 3-GB-Ausführung liegt. Und letztlich liegt die maßgeblich spannende Frage natürlich noch darin, ob die nur 3 GB Grafikkartenspeicher die Karte nun wirklich maßgeblich behindern – gerade wenn man nVidia-Grafikkarten zuletzt durchaus nachsagen konnte, mit kleinen Speichermengen besser umgehen zu können als AMD-Grafikkarten. Hauptgegner der GeForce GTX 1060 3GB werden dabei die GeForce GTX 1060 6GB im GP106-internen Vergleich sowie die Radeon RX 480 4GB sein, welche derzeit preislich den Counterpart zur GeForce GTX 1060 3GB gibt.

Einigermaßen behindert wird gerade die Aufgabe der Bestimmung von realer Boosttaktrate und des Power-Limits durch den Punkt, das es zur GeForce GTX 1060 3GB keinerlei Referenzdesigns gibt und auch fast nur ab Werk übertaktete Herstellerdesigns unterwegs sind. Hinzu kommt, das diese Punkte leider immer noch arg stiefmütterlich von den Hardwaretestern behandelt werden – man ergeht sich gern in Lobesdichtungen über höhere nominelle Taktraten, vergisst dabei aber regelmäßig die Angabe des eigentlich inzwischen sogar wichtigeren Power-Limits (denn ohne höheres Power-Limit sind die höheren nominellen Taktraten in der Praxis nicht zu halten). Manchmal gibt es sogar Testberichte, welche sich über den höheren Stromverbrauch eines Herstellerdesigns (gegenüber dem Referenzdesign) wundern – wo dann die Frage im Raum stehenbleibt, ob die Hardwaretester möglicherweise noch nie etwas vom Power-Limit heutiger Grafikkarten (und dessen Wirkungsweise) gehört haben.

Derartiges Nichtwissen beeinflußt dann sogar die Aussagekraft von Performancetests: Denn das Heruntertakten von Werksübertaktungen bringt in den Zeiten des dynamischen Boosts nur minimal etwas, normalerweise regelt sich die real anliegende Taktrate anhand des Power-Limits der Karte vollkommen automatisch. Eine Veränderung der nominellen Taktraten ergibt nur deswegen einen Unterschied, weil damit gleichzeitig auch der Höchsttakt der Karte (bei nVidia-Modellen) indirekt beeinflußt wird. Normalerweise müsste man aber eben nicht nur die Taktraten anpassen, um zum Standard des Referenzmodells zu kommen – sondern vor allem auch das Power-Limit. Dies dürften allerdings leider die wenigsten Hardwaretester beachtet haben – womit viele Tests herumschwirren, wo die GeForce GTX 1060 3GB scheinbar auf Referenztaktung lief, in der Praxis jedoch ein Herstellerdesign mit höherem Power-Limit am werkeln war.

Radeon RX 480 4GB Radeon RX 480 8GB GeForce GTX 1060 3GB GeForce GTX 1060 6GB
Chipbasis AMD Polaris 10 nVidia GP106
Fertigung 5,7 Mrd. Transistoren in 14nm auf 232mm² Chipfläche bei GlobalFoundries 4,4 Mrd. Transistoren in 16nm auf 200mm² Chipfläche bei TSMC
Architektur GCN4, DirectX 12 Feature-Level 12_0 Pascal, DirectX 12 Feature-Level 12_1
Features Vulkan, Mantle, Asynchonous Compute, VSR, CrossFire, TrueAudio Next, FreeSync Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, PhysX, G-Sync
Technik 4 Raster-Engines, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit GDDR5-Interface (Vollausbau) 2 Raster-Engines, 1152 Shader-Einheiten, 72 TMUs, 48 ROPs, 192 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 48 ROPs, 192 Bit GDDR5-Interface (Vollausbau)
Taktraten 1120/1266/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1220 MHz)
1120/1266/4000 MHz
(Ø-Chiptakt: 1209 MHz)
1506/1708/4000 MHz
(Ø-Chiptakt: ? MHz)
1506/1708/4000 MHz
(Ø-Chiptakt: 1841 MHz)
Speicherausbau 4 GB GDDR5 8 GB GDDR5 3 GB GDDR5 6 GB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge Referenz: 25,4cm
Hersteller: 23,0-27,6cm
Referenz: 25,4cm
Hersteller: 23,2-31,0
Hersteller: 16,9-30,2cm Referenz: 24,9cm
Hersteller: 16,9-34,0cm
Ref./Herst./OC / / / / / / / /
Stromstecker 1x 6pol. oder 1x 8pol. 1x 6pol. oder 1x 8pol. 1x 6pol. oder 1x 8pol. 1x 6pol. oder 1x 8pol.
off. Verbrauch 150W (TBP) 150W (TBP) 120W (TDP) 120W (TDP)
Power-Limit 110W (nur der Grafikchip) 110W (nur der Grafikchip) 120W (gesamte Karte) 120W (gesamte Karte)
Idle-Verbrauch ~16W 16W ~7W 6W
Spiele-Verbrauch ~160W 164W ~118W 118W
Ausgänge HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.3 (DP1.4-ready) HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.3 (DP1.4-ready) DualLink DVI-I, HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 (DP1.4-ready) DualLink DVI-I, HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 (DP1.4-ready)
FullHD Perf.Index 520% 550% 530% 590%
Listenpreis 199$ 239$ - 249$/299$
(Herst./Ref.)
Straßenpreis 220-240€ 240-270€ 210-240€ 270-300€
Release 29. Juni 2016 29. Juni 2016 18. August 2016 19. Juli 2016

