Da gewünscht, gibt es nun doch noch einen weiteren Blick auf den Stand der Grafikkarten-Preise der bald auslaufenden Ampere/RDNA2-Generation. Unter Einrechnung genau dieses Umstands bzw. klarer Abverkaufspreise an der Leistungsspitze des Alt-Portfolios konzentriert sich allerdings das Preisentwicklungs-Diagramm nunmehr auf das "Kern-Portfolio" von AMD & nVidia – in welchem nur Grafikkarten mit sinnvollem Listenpreis erfasst wurden, allesamt veröffentlicht noch vor dem Jahr 2021. Gegenüber früheren Ausführungen fehlt hierbei dann auch die Radeon RX 6700 XT, bei deren Release im März 2021 AMD letztlich schon am Listenpreis geschraubt hat – in Erkenntnis der zu dieser Zeit stark steigenden Straßenpreise. Das Kern-Portfolio reduziert sich somit auf Radeon RX 6800 & 6800 XT sowie GeForce RTX 3060 Ti, 3070 & 3080-10GB. Dies sind jene Grafikkarten von anno 2020, wo der Listenpreis noch dem entspricht, wie die Ampere/RDNA2-Generation ursprünglich einmal geplant war – abzüglich der Top-Modelle Radeon RX 6900 XT und GeForce RTX 3090 mit ihren (heftigen) Spitzenprodukt-Aufschlägen.
Genau jene Aufschläge verlieren die Spitzen-Grafikkarten derzeit im deutschen und österreicher Grafikkarten-Markt, denn die plakativen Preisbrecher-Angebote gibt es ausschließlich bei Radeon RX 6900 XT & 6950 XT sowie GeForce RTX 3080 Ti, 3090 & 3090 Ti. Selbige in die Statistik mit einzubeziehen, verfälscht jene nur. Dies gilt genauso eigentlich auch für alle Programmergänzungen der Jahre 2021 & 2022, welche durchgehend schon mit leicht bis stark hochgesetzten Listenpreisen erschienen sind. Dass sich beispielsweise Radeon RX 6400 & 6500 XT rühmen können, derzeit unterhalb US-Listenpreis angeboten zu werden, hängt nur damit zusammen, dass deren Listenpreise maßgeblich zu hoch angesetzt wurden – weitaus stärker übertrieben als derzeit der Preisabschlag auf dem Grafikkarten-Markt lautet. Zu einem angemessenem Listenpreis wären diese Karten somit immer noch der Preisübertreibungs-Kategorie zuzuordnen.
US-MSRP vs Straßenpreis | RX 6000 | Diff. | RTX 30 | Diff. | Kern-Portfolio | Diff. |
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12. Dezember 2021 | 183% | 187% | 210% | |||
2. Januar 2022 | 178% | –5PP | 185% | –2PP | 203% | –7PP |
23. Januar 2022 | 163% | –15PP | 177% | –8PP | 191% | –12PP |
13. Februar 2022 | 145% | –18PP | 157% | –20PP | 169% | –22PP |
6. März 2022 | 135% | –10PP | 142% | –15PP | 158% | –11PP |
27. März 2022 | 125% | –10PP | 126% | –16PP | 140% | –18PP |
17. April 2022 | 112% | –13PP | 117% | –9PP | 130% | –10PP |
8. Mai 2022 | 107% | –5PP | 113% | –4PP | 126% | –4PP |
29. Mai 2022 | 102% | –5PP | 106% | –7PP | 120% | –6PP |
19. Juni 2022 | 92% | –10PP | 102% | –4PP | 108% | –12PP |
10. Juli 2022 | 88% | –4PP | 97% | –5PP | 103% | –5PP |
31. Juli 2022 | 86% | –2PP | 91% | –6PP | 101% | –2PP |
21. August 2022 | 84% | –2PP | 87% | –4PP | 97% | –4PP |
gemäß der (nachfolgenden) Straßenpreis-Aufstellung zum 21. August 2022; PP = Prozentpunkt; Kern-Portfolio: allein Radeon RX 6800 & 6800 XT sowie GeForce RTX 3060 Ti, 3070 & 3080-10GB (aka Lösungen mit sinnvollem Listenpreis, veröffentlicht noch vor dem Jahr 2021) |
Konzentrierend wieder auf das Kern-Portfolio ergibt sich, dass deren Modelle derzeit zum ersten Mal (seit Beginn dieser Straßenpreis-Statistik im Januar 2021) im Durchschnitt knapp unterhalb des US-Listenpreises rangieren. In der Praxis bedeutet dies leider zum derzeitig schwachen Wechselkurs: In Euro gut 20% teurer als in Dollar. Rein technisch wird der US-Listenpreis erreicht, rein optisch nicht. Der Grafikkarten-Käufer bleibt somit unzufrieden zurück, denn eigentlich wollte man die GeForce RTX 3080 10GB tatsächlich mal für 699 Euro sehen, so wie von nVidia vor zwei Jahren angekündigt. Derzeit zahlt man wegen des schlechten Wechselkurses mindestens 80 Euro mehr, aber natürlich könnte das allgemeine Preisniveau kurz vor Ultimo dieser Grafikkarten-Generation durchaus schon grundsätzlich niedriger liegen. Die Konzentration auf das Kern-Portfolio drückt es somit vielleicht besser aus, dass viele Grafikkarten-Käufer immer noch nicht zufrieden mit diesem Preisniveau sind.
