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Umfrage-Auswertung: Aus welcher Generation stammt die zum Spielen benutzte Grafiklösung (2015)?

Eine Umfrage von Mitte November fragte mal wieder nach der grundsätzlichen Generation, aus welcher die zum Spielen benutzte Grafiklösung stammt – womit sich auch erkennen läßt, wie der Verbreitungsstand zwischen AMD und nVidia sowie der verschiedenen DirectX-Versionen derzeit liegt. Zudem läßt sich eine gewisse "historische Entwicklung" gemäß der gleichlautenden Umfragen von August 2014, Mai 2013, Juni 2012 und April 2011 zeichnen. Bei dieser grundsätzlichen Generations-Frage konnten natürlich die kleinen Feinheiten und Abweichungen der Grafikchip-Entwickler (wie die GeForce 750 Serie als Maxwell-basierte Grafikkarten in der eigentlich Kepler-zentrierten GeForce 700 Serie oder AMDs Chip-Mischmasch innerhalb der letzten drei Grafikkarten-Generationen) nicht beachtet werden, es ging hierbei wirklich nur um die grundsätzlichen Grafikkarten-Generationen.

Insbesondere gegenüber der letzten Umfrage dieser Art vom August 2014 ergibt sich doch eine erhebliche Veränderung zugunsten neuerer Grafikkarten – samt eines erheblichen Bedeutungsverlusts aller älteren Grafikkarten-Generationen. Dies betrifft selbst die GeForce-700-Serie, welche letztes Jahr gerade erst einmal neu eingestiegen war – während AMDs Radeon R200 Serie sogar noch gut hinzugewinnen konnte (zu natürlich deutlich voneinander abweichenden Releaseterminen). Die klarste Entwicklung sah allerdings nVidias GeForce 900 Serie, welche gleich mit satten 24,3% einstieg – natürlich auch hier begünstigt durch die jeweiligen Releasetermine, die konkurrierende Radeon R300 Serie kam deutlich später in den Markt. Jener Wert von 24,3% ist auch für sich betrachtet ausgesprochen hoch, die GeForce 900 Serie hat sehr viele Käufer gefunden und damit natürlich auch zur Außerdienststellung vieler älterer Grafikkarten beigetragen.

April 2011 Juni 2012 Mai 2013 August 2014 November 2015
AMD Radeon R300 Serie (Pirate Islands) - - - - 4,7%
AMD Radeon R200 Serie (Volcanic Islands) - - - 12,9% 17,3%
AMD Radeon HD 7000 Serie (Southern Islands) - 8,0% 21,4% 20,3% 14,1%
AMD Radeon HD 6000 Serie (Northern Islands) 12,7% 14,6% 11,9% 7,0% 4,5%
AMD Radeon HD 5000 Serie (Evergreen) 22,2% 18,2% 10,9% 6,7% 4,7%
AMD Radeon HD 4000 Serie 13,5% 9,0% 3,7% 1,7% 0,9%
frühere AMD-Lösung DirectX10 2,8% 1,0% 0,9%
frühere AMD-Lösung DirectX9 und älter 1,9% 1,1% 0,7% 0,5% 0,4%
Grafiklösung eines anderen Herstellers 1,1% 0,6% 1,0% 0,9% 1,3%
frühere nVidia-Lösung DirectX9 und älter 3,0% 1,5% 1,0% 0,7% 0,6%
frühere nVidia-Lösung DirectX10 6,7% 3,6% 1,7% 2,1% 1,1%
nVidia GeForce 200 Serie 8,8% 5,5% 3,0%
nVidia GeForce 400 Serie (Fermi) 16,0% 12,4% 7,9% 4,7% 1,7%
nVidia GeForce 500 Serie (Fermi-Refresh) 11,3% 18,6% 12,7% 7,5% 4,0%
nVidia GeForce 600 Serie (Kepler) - 5,9% 23,2% 17,4% 9,9%
nVidia GeForce 700 Serie (Kepler-Refresh) - - - 17,6% 10,5%
nVidia GeForce 900 Serie (Maxwell 2) - - - - 24,3%

Dieser große Erfolg der GeForce 900 Serie zeigt sich dann auch bei der Verteilung zwischen den einzelnen Grafikchip-Entwicklern: Erstmals seit einigen Jahren verläßt auch das 3DCenter den vorher immer zu sehenden (groben) Gleichstand zwischen AMD und nVidia – und tendiert leicht zu nVidia mit 52,1% gegenüber AMD mit nur 46,6%. Gegenüber den aktuellen Verkaufszahlen sieht dies natürlich immer noch bestens für AMD aus, dort liegt AMD (im allgemeinen Markt) bekannterweise inzwischen um Dimensionen zurück. Beachtenswert ist der gewisse Sprung der "anderen Hersteller", welcher darauf hinzeigt, daß in einzelnen Fällen die integrierten Intel-Grafiklösungen dann eben doch auch einmal zum Spielen benutzt werden.

