Prozessorenentwickler Intel hat mit dem Computex nun auch noch die Notebook- und Desktop-Modelle der Broadwell-Architektur offiziell vorgestellt – nachdem der Broadwell-basierte Core M bereits im letzten September kam und die Ultrabook-Modelle von Broadwell in diesem Januar vorgestellt wurden. Wie vorher schon bekannt, handelt es sich hierbei um einen aus Desktop-Sicht eher uninteressanten Launch, da Intel für den Desktop nur zwei auf eine TDP von 65 Watt begrenzte Modelle bringt, welche aufgrund ihrer TDP-Einschränkungen gar nicht schneller als die vorhergehenden Haswell-Prozessoren sein können. Die von Intel so angegebene 5%ige IPC-Steigerung durch die Broadwell-Architektur wird bei diesen Prozessoren daher kaum auffallen können – einzig allein die wieder einmal deutlich verbesserte Grafiklösung ist beachtenswert:
(Desktop) | Kerne | Taktraten | unlocked | L3 | integrierte Grafik | Speicher | TDP | Listenpreis |
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Core i7-5775C | 4 + HT | 3.3/3.7 GHz | ✓ | 6 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1150 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 65W | 366$ |
Core i5-5675C | 4 | 3.1/3.6 GHz | ✓ | 4 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1100 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 65W | 276$ |
Alle Broadwell-Prozessoren laufen offiziell auf Mainboards mit 9er Chipsatz, welche per BIOS-Update Broadwell-tauglich gemacht wurden. |
Als sehr nachteilig zuungunsten von Broadwell erscheint der angehobene Preispunkt: Bei Haswell kostet das Spitzenmodell 339$, bei Broadwell sind es nun (für eine taktschwächere CPU) 366$ – der Vergleich beim Vierkerner ohne HyperThreading geht genauso ungünstig aus. Betrachtend rein nur die Prozessoren mit 65 Watt TDP mag dies gerechtfertigt sein, bietet Intel hier tatsächlich mehr – aber ungelockte Prozessoren sind eigentlich eine Spielwiese von Enthusiasten und da interessiert die TDP-Grenze überhaupt nicht, wird jene im Overclocking-Betrieb doch sowieso durchbrochen. Tom's Hardware und AnandTech bieten dann die ersten und bisher einzigen Tests zu diesen beiden Desktop-Modellen von Broadwell an: Dort kommen die beiden Broadwell-Prozessoren bei der CPU-Performance logischerweise nicht an die nach wie vor von Haswell und Hasewell-E gesetzten Spitzenwerte heran. Zwischen Core i7-4790K und Core i7-5775C lagen dabei je nach Webseite noch -7,2% bzw. -4,9% Performance-Differenz – dies ist allerdings gar nicht so übel angesichts der um 17,5/15,9% niedrigeren Taktraten. Overclocking-Tests gab es leider keine, so daß nicht klar ist, ob die Broadwell-Prozessoren wenigstens unter Übertaktung an der Haswell-Performance vorbeiziehen könnten.
Nur bei den Tests zur integrierten Grafik kann Broadwell derzeit vollens überzeugen – und dies deutlicher als erwartet, die Iris Pro 6200 Grafiklösung schlägt sogar die Radeon-basierte iGPU eines A10-7870K Prozessors. Zur Ehrenrettung von AMD sei allerdings betont, daß die AMD-APUs weniger als die Hälfte kosten und integrierte Grafik bei einem potenten Vierkern-Prozessor einfach wie ein fünftes Rad am Wagen wirkt – es wird (in diesem System) sowieso nie benutzt werden, da wird es immer eine extra Grafikkarte (mit viel mehr Power) geben. Zur Frage, wo die neue Intel-Grafik ungefähr im Vergleich zu Desktop-Grafikkarten steht, gab es leider nur einen einzelnen Benchmark – nach welchem die Iris Pro 6200 irgendwo zwischen Radeon R7 250 GDDR5 (Perf.Index ~105%) und GeForce GTX 750 (Perf.Index 185%) herauskommt, mit Tendenz eher zum Radeon-Modell. Dies ist für eine integrierte Grafik aller Ehren wert, aber eben immer noch (weit) unterhalb dessen, wo selbst Mainstream-Käufer ihre Grafikkarten-Power heutzutage sehen wollen.
