10

Intel-APU kommt wohl mit 24 Shader-Clustern & 1024 Bit HBM2-Speicherinterface daher

Noch bevor Intel seine Kooperation mit AMD für eine "Intel-CPU mit AMD-Grafik" offiziell bekanntgegeben hat, kamen aus unserem aufmerksamen Forum die ersten Hinweise auf das reale Vorhandensein einer solchen Lösung, garniert mit ersten Spezifikationen. Da Intel bislang nichts genaueres zu technische Ausgestaltung seiner kommenden Intel/AMD-Kombilösung verlauten lassen hat, sind dies die derzeit einzigen verfügbaren Angaben zu deren Technik. Danach wird diese "Intel-APU" aus einer Kaby-Lake-basierten Vierkern-CPU samt einer AMD-Grafiklösung mit 24 Shader-Clustern bzw. 1536 Shader-Einheiten an 4 GB HBM2-Speicher bestehen, wie es sich aus Datenbank-Einträgen bei SiSoft, Futuremark und Geekbench ergibt. Die hierbei verbaute AMD-Grafik wäre damit dann mehr als doppelt so breit wie AMDs eigene APUs der Raven-Ridge-Serie, welche maximal 11 Shader-Cluster bzw. 704 Shader-Einheiten aufbieten können. Die kommenden Intel-APUs wurden in den Datanbank-Einträgen teilweise sogar direkt mit ihren (bislang bekannten) Modell-Nummern Core i7-8705G, Core i7-8706G und Core i7-8809G genannt.

    Intel-APU (Intel-CPU mit AMD-Grafik)

  • Codename:  Kaby-Lake-G oder Coffee-Lake-G
  • Modell-Namen:  Core i7-8705G, Core i7-8706G & Core i7-8809G (und eventuell weitere)
  • Prozessor:  Kaby-Lake-basierter Vierkerner mit HyperThreading und 6 bzw. 8 MB Level3-Cache
  • CPU-Taktrate:  noch ungewiß, die Angaben schwanken zwischen 2.8 und 4.1 GHz
  • Grafiklösung:  AMD-Grafik mit 24 Shader-Clustern (CU) bzw. 1536 Shader-Einheiten, wahrscheinlich Vega-basiert
  • Grafik-Takt:  noch ungewiß, die Angaben schwanken zwischen 300 und 1000 MHz
  • dedizierter Grafikspeicher:  4 GB HBM2 in einem Stack (ergibt ein 1024 Bit Speicherinterface)
  • Grafikspeicher-Takt:  noch ungewiß, die Angaben schwanken zwischen 500 und 800 MHz
  • Grafik-Rohleistungen:  bis zu 3,1 TFlops Rechenleistung samt bis zu 205 GB/sec Speicherbandbreite

Eine gewisse Diskussion ist derzeit noch am laufen, ob der AMD-Grafik nun auf der Polaris- oder der Vega-Architektur basiert. Normalerweise würde man immer das neuere annehmen, aber einzelne Detailinformationen in den Benchmark-Datenbanken deuten hingegen wieder auf eine Polaris-Abstammung hin. Selbige könnten aber natürlich auch einfach nur falsch sein – durch unvollständige Treiber oder aber eigene Fehler der Ausleseprogramme hervorgebracht. Bis auf eine klare Wiederlegung sollte man daher besser von der Annahme ausgehen, das es sich hierbei um Vega-basierte Hardware handelt – einfach weil AMD bei solchen Projekten immer das neueste an Technologie nimmt, was jeweils verfügbar ist. Deswegen hat die Xbox One X ja auch trotz eines Entwicklungsanfangs schon im Jahr 2016 bereits einen Grafikchip, welcher in der Mitte zwischen Polaris und Vega steht.

Der HBM2-Speicher der Grafiklösung wird entgegen anderen Theorien im übrigen nicht als gemeinsamer Speicher von CPU & GPU benutzt, denn in einigen Detailangaben findet sich der Hinweis auf 16 GB verbauten Hauptspeicher – welcher auch auf dem Bild eines Test-Mainboards mit dieser Intel-APU zu sehen ist. Hierbei dürfte es sich allerdings um ein reines Testboard handeln, denn der übliche Einsatzzweck dieser Intel-APU liegt sicherlich im Mobile-Bereich. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde genau dieses Testboard auch in den diversen Einträgen in den Benchmark-Datenbanken notiert – und zwar jeweils als "Kaby-Lake-basierend" genannt, aber dies trifft am Ende nur auf das Mainboard zu, die Prozessoren selber könnte Intel jedoch (auch aufgrund der Namenswahl) als "Coffee-Lake-G" auch der Coffee-Lake-Generation zuschlagen (wobei Kaby Lake und Coffee Lake von der reinen CPU- und GPU-Architektur her selbstverständlich das gleiche sind).

Die Chipgröße der verbauten Einzelchips läßt sich derzeit aufgrund der (erheblichen) Bildverzerrung nicht genau ermitteln, aber gewisse Näherungswerte hierzu sind nennbar. Ausgangspunkt hierfür ist, das die zu sehende Intel-CPU höchstwahrscheinlich das gewöhnliche Kaby-Lake-Vierkern-Die darstellt, welches Intel für die Kaby-Lake-Serie sowie die Vierkerner der Coffee-Lake-Serie benutzt und welches bekannt 123mm² groß ist. Der HBM2-Stack selber sollte wiederum laut den entsprechenden Spezifikationsangaben 91mm² groß sein – was auch ungefähr funktioniert, allerdings ergeben sich hier schon gewisse Differenzen auf Basis des vorliegenden Bildes (laut Foto scheinen es nur ~83mm² zu sein). Davon ausgehend kann man nun den AMD-Grafikchip berechnen: Vertraut man der Annahme zu CPU, wäre jener ~205mm² groß – geht man dagegen davon aus, das der zu sehende HBM2-Speicher real 91mm² groß ist, kommen hingegen gleich ~224mm² für diese AMD-Grafiklösung heraus.

