Mit der ausklingenden Spiele-Saison 2022/23 steht wieder einmal ein Überblick der von den Spieleentwicklern aufgestellten Spiele-Systemanforderungen zu den über die letzten 12 Monate erschienenen Spiele-Titeln an. Hiermit soll im Vergleich gegenüber dem Stand der vorherigen Spiele-Generation festgestellt werden, wie sich die Spiele-Systemanforderungen im allgemeinen Maßstab fortentwickelt haben. Ausgangspunkt hierfür sind zum einen die offiziellen Herstellerangaben, zum anderen wird bezüglich der Grafikkarten-Performance auf die entsprechenden Testberichte seitens ComputerBase, PC Games Hardware und TechPowerUp zurückgegriffen, um ein breiteres und vor allem besser belastbares Bild der real benötigten Grafikkarten-Performance unter den drei Auflösungen FullHD, WQHD und 4K aufstellen zu können.

Schließlich haben die Herstellerangaben das Manko, dass manche Spieleentwickler auch mal richtiggehende Fehler in ihre offiziellen Spiele-Systemanforderungen einfließen lassen – oder auch einfach unpassende bis unrealistische Angaben. Leider werden diese Angaben speziell in der Minimum-Sparte viel zu selten von unabhängigen Testern gegengeprüft, so dass man derzeit allein mit diesen Herstellerangaben arbeiten kann. Demzufolge gilt insbesondere bei Hersteller-Angaben, dass einzelne Ausreißer nach oben hin durchaus negiert werden können. Es soll zwar kein totaler Durchschnitt ermittelt, sondern sehr wohl das oberste Niveau abgebildet werden – getreu dem Motto, dass man mit den hier aufgestellten allgemeinen Spiele-Systemanforderungen jeden Spiele-Titel der Spiele-Saison 2022/23 entsprechend der Hardware- und Bildqualitäts-Vorgabe genießen können soll. Aber dabei werden wir gesagt klare Ausreißer nach oben hin ignoriert, insofern sich jene nicht gerade durch Benchmarks belegen lassen.

So gesehen hat sich im Bereich der Minimum-Anforderungen gegenüber dem letztjährigen Stand nicht viel getan: Auf Grafikkarten-Seite blieb alles nahezu identisch, es wurde einfach nur die Radeon RX 580 inzwischen häufiger als die Radeon RX 480 genannt. Das im Grafikkarten-Minimum abgeforderte Leistungsniveau verschiebt sich damit nur minimal. Auf CPU-Seite gibt es die Andeutung, dass in absehbarer Zeit für den Minimum-Bereich vier CPU-Kerne zu wenig sein werden. Aber noch notieren zu wenige Spiele mehr als vier Kerne, so dass die allgemeine Minimum-Anforderung für die Spiele-Saison 2022/23 salomonisch auf "4-6" CPU-Kerne festgesetzt wird. Die klar bedeutsamste Entwicklung liegt damit bei der Hauptspeicher-Anforderung, wo inzwischen grob die Hälfte der (leistungsfordernden) Spiele-Titel schon 16 GB als Minimum sehen wollen. Was mit der letztjährigen Spiele-Generation die große Ausnahme war, ist nunmehr weitgehend normal geworden.

Die Hardware-Empfehlungen der Spieleentwickler sehen dann eine beachtbar Entwicklung, dies hatte sich schließlich schon über die Performance-Tests zu den Spiele-Titeln der Spiele-Saison 2022/23 ergeben. Nur die Hauptspeicher-Anforderungen blieb gleich auf 16 GB, die wenigen Ausreißer hierzu entwickelten als Spiele-Titel keine Relevanz. Bei den Prozessoren-Anforderungen werden 6 CPU-Kerne nunmehr viel klarer von der Mehrzahl der Spiele-Titel gefordert, dies war aber auch schon die allgemeine Empfehlung für die letztjährige Spiele-Saison. Allerdings sind die Taktraten-Anforderungen klar nach oben gegangen, wenn derzeit bei den Spitzen-Titeln immer häufiger die Kombination Core i5-11600K und Ryzen 5 5600X notiert wird. Viele andere Spiele-Titel liegen natürlich noch weit darunter, aber hiermit sollen wie gesagt allgemeine System-Anforderungen aufgestellt werden, mittels welchen jedes aktuelle Spiel zu bewältigen ist.

