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nVidia listet erste Teile der GeForce 700M Serie - allerdings auf Basis alter Chips

nVidias GeForce-Übersichtsseite listet seit kurzem in Form der "GeForce 710M" auch eine erste Lösung der GeForce 700M Serie an Mobile-Beschleunigern. Das dazugehörige PDF-File (eine explizite Produkt-Webseite existiert noch nicht) listet zudem auch noch die "GeForce 730M" auf, zu beiden neuen Mobile-Lösungen liegen allerdings nur eher rudimentäre Daten vor. Aus diesen läßt sich aber erkennen, daß zumindest die GeForce 710M sicher noch nicht zur Kepler-Architektur gehört, da jener PCI Express 3.0 und TXAA fehlen. Diese Lösung dürfte demzufolge noch auf der alten Fermi-Architektur aufsetzen, wahrscheinlich wurde hierfür der GF117-Chip von GeForce 620M, 625M und 630M benutzt. Die GeForce 710M könnte auch ein exaktes Rebranding einer dieser Lösungen sein, dies würde sich aber erst mit dem Vorliegen der exakten Hardware-Daten und Taktfrequenzen bestätigen lassen.

Chipbasis & Technik Taktraten Desktop-Vergleich
GeForce 730M höchstwahrscheinlich 28nm GK107-Chip, Kepler-Architektur, 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface unbekannt derzeit nicht einordbar
GeForce 710M höchstwahrscheinlich 28nm GF117-Chip, Fermi-Architektur, 96 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 4 ROPs, 64 oder 128 Bit DDR Interface unbekannt derzeit nicht einordbar

Die im PDF-File ebenfalls erwähnte GeForce 730M scheint dagegen auf der Kepler-Architektur aufzusetzen, insofern könnte es sich hierbei (rein) theoretisch sogar um einen der Chips der Kepler-Refreshgeneration handeln. Da jene aber nicht vor dem zweiten Quartal zu erwarten sind und zudem die GeForce 730M (zusammen mit der GeForce 710M) bereits im November in diversen Acer-Notebooks auftauchte, ist diese Auflösung höchst unwahrscheinlich – gemessen an der von nVidia angegebenen groben Performance-Richtlinie dürfte hier schlicht der bekannte GK107-Chip von GeForce GT 640M LE, 640M, 645M, 650M & 660M zum Einsatz gekommen sein. Auch hier gilt, daß die GeForce 730M durchaus auch ein exaktes Rebranding von einer dieser Lösungen sein könnte, vorbehaltlich der derzeit fehlenden Informationen zu exakten Hardware-Daten und Taktfrequenzen natürlich.

Wer sich jetzt wundern mag, wieso AMD für seine kürzliche Rebranding-Aktion ziemlich hart an dieser Stelle angegangen wurde, nVidia dagegen jedoch mit "könnte"-Formulierungen davonkommt: Bei AMD handelt es sich wirklich um klare Rebrandings, da nicht nur die benutzten Chips, sondern auch alle anderen Hardware-Daten bis hin zu den exakten Taktfrquenzen stimmen überein. Bei nVidia ist dies – für diesen Fall – noch lange nicht sicher, da nVidia keine ausreichenden Informationen zu GeForce 710M & 730M herausgegeben hat, um denselben Vergleich wie bei AMD ansetzen zu können. Halbwegs sicher ist derzeit nur, daß beide "neuen" Mobile-Lösungen von nVidia ebenfalls nicht auf wirklich neuen Grafikchips basieren – und sich nVidia damit genauso wie AMD auch nicht mit Ruhm bekleckert.

Leider sind solche Rebranding-Aktionen speziell im LowCost/Mobile-Segment inzwischen vollkommen üblich und irgendwie auch keinen Aufreger mehr wert – nVidia hatte es bei der aktuellen GeForce 600M Mobile-Serie sogar hinbekommen, Rebrandings bis hin zu den Top-Modellen aufzulegen. Hinzu kommt speziell im Mobile-Bereich zum einen noch der Punkt der nicht festgezurrten Taktfrequenzen: Teilweise lassen sich AMD und nVidia diesbezüglich sogar selber noch Spielraum, zusätzlich kann der Gerätehersteller im konkreten Fall aber immer auch noch ganz andere Taktraten ansetzen als in offiziellen Spezifikationslisten notiert sind. Zum anderen passen natürlich auch die von AMD und nVidia gewählten Verkaufsnamen der Mobile-Beschleuniger nicht im Vergleich zu ihren Desktop-Brüdern: Im Desktop-Bereich basiert beispielsweise eine GeForce GTX 660M auf dem GK106-Chip, im Mobile-Bereich dagegen die nahezu gleichnamige GeForce GTX 660M auf dem deutlich schwächeren GK107-Chip (während bei AMD die Radeon HD 7900M Serie auf dem Pitcairn-Chip basiert, welcher im Desktop-Bereich als Radeon HD 7800 Serie läuft).

Gerade im Mobile-Segment wird der Endkunde also von beiden Grafikchip-Entwicklern unter tatkräftiger Unterstützung der Geräte-Hersteller bestmöglich in die Irre geführt. Ein bewußter Kauf ist anhand der reinen Spezifikationen eines Notebooks kaum möglich, in aller Regel muß man tief zu den Details der einzelnen Mobile-Beschleuniger recherchieren, um solide Angaben zu deren Generations-Abstamung sowie Leistungsklasse zu finden. In irgendeiner Form positiv ist dies keineswegs – aber eben leider inzwischen im Mobile-Segment "normal". Während dieser Kampf faktisch verloren ist, lohnt es sich durchaus darüber nachzudenken, ob wir im Desktop-Bereich ähnliche Verhältnisse haben wollen – wie sie AMD mit seiner jüngsten Rebranding-Aktion durchaus anstößt (zur nachträglichen Verteidigung AMDs sei angemerkt, daß man sich dies natürlich maßgeblich beim Großmeister des Rebrandings – nVidia – abgeschaut hat, erinnert sei hier an die extensive Verwendung des G92(b)-Chips in ganzen fünf Grafikkarten-Generationen).

Nachtrag vom 15. Januar 2013

Notebookcheck berichten über die genauen Taktraten zur kürzlich erwähnten GeForce GT 730M: Diese Mobile-Lösung taktete in einem Verkaufs-Notebook mit 725/900 MHz, benutzte dort allerdings nur DDR3-Speicher. Inwiefern dies dann die Referenz-Taktraten seitens nVidia sind oder aber nVidia bei jenen einen gewissen Spielraum gibt, bleibt mangels einer offiziellen Listung dieser Mobile-Lösung auf den nVidia-Webseiten weiterhin unbekannt. Die von Notebookcheck zudem angestellten ersten Benchmarks ergaben leider keine besonders sinnigen Ergebnisse, da hier die GeForce GT 730M DDR3 augenscheinlich mit GDDR5-gepowerten GeForce GT 640M & 650M Lösungen verglichen wurde, was die GeForce GT 730M DDR3 natürlich benachteiligt. Gemäß der Taktraten dürfte die GeForce GT 730M (auf gleicher Speichersorte) jedoch ca. 1-2 Prozentpunkte vor der GeForce GT 645M herauskommen, da deren Referenz-Chiptakt bei 710 MHz liegt.