1

Intel und Microsoft werden für Kaby Lake keine Windows 7/8 Treiber mehr zur Verfügung stellen

Nachdem Microsoft bereits in diesem Januar einen entsprechenden Vorstoß gemacht hatte, kommt nun tatsächlich das dicke Ende: Sowohl Intel als auch Microsoft werden für die "Kaby Lake" Prozessoren-Generation keine entsprechenden Treiber für Windows 7/8 mehr zur Verfügung stellen – sondern nur noch Windows-10-Treiber. Bei Microsoft war dieser Schritt schon nach der Januar-Meldung klar, nun zog laut der PCWorld auch noch Intel gleichlautend nach, indem man jener Webseite per eMail bestätigte: "Intel will not be updating Win 7/8 drivers for 7th Gen Intel Core". Damit fallen beide Quellen für mögliche Kaby-Lake-Treiber flach – und sofern man nicht (manuell) modifizierte Skylake-Treiber verwendet (welche dann die neuen Media-Fähigkeiten der Kaby-Lake-Grafiklösung nicht anbieten könnnen), fällt die Nutzung von Kaby Lake unter Windows 7/8 somit flach. Sicherlich dürfte ein entsprechendes System nicht gänzlich funktionslos sein, aber zu vielen Komponenten dürfte dann die explizite Hardware-Beschleunigung fehlen – es käme zwar auf einen konkreten Test an, aber derzeit erscheint "ganz treiberlos" nicht als gangbarer Weg.

Der diesbezügliche Artikel von PCWorld zäumt das Pferd allerdings von der völlig falschen Seite auf: Nicht Microsoft ist hieran Schuld – denn das Microsoft irgendwann für nicht mehr angebotene Betriebssysteme keine neuen Hardware-Treiber mehr auflegt, ist das normalste der Welt. Daraus ergibt sich jedoch – im Gegensatz zu Darstellung der PCWorld, welche dann auch im Internet weit übernommen wurde – überhaupt keinerlei Problem für Intel, selber entsprechende Treiber aufzulegen. Das die Kaby-Lake-Generation laut Microsoft von Windows 7/8 rein offiziell nicht supportet wird, ist eher nur Marketing-Neusprech, bedeutet aber nichts zur möglichen Funktionalität – welche regulärerweise ja auch immer vom Hardwarehersteller selber zu leisten ist. Microsofts eigene Treiberarbeit ist eher nur als zusätzliche Option zu sehen, um Bloatware-überladenen Treibern aus dem Weg gehen zu können oder halt für Uralt-Hardware noch Standardtreiber unter einem neuen Betriebssystem zu bekommen. Die Erstellung von Treibern für neue Hardware für ältere Betriebssysteme ist aber immer schon primäre Aufgabe der Hardwarehersteller.

Und dieser Aufgabe verweigert sich nun Intel – und ist damit auch der eigentlich Schuldige, wenn Kaby Lake nicht unter Windows 7/8 genutzt werden kann. Der Weg über Microsoft-Treiber wäre nur die Alternative gewesen, aber zuerst ist allein Intel in der Bringschuld. Irgendwelche bedeutsamen Einschränkungen seitens Windows 7/8 gegenüber Kaby Lake sind auch nicht zu sehen, es handelt sich hierbei eher nur um den Willen Intels, den Support dieser Betriebssysteme mit neuer Hardware einzuschränken. Daß es Teile der Fachpresse nunmehr Microsoft primär in die Schuhe schieben, dürfte Intel allerdings gut in die Karten spielen, denn so bekommt man den entstehenden Ärger nur zum geringen Teil ab. Natürlich bleibt davon unbenommen, ob Microsoft vielleicht hinter den Kulissen auf Intel eingewirkt hat, den Support für Windows 7/8 zu kürzen, um somit (im Sinne Microsofts) Windows 10 weiter zu puschen. Trotzdem wäre es originäre Aufgabe von Intel gewesen, sich diesem Ansinnen zu wiedersetzen, hingegen allein auf die Nutzerbasis zu schauen – und dort in der klaren Mehrheit noch Systeme mit Windows 7 vorzufinden, welche zu einem gewissen Teil auch völlig bewußt auf Windows 7 setzen.