Eine der positiven Ausnahmen ist der Test von Babel Tech Reviews, wo eine "EVGA GeForce GTX 1060 Gaming Edition 3GB" mit einem ausgewiesenem Power-Limit von 120 Watt am Start war – was auch klärt, wo diese Karte im Referenz-Zustand ihr Power-Limit hat (gleich zur GeForce GTX 1060 6GB bei 120 Watt). Die in diesem Test erreichte reale Taktrate lag im übrigen bei 1822 MHz, ergo nicht wirklich höher als bei der GeForce GTX 1060 6GB (1841 MHz). Genauso Glück hatten TechPowerUp mit ihrer Zotac GeForce GTX 1060 Mini 3GB, welche ebenfalls per default auf Referenztaktungen und mit unverändertem Power-Limit antritt – eine Angabe zum real erreichten Takt fehlt in diesem Test allerdings. Die ComputerBase hat sich hingegen zwar viel Mühe mit der Ermittlung real anliegender Taktraten bei deren "Asus GeForce GTX 1060 Dual OC 3GB" gemacht (~1925 MHz), dabei jedoch leider die Erwähnung des (augenscheinlich seitens Asus höhergesetzten) Power-Limits vergessen.

Danach hört es leider auf mit exakten Informationen zu real anliegenden Taktraten der GeForce GTX 1060 3GB – die Tests zu dieser Karte sind wahrlich keine Sternstunde des Hardware-Journalismus, wenn hierbei wichtige Punkte (sowohl für die Gesamtsituation als auch zur Unterscheidung einzelner Karten) so glatt negiert werden. Leider kann man zur Frage der real anliegenden Taktraten damit nur eher gut raten – es dürfte am Ende ähnlich sei wie bei der GeForce GTX 1060 6GB, welche ihrerseits auf 1841 MHz real anliegende Boosttaktrate bestimmt wurde. Auch der Stromverbrauch der Karte ist leider nur gut schätzbar. Da bisher aber alle Tests generell davon ausgehen, das die GeForce GTX 1060 3GB mindestens so viel verbraucht wie das Referenzdesign der GeForce GTX 1060 6GB (meistens sogar etwas mehr), haben wir hierfür die bisherige Schätzung entsprechend erhöht: Sie lautet nunmehr auf ~7W/~118W für die GeForce GTX 1060 3GB – im Gegensatz zu (gemessenen) 6W/118W Idle/Last-Verbrauch bei der GeForce GTX 1060 6GB.

Die Problematik ungenauer Meßwerte aufgrund Werksübertaktungen zuzüglich nicht genau ausgewiesener Power-Limits betrifft dann auch die eigentliche Performance-Ermittlung der Karte (unter rein der FullHD-Auflösung, da für höhere Auflösungen klar zu wenig Speicher vorhanden ist). Regulär haben wir eigentlich nur zwei Tests vorliegen, welcher sicher auf einer Karte mit Referenztaktung samt "normalem" Power-Limit (von 120 Watt) basieren – der Rest ist vakant bis nominell ungeeignet durch Werksübertakungen mit höherem Power-Limit. Auf nur zwei Tests basierend kann man natürlich keine solide Performance-Abschätzung erstellen, insofern musste hierbei etwas getrickst werden: Wir werten nachfolgend einfach einmal alle vorliegenden Test aus (sind auch nicht viele) – und werden dann schauen, das dem Effekt der Test mit erhöhtem Power-Limit mittels (kleinerer) Abschläge entgegengerechnet wird. Perfekt ist diese Methode keinesfalls – aber etwas besseres ist angesichts der vorliegenden Wertebasis einfach nicht anzubieten.

