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Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Juni 2016

Videocardz zeigen einen GPU-Z-Screenshot der Radeon RX480 mit angeblich sogar aus unabhängiger Quelle bestätigten Daten: Danach tritt die Polaris-10-basierte Karte (neben erneut genannten Taktraten von ≤1266/4000 MHz ohne allerdings weiterhin einen offiziellen Basetakt) mit den erwarteten 144 Textureneinheiten an – was sich im bekannten GCN-System von jeweils 64 Shader- und 4 Textureneinheiten pro Shader-Cluster natürlich von selbst ergibt, bisher aber noch einer Bestätigung wartete. Abweichend (und auch unabhängig) hiervon liegt die Anzahl der Raster Operation Units (ROPs) nunmehr bei nur 32 Stück – wie beim früheren Pitcairn-Chip, aber nur auf der Hälfte des vorherigen Haiwaii-Chips (64 ROPs an einem 512 Bit GDDR-Speicherinterface). Ein Grund hierfür dürfte sicherlich im kleineren Speicherinterface von Polaris 10 zu suchen sein, ein anderer Grund in der insgesamten Einordnung dieses neuen AMD-Grafikchips nicht mehr in der HighEnd-, sondern der Performance-Klasse: Und da ist die WQHD-Auflösung das absolut höchste der Gefühle, schaut man eher in Richtung FullHD.

Hierfür sind dann weder ganz breite Speicherinterfaces noch besonders viele ROPs vonnöten, insofern ergibt das ganze einen sinnvollen Aufbau des Polaris-10-Chips. Trotzdem bleibt die Frage, ob diese ROP-Anzahl die Polaris-10-Grafikkarten nicht hier und da etwas an Performance kosten wird. Nominell ist von nVidias Konter in Form des GP106-Chips zwar auch nicht wesentlich mehr zu erwarten – bei dem kolportierten 192 Bit GDDR5-Speicherinterface dürften es auf nVidia-Seite wohl 48 ROPs werden. Zuzüglich der deutlich höheren Taktraten der nVidia-Chipdesigns kann da aber doch schon ein deutlicher Unterschied in der ROP-Power zugunsten von nVidia herauskommen – wie gesagt, gänzlich ohne Performanceeffekt dürfte diese knappe ROP-Anzahl bei Polaris 10 nicht ausgehen. Aber wahrscheinlich dürfte sich AMD schlicht zugunsten der größtmögliche Effizienz entschieden haben – sprich, der vermutliche Performanceeffekt von gleich 64 ROPs deckt wohl nicht die dafür notwendige größere Chipfläche und damit den höheren Kosteneinsatz ab.

In einer weiteren Meldung zeigen Videocardz zudem einige Tweets seitens AMDs Grafik-Chef Raja Koduri mit klarem Bezug zum später kommenden Vega 10 Grafikchip. Hierzu hatte der AMD-Chef mit einem AMD-Designteam in Shanghai einen Vega-bezogenen Meilenstein zu feiern – was alles mögliche bedeuten kann, aber zumindest andeutet, das jener zweite Teil von AMDs 14/16nm-Generation auf dem Weg ist und auch nicht gerade Ewigkeiten nach Polaris 11 & 10 zu erwarten sein wird. Dies könnte man als Bestätigung einer früheren Meldung über den Vega-10-Chip bereits im Oktober 2016 ansehen – aber AMD hat natürlich nichts über konkrete Terminlagen gesagt, in dieser Frage bleibt die weitere Entwicklung schlicht abzuwarten. Auch eine weitere frühere Meldung über 4096 Shader-Einheiten bei Vega 10 (aka Greenland) läßt sich derzeit weiterhin nicht bestätigen – ist allerdings anhand der nunmehr bekannten Anzahl der Shader-Einheiten des nächstkleineren AMD-Chips (Polaris 10 bei 2304 Shader-Einheiten) umso wahrscheinlicher.

Mit Vega 10 dürfte AMD somit durchaus so etwas wie eine Neuauflage des Fiji-Chips (4096 Shader-Einheiten an einem 4096 Bit HBM1-Interface) unter kleinerer Fertigung wagen – eventuell mit einem anderem Speicherinterface (2048 Bit) durch die Nutzung von HBM2-Speicher, aber weiterhin mit ähnlicher Speicherbandbreite. Über die kleinere Fertigung kann man sicherlich auch auf höhere Chiptaktraten kommen, so das die Rechenleistung gegenüber dem Fiji-Chip bemerkbar ansteigen würde. Den Hauptteil des (anzustrebenden) Performancesprungs müssten in diesem Fall dann allerdings wirklich die Verbesserungen der vierten GCN-Ausführung bringen – denn immerhin würde jener verbesserte Fiji-Chip dann mit der Zielsetzung antreten, sich mit dem nVidia GP104 und damit der GeForce GTX 1080 anzulegen, welche sich ihrerseits um immerhin 32-43% besser als das schnellste Fiji-Produkt (Radeon R9 Fury X) positionieren konnte. Mit faktisch derselben Hardware und nur besseren Taktraten sowie einem Effizienzgewinn durch die neue GCN-Ausbaustufe so viel aus Vega 10 herausholen, erscheint als schweres Brot für AMD – insofern bleibt doch abzuwarten, ob sich Vega 10 wirklich mit dem GP104-Chip anlegen kann.