Natürlich hat der Verzicht auf die Weiterentwicklung von Windows 7/8 Treibern zugunsten neuer Hardware für Intel auch Vorteile in Form eines geringeren Treiberentwicklungs- und Support-Aufwands. Aber dies darf im Rahmen einer riesigen Firma wie Intel und gleichzeitig zudem eines Nahezu-Monopolisten nicht zählen. Intel erledigt hier eher die Drecksarbeit für Microsoft, welche mit allen Methoden – und nun also auch das künstliche Abwürgen gut laufende Betriebssysteme – ihre jeweils neueste Software puschen wollen. Offen bleibt an dieser Stelle noch, wie dies bei AMDs kommenden Prozessoren "Bristol Ridge" (Carrizo-basiert) und "Summit Ridge" (Zen-basiert) aussieht: Das von der PCWorld hierzu eingeholte AMD-Statement ist reichlich unklar gehalten, indem man einen Gleichklang der Strategie zwischen AMD und Microsoft beschwört. Dies könnte man als Abschaffung der Windows 7/8 Treiber für zukünftige AMD-Prozesoren deuten – dies kann aber auch einfach nur Marketing-Blabla sein, welches bewußt keine Aussage zum Thema treffen will. Würde allerdings gerade AMDs Zen ohne Windows 7/8 Treiber durch AMD kommen (von Microsoft sind wie gesagt keine zu erwarten), dann würde für die Nutzer von Windows 7/8 Intels Skylake-Generation die letzte verfügbare Hardware-Basis auf Prozessoren/Mainboard-Seite darstellen.

An dieser Stelle sei dann auch einmal ein offenes Wort an AMD erlaubt: AMD sollte diesen Unsinn nicht mittragen – dies wäre auch für alle von AMDs Bemühungen, im CPU-Markt wieder in die Spur zu kommen, arg kontraproduktiv. Man kann hierbei einfach nur auf die weltweite Betriebssystem-Verbreitung schauen, welche derzeit noch sehr klar gerade für Windows 7 spricht und selbst bei dem irgendwann anstehenden Führungswechsel noch lange Zeit stabile Nutzerkontingente für Windows 7 erwarten läßt. Und zum anderen sollte AMD eigentlich klar sein, daß ein beachtbarer Teil des künftigen Zen-Käuferpotentials gerade aus der Ecke der sich vorsätzlich alternativ entscheidenden bzw. bewußt gegen drohende Monopole agierenden Nutzer kommt. Bei diesen Nutzern ist die Chance, auf ein Windows 7 zu treffen, logischerweise viel größer als sonstwo – womit die Auflage entsprechender Treiber für die kommenden Zen-Prozessoren eigentlich eine klare Pflichtaufgabe für AMD sein sollte. Wie gesagt hätten die entschiedenen Windows-7-Nutzer anderenfalls gar keine andere Wahlmöglichkeit mehr, als denn auf Intels Skylake zu gehen.

Nachtrag vom 1. September 2016

Diese Meldung über die fehlenden Windows 7/8 Treiber für Intels Kaby Lake wäre noch dahingehend zu präzisieren, daß es sich bei den fehlenden Treibern natürlich um die Treiber für den Mainboard-Chipsatz sowie die integrierte Grafikeinheit dieser Prozessoren handelt. Jene Mainboard-Treiber schließen aber natürlich auch direkt in die CPU verbaute Teile mit ein, beispielsweise das PCI-Express-Interface der CPU selber. Die Prozessoren selber bzw. deren CPU-Teil könnte wohl auch ganz ohne Treiber funktionieren, da Prozessoren üblicherweise dem Betriebssystem ihre Hardware-Kapazitäten melden und Betriebssystem jene dann einfach so nutzt (und wenn das Betriebssystem ein bestimmtes Feature nicht supportet, bleibt jenes funktionslos, führt aber zu keinen direkten Problemen). Aber ohne das ganze Mainboard-Subsystem wird das Betriebssystem keinen performanten Zugriff auf Festplatten und Steckkarten haben – und ob Windows-Standardtreiber heutige Spitzen-Hardware überhaupt sinnvoll verwalten kann, käme zwar auf einen Test an, die Chancen hierauf halten sich allerdings in Grenzen. Abseits dieser ganz treiberlosen Variante gibt es zumindest für Kaby Lake wahrscheinlich noch eine Seitenlösung: Weil der Sockel zu Skylake gleich ist, sollte Kaby Lake (nach BIOS-Update) auch in Mainboards für Intels 100er Chipsätze laufen. Jene sind für Skylake gedacht und von jenen gibt es auch noch Versionen für Windows 7/8.

