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Performance-Vergleich der aktuellen Enthusiasten-Grafikkarten nach dem Launch der Radeon R9 Fury X

Nachfolgend ist in Diagramm-Form eine Zusammenfassung der Benchmark-Ergebnisse zur Radeon R9 Fury im Vergleich zu Radeon R9 290X & 390, GeForce GTX 980 & 980 Ti sowie der GeForce GTX Titan X unter allen drei Auflösungen zu sehen. Hierbei handelt es sich um die in unserer Launch-Analyse verrechneten Werte von 10 Hardware-Tests mit ca. 1765 Einzel-Benchmarks – in diesem Fall justiziert auf die Performance der GeForce GTX 980 Ti. Die angegebenen Werte sind natürlich allesamt relative Prozentwerte, keine einzelnen fps-Zahlen, dies wäre bei der Zusammenrechnung so vieler Werte auch gar nicht mehr möglich darzustellen. Mit dieser Zusammenfassung kann also keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Performance einer Grafikkarte beispielsweise unter 4K noch ausreichend ist – oder unter FullHD schon viel "zu hoch", sprich ob die Grafikkarte dort unterfordert ist. Diese Zusammenfassung kann (und soll) allein die relativen Unterschiede der HighEnd- und Enthusiasten-Grafikkarten untereinander aufzeigen:

Gut zu sehen ist dabei, wie stark die Radeon R9 Fury X für höhere Auflösungen als FullHD konzipiert ist: Unter FullHD liegt sie noch deutlich hinter der GeForce GTX 980 Ti zurück, unter WQHD nähert sie sich gut an, unter 4K erreicht sie die nVidia-Karte. Keine andere Karte dieses Testfelds weist eine ähnlich starke Kurve aus, meist ist die Performance-Kurve ziemlich gleichförmig (mit der Ausnahme der GeForce GTX 980 – jene ist nur bis FullHD wirklich schnell). Man kann also aus dieser Zusammenfassung einer riesigen Menge an Benchmark-Ergebnissen durchaus die Schlußfolgerung ziehen, daß AMD seine neue Karte bewußt für höhere Auflösungen konzipiert hat und dabei niedrigere Auflösungen (bis FullHD) etwas weniger im Blickfeld der Ingenieure und Chipdesigner lagen. Prinzipiell gesehen ist dies sogar der bessere Ansatz: 90 fps unter FullHD und 50 fps unter 4K sind wertvoller als 100 fps unter FullHD (eh schnell genug) und 40 fps unter 4K – die fps müssen dort hin, wo es kritisch mit der Spielbarkeit wird, nicht dort hin, wo es sowieso ausreichend schnell ist.

Allerdings ist ein solcher Punkt der Breite des Markts schwer beizubringen, dies sollte auch dem Marketing von AMD bekannt sein. Eine Niederlage unter FullHD bleibt eine Niederlage – wenn man nicht gerade unter anderen Disziplinen voll auftrumpfen kann. Ein Gleichstand unter 4K ist eine technisch herausragende Leistung, bleibt aber ohne größeren Effekt, wenn auf einer Karte mit nur 4 GB Speicher erzielt – wenn man in dieser Situation bei gleicher Performance (und gleichem Preis) eine Karte mit größerem Speicher bekommen kann, fällt die Entscheidung angesichts von 4K doch ziemlich einfach. Wahrscheinlich würde die Bewertung deutlich anders aussehen, wenn nVidia die GeForce GTX 980 Ti nicht so extrem nahe an die GeForce GTX Titan X positioniert hätte – eine GeForce GTX 980 Ti mit nicht 3-5% Performance-Abstand, sondern angenommen ~10% Performance-Abstand zur GeForce GTX Titan X könnte die Radeon R9 Fury schon unter WQHD erreichen und unter 4K dann sogar schlagen. nVidia scheint vorab sehr genau gewußt zu haben, wo die Radeon R9 Fury herauskommt – und hat die GeForce GTX 980 Ti an der für AMD ungünstigsten Stelle positioniert.

Für die Radeon R9 Fury X bleibt angesichts dieser Ergebnisse fast nur der Weg, sich als die bessere WQHD-Lösung zu positionieren: Dafür ist der Speicher ausreichend, die Performance auch deutlich besser als bei den günstigeren Lösungen Radeon R9 390X und GeForce GTX 980 (23-24% schneller), zudem liegt man hier schon nah genug zur GeForce GTX 980 Ti (5% langsamer). Allerdings sollte AMD dafür dann auch einen entsprechend niedrigeren Preis bieten – auf der Preislage der GeForce GTX 980 Ti wird es schwer, mit dieser nVidia-Karte zu konkurrieren. Alternativ muß man sehen, was DirectX 12 noch an dieser Sachlage ändern kann: Alle AMD-Grafikkarten haben derzeit unter DirectX 11 mit einem eher ineffizient die CPU nutzenden Treiber zu kämpfen, was gerade unter kleineren Auflösungen doch etwas an Performance kostet. DirectX 12 und dessen viel bessere CPU-Ausnutzung könnte gerade den AMD-Grafikkarten einen neuen Schwung verleihen – allerdings bleibt natürlich abzuwarten, wie groß dieser Schwung ausfällt und wie breitflächig DirectX 12 in näherer Zukunft überhaupt eingesetzt wird.