Nach dem Vega-10-Chip sollte sich noch der Vega-11-Chip anschließen, welcher als nochmals mächtiger und AMDs eigentliche Enthusiasten-Lösung innerhalb der 14/16nm-Generation angesehen wird. Von diesem ist eine Ausnutzung der maximal möglichen Chipfläche (sprich wiederum in Richtung 600mm²), mehr Shader-Einheiten und aber vor allem die Rückkehr aller für professionelle Zwecke notwendigen Features zu erwarten – denn nach dem in dieser Frage nahezu unnutzbaren Fiji-Chip braucht AMD sicherlich auch mal wieder eine wirkliche HPC-Lösung, gerade in Konkurrenz zu nVidias neuem HPC-Chip GP100. Während nVidia jedoch erstmals gleich zwei Enthusiasten-Chips mit getrennten Aufgaben auflegen wird (GP100 rein für HPC, GP102 rein fürs Gaming), dürfte AMD im Vega-11-Chip beide Funktionen vereinen wollen – was dann letztlich auch die Anzahl der maximal möglichen Shader-Einheiten etwas limitiert, welche derzeit auf grob 6000 geschätzt wird. Vega 11 dürfte allerdings auch einer der letzten Grafikchips der initialen 14/16nm-Welle sein und ist kaum vor dem Frühjahr 2017 zu erwarten.

Ausgehend von einer Meldung seitens WCCF Tech berichten derzeit einige Webseiten über angeblich bereits feststehende Listenpreise der Radeon RX460 und RX470 von 99$ (RX460 2GB) bzw. 119$ (RX460 4GB) sowie 149$ (RX470 4GB) bzw. 179$ (RX470 8GB). Allerdings handelt es sich hierbei augenscheinlich um eine reine Annahme seitens WCCF Tech, ohne dafür eine konkrete Quelle oder einen Hinweis zu haben – faktisch ein Platzhalter, bis echte Informationen vorliegen. Natürlich kann man diese Preislagen zu Radeon RX460 & RX470 annehmen, jene sind von der Höhe her auch nicht weit her geholt (wir haben es zuletzt etwas defensiver gesehen) – aber in jedem Fall liegt hier mitnichten bereits eine klare Informationen oder gar die Bestätigung zu einem AMD-offiziellen Listenpreis vor. Zudem ist generell noch unsicher, ob es überhaupt eine Radeon RX470 mit 8 GB Speicher geben wird – diese Karte wurde zwar angenommen, aber nirgendwo ernsthaft bestätigt (das AMD-eigene Vorserien-Benchmarks mit dieser Speicherbestückung laufen, ist keine Aussage zu den Retailmodellen).

Aufgrund der wahrscheinlich eng aneinanderliegenden Preispunkte dieser RX400-Karten ist es denkbar, das eine hypothetische Radeon RX470 8GB letztlich so viel kostet wie eine Radeon RX480 4GB – und dann wäre bis auf entschiedene Nutzer höherer Auflösungen eventuell doch die Mehrperformance der Radeon RX480 dem Mehrspeicher vorzuziehen. In jedem Fall könnte man sich aus Gründen der Angebotsstraffung vorstellen, das AMD höchstselbst die Radeon RX470 nur mit 4 GB plant – ob dann die Grafikkarten-Hersteller auf eigene Faust noch eine 8-GB-Version nachschieben, dürfte jenen überlassen sein, wird aber bei einem offiziell nicht protegiertem Produkt immer etwas länger dauern und wohl auch etwas mehr kosten als der durchaus spartanisch zu nennende Mehrpreis zwischen Radeon RX480 mit 4 GB und mit 8 GB Speicher (+30 Dollar/Euro). Wie gesagt sind diese ganzen aktuellen Listenpreis-Meldungen zu Radeon RX460 & RX470 unter den großen Vorbehalt zu stellen, das die Ausgangs-Webseite in Form von WCCF Tech letztlich nur eine Platzhalter-Annahme zu deren Preisen zum besten gegeben hat.