
Analyst & Twitterer Jukan bringt die Zusammenfassung einer Prognose von J.P. Morgan zum Speichermarkt bis 2027. Interessant sind hierbei die Aussagen zu Angebot & Nachfrage sowie zur Fertigung von DRAM-Speicher – immer in der Kategorie "ex HBM" gemeint, welches HBM-Speicher ausschließt, da dort die Entwicklung (beachtbar) anders ablaufen soll. Denn bei reinem DRAM erwarten J.P. Morgan für das Jahr 2026 sogar einen mimimalen Rückgang der Fertigungskapazität, da die Speicherhersteller planmäßig zugunsten von HBM umschichten und der Ausbau der Fertigung erst in Richtung 2027 online gehen wird. Dies soll dazu führen, dass in den Jahren 2026/27 ein substantielles Mißverhältnis zwischen Nachfrage und vorhandenem Angebot bei reinem DRAM existieren wird. Die in der ersten Infografik eingezeichneten 5% Differenz mögen als nicht viel erscheinen, aber dies dürfte sicherlich auch schon den Rückgang des Consumer-Geschäfts infolge steigender Preise einkalkulieren. Zugleich hängen hier ja auch immer viele professionelle Abnehmer dran, welche ihre Projekte nicht wegen hochgehender Komponentenpreise stoppen können, ergo jede Preiserhöhung mitgehen.
Man muß sich das ganze wohl eher wie eine Auktion vorstellen, wo einfach keiner der Anbieter nachgeben will – da reicht dann auch eine kleine Differenz zwischen Angebot & Nachfrage, um die Preise explodieren zu lassen. Die eigentliche Problematik liegt hier aber (leider) darin, dass J.P. Morgan dieses Mißverhältnis auch noch für das Jahr 2027 prognostizieren. Und natürlich hat man dort gute Quellen aus der Industrie, kann also vergleichsweise solide zumindest die kommenden Fertigungsmengen einschätzen. Augenscheinlich entzieht die große Umschichtung von reinem DRAM zu HBM ersterer Speichersorte einfach zu viel an Kapazität – kein Wunder, wenn der HBM-Anteil am gesamten DRAM-Geschäft von 2025 zu 2027 von 19% auf 28% sehr deutlich nach oben gehen soll. Dennoch ist diese Prognose natürlich trotzdem nicht in Stein gemeißelt, insbesondere auf der Nachfrageseite können J.P. Morgan auch nur gut orakeln. Zudem gibt es inzwischen auch schon gegenlaufenden Tendenzen in der Umschichtung von reinem DRAM zu HBM, wie kürzlich erst berichtet: Danach hat die Preisübertreibung bei DDR5-Speicher jenen zuletzt sogar lukrativer als HBM gemacht – natürlich nur so lange, wie HBM dann ebenfalls mit höheren Preisen nachzieht.
Sapphires PR-Manager Edward Crisler, kürzlich an dieser Stelle erwähnt wegen eines Aufrufs zu mehr Freiheit bei Grafikkarten-Designs, hat in selbigem Video-Interview mit Hardware Unboxed @ YouTube auch auf die Bremse bezüglich der Speicherkrise getreten – in gewissem Sinne eine wohltuende Abwechslung gegenüber den Schreckensmeldungen der letzten Wochen. Wenn man den Wortlaut allerdings genauer studiert, spricht der Sapphire-Manager auch nur von einer Preisstabilisierung im Rahmen von 6-8 Monaten – was nicht im geringsten bedeutet, dass die Preise danach wieder auf "Normalniveau" liegen oder überhaupt gesunken sind. Stabilisierung bedeutet im Wortsinn schließlich nur, dass es nicht mehr höher hinaus geht. Jener Tag kann sicherlich nicht früh genug erreicht werden und 6-8 Monate sind sogar (aus heutiger Sicht) eine valide Schätzung. Allerdings dürfte das Abschmelzen der dann einmal erreichten Preisübertreibung erfahrungsgemäß noch einmal viel länger dauern als dieser Zeithorizont. Ehe es wieder "normale" Speicherpreise geben wird, dürfte denkbarerweise das Jahr 2027 auch schon wieder vorbei sein.
I think that uncertainty as for us as gamers is going to hurt for the next 6 months or so, but I believe, I truly believe, that within 6 to 8 months, we're going to see the market begin to stabilize. Now, it may not be the prices we want, but I think some of the uncertainty is going to begin to disappear and we're going to see a stabilization.
