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Speicherübertaktung auf der Radeon R9 Fury X bringt interessante Rohleistungsgewinne

Zum Thema des Speicherübertaktens bei der mit HBM-Speicher ausgerüsteten Radeon R9 Fury X schwirren derzeit einige gegensätzliche Ansichten und aber auch auch interessante Benchmarks durch die Gegend. Der Stand zum Launch-Zeitpunkt, daß der HBM-Speicher der Karte sich weder übertakten läßt noch daß dies von AMD so vorgesehen ist – dagegen konnte inzwischen aber eine Lösung gefunden werden, wie man mittels des MSI Afterburner dann doch den Speichertakt der Radeon R9 Fury X anheben kann. Damit gab es dann doch einige Benchmark-Ergebnisse mit Speicherübertaktung bei der Radeon R9 Fury X – so bei Hardware.fr, Hardware.info oder auch Hardwareluxx zu finden. Dummerweise funkt nun aber laut WCCF Tech AMD dazwischen mit der klaren Aussage, daß die Taktanzeige in GPU-Z falsch wäre, der Speichertakt bei der Radeon R9 Fury X fest in Hardware verdrahtet und damit auch mittels diverser Tools nicht veränderbar sei.

Dem widersprechen allerdings diverse Benchmarks aus unserem Forum, welche einen klaren Performance-Gewinn unter Speicherübertaktung ausweisen – und sogar dahingehend gedeutet werden können, daß diese eigentliche klare AMD-Aussage womöglich Nonsense ist. Der Foren-User "M@TRIX™" hat hierbei seine Radeon R9 Fury X auf 600 MHz Speichertakt bringen können und damit als erstes im OpenCL MemBench klare Zugewinne von ca. 18% erzielt – etwas weniger als die Speicherübertaktung von +25%, aber immerhin (Vergleichs-Benchmarks mit OpenCL MemBench von anderen AMD-Grafikkarten). Unabhängig noch von der Frage, wie dies zustandekam, ist damit klar, daß es nach Speicherübertaktung eine erhebliche Erhöhung der praktisch zur Verfügung stehenden Speicherbandbreite bei der Radeon R9 Fury X gibt. Darauf aufbauend wurden unter diversen Taktraten dann der Füllraten-Test des 3DMark Vantage bemüht ("Feature Test 2"), da jener von den theoretischen Tests den Erfolg von Speicherübertaktungen mit am besten wiedergibt:

3DMV FT2 @ 500 MHz HBM 3DMV FT2 @ 600 MHz HBM OC-Gewinn
800 MHz Chiptakt 36,25 GPixel/sec 38,34 GPixel/sec +5,8%
1050 MHz Chiptakt 41,72 GPixel/sec 45,9 GPixel/sec +10,0%
1100 MHz Chiptakt 42,1 GPixel/sec 47,0 GPixel/sec +11,6%

Gut zu sehen ist auch hier, daß sich mit der Speicherübertaktung der Radeon R9 Fury deren Rohleistung erhöht – und zwar bei diesem Test um immerhin 10%. Noch viel interessanter ist der Punkt, daß der Übertaktungsgewinn unter nur 800 MHz Chiptakt deutlich niedriger liegt – dies bedeutet, daß die Radeon R9 Fury X unter dieser Chiptaktrate weitgehend kein Bandbreiten-Limit aufweist, unter 1050 MHz (und höher) dann aber schon. Und genauso auch weist der niedrige Füllraten-Gewinn allein zwischen 800 und 1050 MHz Chiptakt (ohne Speicherübertaktung) von nur 15,1% (bei 31,3% Mehrtakt) klar darauf hin, daß hier Bandbreiten-Limitationen vorliegen – gäbe es keine, müsste der höhere Chiptakt in diesem theoretischen Test voll durchschlagen und für den Mehrtakt auch eine ähnlich hohe Mehrperformance bringen.

In der Summe weisen alle diese Zahlen darauf hin, daß die Karte unter ihrer Referenztaktung von ≤1050 MHz Chiptakt dann eben doch eine gewisse Bandbreitenlimitierung aufweist – oder anders formuliert, daß man es durchaus mit einer Speicherübertaktung probieren kann. Die hierzu oftmals vorgenommenen Messungen unter dem 3DMark13 FireStrike kann man dabei getrost ignorieren, dieser Benchmark skaliert weniger gut mit steigenden Speicherbandbreiten, ist einfach zu sehr auf die Hardware-Möglichkeiten des Jahres 2013 hin ausgelegt. Daß bei der Radeon R9 Fury X eine 25%ige Speichertakt-Erhöhung oftmals nur in einstelligem Performancezuwachs mündet, ist dagegen insofern verständlich, als daß die Karte in vielen Einzelsituationen sowieso schon genug Speicherbandbreite haben sollte – als die Karte mit der derzeit nominell größten Speicherbandbreite ist dies ganz natürlich. Trotzdem lohnt die Speicherübertaktung bei der Radeon R9 Fury X – ganz besonders, wenn man sowieso noch den Chiptakt erhöht.

Dabei muß derzeit der Punkt offenbleiben, ob entgegen der vorgenannten klaren AMD-Aussage auch wirklich der Speichertakt angehoben wird. Irgendeine Taktdomäne wird mit dieser Umtaktung aber definitiv verändert, anders sind die gemessenen größeren Performancesprünge nicht erklärbar. Sofern es wirklich nicht der Speichertakt selber ist, kommt auch noch das Speicherinterface in Betracht, welches eventuell beim Fiji-Chip eine eigene Taktdomäne besitzt (reine Hypothese). Der Effekt einer höheren praktischen Speicherbandbreite läßt sich (in gewissem Maßstab) schließlich auch durch ein schnelleres Interface erzielen, selbst wenn der Speichertakt gleich bleiben sollte. Es bleibt ein noch ungeklärter und damit offener Punkt, was bei einer Speicherübertaktung auf dem Fiji-Chip wirklich passiert bzw. übertaktet wird.