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Microsoft setzt die Xbox Series X offiziell mit 12 TFlops Grafik-Rechenleistung an

In einem Beitrag auf der Microsoft-eigenen Xbox-Seite hat Xbox-Chef Phil Spencer nochmals genaueres zur Hardware der kommenden Xbox Series X bekanntgegeben – darunter auch eine Bestätigung von 12 TFlops Grafikchip-Rechenleistung. Dies entspricht exakt einem Leak zum letzten Jahresende – wobei dann interessant wird zu sehen, ob jener Leak auch in den anderen Punkten (Speicherbandbreite der Xbox Series X sowie Hardware-Spezifikationen zur Playstation 5) recht behalten wird. Offen bleibt damit primär noch die Frage nach der Speicherbestückung der Xbox Series X – doch wenn die vom vorgenannten Leak verbreiteten 560 GB/sec Speicherbandbreite stimmen, dann ergibt dies fast nur mit einem 384 Bit GDDR6-Interface Sinn, was dann automatisch zu 24 GB GDDR6-Speicher für diese NextGen-Konsole führt. Und dies wäre dann schon ein netter Zugewinn gegenüber der ursprünglichen Xbox One mit 1,3 TFlops Grafik-Rechenleistung (XBSX hat das 9fache), 68 GB/sec Speicherbandbreite (das 8fache, ohne Betrachtung des eDRAM der Xbox One) sowie 8 GB Speicher (das 3fache).

    Microsoft Xbox Series X  (offizielle Spezifikationen)

  • Codename "Scarlett"
  • CPU auf Basis von Zen 2  (höchstwahrscheinlich 8C+SMT)
  • GPU auf Basis von RDNA2
  • 12 TFlops Grafikchip-Rechenleistung
  • Hardware-beschleunigtes RayTracing
  • Variable Rate Shading (VRS)
  • unterstützt Frameraten bis zu 120 fps
  • GDDR6-Speicher
  • HighEnd-SSD als Massenspeicher sowie virtueller Arbeitsspeicher
  • unterstützt Monitor-Auflösungen bis zu 8K
  • Auto Low Latency Mode (ALLM)
  • Variable Refresh Rate (VRR)
  • HDMI 2.1
  • angekündigt für die "Holiday Season 2020", sprich Zeitrahmen November/Dezember 2020
  • Quellen:  Microsoft-Ankündigung auf der E3 2019 sowie Microsoft-Verlautbarung im Februar 2020

Zudem wurde einige andere Feature erstmals offiziell für die Xbox Series X genannt: Variable Rate Shading (VRS) kann die Grafiklast an unwichtige Stellen senken und somit die Framerate zu einem marginalen Optikverlust hochhalten. Theoretisch kann das Feature auch dazu ausgenutzt werden, in Szenen mit besonders hoher Grafiklast mittels einer temporären Qualitätsabsenkung die Framerate zu stabilisieren – was insbesondere für Spielekonsolen mit ihrem Konzept der möglichst gleichbleibend flüssigen Framerate von Interesse sein könnte. Auf hohen Zuspruch dürfte dann der Support von HDMI 2.1 stoßen – auf entsprechende Grafik-Hardware warten derzeit viele Gamer. Die Verfügbarkeit von HDMI 2.1 bei der Xbox Series X deutet zudem natürlich an, das Chipentwickler AMD jenes Feature dann auch bei seinen dieses Jahr neu erscheinenden Grafikchips der RDNA2-Architektur ansetzen wird. Weiter im Monitor-Feld spielt dann der Auto Low Latency Mode (ALLM), mittels welchem der benutzte Monitor angewiesen wird, den Darstellungsmodus mit der niedrigsten Latenz zu wählen, sowie Variable Refresh Rate (VRR), welches schlicht die Unterstützung für FreeSync und Adaptive Sync umfasst.

Erstmals wurde daneben die konkret benutzte AMD-Grafikarchitektur mittels "RDNA2" genannt, selbst wenn sich dies natürlich schon automatisch erschlossen hatte. Nicht genauer ausgeführt wurde hingegen der CPU-Part, wo es nur bei der Aussage "Zen 2" blieb – die Anzahl der CPU-Kerne und -Threads ist damit weiterhin nicht offiziell, dürfte aber höchstwahrscheinlich auf 8 CPU-Kerne samt SMT hinauslaufen. Am Releaseplan ändert sich nichts, die Xbox Series X ist weiterhin zur Weihnachtszeit 2020 zu erwarten – Microsoft will zudem in den kommenden Monaten scheibchenweise noch mehr Details bekanntgeben. Eine zweite, kleinere Konsole ist dabei weiterhin allein Thema von Gerüchten & Spekulationen, seitens Microsoft aber bislang noch durch keine Silbe angedeutet. Auffallend ist, dass man die kommende NextGen-Konsole nicht in Richtung von UltraHD-Rendering zu positionieren versuchte – die Worte "UltraHD" oder "4K" finden sich im gesamten Text überhaupt nicht. Die in den letzten Jahren hierzu häufig geäußerte These, das "UltraHD" das große Zugpferd der nächsten Konsolen-Generation sein soll, bestätigt sich damit erst einmal noch nicht. Ob hingegen "RayTracing" dafür schon bereit ist oder ob man es eher mit einem vielschichtigen Ansatz versucht, bleibt die weitere Entwicklung über dieses Jahr bis zum Release der beiden NextGen-Konsolen abzuwarten.

