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News des 1. Juni 2022

Bei Forbes hat man sich die Performance einer "Intel Arc A370M" Mobile-Grafiklösung in einem Referenz-Laptop von Intel angesehen. Gegner in den Spiele-Benchmarks waren eine Radeon 680M iGPU sowie eine GeForce RTX 3050 Laptop, leider allesamt ohne Notiz zu den jeweils angesetzten TGP-werten. Allerdings sind die Performance-Abstände zu diesen Gegnern auch jeweils sehr deutlich, die nVidia-Lösung ist +40% schneller, die AMD-iGPU um –32% langsamer. Gegenüber einem kürzlichen Test von PCWorld ist dies ein etwas schwächeres Ergebnis derselben Intel-Grafiklösung – denn dort hatte man noch vermuten können, es würde irgendwie für die Performance der GeForce RTX 3050 Laptop reichen können.

Hardware Notebook FHD-Perf.
GeForce RTX 3050 Laptop GA107, 2048 FP32 @ 128 Bit Dell XPS 15 (2022) 140%
Arc A370M ACM-G11, 1024 FP32 @ 64 Bit Intel-Referenz 100%
Radeon 680M RDNA2, 768 FP32 (iGPU) Asus Zenbook S13 OLED 68%
gemäß der Benchmarks von Forbes mit 4 Spiele-Titeln

Andererseits kommt dies auch nicht ganz überraschend, denn aus Desktop-Sicht ist der zugrundeliegende Intel-Grafikchip "ACM-G11" auf ein Performance-Potential von nur etwas besser als bei Navi 24 bzw. der Radeon RX 6500 XT einzuordnen. Die GeForce RTX 3050 liegt dann bekanntlich deutlich oberhalb der Radeon RX 6500 XT, womit sich auch im Mobile-Feld ein beachtbarer Unterschied ergeben sollte (wie dann mit diesen Benchmarks zu sehen). Leider weiterhin fehlend sind neue Lebenszeichen zu anderen Arc-Grafiklösungen oder gar Desktop-Lösungen im generellen – obwohl nun sicherlich das Ende des zweiten Quartals bereits angebrochen ist. Auch fehlen jegliche Marktaktivitäten, um wenigstens diese Arc A300M Lösungen mal häufiger in realen Notebooks zu sehen. Intel ist gegenüber seinen früheren Terminplänen sehr deutlich im Rückstand – und wird womöglich nun auch noch den Malus verkraften müssen, ins Release-Fenster der nächsten nVidia-Generation hineinzugeraten.

Für die damit einhergehende Verschiebung der Performance/Preis-Verhältnisse könnten Intels geplante Desktop-Grafikkarten allerdings (von den Herstellungskosten her) eventuell gar nicht mehr geeignet sein – womit man durchaus in Frage stellen kann, ob Intel jene tatsächlich noch herausbringen will. Den kleineren Grafikchip "ACM-G11" kann man gut in Mobile-Deals unterbringen, den größeren Grafikchip "ACM-G10" jedoch eventuell kurz halten oder primär ins OEM-Segment schicken. Die Alternative wären spartanische Preise für Desktop-Grafikkarten, welche dennoch den Makel hätten, gegen eine brandneue Generation von nVidia (und später AMD) antreten zu müssen. Intel wird derzeit sicherlich am Überlegen sein, wie es in dieser Frage (kurzfristig) weitergeht. Mittel- und langfristige Auswirkungen dieser Problematik sind dagegen kaum zu befürchten, Intels arbeitet sicherlich schon an den nächsten Gaming-Grafikchips seiner mehrjährigen Roadmap. Intel hat generell bereits zu viel investiert, um sich von diesem Rückschlag bei der ersten Gaming-Generation vom einmal beschrittenen Weg abbringen zu lassen.

Von Jon Peddie Research kommt eine Marktanalyse der GPU-Absätze für das erste Quartal 2022, welche erstaunlich oft falsch aufgefasst bzw. falsch wiedergegeben wird. Denn was dort ausgewertet wird, sind eben nicht primär Absätze an Grafikkarten oder extra Mobile-Beschleunigern – sondern die Absätze von allen PC-GPUs. Und da dominieren mit einem Anteil von zuletzt über 75% die integrierten Grafiklösungen – womit die Statistik von JPR auch maßgeblich von den PC-Absätzen beeinflußt wird und keinerlei sinnvolles Bild zu den eigentlichen Grafikkarten-Absätze zeichnet. Jegliche Freudenausbrüche über angeblich –19% weniger verkaufte Grafikkarten sind also fehl am Platz, denn es wurden (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) schlicht –19% GPUs weniger verkauft, wovon der Löwenanteil iGPUs und damit weniger verkaufte PCs sind.

AiB-Grafikchips Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021 Q1/2022
AMD 17% 20% 20% 21% 22,8% ?
nVidia 83% 80% 80% 79% 77,2% ?
Auslieferungsmenge 11,0 Mio. Stück 11,8 Mio. Stück 11,47 Mio. Stück 12,72 Mio. Stück 13,1 Mio. Stück ca. 13,3 Mio. Stück
Stückzahlen-Vergleich ~1,9 vs ~9,1 Mio. ~2,4 vs ~9,4 Mio. ~2,3 vs ~9,2 Mio. ~2,7 vs ~10,0 Mio. ~3,0 vs ~10,1 Mio. ?
Endverbraucher-Umsatz ~10,6 Mrd. $ ~12,4 Mrd. $ 11,8 Mrd. $ 13,7 Mrd. $ 13,5 Mrd. $ ?
Karten-Durchschnittspreis ca. $964 ca. $1051 ca. $1029 ca. $1077 ca. $1031 ?
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Jegliche Meldungen, die über "–19% weniger verkaufte Grafikkarten" schwadronieren, berichten also ziemlichen Nonsens – und setzten damit leider auch ein grundfalsches Narrativ in die Welt. Dies ist umso ärgerlicher, als dass die Absatzzahlen der reinen Desktop-Grafikkarten nicht einmal überhaupt nur in dieselbe Richtung zu gehen scheinen. Der Bericht von JPR geht hierauf nur ganz kurz ein, nennt jedoch einen Zugewinn der Grafikkarten-Absatzzahlen um +1,4% gegenüber dem Vorquartal. Da das Vorquartal das stärkste des Jahres 2021 war, dürfte damit also auch ein (kräftiger) Zugewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum herausgekommen sein. Somit zeigt sich die Schlagzeile "–19% Grafikkarten-Absatz" als sogar doppelt falsch: Jene Zahl bezieht sich nicht nur auf eine (ganz) andere Größe, die korrekte Zahl ist zudem mit (grob hochgerechnet) "+13%" sogar komplett gegensätzlich – es wurden mehr und nicht weniger Desktop-Grafikkarten abgesetzt.