23

nVidia bringt die GeForce GTX 1050 3GB (offiziell) heraus

Ohne größere Ankündigung oder aber die ansonsten üblichen Hardwaretests listet nVidia auf seiner US-Webseite eine neue Pascal-basierte Grafikkarte – die GeForce GTX 1050 mit 3 GB Grafikkartenspeicher. Die bisherigen Gerüchte zu dieser Karte sprachen von einem reinem China-Start, nun aber scheint die Karte sogar weltweit und ganz offiziell herauskommen. Die GeForce GTX 1050 3GB geht augenscheinlich in den Zwischenraum zwischen GeForce GTX 1050 und 1050 Ti hinein – welcher zwar von der Performance her nicht all zu groß ist, bei der Menge des verbauten Grafikkartenspeichers jedoch einen Dimensionssprung umfaßt: Die GeForce GTX 1050 gibt es nur mit 2 GB Speicher, die GeForce GTX 1050 Ti nur mit 4 GB Speicher. Die kleinere Lösung leidet dabei deutlich unter diesem Manko, denn mit nur 2 GB Grafikkartenspeicher braucht man sich unter modernen Spielen zumeist nicht mehr blicken lassen – und in Zukunft wird diese Problematik noch stärker ausfallen, werden 2-GB-Grafikkarten absehbar zum alten Eisen degradiert. Regulär hätte nVidia dies mit einer GeForce GTX 1050 mit schlicht 4 GB Grafikkartenspeicher auflösen können – welche dann aber wahrscheinlich der GeForce GTX 1050 Ti zu nahe gekommen wäre. Als Zwischenlösung hat man sich nun also für eine GeForce GTX 1050 mit 3 GB Speicher entschieden.

GeForce GTX 1050 2GB GeForce GTX 1050 3GB GeForce GTX 1050 Ti
Chipbasis nVidia GP107, 3.3 Mrd. Transistoren in 14nm auf 132mm² Chipfläche bei Samsung
Technik 2 Raster-Engines, 640 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 24 ROPs, 96 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Vollausbau)
Taktraten 1354/1455/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1730 MHz)
1392/1518/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
1290/1392/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1640 MHz)
Speicherausbau 2 GB GDDR5 3 GB GDDR5 4 GB GDDR5
FullHD Perf.Index 310% geschätzt ~300-320% 360%
Straßenpreis 130-145 Euro ? 170-190 Euro
Release 25. Oktober 2016 21. Mai 2018 25. Oktober 2016

Jene stellt ein interessantes Zwitterprodukt dar: Es werden zwar die 768 Shader-Einheiten der GeForce GTX 1050 Ti zu nominell sogar höheren Chiptaktraten geboten – dafür gibt es jedoch erhebliche Abspeckungen beim Speicherinterface: Um die 3 GB Speicher zu realisieren (und um krummen Konstruktionen aus dem Weg zu gehen) hat man das Speicherinterface von 128 Bit auf 96 Bit reduziert, dies sind glatt -25% weniger. nVidia steuert an dieser Stelle auch nicht mit einem höheren Speichertakt dagegen, die Speicherbandbreite sinkt also genauso um -25%. Ungenannt, aber wahrscheinlich in gleichem Maßstab sollten sich die Anzahl der aktiven ROPs (von 32 auf 24) sowie der Level2-Cache (von 1024 auf 768 kB) reduzieren. Hier könnte der höhere Chiptakt etwas entgegenwirken – aber wahrscheinlich ist jener nur Show, denn schon bei der GeForce GTX 1050 Ti begrenzte im Endeffekt das harte Power-Limit von 60 Watt die realen Taktraten dieser Grafikkarte. Dies führte seinerzeit zur Situation, das die kleinere GeForce GTX 1050 2GB nachweislich um die 90 MHz mehr realen Chiptakt als die GeForce GTX 1050 Ti erreichte. Die GeForce GTX 1050 3GB mit denselben 768 Shader-Einheiten dürfte bestenfalls minimal höher takten als die GeForce GTX 1050 Ti (sofern auch hier wieder dasselbe Power-Limit anliegt) – und damit letztlich gegenüber der GeForce GTX 1050 sogar etwas mehr als jene -25% bei der ROP-Power verliert.