Eher interessant ist integrierte Grafik daher im Mobile-Segment, wo Intel nunmehr auch die "echten" Notebook-Modelle mit 47 Watt TDP vorgestellt hat, nachdem die Ultrabook-Modelle mit 15 Watt TDP schon seit Jahresanfang erhältlich sind. Allerdings gibt es die leistungsfähigsten Intel-Grafiklösungen wieder nur zusammen mit teuren Vierkern-Prozessoren, welche wohl kaum in Notebooks ohne extra Grafiklösung von AMD oder nVidia verbaut werden dürften – wobei die tolle Intel-iGPU mit ihrem eingebetteten Speicher dann (nahezu) nutzlos wäre. Bei allen eher üblichen Ultrabook- und Notebook-Prozessoren gibt es dann nur iGPUs ohne eDRAM, was den Performanceeffekt der nunmehr gleich 48 Ausführungseinheiten bei der Broadwell-Grafik maßgeblich herunterdimmen wird. Die niedrigeren TDPs der Mobile-Prozessoren dürften ebenfalls dazu beitragen, daß die exzellenten Ergebnisse der Intel-Grafik im Desktop-Bereich keinesfalls ohne weitere Benchmarks auf den Mobile-Bereich zu übertragen sind, man hierbei wirklich entsprechende Tests gegen AMDs Carrizo-APU abwarten sollte.
(Notebooks) | Kerne | Taktraten | L3 | integrierte Grafik | Speicher | TDP | Listenpreis |
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Core i7-5950HQ | 4 + HT | 2.9/3.8 GHz | 6 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1150 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 47W | 623$ |
Core i7-5850HQ | 4 + HT | 2.7/3.6 GHz | 6 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1100 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 47W | 434$ |
Core i7-5750HQ | 4 + HT | 2.5/3.4 GHz | 6 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1050 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 47W | 434$ |
Core i5-5350H | 2 + HT | 3.0/3.5 GHz | 4 MB | Iris Pro 6200 (48 AE @ 300/1050 MHz, 128MB eDRAM) | DDR3L/1600 | 47W | 289$ |
Core i7-5557U | 2 + HT | 3.0/3.5 GHz | 4 MB | Iris 6100 (48 AE @ 300/1100 MHz) | DDR3L/1600 | 23-28W * | 426$ |
Core i5-5287U | 2 + HT | 2.9/3.3 GHz | 3 MB | Iris 6100 (48 AE @ 300/1100 MHz) | DDR3L/1600 | 23-28W * | 315$ |
Core i5-5257U | 2 + HT | 2.7/3.1 GHz | 3 MB | Iris 6100 (48 AE @ 300/1050 MHz) | DDR3L/1600 | 23-28W * | 315$ |
Core i3-5157U | 2 + HT | 2.5 GHz | 3 MB | Iris 6100 (48 AE @ 300/1000 MHz) | DDR3L/1600 | 23-28W * | 315$ |
Core i7-5650U | 2 + HT | 2.2/3.2 GHz | 4 MB | HD 6000 (48 AE @ 300/1000 MHz) | DDR3L/1600 | 9,5-15W * | 426$ |
Core i7-5550U | 2 + HT | 2.0/3.0 GHz | 4 MB | HD 6000 (48 AE @ 300/1000 MHz) | DDR3L/1600 | 9,5-15W * | 426$ |
Core i5-5350U | 2 + HT | 1.8/2.9 GHz | 3 MB | HD 6000 (48 AE @ 300/1000 MHz) | DDR3L/1600 | 9,5-15W * | 315$ |