Liste | Geizhals | bester Preis | Übertreibung | Veränd. | Lieferbarkeit | |
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Radeon RX 6950 XT | $1099 | 1182-1400€ | ab 999€ (Caseking) | ab –23% | –1PP | ★★★☆☆ |
Radeon RX 6900 XT | $999 | 885-1150€ | ab 885€ (Mindfactory) | ab –25% | –1PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6800 XT | $649 | 759-1000€ | ab 759€ (Mindfactory) | ab –1% | ±0 | ★★★★☆ |
Radeon RX 6800 | $579 | 639-800€ | ab 639€ (Mindfactory) | ab –7% | –5PP | ★★★☆☆ |
Radeon RX 6750 XT | $549 | 559-650€ | ab 549€ (Caseking) | ab –16% | –3PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6700 XT | $479 | 459-550€ | ab 459€ (Mindfactory) | ab –19% | –3PP | ★★★★★ |
Radeon RX 6650 XT | $399 | 399-480€ | ab 399€ (Mindfactory) | ab –16% | –2PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6600 XT | $379 | 394-500€ | ab 394€ (Playox) | ab –12% | +2PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6600 | $329 | 279-380€ | ab 279€ (Mindfactory) | ab –28% | –3PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6500 XT | $199 | 188-230€ | ab 188€ (Mindfactory) | ab –20% | –2PP | ★★★★☆ |
Radeon RX 6400 | $159 | 167-210€ | ab 167€ (Mindfactory) | ab –11% | –1PP | ★★★☆☆ |
Preisstand: 21. August 2022 (Nachts) für direkt lieferbare Angebote; Preisübertreibung gerechnet gegenüber dem US-Listenpreis, tagesaktuell umgerechnet auf Euro und zuzüglich 19% MwSt.; Veränderung gegenüber der letzten Erfassung vom 31. Juli 2022, in Prozentpunkten (PP) gegenüber der seinerzeitigen Preisübertreibung |
Liste | Geizhals | bester Preis | Übertreibung | Veränd. | Lieferbarkeit | |
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GeForce RTX 3090 Ti | $1999 | 1389-1700€ | ab 1389€ (Saturn) | ab –41% | –1PP | ★★★★☆ |
GeForce RTX 3090 | $1499 | 1250-1500€ | ab 1250€ (Mediamarkt) | ab –30% | –4PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3080 Ti | $1199 | 999-1200€ | ab 999€ (Alternate) | ab –30% | –5PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3080 12GB | ($849) | 849-1000€ | ab 849€ (Notebooksbilliger) | ab –16% | –2PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3080 10GB | $699 | 779-950€ | ab 779€ (Hardwarecamp24) | ab –6% | –8PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3070 Ti | $599 | 675-800€ | ab 675€ (Mindfactory) | ab –5% | –2PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3070 | $499 | 579-650€ | ab 579€ (Notebooksbilliger) | ab –2% | –3PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3060 Ti | $399 | 489-570€ | ab 474€ (Alternate) | ab ±0 | –5PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3060 | $329 | 379-450€ | ab 379€ (Mindfactory) | ab –3% | –6PP | ★★★★★ |
GeForce RTX 3050 | $249 | 300-360€ | ab 300€ (Saturn) | ab +2% | –8PP | ★★★★★ |
Preisstand: 21. August 2022 (Nachts) für direkt lieferbare Angebote; Preisübertreibung gerechnet gegenüber dem US-Listenpreis, tagesaktuell umgerechnet auf Euro und zuzüglich 19% MwSt.; Veränderung gegenüber der letzten Erfassung vom 31. Juli 2022, in Prozentpunkten (PP) gegenüber der seinerzeitigen Preisübertreibung; Listenpreis der GeForce RTX 3080 12GB auf 849 Dollar angenommen |
Von Semiconductor Engineering kommt der interessante Einwurf, dass der (weltweite) Stromverbrauch durch Computing – und dort speziell Machine Learning – sich inzwischen einem perspektivischem Limit nähert. Denn da die Welt-Stromerzeugung weitaus geringer wächst (ca +3% pro Jahr), der Stromverbrauch aller IT-Devices hingegen viel stärker, müssen sich beide Werte irgendwann annähern. Dies soll dann schon in der 2030er Dekade so weit sein: Dann soll der weltweite Strombedarf von IT-Devices ausreichend nahe an der Welt-Stromerzeugung liegen, dass diesem Wachstum eine natürliche Grenze gesetzt wäre (sofern man nicht die Stromerzeugung ähnlich rasant steigern wollte). Der Artikel bezieht sich dabei primär auf Machine Learning Devices (inkl. auch Kleingeräten, die nur Daten weitermelden), die illustrierende Grafik – welche übrigens von AMD gezeigt wurde – läßt allerdings offen, ob hiermit nicht der Verbrauch aller IT-Geräte gemeint ist.
Für die eigentliche Aussage spielt dies allerdings kaum eine große Rolle: Es existiert da ein nur wenig veränderliches Limit bei der Welt-Stromerzeugung – über welches IT-Systeme logischerweise nicht drüberhüpfen können, sondern sich unterhalb dessen einsortieren müssen. Der Zweck der Ausführung lag somit darin, wieder über Energieeffizienz als Vorantreiber der IT-Evolution nachzudenken. Davon sind wir derzeit auf vielen Ebenen (nicht allen) weit weggekommen, letztlich auch zu merken an Geräten, welche für die Gesamtrechnung keine Rolle spielen, aber eben dem Konsumenten auffallen: PC-Prozessoren und PC-Grafikkarten, insbesondere die der nächsten Generation. Wie diese Krise eines Tages zu bewältigen wäre, ist noch nicht abzusehen. Sicher geht es wohl nur über Druck – und jener wird aufgebaut über (nochmals) stark steigende Energiepreise, wenn der Welt-Stromverbrauch zu nahe an die Welt-Stromerzeugung kommt.