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Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Juni 2018

Auf Twitter hat nVidia mittels Geburtstagswünschen zugunsten des britischen Mathematikers Alan Turing die kommende Turing-Generation angeteasert – und damit höchstselbst (indirekt) bestätigt, das man entsprechend benannte Produkte in Vorbereitung hat. Bislang war dies nur im Gerüchtestatus – zuerst so genannt von Reuters, später bestätigt durch Tom's Hardware. Auch wenn das ganze noch etwas von einem offiziellen Status entfernt ist, bestätigt sich somit die Namenswahl der kommenden Grafikchip-Generation, respektive erübrigen sich die bisher teilweise noch gehandelten Alternativen wie "Volta" (wohl rein im HPC-Segment verwendet) oder "Ampere" (angeblich die nächste HPC-Generation). Bezogen auf den Termin könnte man nunmehr natürlich spekulieren, ob dies auf einen eher frühen Turing-Launch hindeuten mag – andererseits ist ein Geburtstag ein Fixtermin im Jahr, konnte nVidia speziell diesen Teaser schlecht zu einem anderen Termin ansetzen. Zudem dürfte nVidia natürlich auch klar sein, das Grafikkarten-Enthusiasten über die kommende Entwicklung grob im Bilde sein dürften – somit verrät man mit diesem Teaser also nicht wirklich etwas neues. Und für den Massenmarkt ist das ganze immer noch zu ungenau und damit zu weit weg, um die aktuellen Grafikkarten-Verkäufe wirklich zu stören.

Happy Birthday to Alan Turing, the remarkable pioneer of computer science.
Quelle:  nVidia @ Twitter am 23. Juni 2018

Zu AMDs Navi gibt es wie bekannt derzeit zwei voneinander abweichende Terminangaben: Laut der PCGH wäre es bereits Ende des ersten Quartal 2019 so weit, bei WCCF Tech lautet der Termin dagegen auf zweites Halbjahr 2019 bis Anfang 2020 – was im Mittel grob ein halbes Jahr Differenz darstellt. Sofern AMDs Navi gemäß letzterer Terminangabe wirklich erst später im Jahr 2019 antritt, stellt sich durchaus die Frage, ob AMD nicht eventuell doch Vega 20 zur Überbrückung auch im Gaming-Segment verwenden könnte. Immerhin kann man von Vega 20 aufgrund der 7nm-Fertigung (ergibt einigen Taktraten-Spielraum) sowie des doppelt so breiten Speicherinterfaces durchaus eine gewisse Mehrperformance gegenüber den bisherigen Radeon RX Vega Karten erwarten – irgendetwas im Rahmen von +20% sollte da eigentlich herauszuholen sein. Zudem dürfte AMD nächstes Jahr den Vega-20-Chip dann wohl auch in besseren Stückzahlen von Chipfertiger TSMC bekommen können, eventuell reicht dies dann sogar für ein einzelnes HighEnd-Produkt für den Gamer-Markt aus. So weit in der Theorie – in der Praxis gibt es jedoch erhebliche Gegenargumente gegen Vega 20 im Gaming-Segment, selbst wenn Navi wirklich erst später antreten sollte. So kann die Massen-Verfügbarkeit von Vega 20 nicht wirklich bestimmt werden – der Sprung von ein paar zehntausenden für HPC-Zwecke benötigten Chips hin zu einem Gaming-Produkt, wo die Stückzahlen fix in die Millionen gehen können, ist doch ziemlich immens. Chipfertiger TSMC könnte gerade Anfang 2019 noch mit anderen 7nm-Aufträgen zugelegt sein und somit trotz Willens nicht in der Lage sein, so schnell zusätzliche 7nm-Kapazitäten zu bieten.

Desweiteren ist der Kostenpunkt des Vega-20-Chips natürlich suboptimal: Das reine Grafikchip-Die mag mit knapp 300mm² gar nicht so teuer kommen, aber die gleich vier HBM2-Stacks machen die entsprechende Grafikkarte vergleichsweise teuer (was auch bei der eventuellen Nutzung nur zweier HBM2-Stacks grundsätzlich so bleibt). Navi mit seiner Chipfläche von grob 200mm² samt der Nutzung von GDDR6-Speicher dürfte da erheblich kosteneffektiver ausfallen. Vor allem aber spricht gegen Vega 20, das jener sich im Jahr 2019 im Gaming-Segment dann bereits mit nVidias Turing messen müsste – und damit von Performance & Preis her nicht mehr im HighEnd-Segment, sondern im oberen Midrange-Segment zu verorten sein würde. Trotz der vorgenannten vielleicht +20% Mehrperformance, welche Vega 20 eventuell herausholen könnte, wäre der natürliche Vega-20-Kontrahent dann eben eine GeForce GTX 1160/2060 oder maximal eine GeForce GTX 1170/2070 – zu Preislagen von 300-350 Dollar/Euro also. Und auf diesem Preispunkt wird sich Vega 20 wegen seines teuren HBM2-Speichers einfach nicht wirtschaftlich herstellen lassen. Deswegen ist der Zug für Vega 20 im Gaming-Segment mit dem baldigen Erscheinen von nVidias Turing-Generation auch schon wieder abgefahren, ab diesem Zeitpunkt läßt sich Vega 20 wirklich nur noch für professionelle Bedürfnisse verwenden (und war von AMD wohl auch nie anders gedacht).

Der TechSpot listet in einem Artikel diverse Problempunkte bei Intel in deren aktuellen Prozessoren-Angebot auf. Darunter fällt nichts welterschütterndes, allerdings durchaus erwähnenswerte Punkte wie die aktuell verwendete Wärmeleitpaste (anstatt einer Verlötung), die nur noch durchschnittlich zu nennenden Intel-Kühler, Engineering Samples anstatt Retail-Prozessoren als Testsamples, teilweise zu hohe Preislagen im HEDT-Bereich, das Reißen der eigenen TDP-Grenzen bei einige neuen Prozessoren, die Verfügbarkeit von Overclocking nur bei ausgewählten Intel-Produkten und letztlich der wiederkehrende Zwang zum Mainboard-Wechsel ohne technologischer Notwendigkeit. Dies ist wie gesagt eher Kritik auf einem erreichten hohen Niveau – beachtbar ist allerdings der Zeitpunkt: Denn ohne den frischen Wind, welchen AMD mit Ryzen, Threadripper & Epyc ins Prozessoren-Geschäft gebracht hat, wäre eine solche Kritik vor einiger Zeit noch herzlich bedeutungslos geblieben oder möglicherweise auch gar nicht erst geäußert worden. Nun, mit einem kompetitiven Gegenangebot auf dem Markt, kommen nun auch solche Nebenpunkte ins Gespräch – und Intel wird dadurch vielleicht sogar in dem einen oder anderen Punkt zu einer Kurskorrektur animiert.