FullHD 470 480-4GB 480-8GB 1050Ti 1060-3GB 1060-6GB
ComputerBase  (24 Tests) 82,4% - 94,9% 61,4% 94,3% 100%
Babel Tech Reviews  (24 Tests) 83,2% - 91,7% - 93,1% 100%
EuroGamer  (8 Tests) 89,2% 92,1% 94,0% 59,5% 95,5% 100%
Guru3D  (7 Tests) 89,0% - 100,8% - 92,8% 100%
TechPowerUp  (21 Tests) 78,2% - 95,5% 60,0% 90,9% 100%
TechSpot  (9 Tests) - - 94,0% - 89,4% 100%
SweClockers  (11 Tests) 78,5% 86,0% 90,7% 58,9% 92,5% 100%
Hardware.info  (11 Tests) 77,7% 83,2% 85,3% 62,4% 93,0% 100%
ComputerBase: Asus GeForce GTX 1060 Dual OC 3GB, heruntergetaktet auf Referenztakt, höheres Power-Limit nicht beachtet
Babel Tech Reviews: EVGA GeForce GTX 1060 Gaming Edition 3GB – Karte läuft per default auf Referenztakt und ohne höheres Power-Limit
EuroGamer: MSI GeForce GTX 1060 Gaming X 3GB, heruntergetaktet auf Referenztakt, höheres Power-Limit nicht beachtet; Radeon RX 470 als MSI-Werksübertaktung
Guru3D: MSI GeForce GTX 1060 Gaming X 3GB (werksübertaktet & höheres Power-Limit) ohne Anpassungen verwendet
TechPowerUp: Zotac GeForce GTX 1060 Mini 3GB – Karte läuft per default auf Referenztakt und ohne höheres Power-Limit
TechSpot: MSI GeForce GTX 1060 Gaming X 3GB, heruntergetaktet auf Referenztakt, höheres Power-Limit nicht beachtet
SweClockers: Palit GeForce GTX 1060 Dual 3GB – Karte läuft per default auf Referenztakt und ohne höheres Power-Limit; Radeon RX 470 als Sapphire-Werksübertaktung; Radeon RX 480 4GB als Asus-Werksübertaktung
Hardware.info: offiziell alles mit Referenztaktungen

Wie zu sehen, ist die Ausbeute immer noch schwach: 8 Tests bieten halbwegs sinnvolle Benchmarks zur GeForce GTX 1060 3GB an – und nur 3 davon zeigen den Vergleich zur eigentlich als Counterpart naheliegenden Radeon RX 480 4GB auf. Wenigstens liegen zu letzterer auch noch frühere Benchmark-Ergebnisse vor, welche uns den Abstand zur Radeon RX 480 8GB anhand einer besseren Datenbasis bestimmen lassen – die restlichen Lücken wurden gemäß sowohl der vorliegenden als auch früherer Benchmark-Ergebnisse interpoliert. Nach einer manuellen (subjektiven) Korrektur jener Benchmarkwerte, wo Karten mit höherem Power-Limit zum Einsatz kamen und nach einer gewissen Gewichtung zugunsten jener Tests mit besonders vielen Benchmark-Titeln ergibt sich letztlich folgender Gesamtstand:

470 480-4GB 480-8GB 1050Ti 1060-3GB 1060-6GB
gemessene FullHD-Performance 81,7% 88,3% 93,5% 60,7% 90,5% 100%
3DC FullHD Performance-Index 480% 520% 550% 360% 530% 590%
(Differenz gegenüber bisherigem Stand) - - - - (+20) -
Straßenpreis 190-220€ 220-250€ 240-270€ 150-170€ 210-240€ 270-300€

Die Performance der GeForce GTX 1060 3GB kann gemäß diesen gesammelten Benchmark-Werten somit auf einen 3DCenter FullHD Performance-Index von 530% festgesetzt werden – etwas besser (+20 Indexpunkte) gegenüber der bisher angesetzten Schätzung von ~510%. Die Index-Werte der anderen Grafikkarten werden durch die hier ausgewerteten Tests in jedem einzelnen Fall bestätigt – ein guter Hinweis darauf, das der Performance-Index ganz vernünftig das Gesamtbild darzustellen in der Lage ist. Mittels der Index-Verschiebung rutscht die GeForce GTX 1060 3GB dann auch an der Radeon RX 480 4GB vorbei – bei allerdings nur 10 Indexpunkten und angesichts der hohen inzwischen erreichten Index-Werte liegt der relative Unterschied bei nur +2% allerdings im vollkommen regierbaren Bereich.

