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AMD Ryzen Launchreviews: Die Overclocking-Ergebnisse im Überblick

Als letzten Teaser für die kommenden (leider späte) Launch-Analyse zu AMDs Ryzen soll es hiermit einen Überblick zu den am Launchtag erzielten Overclocking-Ergebnissen zu Ryzen geben. Jene richtet sich ausschließlich an den unter normalen Kühlmaßnahmen (Luft oder Standard-Wassserkühlung) erreichten und natürlich stabilen OC-Resultaten aus. Leider gab es von den beiden kleineren Ryzen-Modellen Ryzen 7 1700 & 1700X nur recht wenige entsprechende Resultate, allerdings ist die grobe Tendenz auch so mittels der vielen Resultate zum Ryzen 7 1800X sichtbar. Die von AMD angesetzte default-Spannung der Ryzen-Achtkerner wollte keiner der Testberichte wirklich ganz konkret notieren – doch augenscheinlich laufen jene mit ~1.2V los, können sich aber unter Last auch bis zu ~1.35V genehmigen.

Da bleibt dann gemäß den AMD-Richtlinien zur Ryzen-Übertaktung nicht mehr viel Platz, denn AMD empfiehlt eine CPU-Spannung von nicht mehr als 1.35V für die tägliche, dauerhaft laufende Übertaktung. Jede höhere Spannung soll dann entgegen AMD der Langlebigkeit der Prozessoren gehen – wobei dies meistens nur ein üblicher Spruch der Hersteller zur eigenen rechtlichen Absicherung darstellt, in der Praxis bei meist nur 5-7 Jahre benutzten Prozessoren kein beachtbarer Effekt eintritt. Bis zu 1.45V sieht AMD in diesem Sinne noch als gangbar an, danach fängt dann wohl der wirklich kritische Bereich an. In der Overclocking-Praxis sind nur wenige Testberichte über diese 1.45V hinausgegangen – wobei das ganze sich augenscheinlich auch nicht lohnte, denn die erreichten Overclocking-Taktraten waren nur in den seltensten Fällen durch eine zu zaghafte Spannungszugabe limitiert:

Ryzen 7 1700 Ryzen 7 1800X
ComputerBase 3899 MHz @ 1.352V ComputerBase 4050 MHz
Overclockers Club 4091 MHz @ 1.440V Overclockers Club 4041 MHz @ 1.416V
Top Ten Gamer 3900 MHz @ 1.3V Top Ten Gamer 3900 MHz @ 1.35V
Hardwareluxx 3991 MHz @ 1.461V
PCLab 4075 MHz @ 1.385V
PurePC 4100 MHz @ 1.450V
Hardware.fr 3999 MHz @ 1.330V
Adrenaline 3991 MHz @ 1.404V
3DNews 3999 MHz @ 1.548V
3DMGame 3993 MHz @ 1.352V
Benchmark.pl 3991 MHz @ 1.368V
Expreview 4000 MHz
Jagat Review 3991 MHz @ 1.404V
Tek.no 4000 MHz @ 1.417V
Zol.com 4000 MHz
Vortez Hardware 4091 MHz
TweakTown 3999 MHz @ 1.504V
Tom's Hardware 4000 MHz @ 1.425V
Overclockers 4018 MHz @ 1.380V
Legit Reviews 4091 MHz @ 1.464V
KitGuru 4099 MHz @ 1.439V
Hot Hardware 4000 MHz @ 1.35V
Hexus 4100 MHz @ 1.375V
HardwareZone 4050 MHz @ 1.4V
SweClockers 4049 MHz @ 1.461V
Hardware Canucks 4099 MHz @ 1.40V
HWBox 4000 MHz @ 1.42V Guru3D 4124 MHz @ 1.526V
Hardware.info 4091 MHz @ 1.456V Gamers Nexus 3900 MHz
Overclockers Club 3991 MHz @ 1.464V eTeknix 4091 MHz @ 1.488V
ComputerBase 4050 MHz Bit-Tech 4000 MHz @ 1.425V
TechSpot 3950 MHz TechSpot 4100 MHz @ 1.35V
Ryzen 7 1700X Ryzen 7 1800X

Wie gut an den vielen Einzelergebnissen zum Ryzen 7 1800X zu sehen, scheint bei diesem Prozessor eher denn eine generelle "Taktmauer" bei ca. 4.1 GHz zu existieren. Manche Testexemplare schaffen es bis zu dieser Mauer, die meisten kommen nur bis 4.0 GHz, einige erreichen sogar nur 3.9 GHz. Dabei ist es augenscheinlich nicht von wirklicher Relevanz, ob man mit einer besonders hohen CPU-Spannung herangeht – manche Testexemplare schaffen die 4.0 GHz auch schon auf 1.35V, andere erst viel später. Mit ganz hohen Spannungszugaben ist also nicht wirklich etwas herauszuholen, das Ryzen-Die limitiert zumeist eher generell. Eher dürfte man mit besseren Kühllösungen größeren Erfolg haben – aber dafür muß es dann schon eine wirklich herausragende Kühlung sein, welche möglichst auch die (unter Spannungszugabe sehr hitzig werdenden) Spannungswandler mit umfaßt.

