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Was wird die Radeon R300 Serie bezüglich DirectX 12, VSR, FreeSync und HDMI 2.0 bieten können?

Eine der interessantesten Fragen zur kommenden Radeon R300 Portfolio ist jene, wie AMD die vielen aller Vermutung nach enthaltenen Rebranding-Lösungen bezüglich diverser Zukunftstechnologien stellen kann, welche die Modelle der Radeon R200 Serie zum Teil noch nicht bieten, welche AMD aber breit propagiert oder aber vom Markt einfach erwartet werden. Speziell geht es hierbei um das DirectX-Level (in Hardware), das Downsampling-Anti-Aliasing VSR, AMDs eigene FreeSync-Technologie und letztlich HDMI 2.0 (mit HDCP 2.2 natürlich) – welche allesamt von den neueren AMD-Chips geboten werden, aber bei einigen älteren AMD-Chips teilweise fehlen. Die Situation der derzeit aktuellen AMD-Chips (zuzüglich dem Fiji-Chip) in diesen Fragen sieht dabei folgendermaßen aus:

GCN DirectX (Software) DirectX (Hardware) VSR FreeSync HDMI
Fiji 1.2 12 11.2b  (mglw. 12.1) ?
Hawaii  (290/290X) 1.1 12 11.2b  (mglw. 12.0) 1.4a
Tahiti  (280/280X) 1.0 12 11.2a 1.4a
Tonga  (285) 1.2 12 11.2b  (mglw. 12.1) 1.4a
Pitcairn  (265/270/270X) 1.0 12 11.2a 1.4a
Bonaire  (260/260X) 1.1 12 11.2b  (mglw. 12.0) 1.4a
Cape Verde  (250E/250X) 1.0 12 11.2a 1.4a
Oland  (240/250) 1.0 12 11.2a 1.4a

Sofern AMD jene Grafikchips auch für die Radeon R300 Serie einzusetzen gedenkt, wären natürlich der vollständige Support von DirectX 12 in Hardware, dazu Support für VSR, FreeSync und HDMI 2.0 wünschenswert. Das Anflanschen dieser Features durch kleinere Änderungen an den Grafikchips wäre hierbei natürlich die einfachste Lösung – aber auch diejenige mit dem höchsten Kostenaufwand, denn selbst kleinste Änderungen am Chipdesign bedeuten eine neue Produktionsvorbereitungs-Phase, was Dutzende Millionen Dollar und auch jede Menge Zeit kostet. Kostengünstiger und damit eleganter wäre es natürlich, wenn AMD diesen Feature-Support durch andere Lösungen erreichen könnte, welche eben kein Redesign der zugrundeliegenden Grafikchips vonnöten macht.

Bei AMDs VSR Downsampling-Anti-Aliasing wurde schon vom Start weg mit der Möglichkeit gespielt, dieses auch auf älteren Grafikkarten anbieten zu können – mittels einer Software-Lösung vielleicht nicht besonders performant, aber eben dennoch möglich. Kürzlich wurde dieser geplante Support sogar für die Radeon HD 7000 Serie indirekt bestätigt – was dann wohl darauf hinauslaufen wird, daß AMD für alle Modelle der Radeon R300 Serie auch VSR-Support mit in die Checkliste schreiben kann (sofern der Treiber hierfür rechtzeitig zum Launch der Radeon R300 Serie fertiggestellt wird). Prinzipiell könnte man aber auch ohne weiteren VSR-Support leben, da AMD das Feature wenigstens ab dem Tonga-Chip anbietet und bei den AMD-Grafikchips darunter gar nicht die Rohleistung für Downsampling-Anti-Aliasing vorhanden ist.

AMDs FreeSync ist hingegen ein in allen Lebenslagen wichtiges Feature – welches allerdings wie bekannt unter Spielen auch nur mit den moderneren AMD-Grafikchips läuft. Ohne Hardware-Änderungen erscheint das Feature jedoch kaum lösbar – es bedingt eben die GCN-1.1-Architektur, welche die AMD-Grafikchips Tahiti, Pitcairn, Cape Verde und Oland nicht bieten (können). Allerdings könnte hierbei eventuell die konkrete Gestaltung des Modell-Portfolios der Radeon R300 Serie weiterhelfen: Der Tahiti-Chip wird dort ziemlich sicher zugunsten des Tonga-Chips nicht mehr verwendet werden, den Pitcairn-Chip könnte ein ähnliches Schicksal ereilen. Die Cape-Verde- und Oland-Chips würde man in der Radeon R300 Serie sowieso nur noch für LowCost-Modelle benötigen, dies wäre dann kein Beinbruch. Wenn sich also die Radeon R300 Serie ab dem Mainstream-Segment nur aus den Chips Bonaire, Tonga, Hawaii und Fiji speist, dann wäre der durchgehende FreeSync-Support automatisch und ohne technische Änderungen gegeben.

