Von der sich mit Linux-Hardware und Linux-Gaming intensiv beschäftigenden Seite Phoronix kommt ein Grafikkarten-Vergleich von 24 AMD- und nVidia-basierten Grafikkarten unter Linux samt den jeweils offiziellen Linux-Treibern der Grafikchip-Entwickler. Dabei zeigt sich, daß nVidia nach wie vor einen gewissen Vorteil bei der Linux-Performance hat, man allerdings weit entfernt von den großen Unterschieden von vor ein paar Jahren ist. Da in dem Artikel recht viele Grafikkarten unter einigen Benchmarks getestet wurden, wollen wir aufbauend darauf einmal einen Vergleich der erzielten Ergebnisse mit unserem 3DCenter Performance-Index waagen, welcher natürlich ausschließlich unter Windows-Benchmarks ermittelt wurde. Hierfür wurden die Phoronix-Ergebnisse in Prozentwerte umgewandelt, wobei die GeForce GTX 770 auf den aus dem 3DCenter Performance-Index bekannten Wert von "380%" festgesetzt wurde:
3DCenter Perf.Index (Windows) | Perf-Index gemäß Phoronix (Linux) | Differenz | |
---|---|---|---|
Radeon HD 5770 1GB | 115% | ~113% | passendes Ergebnis |
Radeon HD 5830 1GB | 135% | ~137% | passendes Ergebnis |
Radeon HD 6570 512MB | 55% | ~38% | erheblich schwächer, wahrscheinlich resultierend aus den nur 512 MB großem Speicher |
Radeon HD 6870 1GB | 190% | ~164% | erheblich schwächer |
Radeon HD 6950 2GB | 220% | ~221% | passendes Ergebnis |
Radeon HD 7850 1GB | 220% | ~142% | sehr erheblich schwächer, seltsames Ergebnis gerade im Vergleich zur Radeon HD 6950 |
Radeon HD 7950 3GB | 300% | ~251% | erheblich schwächer |
Radeon HD 270X 2GB | 260% | ~253% | grob passendes Ergebnis |
GeForce 9800 GT 512MB | 70% | ~50% | erheblich schwächer, wahrscheinlich resultierend aus den nur 512 MB großem Speicher |
GeForce 9800 GTX 512MB | ~80% | ~54% | erheblich schwächer, wahrscheinlich resultierend aus den nur 512 MB großem Speicher |
GeForce GTX 460 768MB | 145% | ~146% | passendes Ergebnis |
GeForce GTX 550 Ti 1GB | 120% | ~124% | grob passendes Ergebnis |
GeForce GTX 650 1GB | 115% | ~128% | etwas stärker |
GeForce GTX 680 2GB | 360% | ~359% | passendes Ergebnis |
GeForce GTX Titan 6GB | 480% | ~490% | grob passendes Ergebnis |
GeForce GTX 760 2GB | 310% | ~325% | minimal stärker |
GeForce GTX 770 2GB | 380% | 380% | Linux-Wert wurde auf den Windows-Wert normiert |
GeForce GTX 780 Ti 3GB | 530% | ~513% | minimal schwächer, seltsam angesichts des minimal besseren Ergebnisses der GeForce GTX Titan |
Wie gut im Vergleich der beiden Indizes zu sehen, passen die Werte von Windows und Linux fast überall gut aufeinander – trotz daß die Benchmark-Auswahl zwischen beiden Betriebssystemen sehr unterschiedlich ist (Windows: ausschließlich Spiele-Benchmarks, Linux: notgedrungen eine Mehrzahl an theoretischen Testern). Einige Ausreißer lassen sich zudem gut erklären: Die drei Grafikkarten mit nur 512 MB Speicher (Radeon HD 6570, GeForce 9800 GT und GeForce 9800 GTX) verlieren in einigen der angesetzten Benchmarks übermäßig viel an Performance, entsprechende 1-GB-Varianten würden vermutlich deutlich besser dastehen.
Daneben ist jedoch klar zu bemerken, daß im nVidia-Feld faktisch überall die von Windows her gewohnte Performance erreicht wird, während im AMD-Feld einige Grafikkarten doch mit Performance-Problemen zu kämpfen haben. Dies betrifft überraschenderweise nicht die Karten der älteren VLIW5- und VLIW4-Architekturen, sondern hingegen überaus klar die Karten der Southern-Islands-Generation, welche unter Linux eindeutig eine zu schwache Performance aufweisen. Die einzelne mitgetestete Karte der Volcanic-Islands-Generation lief dagegen anständig – was um so mehr irritierend ist, da es sich bei der Radeon R9 270X um eine Karte auf Basis des Pitcairn-Chips handelt, welcher ursprünglich aus der Southern-Islands-Generation stammt.
Im Sinne eines Grafikkarten-Neukaufs ist dieses Ergebnis egal, da man derzeit wohl nur noch Grafikkarten der Volcanic-Islands-Generation neu kaufen würde und deren Linux-Performance einwandfrei zu sein scheint. Leider wurden zu wenige solche Karten mitgetestet, um sich diesbezüglich gänzlich sicher sein zu können – insbesondere fehlen Benchmark-Ergebnisse der Hawaii-basierten Grafikkarten Radeon R9 290 & 290X. Im Sinne eines guten Supports auch für frühere Produkte – was dann natürlich auch ein wichtiger Punkt bei einem etwaigen Neukauf wäre – sollte AMD jedoch zusehen, die Linux-Schwäche der Grafikkarten der Southern-Islands-Generation schnellstmöglich auszubügeln. An den Grafikchips selber kann es nicht liegen, wie das gute Ergebnis der Radeon R9 270X nachweist.