6

GeForce RTX 4060 auf wirklich nur 115W Stromverbrauch wäre langsamer als die Radeon RX 7600

Bei Igor's Lab hat man die GeForce RTX 4060 auf 115 Watt Stromverbrauch simuliert, um somit nVidias nach wie vor offizieller TPD-Angabe nahezukommen. Hierfür wurde die Karte augenscheinlich auf 92% Powerlimit betrieben, um durchgehend jenes 115-Watt-Limit einzuhalten, was in der Praxis ungefähr 112 Watt Realverbrauch ergab (gegenüber durchschnittlich 120W bei der nominellen Karte). Damit verlor die neue nVidia-Karte je nach Rechnung um die 6-8% an Performance, was in diesem Feld mit zumeist knappen Vergleichen durchaus einiges ist. Im Igor-eigenen Vergleich reichte es für die Radeon RX 7600 allerdings dennoch nicht aus, um an der GeForce RTX 4060 @115W vorbeizuziehen – was allerdings auch an der Benchmark-Auswertung mit einem Mix aus 6 Raster- und 4 RayTracing-Titeln hängt.

FullHD/1080p Ø Igor (alle) Geomittel (alle) Geomittel (Raster)
Benchmark-Hintergründe von Igor's Lab notierter Durchschnittswert zu 10 Spielen (6x Raster, 4x RayTracing) im arithmetischen Mittel (eigenerstelltes) geometrisches Mittel zu 10 Spielen (6x Raster, 4x RayTracing) (eigenerstelltes) geometrisches Mittel zu rein den 6 Raster-Spielen
GeForce RTX 4060 100% 100% 100%
GeForce RTX 4060 @115W 93,7% 92,7% 92,4%
GeForce RTX 3060 12GB 90,2% 89,7% 92,1%
Radeon RX 7600 90,7% 86,6% 94,8%
gemäß der Benchmarks von Igor's Lab

Betrachtet man allein die Raster-Benchmarks, kommt genau das heraus, was angesichts dieser Geschichte bereits vermutet wurde: Die Radeon RX 7600 wäre bei der Raster-Performance minimal schneller als eine tatsächlich nur auf 115 Watt TDP laufende GeForce RTX 4060. Die Differenz ist (unter diesen Benchmarks) mit ca. +2% zugunsten der AMD-Karte natürlich keineswegs groß. Aber in diesem Feld geht es primär darum, wer überhaupt vorn liegt – gerade wenn die nVidia-Karte das größere Preisschild hat. Bei anderen Testberichten könnte die konkrete Differenz dann natürlich auch noch leicht anders ausfallen. Allerdings listet unsere letzte Launch-Analyse die Radeon RX 7600 bei der Raster-Performance sogar leicht stärker als bei Igor's Lab, womit in einem breiteren Betrachtungsfeld der Abstand zur GeForce RTX 4060 auf 115W mit (interpoliert) +5-6% sogar noch größer ausfallen könnte:

6650XT 7600 4060 4060@115W
gemittelte FHD Raster-Performance 93,6% 97,8% 100% interpoliert: ~92-93%
Performance-Werte zu 6650XT, 7600 & 4060 gemäß der Launch-Analyse zur GeForce RTX 4060

Insofern kann man hier durchaus einen guten Grund für nVidia sehen, die Performance der GeForce RTX 4060 selbst nach der eigentlichen Ankündigung (samt nVidia-eigener Benchmarks) doch noch einmal zu erhöhen. Die GeForce RTX 4060 wäre auf tatsächlich 115 Watt Stromverbrauch in der Breite der Testberichte vermutlich klar schlechter bewertet worden, wenn jene nicht einmal die Raster-Performance der Radeon RX 7600 (und teilweise der Radeon RX 6650 XT) geknackt hätte. Es wird daneben nun auch mit jedem Tag unwahrscheinlicher, dass nVidia bezüglich der Performance der GeForce RTX 4060 noch irgendwie zurückrudert bzw. dieses Verhalten nachträglich als "fehlerhaft" einstuft. Eher wird nVidia die Stromverbrauchs-Anzeige der Software-Tools für die GeForce RTX 4060 korrigieren, womit jene dann (grob) so viel anzeigen wie die tatsächlichen Messungen. Normalerweise müsste man ebenfalls noch die offizielle TDP auf ca. 130 Watt hochsetzen, aber ob nVidia sich zu diesem Schritt entschließt, bleibt abzuwarten.

Üblicherweise versuchen Hersteller in einer solchen Situation so wenig wie möglich zu ändern, um die Angriffsfläche für Kritik seitens Medien, Endkunden & Wettbewerbern so klein wie möglich zu halten. Denkbar wäre somit sogar, dass nVidia versucht das ganze komplett auszusitzen – denn letztlich stehen Performance wie (realer) Stromverbrauch der Karte öffentlich im Netz, jeder kann sich unabhängig der Hersteller-Angaben informieren. An der Betrachtung der GeForce RTX 4060 ändert sich mit diesen neuen Werten somit auch nichts. Es wird einfach nur wahrscheinlicher, dass nVidia die Performance der neuen Karte zwischen offizieller Ankündigung und tatsächlichem Release doch noch einmal verändert hat, sprich zuungunsten eines höheren Real-Stromverbrauchs leicht erhöht hat, um die Radeon RX 7600 unter Raster-Benchmarks zu schlagen.

PS:
Vorstehend ausgewertete Benchmarks seitens Igor's Lab zeigen nebenbei auch auf die beachtbaren Unterschiede hin, welche sich bei einer Index-Erstellung nach arithmetischen Mittel gegenüber einer Index-Erstellung nach geometrischen Mittel (im Einzelfall) ergeben können. Die hierbei aufgestellten Werte zwischen beiden Berechnungs-Methoden sind bei 3 von 4 Karten fast gleich, bei der Radeon RX 7600 ergibt sich jedoch eine erhebliche Differenz von immerhin 4,1 Prozentpunkten. Dies wird dann bei knappen Vergleichen schon den Ausschlag geben und ist generell ein zu hohes Maß an Fehlerquote, gerade wenn man solcherart Werte dann für weitere Index-Erstellungen oder andere Performance-Betrachtungen weiterverwenden wollte.

Dabei ist die mathematik-theoretische Maßgabe eigentlich klar: Das arithmetische Mittel ist nur sinnvoll bei Vergleichen zwischen zwei Werten – und bei größeren Datenmengen nur dann, wenn die Ausgangsbasis dieselbe Höhe hat. Bei Vergleichen mit stark unterschiedlichen Einzelwerten (wie bei fps-Werten, wo ein Spiel bei 50-70 fps liegt, ein anderes Spiel hingegen bei 200-300 fps) verzerren beim arithmetische Mittel hingegen die größeren Einzelwerte zugunsten dieser Einzel-Tests. Die Gewichtung zugunsten der größeren Werte ist in diesem Fall nicht nur mathematisch falsch, sondern auch sinngemäß nicht gewollt: Wenn, dann würde man bei Grafikkarten-Benchmarks eher die Benchmark-Werte im zweistelligen Bereich höher gewichten – aber nicht ausgerechnet jene Benchmark-Werte im dreistelligen Bereich. Der einzige Ausweg hierzu ist das geometrische Mittel, in welchem alle Einzelwerte gleichwertig stark in die Gesamtrechnung einfließen.