Bezüglich der Grafikkarten-Anforderungen sind wie gesagt reale Benchmarks die bessere Grundlage – schon allein, weil die offiziellen Systemanforderungen der Spieleentwickler oftmals keine Angaben darüber abgegeben, für welche Auflösung, Bildqualität und Framerate jene Empfehlungen gedacht sind. Unsere eigenen Maßgaben hierzu liegen auf FullHD (ohne Upscaler), beste Bildqualität (ohne RayTracing) sowie im Durchschnitt 45 fps aufwärts. Da hierbei von den Hardware-Testern üblicherweise fordernde Benchmark-Szenen verwendet werden, sollte der normale Spielefluß generell höhere Frameraten zeigen (60 fps aufwärts). Bei einzelnen Spiele-Titel kann unsere Frameraten-Anforderung auch höher liegen, sprich Egoshooter bei 60 fps sowie Rennspiele bei 100 fps (bei jenen Spiele-Titeln explizit notiert). Logischerweise kann man sich auch noch höhere Frameraten-Anforderungen vorstellen – aber dies würde bedeuten, das Feld der mitkommenden Grafikkarten maßgeblich auszudünnen bzw. wird dies insbesondere unter der 4K-Auflösung bei den fordernsten Spiele-Titeln doch schon recht knapp.

Die FullHD-Benchmarks der Spiele-Titel der Spiele-Saison 2022/23 ergeben einen beachtbaren Anforderungs-Sprung für diese Auflösung. Konnte letztes Jahr an dieser Stelle noch eine Radeon RX Vega 64 oder GeForce GTX 1080 als ausreichend für diese Aufgabe notiert werden, liegt die neue mindeste Maßgabe auf dem Performance-Niveau der GeForce RTX 3060 12GB – mit den AMD- und Intel-Alternativen Radeon RX 6600 XT bzw. Arc A770 8GB. Hier und da gibt es einzelne Ausreißer aus diesem Maßstab, aber über die drei vorhandenen Test-Quellen läßt sich dies zumeist gut normalisieren – wo der eine mal eine Radeon RX 6700 XT als Mindestmaß für 45 fps misst, reicht bei der nächsten Quelle (im gleichen Spiel) dann schon wieder eine Radeon RX 6600 XT. Generell kristallisieren sich sowieso nur ca. 5 Spiele-Titel heraus (Plague Tale, Hogwarts, RE4R, TLOU1 & Jedi: Survivor), welche das genannte Performance-Niveau tatsächlich benötigen, der Rest liegt diesbezüglich üblicherweise eine halbe bis ganze Klasse darunter.

Mit den WQHD-Benchmarks bewegen wir uns außerhalb dessen, was die Spieleentwickler gewöhnlich vorgeben – dafür sind dies dann aber auch reale Benchmarks und ergibt sich somit ein belastbares Performance-Bild für den Grafikkarten-Käufer. Wieder zeigen sich die 5 genannten Spiele-Titel als Anforderungs-Führer, wobei es speziell unter der WQHD-Auflösung zum größten Anforderungs-Sprung gegenüber der letztjährigen Spiele-Generation kommt: Konnte man letztes Jahr für die WQHD-Auflösung noch Radeon RX 5700 XT oder GeForce RTX 3060 12GB notieren, geht dies nunmehr satt hoch auf Radeon RX 6800 oder GeForce RTX 4070. Jener Anforderungs-Sprung wird optisch etwas übertrieben durch den Punkt, dass die eigentlich passgenaueste Karte für das unter WQHD erforderliche Leistungsniveau die GeForce RTX 2080 Ti ist – nur dass es zu dieser im Portfolio der Radeon RX 6000/7000 sowie GeForce RTX 30/40 Serien kein wirklich passendes Performance-Gegenstück gibt (die GeForce RTX 3070 scheidet wegen deren unzureichender Speichermenge aus).