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RayTracing in Battlefield V läuft (mit guten Frameraten) auch auf der Titan V

Für einige Aufmerksamkeit sorgt derzeit eine Diskussion in unserem Forum, bei welcher das Funktionieren von RayTracing unter Battlefield V auf der nicht zur Turing-Architektur gehörenden (und noch ohne RT-Cores antretenden) Titan V Grafikkarte der Volta-Generation nachgewiesen wurde – zu guten und vollkommen spielbaren Frameraten. Dabei darf die eigentliche Aufregung gar nicht einmal dem Fakt gelten, das dies grundsätzlich funktioniert – denn dies sollte derart so sein, RayTracing über DirectX 12 funktioniert auch in einem Software-Modus, bedingt keine dedizierte Hardware. Zudem war die Volta-basierenden Grafikkarten sogar Entwicklungs-Plattform für RayTracing, da die Volta-Architektur der Turing-Architektur vergleichsweise nahe ist (es fehlen grob gesprochen nur die RT-Cores). Der spannende Punkt ist also vor allem, das RayTracing auf der Titan V mit derart guten Frameraten läuft – seitens des Forenuser 'TobiWahnKenobi' wurden hierzu unter der WQHD-Auflösung mit Ultra-Bildqualität sowie RayTracing auf "Hoch" im Schnitt 80 fps berichtet.

Titan V (OC) Titan RTX (OC)
Chipbasis Volta GV100 Turing TU102
RT-Cores
Battlefield V (MP) WQHD, Ultra-Bildqualität, RT=Hoch ca. 80 fps ca. 87 fps
Battlefield V (MP) @ Rotterdam WQHD, Ultra-Bildqualität, RT=Mittel ca. 67 fps ca. 97 fps
Battlefield V (MP) @ Rotterdam WQHD, Ultra-Bildqualität, RT=Hoch ca. 56 fps ca. 81 fps
Quelle: Benchmarks seitens 'TobiWahnKenobi' im 3DCenter-Forum: #1, #2 & #3

In der Rotterdam-Map sind es mit ca. 56 fps jedoch klar weniger, aber Rotterdam ist unter Battlefield V auch der härtestmögliche Prüfstein und läuft augenscheinlich auch mit einer Titan RTX samt RayTracing nicht wirklich perfekt. Speziell hier zeigt die Titan RTX dann allerdings auch einen beachtbaren Performance-Vorsprung – obwohl beide Karten sich (übertaktet) nicht viel nehmen sollten, die Titan V nominell sogar die etwas stärkere Hardware (5120 Shader-Einheiten an einem 3072 Bit HBM2-Interface) gegenüber der Titan RTX (4608 Shader-Einheiten an einem 384 Bit GDDR6-Interface) vorzuweisen hat. Ergo machen die der Titan V fehlenden RT-Cores also doch etwas aus – an unterschiedlichen Taktraten liegt es in jedem Fall nicht, die von 'TobiWahnKenobi' benutzte Titan V führt die gleichen über 2000 MHz Chiptakt wie andere an ihre Grenzen übertaktete Enthusiasten-Lösungen mit nVidia-Unterbau ins Feld.

An dieser Stelle liegt dann wahrscheinlich des Rätsels Lösung: Weder verzichtet Battlefield V bei der RayTracing-Darstellung gänzlich auf die RT-Cores der Turing-Grafikkarten (was nVidia inzwischen auch schon gegenüber der PC Games Hardware dementiert hat), noch hat deren Existenz wiederum gleich gar keinen Performance-Effekt. Die (unlimitierte) Titan V ist wahrscheinlich nur einfach derart leistungsstark, das es im Normalfall nicht auffällt, daß das RayTracing auf dieser Karte teilweise in einer Software-Ausführung läuft. Nur unter der besonders schlauchenden Rotterdam-Map gibt es dann eine beachtbare Performance-Differenz zu einer Grafikkarte mit vorhandenen RT-Cores zu konstatieren. Dabei kommt der Titan V generell zu gute, das die Software-Lösung für RayTracing wohl letztlich auch wieder nur die regulären Shader-Einheiten bemühen wird – wovon die Titan V wie bekannt sehr reichlich besitzt. Nur deswegen ist diese vergleichsweise geringe Performance-Differenz zu einer Grafikkarte mit echten RT-Cores wahrscheinlich überhaupt erst möglich.