In der Summe der vorliegenden Übertaktungsergebnisse erreicht der Ryzen 7 1800X ein durchschnittliches Übertaktungsergebnis von 4030 MHz – gerade so knapp oberhalb der nominellen Taktraten, welche immerhin einen Boosttakt von bis zu 4.0 GHz (natürlich nicht auf allen Kernen gleichzeitig) erlauben. Gemessen an den nominellen Taktraten dieses Prozessors von 3.6/4.0 GHz ist dies allerdings eine arg schwache Kür. Dies ist eine jener Übertaktungen, welche sich fast nicht lohnen – und zumeist nur deshalb durchgeführt werden, um die 4 GHz sehen zu können. Zur Ehrenrettung von AMD sei allerdings erwähnt, das AMD speziell den Ryzen 7 1800X Prozessor ganz offiziell als ein Modell angesetzt hat, welches für diejenigen Anwender gedacht ist, welche die besten Performance haben, deswegen aber eben nicht übertakten wollen.

Die Übertaktungschancen der kleineren Ryzen-Achtkernern sehen dann relativ betrachtet besser aus: Ryzen 7 1700 & 1700X erreichen tendentiell dieselben Übertaktungsergebnisse wie der Ryzen 7 1800X (für eine solide Durchschnittsbildung liegen zu wenige Einzelwerte vor) – womit angesichts niedrigerer nomineller Taktraten der relative Übertaktungserfolg bei Ryzen 7 1700 & 1700X größer ist. Insbesondere der Ryzen 7 1700 dürfte sich aus dieser Achtkerner-Riege faktisch am besten zur Übertaktung eignen, denn nominell 3.3/3.7 GHz unter Übertaktung auf 4.0 GHz oder notfalls 3.9 GHz hochzubringen, sieht dann schon durchaus ansprechend aus. Damit kommt AMD auch hier und da an die von Intel gebotenen (relativen) Übertaktungserfolge heran – ohne jedoch auch nur in die Nähe von echten Spitzenübertaktungen zu kommen.

Dies bedeutet auch, daß das Performance-Ergebnis unter Übertaktung knapper wird, die Intel-Prozessoren unter Übertaktung näher an Ryzen heranrücken (Anwendungs-Performance) bzw. noch etwas mehr davonziehen (Spiele-Performance). Zum Vorteil von AMD ist allerdings auch zu werten, das man mit fester Übertaktungs-Absicht die teureren Modelle Ryzen 7 1700X & 1800X faktisch links liegenlassen und gleich auf das (deutlich) günstigere Modell Ryzen 7 1700 (329$) gehen kann. Die preislich hierbei passenden Intel-Gegenspieler Core i7-7700K (339$) bzw. Core i7-6800K (412$) mögen zwar teilweise die höheren Übertaktungsgewinne auswerfen – dies reicht aber immer noch nicht aus, um zumindest bei der Anwendungs-Performance einen Ryzen-Achtkerner auf 4 GHz zu erreichen:

Core i7-7700K Core i7-6800K Ryzen 7 1700
Technik Kaby Lake, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz Broadwell-E, 6C +HT, 3.4/3.6 GHz Zen, 8C + SMT, 3.0/3.7 GHz
Anwendungs-Performance 100% 101% 105%
Spiele-Performance (720p) 100% ~95% * ~78% *
durchschnittliche Übertaktung 4953 MHz ~4.3 GHz ~4 GHz
Anwendungs-Performance @ OC ~112% * ~121% * ~125% *
Spiele-Performance (720p) @ OC ~110% * ~110% * ~89% *
Listenpreis 339$ 412$ 329$
* Schätzung mittels hochgerechnetem Wert, mit einer gewissen Spielbreite von 1-2 Prozentpunkten zu betrachten

So gesehen ist Ryzen dann doch kein so schlechter Übertakter – man darf nur nicht den Fehler begehen, die hoch getakteten Ryzen-Modelle als Übertaktungsgrundlage zu verwenden, denn jene sind dafür von AMD explizit nicht gedacht. Daß man mit den kleineren Modellen einer Prozessoren-Serie auch gut übertakten kann, ist aus Intel-Sicht natürlich ungewohnt, aber dies ist ganz und allein Intels Problem. Die kleineren Ryzen-Modelle dürften in jedem Fall (wahrscheinlich genauso bei den noch anstehenden Vier- und Sechskernern) ganz vernünftige Übertakter geben – ohne in dieser Disziplin herauszuragen, aber dies fällt speziell einem Core i7-7700K angesichts dessen hoher nomineller Taktraten inzwischen genauso schwierig.