26

Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2021

Von den Marktforschern von Jon Peddie Research kommen in zwei Reports die neuesten Zahlen zum Geschehen auf dem Grafikkarten-Markt, betreffend diesesmal das abgelaufene vierte Quartal 2021. Der zuletzt erschienene Report widmet sich dabei den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten, sprich dem eigentlichen Grafikkarten-Markt. Hierbei konnte für das vierte Quartal 2021 eine leichte Steigerung der Absatzmenge auf 13,1 Mio. Stück (+3,0% gegenüber dem Vorquartal) vermeldet werden. Der damit erzielte Umsatz fiel allerdings leicht auf 13,5 Mrd. Dollar (-1,5% gegenüber dem Vorquartal), was auf einem gewissen Rückgang der (überzogenen) Durchschnittspreise basiert. AMD konnte mit 22,8% Marktanteil wieder etwas besser abschneiden, allerdings bleibt nVidia natürlich der Marktdominator mit 77,2% Marktanteil bei Desktop-Grafikkarten (bzw. den Grafikchips dafür).

AiB-Grafikchips Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021
AMD 17% 20% 20% 21% 22,8%
nVidia 83% 80% 80% 79% 77,2%
Auslieferungsmenge 11,0 Mio. Stück 11,8 Mio. Stück 11,47 Mio. Stück 12,72 Mio. Stück 13,1 Mio. Stück
Stückzahlen-Vergleich ~1,9 vs ~9,1 Mio. ~2,4 vs ~9,4 Mio. ~2,3 vs ~9,2 Mio. ~2,7 vs ~10,0 Mio. ~3,0 vs ~10,1 Mio.
Endverbraucher-Umsatz ~10,6 Mrd. $ ~12,4 Mrd. $ 11,8 Mrd. $ 13,7 Mrd. $ 13,5 Mrd. $
Karten-Durchschnittspreis ca. $964 ca. $1051 ca. $1029 ca. $1077 ca. $1031
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

AMD liegt mit diesem Marktanteil wiederum etwas besser gegenüber dem vor Jahresfrist "erzielten" Negativrekord von nur 17% Marktanteil, allerdings immer noch weit von soliden Fahrgewässern entfernt. Ab dem zweiten Quartal 2022 droht zudem neues Ungemach durch den Markteintritt von Intel – mittels welchem speziell AMD aufpassen muß, nicht gleich wieder unter die 20-Prozent-Marke abzurutschen. Wenigstens hat es AMD geschafft, im Laufe des Jahres 2021 die reine Produktionsmenge von Desktop-Grafikkarten mit AMD-Unterbau wieder auf ein normales Maß zu führen: Konnte AMD zu Vorkrisen-Zeiten pro Quartal ca. 3,5 Mio. Desktop-Grafikkarte verkaufen, fiel diese Menge zeitweise bis auf unter 2 Mio. Stück. Im vierten Quartal 2021 wurde dann mit ~3,0 Mio. Stück endlich wieder eine gewissermaßen "normale" Auslieferungsmenge erreicht bzw. konnte man derart viele Grafikkarten bauen. Dies gibt eine gewisse Hoffnung, dass AMD im laufenden Jahr 2022 deutlich weniger Liefersorgen hat und damit die Konsolidierung des Grafikkarten-Markts bzw. der Grafikkarten-Straßenpreise weiter voranschreitet.

nVidia-seitig hat sich hingegen kaum etwas bei der Auslieferungsmenge bzw. Produktionsmenge gegenüber dem dritten Quartal getan, der große Sprung erfolgte hier zwischen zweiten und dritten Quartal. Generell sind die insgesamt 13,1 Mio. produzierten und ausgelieferten Desktop-Grafikkarte eine hohe Menge, das Vorkrisen-Niveau liegt bei zumeist 10-11 Mio. Grafikkarten pro Quartal. Die derzeit erreichte Produktions- und Auslieferungsmenge ist also schon überdurchschnittlich – und sorgt spätestens dann, wenn die Cryptominer noch nur stark nachlassend zugreifen, für einen praktischen Abbau des aufgestauten Bedarfsbergs. Dabei ist generell nicht zu erwarten, dass dies schnell passieren wird – vielmehr muß man mit einer Frist von einigen Quartalen rechnen. Dies dürfte schon allein der Furcht der Hersteller vor einer eventuellen Überproduktion geschuldet sein, womit man letztlich die eigene Produktion immer nur so weit hochfährt, wie man sich sicher ist, noch Aufträge zu haben.