Intel-APU Test-Mainboard (Core i7-8xxxG, "Kaby-Lake-G" bzw. "Coffee-Lake-G")
Intel-APU Test-Mainboard
Intel-APU Package & Dies (Core i7-8xxxG, "Kaby-Lake-G" bzw. "Coffee-Lake-G")
Intel-APU Package & Dies

So oder so wird diese Chipgröße in Zusammenhang mit den verbauten 24 Shader-Clustern derzeit gern in Verbindung mit AMDs zum Jahreswechsel 2017/18 anstehenden Vega-11-Chip gebracht. Dies ist durchaus möglich, allerdings wären jene 24 Shader-Cluster respektive 1536 Shader-Einheiten auch vergleichsweise klein, damit würde man im Desktop-Bereich selbst mit einem Hochtaktdesign die eigenen Polaris-11-Lösungen nur schwerlich erreichen können. Eigentlich nahm man bisher auch an, das der Vega-11-Chip für höheres bestimmt wäre – gerade, da Vega 10 schließlich genauso in höheren Performancesphären hätte landen sollen und die Planungen für so etwas üblicherweise einige Jahre alt sind, also kaum kurzfristig umgestoßen werden können. Denkbar wäre natürlich noch, das der zu sehende AMD-Grafikchip mehr Shader-Cluster auf dem Die verfügt als für die Intel-APU aktiv sind – dennoch erscheint uns die Auslegung als "Vega 11" als zumindest zweifelshaft.

Eine andere mögliche Auslegungen dieses AMD-Grafikchips besteht im Vega-12-Chip, welcher erstmals in diesem Sommer genannt wurde und aufgrund dieser bislang einzigen Nennung auch einen eher kurzfristigen Neuzugang in AMDs Portfolio darstellen dürfte. Die genannten 1536 Shader-Einheiten der Intel-APU dürften hierfür gar nicht schlecht passen, wenn man annimmt, das der Vega-11-Chip eigentlich über grob 2500 Shader-Einheiten verfügen sollte. Dies würde in jedem Fall eine nachvollziehbare Portfolio-Abstufung ergeben: Vega 10 mit 4096 Shader-Einheiten an einem 2048 Bit Speicherinterface, Vega 11 mit ~2500 Shader-Einheiten an einem 1024 Bit Speicherinterface und Vega 12 mit 1536 Shader-Einheiten an einem 1024 Bit Speicherinterface. Selbige Annahme ist wie gesagt scheinbar schlüssig – aber AMD könnte sich natürlich auch etwas gänzlich anderes gedacht haben.

Und letztlich besteht noch die Seitenchance darauf, das AMD hierfür einen Sonderchip auflegt, welcher nicht Teil des üblichen Produktprogramms ist – wie bei einem der Konsolen-SoCs. Dagegen spricht allerdings, das AMD hier nur den Grafikchip liefert (sofern jener nicht sogar von Intel selber hergestellt wird), man demzufolge also von technischer Seite her nicht zu einem All-in-One-Chip gezwungen wird, wie dies bei den Konsolen-SoCs der Fall ist. Zum anderen dürfte der wirtschaftliche Erfolg einer solchen Lösung im Gegensatz zu den Konsolen-SoCs kaum solide abschätzbar sein, kann es sich am Ende auch nur um ein Prestige-Projekt zur Befriedigung der Bedürfnisse Apples handeln, welches allerdings real keine hohen Stückzahlen erreicht. Dafür kann es sich zumindest AMD kaum leisten, einen extra Chip aufzulegen – ohne diesen dann nicht wenigstens anderen Verwendungen zuzuführen. Somit wurde dieser Grafikchip womöglich extra für Intel aufgelegt, dürfte aber kaum exklusiv nur für Intel verwendet werden, sondern nachfolgend ins normale AMD-Portfolio aufgenommen werden.

Ausgehend von den zur Verfügung stehenden Daten kann man dann die Performance dieser Intel-APU durchaus schon grob abschätzen. Auf CPU-Seite wird sich Intel keine Blöße geben, hier kann man mit der bekannten Kaby-Lake-Performance rechnen. Auf GPU-Seite stehen wohl ~3 TFlops Rechenleistung samt 205 GB/sec Speicherbandbreite an, was irgendwo zwischen Radeon RX 560 (2,5 TFlops @ 112 GB/sec) und Radeon RX 470D (4,3 TFlops @ 211 GB/sec) liegt. Aus Desktop-Sicht sollte ergo etwas in Richtung guter Mainstream- bis niedriger Midrange-Performance herauskommen – aus Mobile-Sicht ist dies dann natürlich viel besser zu bewerten, da dort echte Grafikboliden (sehr) viel seltener verbaut werden. Gerade in den von Intel angestrebten kleinen und flachen Geräteklassen wird man üblicherweise entweder mit der Prozessoren-Grafik oder aber extra LowCost-Grafikchips (weit unterhalb des vorgenannten Performance-Niveaus) abgespeist, an dieser Stelle könnte die kommende Intel-APU sogar als neuer Meilenstein gelten. Alles, was Intel bisher im Grafik-Bereich angeboten hat, sollte diese Intel-APU in jedem Fall spielend und um mehrere Dimensionen überbieten können.