Damit liegt die GeForce GTX 1060 3GB immerhin gute 10% hinter der GeForce GTX 1060 6GB zurück – angesichts von exakt 10% weniger Shader-Einheiten ein eher überraschend hoher Performance-Abstand. Sicherlich wird hier und da die geringere Speichermenge auch noch ein wenig mit im Spiel sein, aber generell wird hier nahezu der Rechenleistungs-Unterschied in einen Performance-Unterschied umgewandelt. Zugleich nützt der GeForce GTX 1060 3GB dasselbe Power-Limit trotz kleinerer Hardware augenscheinlich nichts bezüglich eventuell höherer real anliegender Boost-Taktraten – jene gibt es nur bei den Werksübertaktungen mit hochgezogenem Power-Limit. Hier spielt aber sicherlich auch der Punkt mit hinein, das bei der GeForce GTX 1060 3GB nur Herstellerdesigns betrachtet werden konnten – und bei der GeForce GTX 1060 6GB zu deren initialem Test nur das Referenzdesign ("Founders Edition") zur Verfügung stand.

Aufgrund der geringen Performance-Differenz ist im Zweikampf zwischen Radeon RX 480 4GB und GeForce GTX 1060 3GB aber auch viel eher interessant, wie heutige Spiele auf die nur 3 GB Grafikkartenspeicher der nVidia-Lösung reagieren. Die bisher ausgewerteten Tests hatten hierzu nicht viel zu sagen, in den Benchmark-Ergebnissen fanden sich diesbezüglich auch keine besonderen Ausreißer. Weiter hilft in dieser Frage ein bemerkenswerter Artikel der ComputerBase, welcher Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 jeweils in den Vergleich der kleinen gegen die große Ausführung stellt. Hierbei wurden allerdings keine üblichen fps-Messungen vorgenommen, da jene in der Tat nur eher selten Unterschiede aufzeigen – vielmehr wurde mit Frametimes gearbeitet, welche also (bei hoher Gleichmäßigkeit) den ansonsten eigentlich eher subjektiven Flüssigkeits-Eindruck abbilden können.

Hierzu benutzte man vier als besonders speicherfressend bekannte Spiele – Zweck der Übung war also nicht, den Normalzustand abzubilden, sondern die eher kritischen Momente. Unsere nachfolgende Auswertung der Computerbase-Diagramme konzentriert sich auf die Anzahl der "Spikes" bzw. Ausreißer, sprich der Sprünge in den Frametimes (nach oben hin) – welche am Bildschirm dann einen Mikroruckler auslösen, welcher für ein unrundes Spielgefühl sorgt. Die vier Testtitel wurden mit unterschiedlichen Texturenstufen unter rein der FullHD-Auflösung betrieben, die dabei jeweils belegte Grafikkartenspeicher-Menge wurde in Klammern dazunotiert:

Radeon RX 480 4GB Radeon RX 480 8GB GeForce GTX 1060 3GB GeForce GTX 1060 6GB
Call of Duty: Black Ops III
Texturstufe: Hoch (5,1 GB)
- - Anzahl: mittel
Höhe: mittel
-
Call of Duty: Black Ops III
Texturstufe: Extra (7,5 GB)
Anzahl: mittel
Höhe: extrem
- Anzahl: mittel
Höhe: extrem
-
Deus Ex: Mankind Divided
Texturstufe: Hoch (3,2 GB)
Anzahl: einzeln
Höhe: mittel
- Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Deus Ex: Mankind Divided
Texturstufe: Sehr Hoch (4,8 GB)
Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis hoch
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: mittel
Höhe: mittel
Deus Ex: Mankind Divided
Texturstufe: Ultra (7,3 GB)
Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Anzahl: viele
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis extrem
Mirror's Edge Catalyst
Texturstufe: Ultra (5,0 GB)
Anzahl: mittel
Höhe: mittel
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Anzahl: mittel
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Mirror's Edge Catalyst
Texturstufe: Hyper (5,5 GB)
Anzahl: mittel
Höhe: mittel
Anzahl: mittel
Höhe: mittel
Anzahl: sehr viele
Höhe: mittel bis extrem
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Rise of the Tomb Raider
Texturstufe: Hoch (2,9 GB)
- - Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Anzahl: wenige
Höhe: mittel
Rise of the Tomb Raider
Texturstufe: Sehr Hoch (6,2 GB)
Anzahl: wenige
Höhe: mittel bis hoch
- Anzahl: wenige
Höhe: mittel bis hoch
Anzahl: wenige
Höhe: mittel

