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Angebliche Spezifikationen der GeForce GTX 1080 Ti aufgetaucht

Bei Overclock3D will man angebliche Spezifikationen der GeForce GTX 1080 Ti in der Hand haben – basierend auf dem Screenshot einer nVidia-Webseite mit eben diesen, sogar absolut vollständigen nVidia-Spezifikationen. Sofern das ganze kein Fake ist, würde dies auf ein recht baldiges Erscheinen hindeuten – auch wenn derzeit noch keinerlei Termine oder Preislage genannt wurde. Allerdings liegt zwischen GeForce GTX 1080 (ab 650 Euro) und Titan X (Pascal) (1299 Euro) in der Tat noch genügend preislicher Spielraum, um eine weitere Karte einzuschieben – noch dazu, wo die Titan X (Pascal) nicht im freien Verkauf steht, sondern nur von nVidia selber vertrieben wird. Über diesen Punkt sind die Grafikkarten-Hersteller sicherlich nicht glücklich, insofern könnte hier ein gewisser Druck auf nVidia gelastet haben, möglichst schnell eine frei verfügbare GP102-Variante herauszubringen. Preislich darf man allerdings keine Wunder erwarten, womöglich reißt nVidia auch mit der GeForce GTX 1080 Ti wieder die Preismarke von 999 Dollar – denn bezüglich der Performance sollte die neue Karte der Titan X (Pascal) durchaus nahekommen.

GeForce GTX 1080 GeForce GTX 1080 Ti Titan X (Pascal)
Chipbasis nVidia GP104 nVidia GP102 nVidia GP102
Technik 4 Raster-Engines, 2560 Shader-Einheiten, 160 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR5X-Interface (Vollausbau) 6 Raster-Engines (?), 3328 Shader-Einheiten, 208 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 6 Raster-Engines, 3584 Shader-Einheiten, 224 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5X-Interface (Salvage)
Taktraten 1607/1733/2500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1694 MHz)
1503/1623/4000 MHz
(Ø-Chiptakt: ? MHz)
1417/1531/2500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1580 MHz)
Speicherausbau 8 GB GDDR5X 12 GB GDDR5 12 GB GDDR5X
Stromstecker 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
off. Verbrauch 180W (GCP) 250W (GCP) 250W (GCP)
FullHD Perf.Index 960% gesch. ~1050-1100% ~1120%
4K Perf.Index 132% gesch. ~155-165% 173%
Listenpreis 599$/699$ unbekannt 1200$
Straßenpreis 650-700€ unbekannt 1299€
Release 17. Mai 2016 unbekannt 2. August 2016

Dafür setzt nVidia die GeForce GTX 1080 Ti als weitere Abspeckung des GP102-Chips mit nochmals zwei weiteren deaktivierten Shader-Clustern (physikalisch vorhanden: 30, aktiv: 26) sowie unter der Verwendung von nur gewöhnlichem GDDR5-Speicher an. Die fehlenden Shader-Cluster werden allerdings gut kaschiert durch augenscheinlich höhere Taktraten, auch wenn hierzu natürlich nur die real anliegenden Boosttaktraten aussagefähig sind und nicht nVidias offizielle Taktratenangabe. Sofern allerdings das im BIOS hinterlegte Power-Limit gleich zur Titan X (Pascal) bei 250 Watt steht (die offizielle GCP-Angabe ist jedenfalls identisch bei 250W), sollte die GeForce GTX 1080 Ti mit zwei weniger Shader-Clustern durchaus in der Lage sein, diesen Nachteil über höhere real anliegende Taktraten wieder auszugleichen. Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1080 Ti könnten dann durchaus sogar noch mehr aus dieser Ansetzung herausholen. Offen bleiben muß allerdings noch der Punkt, ob nVidia bei der GeForce GTX 1080 Ti nicht eventuell eine Raster-Engine abschaltet – dies würde sich angesichts der inzwischen vier deaktivierten Shader-Cluster durchaus anbieten. Besonders Performance-wirksam dürfte diese potentielle Einschränkung allerdings nicht sein, Raster-Power haben diese Karten wirklich genug.

Eine kurze Hochrechnung der Rohleistungen (bei den bekannten Karten auf deren realen Boosttaktraten, bei der GeForce GTX 1080 Ti auf angenommenen ~1650 MHz durchschnittlichem Boosttakt) zeigt, daß die GeForce GTX 1080 Ti bei den Rechenleistungen nur äußerst knapp hinter der Titan X (Pascal) landen dürfte – 3% Differenz bei Shader- und TMU-Leistung sind kaum der Rede wert, zudem ergibt sich wohl sogar eine etwas bessere ROP-Leistung der GeForce GTX 1080 Ti durch deren (angenommenen) höheren Boosttakt. Die große Differenz zwischen beiden Enthusiasten-Karten liegt dann bei der Speicherbandbreite, wo die Titan X (Pascal) der GeForce GTX 1080 Ti mit +25% klar enteilt. Dies dürfte insbesondere unter Nutzung von UltraHD eine Rolle spielen, unter kleineren Auflösungen (als UltraHD) dürfte die GeForce GTX 1080 Ti der Titan X (Pascal) jedoch durchaus nahekommen können. Wahrscheinlich wird sich hier mindestens der 5%ige Performanceabstand aus der Vorgänger-Generation (GeForce GTX 980 Ti zu GeForce GTX Titan X /Maxwell) einstellen, womöglich aufgrund der großen Speicherbandbreiten-Differenz auch etwas mehr, in Richtung 10-15%. Genaueres können natürlich nur entsprechende Tests ergeben, derzeit kann man dies eher nur schätzen.