Release GPU-Abstammung Rechenleistung Speicherbandbreite Speicher
Xbox 360 2005 ATI Xenos 240 GFlops 22 GB/sec 512 MB
Playstation 3 2006 nVidia RSX 255 GFlops 22 GB/sec 512 MB
Xbox One 2013 AMD GCN2 1,3 TFlops 68 GB/sec (+eDRAM) 8 GB
Playstation 4 2013 AMD GCN2 1,8 TFlops 176 GB/sec 8 GB
Playstation 4 Pro 2016 AMD GCN4 4,2 TFlops 218 GB/sec 9 GB
Xbox One X 2017 AMD GCN4 6,0 TFlops 326 GB/sec 12 GB
Playstation 5 2020 AMD RDNA2 ? ? ?
Xbox Series X 2020 AMD RDNA2 12 TFlops ? ?

Nachtrag vom 25. Februar 2020

Die Bekanntgabe der Rechenleistung zur Xbox Series X hat einige Diskussionen über die Preislage dieser kommenden Microsoft-Konsole ausgelöst – schließlich läßt sich deren wichtigste Komponenten (in Form der Grafikleistung) nun erstmals ziemlich gut einschätzen. Und die 12 TeraFlops sind natürlich kein Pappenstiel, gerade im Rahmen der Navi-Generation, wo AMD inzwischen aus der reinen Rechenleistung nahezu dieselbe Performance herausholt wie nVidia. Bei früheren GCN-basierten Grafiklösungen war diese Effizienz zwischen Rechenleistung und Performance klar schlechter – womit auch der direkte Vergleich zu den 6 TFlops der Xbox One X wenig taugt, weil dort nur "GCN4" (Polaris-Klasse) zum Einsatz kam. Den besseren Ansatzpunkt erhält man wohl über den Vergleich mit jeweils ähnlichen Grafikkarten aus der Zeit zum jeweiligen Release. Für die Xbox One wäre dies die Radeon HD 7770 (FHD Perf.Index 145%), für die Playstation 4 die Radeon HD 7850 (FHD Perf.Index 225%) – beides mehr oder weniger Mainstream-Beschleuniger, welche seinerzeit zu Preispunkten von 159 bzw. 249 Dollar in den Markt kamen.

Release GPU-Abst. Rechenleistung Speicherbandbreite PC-Äquivalent Launch-Pr.
Xbox One 2013 AMD GCN2 1,3 TFlops 68 GB/sec (+eDRAM) ähnlich zur Radeon HD 7700 (145%) 499$
Playstation 4 2013 AMD GCN2 1,8 TFlops 176 GB/sec ähnlich zur Radeon HD 7850 (225%) 399$
Playstation 4 Pro 2016 AMD GCN4 4,2 TFlops 218 GB/sec ähnlich zur Radeon RX 470 (490%) 399$
Xbox One X 2017 AMD GCN4 6,0 TFlops 326 GB/sec etwas besser als Radeon RX 580 (590%) 499$
Xbox Series X 2020 AMD RDNA2 12 TFlops angebl. 560 GB/sec etwas besser als GeForce RTX 2080 Super (1310%) ?

Jene AMD-Grafikkarten kamen zudem schon im Jahr vor dem Release dieser seinerzeitigen Spielekonsolen heraus, insofern sollte ein heute angetretener Vergleich den gleichen Weg gehen – und somit nach vergleichbarer Grafik-Hardware aus dem Jahr 2019 suchen. Für den aktuellen Fall wäre somit die GeForce RTX 2080 Super der passende Vergleichs-Partner, ist mit 11,2 TFlops & 496 GB/sec auch ganz gut in der Nähe der Hardware-Daten der Xbox Series X. Und dies würde dann schon deutlich auf einen ganz anderen Preisansatz der kommenden Microsoft-Konsole hindeuten – jene GeForce RTX 2080 Super steht bei nVidia immerhin für 699 Dollar in der Liste, ist im Gegensatz zu den vorgenannten Radeon HD 7770 & 7850 auch zweifelsfrei nicht dem Mainstream- oder Midrange-Segment zuzuordnen. Die Frage, ob die NextGen-Konsolen bzw. die Xbox Series X den mit der letzten Konsolen-Generation gefahrenenen "Mainstream-Ansatz" weiterhin halten können, kommt also durchaus zu recht. Wie Microsoft dies dann auflöst, ist aber noch nicht bekannt: Neben einer Preiserhöhung wäre auch das früher einmal gepflegte System der Quersubventionierung durch Spieleverkäufe möglich – von welchem man aber eigentlich froh war, größtenteils davon weggekommen zu sein.