Wie zu sehen, kann man natürlich auch 6- und 8-GB-Grafikkarte an den Rand von deren Leistungsvermögen treiben. In jedem Fall ist aber klar zu erkennen, das die jeweiligen 3-GB- und 4-GB-Ausführungen mit deutlichen Nachteilen beim flüssigen Spieleindruck einhergehen, sofern man jene auf ein modernes, speicherfressendes Spiel ansetzt. Insbesondere bei extremen Mikrorucklern (Frametimes kurzzeitig mehr als doppelt so hoch wie ansonsten) wird dem Anwender kaum etwas anderes übrigbleiben, als die Texturenstufe zu reduzieren – und selbst dann wird es unter diesen vier besonders speicherfressenden Titeln immer noch zu mindestens mittelhohen Mikrorucklern kommen.

Zwischen Radeon RX 480 4GB und GeForce GTX 1060 3GB geht dieser Vergleich an die AMD-Karte, welche in (etwas) geringerem Maßstab von dieser Problematik betroffen ist – sowohl Anzahl als auch Höhe der Mikroruckler sind auf der Radeon RX 480 4GB generell geringer als bei der GeForce GTX 1060 3GB. Das nur eine Gigabyte Mehrspeicher lohnt sich in diesem Fall also wirklich – und trotz daß nVidia bei den (noch) kleineren Grafikkarten üblicherweise viel besser als AMD mit geringen Speichermengen auskommt. Diese goldene Regel trifft augenscheinlich nicht auf jenen Vergleich zu, hier kann sich nVidia am Ende nicht gegenüber den Hardware-Fakten wehren, das 1 GByte Speicher mehr bei der AMD-Lösung einfach nicht zu ersetzen sind.

Eine echte Empfehlung können aber beide nicht bekommen: Grafikkarten, welche schon zu deren Erscheinen in Speicherprobleme laufen, wollen wirklich gut überlegt sein. Die Zeit spielt üblicherweise dann auch gehen diese – nächstes Jahr könnten dann noch viel mehr Spieletitel mit ähnlich hohen Speicheranforderungen herauskommen und aus der Ausnahme wird dann plötzlich ein Dauerzustand. Gerade da die Radeon RX 480 8GB derzeit schon recht nahe an den Preisen zur Radeon RX 480 4GB und GeForce GTX 1060 3GB rangiert, wäre wohl eher jene 8-GB-Lösung vorzuziehen – welche dann auch bei der Performance vor diesen beiden abgespeckten Modellen liegt. Soll es unbedingt eine Grafikkarte mit "kleiner" Speicherbestückung sein, empfiehlt sich eher die Radeon RX 470, welche preislich wenigstens halbwegs klar von der Radeon RX 480 8GB entfernt liegt.

Radeon RX 480 4GB und GeForce GTX 1060 3GB liegen dagegen derzeit preislich etwas im Niemandsland zwischen diesen beiden Polen: Etwas zu teuer, um den eher geringen Performancegewinn gegenüber der Radeon RX 470 rechtzufertigen – und genauso eine etwas zu geringe Preisersparnis, um nicht gleich zur schnelleren und beim Speicher zeitgemäß ausgerüsteten Radeon RX 480 8GB zu greifen. Für AMD ist die Radeon RX 480 4GB eher denn ein Nonsens-Angebot, da in jedem Fall die Radeon RX 470 die bessere Wahl darstellt – diese 4-GB-Ausführung wurde wohl nur herausgebracht, damit der vorher versprochene Listenpreis von 199$ eingehalten werden konnte. Und für nVidia ist die GeForce GTX 1060 3GB zwar preislich ausreichend weit entfernt von der GeForce GTX 1060 6GB gelistet – jedoch gegenüber den AMD-Angeboten einfach immer noch nicht billig genug, um sich den Nachteil der nur 3 GB Speicher wirklich aufzuhalsen. Die GeForce GTX 1060 3GB kann also trotz der an dieser Stelle vorgenommenen neuen (besseren) Performanceeinstufung keine Empfehlung bekommen.