Quelle: Edward Crisler, Sapphires PR-Manager für Nordamerika, gegenüber Hardware Unboxed @ YouTube am 12. Dezember 2025
Natürlich ist es korrekt, jetzt vor (weiterer) Panik und damit unüberlegten Affektkäufen zu warnen. Denn jetzt sind die Speicherpreise inzwischen schon zu hoch dafür, daran ändert auch die Aussicht auf noch weiter steigende Speicherpreise nichts. Allerdings war es durchaus korrekt, im Zeitrahmen Oktober & November diese Punkte anzusprechen und sehr wohl zum kurzfristigen Handeln aufzufordern, falls bei irgendjemanden ein Bedarf vorhanden war. Denn wie mit der kürzlichen Aufstellungen zu den Einzelhandels-Übertreibungen der Speicherpreise zu sehen, sind die Speicherpreise in der Tat in Monatsfrist dann wirklich explodiert – und ein vorherigen Kauf war demzufolge anzuraten. Jetzt gilt dies wie gesagt für PC-Hauptspeicher nicht mehr, allenfalls kann man über kurzfristige Anschaffungen bei Festplatten, SSDs, Grafikkarten, Komplett-PCs und Notebooks nachdenken, wo es derzeit noch gangbare Preiserhöhungen gibt (HDDs & SSDs) oder aber wo die Preise derzeit sogar niedrigstes Niveau haben (Grafikkarten mit Ausnahme der GeForce RTX 5090, Komplett-PCs und Notebooks). Dass sich diese Preise für das Jahr 2026 halten lassen, ist allerdings eher unwahrscheinlich angesichts von nahezu allen Anzeichen aus der Speicherbranche.
Die von TechEpiphany @ X kommenden Prozessoren-Verkaufszahlen der Mindfactory zeigen einen deutlichen Rückgang des Verkaufsgeschehens nach den Wochen von 'Black Friday' und 'Cyber Monday' – alle Schnäppchen, welche die Konsumenten dafür im Plan hatten, sind nun offenbar realisiert und auch die zumeist dauerhaft niedrigen Preislagen animieren nicht mehr zu einem erhöhten Absatzgeschehen. An der Marktverteilung zwischen AMD und Intel ändert sich einmal mehr wenig, wie schon in den letzten Wochen existiert hier grob ein 95/5-Verhältnis. Beachtbar ist wohl nur, dass Intel sehr deutlich bei den durchschnittlichen Verkaufspreisen (ASP) heruntergegangen ist, somit wurden für diese Woche wohl deutlich weniger Spitzen-Modelle gekauft. Dies könnte natürlich auch bewusste Kaufzurückhaltung zugunsten des zum Jahresanfang zu erwartenden Arrow-Lake-Refreshs sein. Für den Augenblick liegen die Arrow-Lake-Absätze aber mal wieder arg darnieder, für diese Woche mit nur 20 Stück auf dem Niveau der Absätze an Zen1 und Zen+ basierenden AMD-Prozessoren (technologisch von 2017/18) bei diesem Einzelhändler.