Dies zeigt dann vor allem darauf hin, das sich dieser Fall kaum verallgemeinen läßt: Software-RayTracing erfordert augenscheinlich Beschleuniger mit massig an Shader-Power – da kommt bei nVidia kaum eine Grafikkarte an die Titan V (5120 Shader-Einheiten) heran, selbst die GeForce GTX 1080 Ti (3584 Shader-Einheiten) liegt demgegenüber deutlich zurück. AMDs Spitzen-Grafikkarten kommen zwar auf eine ähnlich hohe Anzahl an Shader-Einheiten, haben über niedrige (praktische) Taktraten letztlich nicht ganz dieselbe Rohpower zur Verfügung. Andere Grafikkarten dürften also kaum (selbst wenn in deren Treiber RayTracing per Software freigeschaltet wäre) diese RayTracing-Performance der Titan V unter Battlefield V wiederholen können. Zudem könnte es generell betrachtet auch bei diesem Einzelfall unter Battlefield V bleiben: Mit steigenden Anforderungen an RayTracing und dessen Qualität dürfte eine Software-Lösung immer weniger Chancen haben. Selbst wenn andere RayTracing-Ansätze (beispielsweise der noch ausstehende von AMD) primär auf die Shader-Einheiten setzen, dürften immer für gewisse Teile der RayTracing-Berechnung dedizierte Einheiten zur echten Beschleunigung sinnvoll und somit vonnöten sein.

Nachtrag vom 4. Januar 2019

Als Nachtrag zur bisherigen Berichterstattung über die gute Performance der Titan V unter RayTracing bei Battlefield V kommen aus unserem Forum weitere entsprechende Benchmarks von Titan V gegen Titan RTX. Jene wurden nunmehr im Singleplayer-Part des Spiels unter der Tirailleur-Map abgeleistet, sind also im Gegensatz zu den bisherigen Multiplayer-Benchmarks eher verläßlich, da besser reproduzierbar. Der bisher abgebildete Performance-Effekt der RT-Cores bestätigt sich mit diesen neuen Benchmarks: In Maps mit eher maßvollem RayTracing-Einfluß (wie Tirailleur) verliert die Titan V zwischen -10-15% an Performance gegenüber der Titan RTX, kann sich also trotz fehlender RT-Cores sehr gut behaupten (und liefert vor allem nach wie vor einwandfrei flüssige Frameraten). Erst in Maps mit bekannt hohem RayTracing-Einfluß (wie Rotterdam) kosten die fehlenden RT-Cores die Titan V dann beachtbar an Performance, gemäß der früheren Messungen sind dies ca. -30%. Dies reicht speziell bei der Titan V immer noch zu spielbaren Frameraten, auf Grafikkarten mit geringerer Shader-Power würde der Performanceverlust aber aller Vermutung nach größer sein und sollte jene in diesem "Software-Modus" dann in Richtung unspielbarer Frameraten schicken.

Titan V (OC) Titan RTX (OC)
Chipbasis Volta GV100 Turing TU102
RT-Cores
Battlefield V (SP) @ Tirailleur WQHD, Ultra-Bildqualität, RT=Mittel ca. 79 fps ca. 93 fps
Quelle: (neuere) Benchmarks seitens 'TobiWahnKenobi' im 3DCenter-Forum