Der zweite, allerdings zuerst erschienene Report von Jon Peddie Research widmet sich dann sowohl dem Gesamtmarkt an diskreten Grafikchips als auch dem Gesamtmarkt aller PC-Grafikchips. Bei den diskreten Grafikchips fließen somit Desktop-Grafikkarten und extra Mobile-Grafiklösungen zusammen ein, sind wiederum (derzeit) nur AMD & nVidia beteiligt. Auch hierbei hat sich AMD wiederum etwas besser gegenüber dem Vorquartal anstellen können – wobei man aus dem höheren Marktanteil im Desktop (22,8%) schließen kann, dass AMD im reinen Mobile-Segment (~14%) letztlich schlechter als der insgesamte dGPU-Marktanteil (19%) dasteht. Die Auslieferungsmenge ging nominell leicht zurück, was angesichts der leichten Steigerung des Desktop-Segments komplett dem (somit etwas schwächer verkaufenden) Mobile-Segment anzulasten wäre.

diskrete Grafikchips Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021
AMD 18% 19% 17% 17% 19%
nVidia 82% 81% 83% 83% 81%
Auslieferungsmenge ? ~22,3 Mio. Stück ~22,5 Mio. Stück ~24,3 Mio. Stück ~23,7 Mio. Stück
Desktop zu Mobile ? 53:47% 51:49% 52:48% 55:45%
Desktop-Marktanteile 17% vs 83% 20% vs 80% 20% vs 80% 21% vs 79% 22,8% vs 77,2%
Mobile-Marktanteile ? ~18% vs ~82% ~14% vs ~86% ~13% vs ~87% ~14% vs ~86%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Der Gesamtmarkt aller PC-Grafikchips wird wie üblich von den integrierten Lösungen und damit nahezu automatisch von Intel bestimmt. Dies trifft auch auf das vergangene Quartal zu, in welchem sich kaum beachtbare Veränderungen an Marktanteilen wie auch insgesamter Auslieferungsmenge ergeben haben: ~23,7 Mio. diskreten Grafikchips stehen hierbei ~77 Mio. integrierten Grafikchips gegenüber, welche in den PC-Prozessoren von AMD & Intel verbaut wurden. Dabei konnte AMD durch leichte Gewinne bei Desktop-Grafikkarten sowie bei integrierten Grafiklösungen (Q3/2021: ~14,0 Mio., Q4/2021: ~14,7 Mio.) ausreichend an Boden gutmachen, um bei gleichbleibendem Intel-Marktanteil wieder zu nVidia aufzuschließen. Durch das wahrscheinlich weiter anziehende APU-Geschäft dürfte AMD im Gesamtmarkt perspektivisch dauerhaft an nVidia vorbeiziehen können, denn nVidia bestreitet diesen Markt als einziger der drei Marktanteilnehmer alleinig mit diskreten Grafikchips.

alle PC-Grafikchips Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021
AMD 16,8% 16,7% 16,5% 18% 19%
Intel 68,7% 68,2% 68,3% 62% 62%
nVidia 14,6% 15,2% 15,2% 20% 19%
Auslieferungsmenge ? 119 Mio. Stück 123 Mio. Stück 101 Mio. Stück 101 Mio. Stück
iGPU-Anteil ? ~81% ~82% ~77% ~77%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inkl. iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Das Gesamtjahr 2021 sah somit runde 444 Mio. PC-Grafikchips, von denen allerdings immerhin ~351 Mio. reine integrierte Lösungen waren. Die Menge ist etwas größer als die Anzahl im Jahr 2021 verkaufter PCs (je nach Zählung 330-350 Mio.), allerdings werden bei "verkauften PCs" natürlich keine im DIY-Verfahren aufgebauten Systeme sowie pure Aufrüstungen mit erfasst, die Zahl erscheint somit dennoch passend. Von den 444 Mio. insgesamter PC-Grafikchips waren dann ~93 Mill. Stück diskrete Grafikchips, welche sich auf ~49 Mill. Desktop-Grafikchips und ~44 Mill. Mobile-Grafikchips aufteilen. Für das Jahr 2022 ist hingegen mit einem etwas abgewandelten Geschäftsverlauf zu rechnen: Die insgesamte Menge dürfte vermutlich kleiner ausfallen, da der iGPU-Absatz durch etwas zurückgehende PC-Verkäufe nicht ganz so gut laufen sollte. Bei den diskreten Grafikchips bleibt die konkrete Entwicklung abzuwarten, vermutlich dürfte es jedoch kaum weniger werden – da nun erst einmal der Bedarfsberg abgebaut wird und danach dann die NextGen-Grafikkarten als neuer Bedarfstreiber anstehen.

PS:
Der Report von Jon Peddie Research widerspricht sich leider an einigen Stellen bzw. sind gewisse Zahlen gegenüber früheren Meldungen schlicht unerklärlich. Dies betrifft den Zugewinn an Desktop-Grafikchips im Vergleich zum Vorjahresquartal: Bei derzeit 13,1 Mio. Grafikchips soll der Markt angeblich um +29,5% gewachsen sein. Dies würde einen Ausgangswert im vierten Quartal 2020 von ~10 Mio. Stück ergeben, was jedoch weder zu früherem Zahlenmaterial von JPR als auch der von JPR eigens angefertigten Grafik passt, welche für diesen Zeitraum vielmehr 11 Mio. Stück notiert. Womöglich aus dem gleichen Gründen passen auch die zu AMD und nVidia notierten Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht. Es ist unklar, wieso es diese Diskrepanzen bzw. Widersprüche gibt, leider ist dies aber auch nicht der erste solcherart Fall bei JPR. Mangels direkten Einblick in die vollständigen Berichte läßt sich allerdings nicht aufklären, wo hierbei der Fehler liegt.