Dieselbe Argumentation gilt im übrigen auch für den DirectX-12-Support: Sofern die Radeon R300 Grafikkarten-Serie ab Mainstream-Level wirklich nur aus den vorstehend genannten Grafikchips besteht (und damit Tahiti und Pitcairn nicht mehr eingesetzt werden), ist ein durchgehender DirectX-12-Support in Hardware sehr wahrscheinlich – zumindest die derzeit verfügbaren Informationen zum Thema legen selbiges nahe. Allerdings hat AMD hier noch die besten Chancen darauf, selbst bei Grafikkarten ohne Hardware-Support von DirectX 12 in der Radeon R300 Serie ohne große Kritik davonzukommen: Denn den Software-Support von DirectX 12 werden alle AMD-Grafikkarten ab der Radeon HD 7000 Serie erhalten, womit für alle modernen AMD-Grafikchips das Hauptfeature von DirectX 12 nutzbar wird und Erwartungen des Marktes erfüllt wären. Aber wie gesagt: Unter Umständen ist auch durchgehender Hardware-Support von DirectX 12 drin, dazu müsste AMD eigentlich nur auf den Pitcairn-Chip verzichten (der Tahiti-Chip wird ziemlich sicher sowieso nicht verwendet).

Bleibt die HDMI-Norm 2.0 samt des Kopierschutzes HDCP 2.2 übrig – ein Feld, wo alle AMD-Grafikkarten derzeit nur HDMI 1.4a offerieren und auch nVidia erst mit der GeForce 900 Serie besseres mittels HDMI 2.0 aufbietet (alle früheren nVidia-Grafikkarten haben ebenfalls maximal nur HDMI 1.4a zu bieten). Hier sollte AMD natürlich mit einer neuen Grafikkarten-Serie nachziehen und ergo ebenfalls HDMI 2.0 anbieten, selbst wenn das ganze nur ein Checklisten-Feature ist – wobei die Frage aufgeworfen wird, wie man das bei den Rebranding-Lösungen ohne eine Änderung an den Grafikchips selbst hinbekommen kann. Normalerweise ist der Support solcherart Display-Normen eine Sache des Grafikchips – doch eventuell könnte man notfalls auch einen extra Mini-Chip auf die Grafikplatine setzen, welcher HDMI 2.0 samt HDCP 2.2 ermöglicht. Daß AMDs aktuelle Grafikchips bereits DisplayPort 1.2 (17,3 GBit/sec) beherrschen und jenes sogar mehr Bandbreite bietet als HDMI 2.0 (14,4 GBit/sec), dürfte die Sache vereinfachen. Dies ist allerdings derzeit nur eine Spekulation, sicher kann man sich diesbezüglich noch nicht sein.

In der Summe der Dinge erscheint es jedoch als machbar, trotz der Weiterverwendung verschiedener älterer Grafikchips in AMDs Radeon R300 Serie jene Feature-technisch auf einen absolut aktuellen Stand zu bringen. Mit ein wenig Glück sind hier durchgehend DirectX 12, VSR, FreeSync und HDMI 2.0 vorhanden – was dann durchaus etwas für sich hat und den Negativeffekt der Weiterverwendung älterer Grafikchips weiter abmildern hilft. Natürlich ergeben sich für Besitzer von Grafikkarten der Radeon R200 Serie trotzdem kaum Aufrüstanreize (bis auf den Fiji-Chip), dafür dürften die Performance-Unterschiede dann viel zu klein sein. Aber Besitzer älterer Grafikkarten könnten sich bei einer Feature-technisch auf der Höhe der Zeit spielenden Radeon R300 Serie durchaus geneigt sehen zuzuschlagen – Rebranding-Status hin oder her.