So zumindest die Perspektive für alle derzeit bekannten Beschleuniger – von denen die Titan V (wenn voll ausgefahren) klar die höchste Shader-Power aufbietet (und somit auch am ehesten für diese Software-Lösung geeignet ist). Bei zukünftigen nVidia-Grafikkarten wird sich diese Frage wohl sowieso nicht stellen, da nVidia kaum demnächst ähnlich potente Beschleuniger ohne RT-Cores auflegen wird. Für zukünftige AMD-Hardware könnte die Sache hingegen noch interessant werden: Von der Navi-Generation darf man durchaus in der Spitze eine der Titan V ebenbürtige Shader-Power erwarten – vielleicht nicht unbedingt über mehr Shader-Einheiten realisiert, aber über (deutliche) Verbesserungen bei den Taktraten mittels der 7nm-Fertigung. Dann könnte AMD durchaus an dem Punkt gelangen, das eine dicke Navi-basierte Karte die Shader-Power hätte, um ähnlich spielbare Frameraten unter RayTracing in Battlefield V zu erreichen – womit die Frage im Raum stehen würde, ob AMD dieses Feature dann anbieten kann und will. Ob die Navi-Architektur hierfür überhaupt geeignet ist, kann dabei nicht vorab gesagt werden, bei der Volta-Architektur der Titan V war dies hingegen sicherlich von Anfang an derart geplant. Somit ist nicht wirklich sicher, ob dies funktioniert – eine gewisse Chance darauf existiert allerdings durchaus.

Ob AMD ein solches Software-Feature dann wirklich freischaltet, steht dann noch auf einem ganz anderen Blatt – immerhin existiert von AMD hierzu die klare Aussage, das man RayTracing erst dann bringen will, wenn man es auch für alle Marktsegmente anbieten kann. Dies deutet normalerweise auf RayTracing bei AMD erst mit der nachfolgenden Arcturus-Generation hin, eine Software-Lösung schon bei Navi wäre die Ausnahme von dieser Regel. AMD dürfte sich hierbei sicherlich von der Sinnhaftigkeit des Ganzen leiten lassen: Erreicht man damit spielbare Frameraten unter allen verfügbaren RayTracing-Titeln, wäre dies eine gangbare Handlungsoption. Kann man hingegen nur unter Battlefield V einen gewissen Effekt erzielen, erreicht jedoch unter anderen RayTracing-Titeln keine spielbaren Frameraten, dann läßt man sicherlich lieber die Finger von diesem heißen Eisen. AMD muß sich hier sicherlich auch immer der Gefahr bewußt sein, das nVidia natürlich auf allen Software-Lösungen mit Wonne herumreiten dürfte, gerade wenn selbige mehr Performance als Hardware-Lösungen kosten. So lange da kein Gewinn für AMD zu sehen ist, dürfte man sich eher aus Software-Lösungen für RayTracing heraushalten und somit am ursprünglichen Plan festhalten.

Nachtrag vom 7. Januar 2019

Bei PC-Better hat man eigene RayTracing-Benchmarks auf der Titan V angestellt – und kann somit die an dieser Stelle genannten Ergebnisse unabhängig bestätigen. Der Performance-Verlust zwischen Titan RTX und Titan V ist dabei (unter Battlefield V) mit ca. -20-30% ähnlich hoch ausfallend, auch in den Benchmarks von PC-Better erreichte die Titan V als wichtigste Erkenntnis (fast) überall eine anständige Framerate. Interessant ist, das selbst zwischen der Low- und der Ultra-Einstellung von RayTracing kein bedeutsam anders liegender Performanceverlust auftrat: Mit Low-RayTracing verlor die Titan V ca. -20%, mit Ultra-RayTracing dann ca. -30%. Dies ist zwar eine gewisse Differenz, aber angesichts der stark steigenden Anforderungen an das RayTracing zwischen beiden Settings wäre ein höherer Performanceverlust bei der Karte ohne RT-Cores durchaus vorstellbar gewesen. Die Titan V mit ihren 5120 Shader-Einheiten mogelt sich auch in diesem Test faktisch durch – wobei es hier zu bedenken gilt, das in diesem Test alle Karten ohne Übertaktung liefen und damit insbesondere die Titan V sehr deutlich an der Kette liegt.

Titan V RTX 2080 Ti Titan RTX
Chipbasis Volta GV100 Turing TU102 Turing TU102
RT-Cores
Battlefield V (SP) UltraHD, RT=Low 42 fps 53 fps 54 fps
Battlefield V (SP) UltraHD, RT=Ultra 29 fps 40 fps 42 fps
gemäß der Benchmarks von PC-Better