Diese Treiber sollten normalerweise auch Kaby-Lake-Prozessoren fressen (sofern Intel keine gegenteilige Abfrage einbaut), gerade da der CPU-Teil zu Skylake ja unverändert ist. Nur die höheren Media-Fähigkeiten von Kaby Lake kann man mit diesem Skylake-Treiber dann nicht ansteuern. Jene Lösung gilt natürlich nur für Bastelsysteme im Desktop-Markt, nicht für Komplett-Systeme & Notebooks sowie nicht im professionellen Einsatz. Funktioniert diese Idee nicht, bliebe am Ende nur noch die Modifikation von Windows-10-Treibern für Kaby Lake zugunsten von Windows 7/8. Dies kann funktionieren, muß es aber überhaupt nicht. Gerade wenn Intel alte Zöpfe abschneidet, müssen sich die Treiberprogrammierer zukünftig nur noch um Windows 10 kümmern und könnten damit durchaus Wege bei der Treiberprogrammierung gehen, welche unter Windows 7/8 in handfesten Problemen münden. Auch diese Lösung per Treiber-Modifikation wäre natürlich nichts für professionelle Systeme. Basteltechnisch wird sich für Kaby Lake aufgrund der Nähe zu Skylake wohl irgendwie immer noch ein Weg finden – aber für die Masse der Nutzer und Anwendungsfälle wäre dies keine gangbaren Lösung. Und sobald Intel irgendwann neue Sockel auflegt, wird der Ofen dann endgültig aus sein.

Nachtrag vom 4. September 2016

Es ist schon ein klein wenig verwunderlich, wie Teile der "Fachpresse" die Meldung verwurstet haben, das von Intel keine Kaby-Lake-Treiber zu erwarten sein werden. Denn hierbei sieht man sehr oft allein Microsoft in der Verantwortung, die entsprechenden Artikel reden oftmals breit über Microsofts entsprechende Aussagen. Microsoft ist diesbezüglich als Betriebssystem-Hersteller jedoch in keinerlei Bringpflicht – denn Aufgabe eines Betriebssystem-Herstellers ist es, einem neuen Betriebssystem bei dessem Release möglichst alle Treiber für zu dieser Zeit existierende Hardware mitzugeben, gern auch für alle mögliche Alt-Hardware, welche von ihren Herstellern nicht mehr gepflegt wird. Alles darüber hinaus ist ein Bonus – welcher allerdings eher unnötig ist, denn Treiber für neu erscheinende Hardware sind von ihren jeweiligen Herstellern anzubieten und zu pflegen. Jene können natürlich frei wählen, für welche Betriebssysteme man Treiber anbietet – aber im konkreten Fall mit Windows 7 als das mit Abstand am weitesten verbreitete Betriebssystem sollte diese Entscheidung eigentlich eher klar sein. An diesem Punkt patzt dann aber eben Intel – und nicht Microsoft, auch wenn der Betriebssystem-Hersteller in vielen Artikeln zum Thema fälschlicherweise in den Vordergrund gerückt wird (und es Intel damit um so einfacher gemacht wird, die Sache durchzuziehen).

Nebenbei gesagt könnte eine Quelle für Kaby Lake Chipsatz-Treiber für Windows 7/8 womöglich bei den Herstellern von Komplett-PCs und Notebooks liegen. Jene werden von Intel teilweise lange, nachdem Intel den offiziellen Treiber-Support einstellt, doch noch mit entsprechenden Treibern beliefert. Jene Treiber werden dann von den OEM-Herstellern manchmal noch mit eigenem Logo oder/und Installer versehen und nachfolgend auf deren Webseiten für bestimmte Geräte zum Download angeboten, sind aber in aller Regel unveränderte Intel-Treiber, welche sich auch mit den Geräten anderer OEM-Hersteller nutzen lassen. Konkret ist man in unserem Forum bereits über ein Lenovo-Notebook gestolpert, dessen Lenovo-Treiber bereits den Support für Kaby-Lake-Innereien auch für Windows 7, 8.0 und 8.1 mit sich bringt. Allein dieser eine Treiber könnte (sofern fehlerfrei und nicht beschnitten) bereits ausreichend sein, um Kaby Lake ganz generell und unabhängig des Geräte-Herstellers auch auf diesen älteren Microsoft-Betriebssystemen installieren zu können. Die echten Schwierigkeiten fangen erst dann an, wenn es neue Sockel gibt, wo dann solche und andere Tricks nicht mehr funktionieren. Bei Intel dürfte dies im Consumer-Segment anzunehmenderweise mit Coffee Lake der Fall sein (noch unbekannter Sockel), im Enthusiasten-Segment mittels Kaby-Lake-X und Skylake-X (neuer Sockel 2066). Bei AMD ist leider schon Zen betroffen, da jene neue Prozessoren-Architektur einen grundlegend neuen Chipsatz- und Sockel-Unterbau mit sich bringt.