Core i5-5250U | 2 + HT | 1.6/2.7 GHz | 3 MB | HD 6000 (48 AE @ 300/950 MHz) | DDR3L/1600 | 9,5-15W * | 315$ |
Core i7-5600U | 2 + HT | 2.6/3.2 GHz | 4 MB | HD 5500 (24 AE @ 300/950 MHz) | DDR3L/1600 | 7,5-15W * | 393$ |
Core i7-5500U | 2 + HT | 2.4/3.0 GHz | 4 MB | HD 5500 (24 AE @ 300/950 MHz) | DDR3L/1600 | 7,5-15W * | 393$ |
Core i5-5300U | 2 + HT | 2.3/2.9 GHz | 3 MB | HD 5500 (24 AE @ 300/900 MHz) | DDR3L/1600 | 7,5-15W * | 281$ |
Core i5-5200U | 2 + HT | 2.2/2.7 GHz | 3 MB | HD 5500 (24 AE @ 300/900 MHz) | DDR3L/1600 | 7,5-15W * | 281$ |
Core i3-5020U | 2 + HT | 2.2 GHz | 3 MB | HD 5500 (23 AE @ 300/900 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 281$ |
Core i3-5015U | 2 + HT | 2.1 GHz | 3 MB | HD 5500 (23 AE @ 300/850 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 275$ |
Core i3-5010U | 2 + HT | 2.1 GHz | 3 MB | HD 5500 (23 AE @ 300/900 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 281$ |
Core i3-5005U | 2 + HT | 2.0 GHz | 3 MB | HD 5500 (23 AE @ 300/850 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 275$ |
Pentium 3825U | 2 + HT | 1.9 GHz | 2 MB | HD (12 AE @ 300/850 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 161$ |
Pentium 3805U | 2 | 1.9 GHz | 2 MB | HD (12 AE @ 300/800 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 161$ |
Celeron 3755U | 2 | 1.7 GHz | 2 MB | HD (12 AE @ 300/800 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 107$ |
Celeron 3205U | 2 | 1.5 GHz | 2 MB | HD (12 AE @ 300/800 MHz) | DDR3L/1600 | 10-15W * | 107$ |
* Die TDP ist durch die Notebook-Hersteller festsetzbar – unter niedrigeren TDPs sind die maximalen Taktraten dann natürlich kaum noch erreichbar. |
Ähnlich wie bei AMDs Carrizo kommen auch die neuen Broadwell-Prozessoren nicht umgehend in den Markt, noch nicht einmal die zwei Desktop-Modelle sind – Intel-untypisch – sofort zu haben. Vielmehr sollen entsprechend ausgestattete PCs und Notebooks in den nächsten 30 bis 60 Tagen erscheinen – Intel plant also wie AMD, erst zum kommenden Launch von Windows 10 am 29. Juli wirklich lieferfähig zu sein. Zu diesem Zeitpunkt wird dann natürlich aber schon die nachfolgende Intel-Architektur "Skylake" übergroß am Horizont stehen, deren Launch für August bis September zu erwarten ist. Zu diesem Zeitpunkt wird es in jedem Fall ein neues Desktop-Portfolio und auch schon einige Notebook-Modelle geben, ergo lohnt Broadwell aus Sicht der Vierkern-Käufer derzeit wohl überhaupt nicht. Nur in der Breite des Programms scheint Skylake dann einen temporären Bestandsschutz für Haswell & Broadwell zu bieten – aber spätestens Anfang 2015 dürfte Skylake dann auch in kompletter Form im Markt stehen und Haswell & Broadwell endgültig ablösen.