Im genauen stellt die GeForce GTX 1050 3GB somit die Gegenthese zur GeForce GTX 1050 2GB dar: Stark bei der Rechen-, Texturier- und Rasterizer-Leistung, schwach bei ROP-Leistung und Speicherbandbreite. Normalerweise spricht dies etwas gegen die GeForce GTX 1050 3GB, denn die gute Performance der GeForce GTX 1050 2GB (trotz der schwachen Speichermenge) hat durchaus seine Gründe in eben dieser Konstellation der Rohleistungen. Andererseits führen immer viele Wege nach Rom – auch die GeForce GTX 1050 3GB wird irgendwie auf eine Performance grob in Richtung der GeForce GTX 1050 2GB kommen – und hat dann am Ende immer noch den Mehrspeicher als Vorteil. Ob die von nVidia angegebenen durchschnittlich +10% auf die GeForce GTX 1050 2GB erreicht werden, wäre jedoch angesichts dieser Rohleistungs-Vorgaben etwas zu bezweifeln. Damit würde die GeForce GTX 1050 3GB auch viel zu nahe an die GeForce GTX 1050 Ti heranreichen (nur noch ~5% Differenz) – was normalerweise etwas ist, was nVidia zu verhindern versucht.

Wir würden aus der zu sehenden Hardware-Ansetzung eher schlußfolgern, das die GeForce GTX 1050 3GB gut dabei ist, wenn das Performance-Niveau der GeForce GTX 1050 2GB (ohne Einfluß der Speichermenge) erreicht wird. Denn die -25% bei der Speicherbandbreite dürfte die Karte doch ausreichend ausbremsen, gerade wenn man wirklich auf die FullHD-Auflösung und moderne Spieletitel geht (bei Casual-Games könnte es ironischerweise genau umgedreht sein). Im Performance-Niveau der GeForce GTX 1050 2GB ist aber wohl auch viel eher das zu suchen, was nVidia mit der GeForce GTX 1050 3GB bezweckt: Einfach eine Karte auf der Performance-Klasse der bisherigen GeForce GTX 1050 2GB – nur halt mit mehr Speicher, was sich damit besser verkaufen läßt. Die Performance-Klasse der GeForce GTX 1050 Ti soll dabei sicherlich nicht erreicht oder auch nur angekratzt werden, letztgenannte Karte will nVidia schließlich auch weiterhin als beste GP107-Lösung vermarken können.

Nichtsdesttrotz wird sich damit etwas anfangen lassen – eine GeForce GTX 1050 mit mehr Speicher ist etwas, was nVidia bislang zur Portfolio-Abrundung im Mainstream-Bereich noch gefehlt hatte. Die GeForce GTX 1050 2GB ist diesbezüglich mit ihren nur 2 GB Speicher einfach zu limitiert – und gleichzeitig für reine Casual-Titel auch schon wieder zu potent, selbige kann man sich auch auf einer GeForce GT 1030 oder halt einer Raven-Ridge-APU geben. Für echte Einsteiger-Bedürfnisse (bei modernen Spieletiteln) könnte die GeForce GTX 1050 3GB daher durchaus interessant werden. Im Gegensatz zur GeForce GTX 1060 3GB, wo für deren Performancepotential die verbauten 3 GB Speicher als wirklich zu wenig erscheinen, ist bei der GeForce GTX 1050 in dieser Frage kein Problem zu sehen. Natürlich müssen die Grafikkarten-Hersteller hierzu erst einmal ihre Produkte ankündigen und dann auch die passenden Preise machen, mit welchen man möglichst nicht zu nahe an die GeForce GTX 1050 Ti herankommt. Sollte dies gelingen, hat nVidia vermutlich einen weiteren Verkaufsschlager an der Hand, welcher insbesondere in preissensitiven Märkten gut ankommen sollte.