Nachtrag vom 16. September 2016

Zur GeForce GTX 1080 Ti gab es noch die Frage, wieso nVidia nun plötzlich wieder auf gewöhnlichen GDDR5-Speicher im HighEnd/Enthusiasten-Segment setzt, nachdem die GeForce GTX 1080 sowie die Titan X (Pascal) eben schon GDDR5X-Speicher tragen. Der Hintergrund dürfte primär darin liegen, das nVidia durchaus eine gewisse Leistungsabstufung zur Titan X (Pascal) vornehmen will – die GeForce GTX 1080 Ti darf sicherlich nahe an die Titan X (Pascal) herankommen, aber es soll wohl ein größerer Performanceunterschied erreicht werden als die mickrigen 5% zwischen GeForce GTX 980 Ti und GeForce GTX Titan X in der Maxwell-Generation. Hinzu kommt der Punkt, daß der hohe Unterschied bei der Speicherbandbreite ihre besonderen Auswirkungen erst unter sehr hohen Auflösungen hat. Daß im Gegenzug die FullHD-Performance beider Grafikkarten möglicherweise fast identisch ist (und die WQHD-Performance nicht weit auseinanderliegen wird), dürfte nVidia um so mehr in die Karten spielen – genauso wie durch die Verwendung von sehr schnellem GDDR5-Speicher die Übertaktungsaussichten bei der GeForce GTX 1080 Ti zumindest auf Speicherseite eher mau sein werden. So bleibt die Titan X (Pascal) in jedem Fall die bessere UltraHD-Karte – und damit das schnellste Zugpferd von nVidia. Zudem spart die Verwendung von GDDR5 natürlich auch Kosten gegenüber dem anfänglich sicherlich sehr teuren GDDR5X – am Ende eine Win/Win-Situation für nVidia.

Nicht verschwiegen werden soll an dieser Stelle die derzeit aufkommenden Einwände gegen diese (angeblichen) Spezifikationen zur GeForce GTX 1080 Ti. So hat man am (angeblichen) Screenshot der nVidia-Webseite kleinere Unregelmäßigkeiten festgestellt, welche durchaus auf einen unprofessionellen Fake-Versuche zurückführbar sein könnten. Auch die Verwendung von nur GDDR5-Speicher stößt einigen Webseiten komisch auf – dies wäre aber wie vorstehend erklärt durchaus sinnig in der Zielsetzung, einen klaren Unterschied zur Titan X (Pascal) zu setzen. Was uns viel mißtrauischer macht, ist das Datum des angeblichen Screenshots – welcher leider nicht der Meldung von Overclock3D zu entnehmen war, sich dann jedoch beim eigentlichen Orginal auf Imgur wiederfindet: Der Leak wurde dort schon am 5. August hochgeladen – was für uns die Chance auf einen Fake erheblich erhöht. Denn daß jemand auf einer nVidia-Webseite schon detaillierte Informationen zu nicht veröffentlichter Hardware findet, kann eigentlich nur in unmittelbarer Nähe zum Release passieren – und weniger denn lockere anderthalb Monate vorher. Gänzlich sicher ist diese Auslegung natürlich nicht, man kann derzeit nur Chancen bewerten – aber in jedem Fall sollte man sich derzeit nach Beachtung dieser Einwände nicht all zu sehr auf diese (angeblichen) Daten zur GeForce GTX 1080 Ti versteifen.

Nachtrag vom 18. September 2016

In einem Thread unseres Forums hat man sich an einer schnellen Simulation der GeForce GTX 1080 Ti probiert – jetzt einmal völlig unabhängig davon, ob die hierzu genannten Spezifikationen nun möglicherweise Fake sind oder nicht. Schließlich werden die offerierten Spezifikationen allgemein als recht sinnvoll angesehen, könnten also trotz unsicherer Quellenlage am Ende in dieser oder ähnlicher Form zutreffen. Für die Simulation der GeForce GTX 1080 Ti wurde natürlich eine (ebenfalls auf dem GP102-Chip basierende) Titan X (Pascal) bemüht, bei welcher in erster Linie der GDDR5X-Speichertakt auf 2000 MHz QDR abgesenkt wurde – was dann übertragenerweise 4000 MHz DDR bei GDDR5-Speicher (ohne "X") entspricht. Zudem wurde zur Simulation des Unterschieds bei Recheneinheiten und Taktrate der Chiptakt ~40 MHz unterhalb des Chiptakts der allerdings deutlich übertaktet laufenden Titan X (Pascal) abgesenkt.

Insofern sind die absoluten Werte beider Karten kaum wertbar, da beiderseits übertaktet erzielt – aber es geht in diesem Fall ja nur um den relativen Unterschied zwischen GeForce GTX 1080 Ti und Titan X (Pascal). Hierzu passen die 40 MHz weniger Takt durchaus, denn nominell sollte die Titan X (Pascal) 3,1% mehr Rechenleistung haben, die Taktratendifferenz von ~1699 zu ~1739 MHz (+2,4%) passt geradeso halbwegs. Am Ende sind es ja auch nur zwei Benchmarks, in denen die Titan X (Pascal) der GeForce GTX 1080 Ti unter UltraHD um immerhin +10,8% davonzieht. Damit passt unsere Vorhersage durchaus, daß die erhebliche Differenz in der Speicherbandbreite für einen beachtbaren Performance-Unterschied wenigstens in der 4K-Auflösung sorgen wird. Aber natürlich ist diese Simulation fehleranfällig – kann beispielsweise niemand sagen, ob auf 4000 MHz DDR laufender GDDR5-Speicher wirklich genauso reagiert wie auf 2000 MHz QDR laufender GDDR5X-Speicher. Trotz dieses Nachteils stellt diese Simulation und das herauskommende Ergebnis von ~11% Performance-Differenz unter UltraHD den bisher besten Hinweis zur Performance der GeForce GTX 1080 Ti dar.