Nachtrag vom 4. Juni 2015
Das Thema bislang unzureichender Testberichte ist auch bei Intels Broadwell-Architektur relevant: Dabei schlagen sich die beiden vorgestellten Desktop-Modelle erstaunlich gut angesichts ihrer klar niedrigeren Taktraten – in manchen Benchmarks liegt ein Core i7-5775C mit 3.3/3.7 GHz auf 65W TDP sogar minimal vor einem Core i7-4790K mit satten 4.0/4.4 GHz auf 88W TDP. Allein an der höheren IPC der eigentlichen CPU-Kerne liegt dies allerdings wohl nicht, so gut ist der Broadwell-Sprung dann doch nicht. Inzwischen wurde allerdings der eDRAM der integrierten Broadwell-Grafiklösung, welche im CPU-Modus als Level4-Cache ansprechbar ist, als wahrscheinlicher Performance-Bringen identifiziert. Gerade in Spielen – mit einer extra Grafikkarte – sind die 128 eDRAM als zusätzlicher Level4-Cache ein Gewinn und bringen Broadwell auf das Performance-Niveau von Haswell, trotz niedrigerem Takt. Aber es fehlen leider nach wie vor ausführliche Tests zu Broadwell, insbesondere die Fragen der Performance unter anderem Speicher als DDR3/1600 und der Übertaktungs-Neigung samt entsprechender Overclocking-Performance sind derzeit noch komplett unbeantwortet.
Nachtrag vom 5. Juni 2015
Deutlich fehlend auf der Computex waren für Heise PCs & Notebooks mit den neuen Broadwell-Prozessoren: Gerade einmal zwei Modelle von MSI sowie Prototypen von Dell und Gigabyte waren zu sehen – für eine eigentlich schon letzten Sommer gedachte Prozessoren-Architektur ist dies arg mager. Dabei hat Broadwell seine primären Vorteile im geringeren Stromverbrauch, ist damit eigentlich ideal für das Notebook-Feld, wie auch die vielen inzwischen seit Monaten verfügbaren Standard-Notebooks und Ultrabooks mit zweikernigen Broadwell-Prozessoren belegen. Bei den Vierkernern von Broadwell scheint Intel hingegen gewisse Probleme zu haben – wenn auch nicht mit der Technik, so zumindest mit der Lieferbarkeit. Auch die beiden neuen Desktop-Modelle sind derzeit zwar breit gelistet, aber kaum lieferbar. Gut möglich auch, daß Intel deren Fertigung inzwischen bewußt zugunsten von Skylake limitiert – bis auf einzelne Ausnahmen dürften Markt und Konsumenten nunmehr sowieso auf Skylake warten.
Nachtrag vom 19. Juli 2015
Eine der spannenden Fragen zu Intels Broadwell-Architektur war zu deren offizieller Vorstellung, ob sich die zwei verfügbaren Desktop-Chips nicht eventuell mittels Overclocking auf ein gänzlich anderes Leistungsniveau heben lassen – einen gewissen IPC-Vorsprung hat Broadwell schließlich, zudem sollte die 14nm-Fertigung doch eigentlich auch noch für besseres nütze sein als nur für niedrigere Stromaufnahmen der Mobile-Chips. Leider kommen hierzu aus unserem Forum eher schlechte Nachrichten: Broadwell läßt sich in der Praxis nicht gut übertakten, bleibt bei den reinen Taktraten noch unterhalb der besten Haswell-Modelle und erreicht damit maximal eine Haswell-Performance, kommt aber (trotz IPC-Gewinn) nicht darüber hinaus. Zudem laboriert Intel derzeit noch am Broadwell-Microcode herum, welcher in die BIOS-Updates der Mainboard-Hersteller einfließt – einige OC-Funktionen laufen noch nicht, das ganze macht teilweise einen ziemlichen Beta-Eindruck. Hinzu kommt der Punkt, daß Intel wahrscheinlich schon ab dem kommenden Skylake-Launch alle Arbeiten für Broadwell einstellen wird – mit Broadwell als durch die 14nm-Fertigung massiv übertaktbares Overclocking-Wunder wird es daher kaum etwas werden.