April 2011 Juni 2012 Mai 2013 August 2014 November 2015
AMD 53,1% 51,9% 49,5% 49,2% 46,6%
nVidia 45,8% 47,5% 49,5% 49,9% 52,1%
anderer Hersteller 1,1% 0,6% 1,0% 0,9% 1,3%

In der Frage der DirectX-Ausstattung der Grafikkarten (die Betriebssystem-seitigen Bedingungen in diesem Fall nicht berücksichtigend) gab es einen weiteren Bedeutungsabfall für alle vor DirectX 11 liegenden Lösungen zu verzeichnen – und dann natürlich den Einstieg von DirectX 12, welches in Software- wie in Hardwareform umgehend die Verhältnisse bei den 3DCenter-Lesern dominiert. DirectX 11 fällt demzufolge von einem Spitzenwert von satten 95,0% im August 2015 auf nunmehr nur noch 9,6% ab – erfasst werden hierbei schließlich nur noch jene Grafikkarten, welche zwar DirectX 11 beherrschen, aber keine DirectX-12-Treiber bekommen werden (primär AMDs Radeon HD 5000 & 6000 Serien). Der hohe Einstiegswert von immerhin gleich 87,2% für DirectX 12 ergibt sich natürlich vor allem daraus, daß DirectX 12 weniger als richtig neue Hardwarenorm kreiert wurde, sondern möglichst viel "alte" Hardware mitnehmen sollte. Die genauen Verhältnisse zwischen Software-DX12 und Hardware-DX12 sind leider nur eine (rechenbasiert) Schätzung, da die Umfrage in diesem Punkt nicht detailgenug nachgefragt hat.

April 2011 Juni 2012 Mai 2013 August 2014 November 2015
DirectX 12 in Hardware (DX12 FL_12) - - - - ~42%
DirectX 12 in Software (DX12 FL_11) - - - - ~45%
DirectX 12 - - - - 87,2%
DirectX 11 62,3% 77,8% 88,6% 95,0% 9,6%
DirectX 10 31,9% 19,6% 9,6% 3,8% 2,1%
DirectX 9 und älter 5,8% 2,6% 1,8% 1,2% 1,1%

Die Spieleentwickler dürften jedoch sicherlich zuerst einmal an reinem Software-DX12 interessiert sein und die Hardware-Fähigkeiten von DirectX 12 eher denn als Option begreifen. Derart betrachtet könnte man als Spieleentwickler angesichts dieser Zahlen durchaus versucht sein, gleich nur noch DirectX-12-Titel zu entwickeln – jene würden schließlich erst in 2-3 Jahren herauskommen, in dieser Zeit kann sich der Massenmarkt diesem Bild der 3DCenter-Leser anpassen. Gut möglich also, daß ein reiner DirectX-11-Pfad schneller aus den Spielen verschwindet, als man dies vor einiger Zeit noch gedacht hatte – und vor allem schneller, als bei früheren Wechseln des DirectX-Levels.

Nachtrag vom 1. Dezember 2015

Aus der Diskussion über die Verteilung der Grafikkarten-Generationen unter den 3DCenter-Lesern kommt der interessante Gedanke, daß man aus eben jener Statistik wohl auch herauslesen kann, daß nVidia-Nutzer eventuell ihre Grafikkarte häufiger ersetzen als AMD-Nutzer. Hier spielt sicherlich mit hinein, daß sich die AMD-Grafikkarten der letzten Generationen eigentlich durchgängig als langlebiger als die seinerzeitigen nVidia-Kontrahenten erwiesen haben. Dies trifft im besonderen auf die GCN-Architektur zu, aber auch die vorherige TeraScale-Architektur war in dieser Frage schon sehr gut aufgestellt bzw. ergab eine hohe Langlebigkeit der AMD-Grafikkarten. Hinzu kam der Speichermengen-Vorteil vieler AMD-Grafikkarten, was sich dann im längeren Betrieb immer bezahlt gemacht hat. nVidia hingegen scheint seine Grafikkarten vor allem aus Business-Sicht hervorragend designt zu haben: Hohe Anfangsleistung, dann später eher abfallende Leistung mit neuen Spiele-Generationen und vor allem zumeist recht knapp mit Speicher ausgerüstet, was dann im längeren Betrieb ebenfalls von Nachteil ist. Damit ist der Aufrüstdruck bei nVidia-Nutzern schon ganz automatisch höher, nVidia macht somit aber auch häufiger ein Geschäft als AMD – mit ein Grund, weshalb die Marktanteile beider Grafikchip-Entwickler derzeit so massiv auseinanderliegen.

So betrachtet hat sich die bisher Konsumenten-freundliche Strategie von AMD keineswegs für AMD ausgezahlt, sondern ist sogar aus zweierlei Sicht danebengegangen: Der Vorteil der Langlebigkeit hat nicht zu mehr anfänglichen Verkäufen geführt, weil dieser Vorteil zumeist nicht ausreichend thematisiert wurde – und eben durch diese Langlebigkeit müssen die AMD-Nutzer auch noch seltener umrüsten, entgehen AMD also weitere Umsätze. Die logische Schlußfolgerung der AMD-Führung hieraus wäre dann allerdings: Weg mit der Langlebigkeit zugunsten einer am Launchtag möglichst hohen Performance bzw. des größtmöglichen Marketingpuschs. Ob AMD diesen Weg geht oder ob die Grafikkarten-Käufer eventuell AMD auch mal einen Bonus wegen der erwiesenermaßen hohen Langlebigkeit geben, bleibt abzuwarten. Aus einem gewissen Blickwinkel heraus macht es für AMD jedoch keinen Sinn, diesen über viele Generationen aufgebauten Vorteil so einfach wegzuschenken – eher sollte man versuchen, diesen Vorteil öffentlich mehr zu thematisieren. Denkbar wäre beispielsweise die beliebten Schmäh-PDFs, welche einen Vergleich alter Grafikbeschleuniger unter neuen Spielen zeigen – und dabei den gewachsenen AMD-Vorteil gegenüber dem Stand zum Launchtag herausstreichen.