| Prozessoren-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2025 (AMD in rot, Intel in blau, durchgehend in dieser Reihenfolge) | ||||||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Absatz | Anteile | Umsatz | Anteile | ASPs | AM4, AM5, 1700, 1851 | |
| 50. Woche 2025 | 2120 Stück | 94,3% 5,7% | 0,54M € | 95,9% 4,1% | 261€ 184€ | 490, 1510, 90, 20 |
| 49. Woche 2025 | 3905 Stück | 93,6% 6,4% | 1,19M € | 95,0% 5,0% | 310€ 236€ | 950, 2705, 200, 40 |
| 48. Woche 2025 | 3620 Stück | 95,7% 4,3% | 1,03M € | 96,3% 3,7% | 287€ 249€ | 880, 2585, 80, 55 |
| 47. Woche 2025 | 2480 Stück | 91,1% 8,9% | 0,75M € | 92,9% 7,1% | 307€ 243€ | 410, 1850, 160, 60 |
| 46. Woche 2025 | 1815 Stück | 89,3% 10,7% | 0,45M € | 90,0% 10,0% | 252€ 232€ | 470, 1150, 110, 80 |
| 40. Woche 2025 | 1780 Stück | 88,2% 11,8% | 0,50M € | 90,9% 9,1% | 288€ 216€ | 360, 1210, 130, 70 |
| 34. Woche 2025 | 3715 Stück | 91,4% 8,6% | 1,09M € | 92,9% 7,1% | 299€ 241€ | 590, 2805, 200, 120 |
| 33. Woche 2025 | 3450 Stück | 90,7% 9,3% | 1,06M € | 92,0% 8,0% | 312€ 264€ | 580, 2550, 240, 80 |
| 32. Woche 2025 | 3880 Stück | 92,0% 8,0% | 1,18M € | 94,3% 5,7% | 313€ 216€ | 590, 2980, 240, 70 |
| 31. Woche 2025 | 2365 Stück | 87,3% 12,7% | 0,69M € | 89,1% 10,9% | 298€ 252€ | 435, 1630, 210, 90 |
| 30. Woche 2025 | 2235 Stück | 93,3% 6,7% | 0,64M € | 95,1% 4,9% | 293€ 210€ | 445, 1640, 120, 30 |
| 29. Woche 2025 | 3320 Stück | 90,1% 9,9% | 1,02M € | 91,3% 8,7% | 310€ 268€ | 470, 2520, 240, 90 |
| 28. Woche 2025 | 1865 Stück | 92,5% 7,5% | 0,57M € | 93,8% 6,2% | 311€ 254€ | 420, 1305, 110, 20 |
| 27. Woche 2025 | 1420 Stück | 95,1% 4,9% | 0,45M € | 96,9% 3,1% | 320€ 196€ | 290, 1060, 40, 20 |
| 26. Woche 2025 | 2990 Stück | 93,3% 6,7% | 0,97M € | 95,1% 4,9% | 330€ 238€ | 360, 2430, 170, 30 |
| 21. Woche 2025 | 1765 Stück | 87,5% 12,5% | 0,51M € | 88,3% 11,7% | 293€ 273€ | 380, 1165, 150, 70 |
| 20. Woche 2025 | 1240 Stück | 91,1% 8,9% | 0,37M € | 93,1% 6,9% | 305€ 231€ | 290, 840, 110, 0 |
| 19. Woche 2025 | 2985 Stück | 89,8% 10,2% | 0,89M € | 91,5% 8,5% | 302€ 248€ | 700, 1980, 250, 55 |
| 18. Woche 2025 | 1465 Stück | 88,7% 11,3% | 0,45M € | 91,2% 8,8% | 317€ 240€ | 320, 980, 120, 35 |
| 17. Woche 2025 | 2025 Stück | 89,1% 10,9% | 0,55M € | 89,6% 10,4% | 274€ 260€ | 540, 1265, 180, 40 |
| 14. Woche 2025 | 740 Stück | 84,5% 15,5% | 0,20M € | 87,4% 12,6% | 275€ 216€ | 240, 385, 100, 15 |
| 8. Woche 2025 | 3920 Stück | 91,1% 8,9% | 1,22M € | 93,2% 6,8% | 319€ 239€ | 965, 2605, 325, 15 |
| 7. Woche 2025 | 4520 Stück | 89,8% 10,2% | 1,37M € | 91,6% 8,4% | 309€ 250€ | 940, 3120, 430, 30 |
| 5./6. Woche 2025 | 6377 Stück p.W. | 88,9% 11,1% | 1,92M € p.W. | 90,2% 9,8% | 305€ 266€ | 1650, 4022, 630, 65 p.W. |
| 4. Woche 2025 | 7040 Stück | 93,0% 7,0% | 2,55M € | 95,4% 4,6% | 388€ 250€ | 1145, 5405, 450, 35 |
| 3. Woche 2025 | 5285 Stück | 88,8% 11,2% | 1,47M € | 89,6% 10,4% | 280€ 258€ | 1580, 3115, 465, 90 |
| 2. Woche 2025 | 9255 Stück | 95,4% 4,6% | 3,95M € | 97,0% 3,0% | 434€ 275€ | 1480, 7350, 365, 20 |
| 1. Woche 2025 | 4595 Stück | 92,1% 7,9% | 1,29M € | 91,5% 8,5% | 280€ 302€ | 1460, 2770, 305, 50 |
| alle Daten basierend auf den Erhebungen von TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag; "p.W." = per Woche | ||||||