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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2014

Die Marktbeobachter von Jon Peddie Research haben mal wieder neue Daten zu den Marktanteilen bei Grafikchip und Grafikkarten veröffentlicht, diesesmal für das vierte Quartal 2014. Mit der ersten Meldung geht man den Markt aller Grafikchips an, inklusive auch der in modernen Prozessoren integrierten Lösungen, welche dann natürlich von der Menge her klar den Ton angeben. In diesem Feld dominiert seit Jahren unangefochten Intel aufgrund seiner Vielzahl an verkauften Prozessoren, was sich auch im vierten Quartal 2014 nicht änderte: Eigentlich bewegt sich alles auf geringer Streubreite genauso wie in den Vorquartalen – mit einem Unterschied: nVidia kann nun auch im insgesamten Markt den Platz vor AMD einnehmen, obwohl AMD hier mit seinen APUs die eigentlich viel besseren Aussichten hat. Sprich: nVidia verkauft inzwischen allein nur mit seinem GPU-Geschäft mehr Grafikchips als AMD, welche hierfür sowohl ihr GPU- als auch ihr APU-Geschäft ansetzen können.

Q4/2013 Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014
AMD 18,3% 16,7% 16,5% 14,1% 13,6%
Intel 65,1% 66,8% 69,9% 71,8% 71,4%
nVidia 16,6% 16,6% 13,6% 14,1% 15,0%

In der zweiten Meldung hat man sich allein den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten zugewandt, wobei hier auch Grafikkarten für professionelle Zwecke mitgezählt werden (welche aber Stückzahlen-technisch kaum zu Buche schlagen). Trotz daß hier natürlich auch viele für OEM-PCs ausgelieferte Billig-Grafikkarten mitgezählt werden, kommt diese Statistik dann schon dem näher, was im Grafikkarten-Markt wirklich los ist. Und leider hat hier AMD im vierten Quartal 2014 einen nochmalig herben Rückschlag hinnehmen müssen: Nachdem man vom zweiten zum dritten Quartal 2014 schon 9,5% verlor, sind es diesesmal auch noch einmal 4,4% weniger. Ausgehend von dem niedrigen Niveau von nur noch 24% Marktanteil (!), auf welchem AMD sich derzeit befindet, sind auch diese 4,4% ein sehr beachtbarer Rückgang, welcher AMD schmerzlich fehlen dürfte.

Q4/2013 Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014
AMD 35,0% 35,0% 37,9% 28,4% 24,0%
nVidia 64,9% 65,0% 62,0% 71,5% 76,0%

nVidia erreichte somit derzeit einen Marktanteil von satten 76%, wofür extra die nachfolgende Marktanteils-Grafik nach oben hin erweitert werden musste – so hoch war nVidias Marktanteil in der Neuzeit noch nie, respektive AMDs Marktanteil in jener Zeit noch nie so niedrig. Der Grafikkarten-Marktanteil hat in den letzten zwei Quartalen eine derart ungünstige Entwicklung genommen, daß man durchaus erste Befürchtung hin in Richtung der weitgehenden Ausschaltung des Wettbewerbs erheben darf. Dies nicht unbedingt, weil einer der beiden Marktteilnehmer sich endgültig verabschiedet (auch wenn dies bei AMD nicht gänzlich auszuschließen ist) – sondern eher in die Richtung wie im CPU-Markt vorexerziert, wo einer der beiden Anbieter so weit enteilt ist, daß der andere Anbieter keine große Chance zum Aufschließen mehr hat.

Noch sind wir glücklicherweise von einer solchen Situation im Grafikchip-Markt um einiges entfernt. Und dennoch muß faktisch jetzt etwas passieren – denn es wäre zu bezweifeln, daß sich AMD solcherart niedrige Marktanteil in einem sich schließlich eher seitwärts bewegenden Markt lange leisten kann, ehe es zu ernsthaften Folgen kommt. Diese kann das Abspringen von Grafikkarten-Herstellern und OEM-Partnern sein, aber auch eine weitere Kürzung des Entwicklungsetats für Radeon-Grafikkarten könnte durch zu niedrige Einnahmen heraufbeschworen werden. AMD kann sich hier gut und gerne sein eigenes Schicksal im CPU-Bereich vor Augen führen, wo man teilweise nur deswegen nicht mehr bei großen OEMs und Distributoren gelistet ist, weil man derzeit einfach zu klein ist und sich der extra Aufwand nicht lohnt. Ein Duopol kann eben nur vernünftig funktionieren, wenn beide Anbieter halbwegs gut dabei sind, während ein Duopol aus einem großen und einem kleinen Anbieter immer dazu tendiert, in ein Monopol umzukippen.

Um eine solche Situation zu verhindern, befindet sich AMD allerdings in einer vergleichsweise glücklichen Ausgangssituation: nVidia hat die Maxwell-Generation schon weitestgehend ausgepackt, jetzt kommen für dieses Jahr nur noch der Enthusiasten-Chip GM200 sowie Programmergänzungen nach unten hin. AMD will hingegen dieses Jahr mit der Radeon R300 Serie eine komplette Grafikkarten-Serie herausbringen – und selbst wenn vieles davon auf bekannten Grafikchips basieren wird, gilt hier die alte Regel "neue Besen kehren gut" bzw. werden sich neu verpackte Produkte eben doch besser verkaufen lassen als ihre baugleichen, aber "älteren" Brüder. Zudem hat es sich nVidia mit Teilen der Enthusiasten-Szene wegen der GTX970-Affäre gerade gründlich verscherzt, daraus müsste AMD doch irgendwie Kapital schlagen können. Auch gilt am Ende, selbst wenn wir verpflichtet der unparteiischen Sicht dies eigentlich nicht so sagen dürften: Langsam aber sicher müssten die Grafikkarten-Käufer mal politisch kaufen – sprich in diesem Fall bewußt und unabhängig etwaiger Nachteile den kleineren Anbieter AMD, damit uns jener erhalten bleibt und der Grafikkarten-Markt mit nur einem Anbieter nicht in den völligen Stillstand umkippt.