Nachtrag vom 5. Oktober 2016

Gemäß Heise schiesst Microsoft weiterhin quer bezüglich des Supports neuerer CPU-Generationen durch existierende Windows-Versionen. Nachdem man für Intels Kaby Lake und AMDs Zen (sowie alle neueren CPU-Generationen) keinen Support mehr für Windows 7/8 bereitsstellen will, trifft es nun sogar Windows 10 – in dessen Langzeitsupport-Version "LTSB". Bei jener gibt es nur Sicherheits-Updates, jedoch keine funktionellen Updates – was auch den Support neuer Prozessoren-Generationen oberhalb des derzeit erhältlichen Produktportfolios von AMD & Intel einschließt. Ob sich hieraus allerdings ein echtes Problem entwickelt, bliebe noch abzuwarten – denn natürlich werden AMD & Intel entsprechende Treiber anbieten, welche eigentlich ausreichend sein sollten für den korrekten Betrieb dieser neuen Hardware. Dumm sieht die ganze Sache nur für Microsoft aus, welche nicht in der Lage sind, ein Langzeitsupport-Betriebssystem mit allerdings dem Support für neue Hardware auf die Beine zu stellen – nicht gerade die große Referenz im Profi- und Server-Geschäft.

Nach wie vor die eher interessante Fragestellung liegt in der umgekehrten Situation – Treiber für neue Hardware für frühere Betriebssysteme, sprich Windows 7/8. Intel will diesbezüglich wie bekannt nach der Skylake-Generation eigentlich nicht mehr tun – aber die neueste Entwicklung geht wohl in diese Richtung, das zumindest die Kaby-Lake-Generation noch unter Windows 7/8 mittels inoffizieller Treiber-Versionen zu betreiben sein wird. Unser aufmerksames Forum hat hierzu schon Chipsatz-Treiber und nun sogar noch Grafik-Treiber entdeckt – womit auch die einzigen derzeit bekannten Hardware-Änderungen von Kaby Lake in Form einer neuen Videoengine unter Windows 7/8 nutzbar wären. Ob jene Treiber auch offiziell von Intel angeboten werden, bliebe noch abzuwarten – aber besorgbar sind jene schließlich schon jetzt. Während somit der Kaby-Lake-Support unter Windows 7/8 als faktisch gesichert angesehen werden kann, hängt es bei der nachfolgenden Coffee-Lake-Generation entscheidend davon ab, ob jene eventuell einen neuen Sockel und damit vollkommen abweichende Mainboard-Chipsätze spendiert bekommt.

In der Theorie gibt es den Sockel-Wechsel bei Intel zwar erst mit der zweiten CPU-Generation in einem neuen Fertigungsverfahren (und damit der zweiten 10nm-Generation "Ice Lake"). Intel könnte hier jedoch auch einfach marktpolitisch vorgehen und schlicht nach zwei CPU-Generationen (Skylake & Kaby Lake im Sockel 1151) mal wieder etwas neues auflegen. Gerade weil Coffee Lake mit Sechskernern im normalen Consumer-Segment sowieso schon eine gewichtige Neuerung mit sich bringt (und damit Aufmerksamkeit auf sich zieht), dürfte Intel versucht sein, mit diesem Pfund dann auch (wirtschaftlich) maximal zu wuchern. Hierbei wird man schlicht abwarten müssen, wie sich Intel entscheidet – als zwischengeschobene Generation ist bei Coffee Lake sicherlich sowieso noch nicht alles in trockenen Tüchern. Ähnliches gilt zu AMDs Zen-Prozessoren zu sagen – wo man schlicht abwarten muß, wie sich AMD beim Thema des Supports von Windows 7/8 entscheidet. Die Nutzer-Meinung geht schon einmal klar in die Richtung, das Windows-7/8-Treiber für Zen deutlich goutiert werden würden – bleibt nur zu hoffen, das AMD diese Umfrage auch liest respektive den Wert dieser hartnäckig auf Windows 7/8 bestehenden Nutzer erkennt.