Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 650 Ti "Boost"

Dienstag, 26. März 2013
 / von Leonidas
 

So wie im bisherigen AMD-Portfolio zwischen Radeon HD 7770 & 7850 eine ziemlich große Lücke klaffte, welche AMD nun mit der Radeon HD 7790 geschlossen hat, war dies bisher auch bei nVidia der Fall: Zwischen GeForce GTX 650 Ti (Perf.Index: 170%) und der GeForce GTX 660 (Perf.Index: 250%) tat sich eine ziemlich große Lücke auf – noch dazu, wo hier mit der Radeon HD 7850 (Perf.Index: 220%) eine AMD-Grafikkarte in eben dieser Lücke im nVidia-Portfolio sehr erfolgreich unterwegs ist. Nach dem Auslaufen der letzten 40nm-Grafikkarten, welche bisher in dieser Angebotslücke bei nVidia standen, fehlte nVidia eine gute Konkurrenz zur Radeon HD 7850 um so mehr – was nunmehr also die GeForce GTX 650 Ti "Boost" übernehmen soll.

Dafür setzt die GeForce GTX 650 Ti "Boost" auf den GK106-Chip, welcher schon bei GeForce GTX 650 Ti und GeForce GTX 660 zur Anwendung kommt. Abweichend von der regulären GeForce GTX 650 Ti wurde dabei das Speicherinterface auf 192 Bit DDR hochgesetzt und werden die Taktraten der GeForce GTX 660 geboten – in der Summe handelt es sich bei der GeForce GTX 650 Ti "Boost" also um eine Karte wie die GeForce GTX 660 nur mit einem Shader-Cluster weniger, sprich mit 768 anstatt 960 Shader-Einheiten. Damit gleicht man in vielen Punkten eher der GeForce GTX 660 und wäre eventuell auch der früher gehandelte Name "GeForce GTX 660 SE" besser geeignet gewesen.

Radeon HD 7790 Radeon HD 7850 GeForce GTX 650 Ti GeForce GTX 650 Ti "Boost" GeForce GTX 660
Chipbasis AMD Bonaire, 2,08 Mrd. Transistoren in 28nm auf 160mm² Chipfläche AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chipfläche nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 214mm² Chipfläche
Architektur GCN1, DirectX 11.1 GCN1, DirectX 11.1 Kepler, DirectX 11.0 Kepler, DirectX 11.0 Kepler, DirectX 11.0
Technik 2 Raster-Engines, 896 (1D) Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 1024 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 2 Raster Engines, 768 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster Engines, 768 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface 3 Raster Engines, 960 (1D) Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface
Taktraten 1000/3000 MHz 860/2400 MHz 925/2700 MHz 980/1033/3000 MHz 980/1033/3000 MHz
Speicherausbau 1 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 18-22cm 24cm 15cm 17,5cm 24,2cm
Stromanschlüsse 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 100W 150W 110W 140W 140W
Idle-Verbrauch 10W 11W 8W 8W 9W
Spiele-Verbrauch 81W 96W 72W 107W 113W
3DC Perf.Index
(1920x1080 4xAA)
185% 220% 170% 220% 250%
Listenpreis 149$ 1GB: 189$
2GB: 209$
149$ 1GB: 149$
2GB: 189$
229$
Straßenpreis erwartet ca. 140€
(ab Anfang April)
1GB: 140-150€
2GB: 155-170€
1GB: 115-130€
2GB: 125-150€
1GB: erwartet ca. 140€
2GB: erwartet ca. 160€
(ab Anfang April)
2GB: 170-200€
Launch 22. März 2013 5. März 2012 9. Oktober 2012 26. März 2013 13. September 2012

Noch deutlicher wird dies im Vergleich der Rohleistungen dieser Karten: Die GeForce GTX 660 verfügt gegenüber der GeForce GTX 650 Ti "Boost" primär über 25% mehr Rechen- und Texturierleistung, während der 50%ige Vorteil bei der Rasterizer-Leistung in dieser Performanceklasse wohl keine Rolle spielen dürfte. Gegenüber der regulären GeForce GTX 650 Ti verfügt die GeForce GTX 650 Ti "Boost" dagegen nur über eher geringfügig mehr Rechen- und Texturierleistung, dafür aber über deutlich mehr ROP-Power und Speicherbandbreite. Die Performance-Frage zur GeForce GTX 650 Ti "Boost" lautet also schlicht, ob die reguläre GeForce GTX 650 Ti schon primär an ihrer Speicherbandbreite limitiert – wenn ja, dann kann sich die GeForce GTX 650 Ti "Boost" dann sicherlich deutlich von der regulären GeForce GTX 650 Ti absetzen.

Nicht wirklich darlegbar mittels dieser Rohleistungs-Vergleiche ist das 1-GB-Problem der GeForce GTX 650 Ti "Boost": Bei der 2-GB-Ausführung ist es (wie auch bei der GeForce GTX 660 /Ti) aufgrund des "krummen" 192 Bit DDR Speicherinterfaces der Fall, daß die angegebene Speicherbandbreite nur bis zu einer Speicherbelegung von 1536 MB erreicht wird – für die restlichen 512 MB gibt es nur noch ein 64 Bit DDR Interface mit dementsprechend schlechter Speicherbandbreite. Bei einer Speicherbestückung mit 2 GB für die GeForce GTX 650 Ti "Boost" ist dieses Problem derzeit weitestgehend nicht von Relevanz und nirgendwo Performance-technisch wirklich nachweisbar.

Anders dürfte dies bei Speicherbestückungen von nur 1 GB ausfallen, welche ebenfalls bei der GeForce GTX 650 Ti "Boost" möglich sind: Dann können nur 768 MB davon mit dem vollen 192 Bit DDR Interface angesprochen werden, die restlichen 256 MB dann nur mit einer Interface-Breite von nur noch 64 Bit DDR. Angesichts dessen, daß Speichergrößen von nur 1 GB Grafikkartenspeicher heutzutage schon grenzwertig sind, dürfte dieser Punkt auch ganz reale Performace-Effekte haben. Ging man bisher in diesem Performance-Segment noch davon aus, daß 1-GB- und 2-GB-Karten nahezu dieselbe Performance haben (sofern man bis einschließlich der Auflösung von 1920x1200 bleibt), muß diese Regel für die GeForce GTX 650 Ti "Boost" nicht mehr einfach so gelten – sondern gilt vielmehr die Annahme, daß die GeForce GTX 650 Ti "Boost" 1GB womöglich bemerkbar langsamer ist als die GeForce GTX 650 Ti "Boost" 2GB.