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Spezifikationen und erste Benchmarks zur GeForce GTX 660

Nach langer Zeit des Wartens auf eine 28nm-basierte Kepler-Lösung für das Performance-Segment und nach genauso langer Rätselei über die Spezifikationen des dafür seitens nVidia vorgesehenen GK106-Chips sind nun endlich erste Daten zu diesem Chip aufgetaucht, welche nicht auf Spekulationen beruhen. Zudem gibt es erste Benchmarks der GK106-basierten GeForce GTX 660 Grafikkarte, welche am 6. September zusammen mit der (GK107-basierten) GeForce GTX 650 erscheinen soll.

nVidias GK106-Chip war sicherlich ursprünglich einmal mit 768 Shader-Einheiten (4 Shader-Cluster) geplant gewesen – einfach, weil man bei Produktplanungen weit vor dem eigentlichen Release üblicherweise streng symmetrisch vorgeht und die 4 Shader-Cluster beim GK106 sich automatisch aus den bekannten 2 Shader-Clustern des GK107-Chips und den 8 Shader-Clustern des GK104-Chips ergeben. Die lange Verzögerung des GK106-Chips – nachdem die Chips GK104 & GK107 seit Frühling erhältlich sind – deuteten jedoch schon darauf hin, daß es hier kein spezielles Problem mit dem GK106-Chip gab, sondern daß sich nVidia angesichts der Stärke von AMDs im selben Preissegment operierenden Radeon HD 7800 Serie dazu entschlossen hat, den GK106-Chip noch einmal umzuändern bzw. mit stärkerer Hardware auszustatten. Wieviel dies sein würde, war lange Zeit das Feld von Spekulationen – entweder 960 oder 1152 Shader-Einheiten wurden zuletzt für die veränderte Fassung des GK106-Chips angenommen.

Die GeForce GTX 660 OEM mit 1152 Shader-Einheiten (allerdings noch auf GK106-Basis) deutete noch eher auf die größere Lösung, nun sind es aber laut bei der chinesischen Webseite IT168 (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) aufgetauchten Informationen "nur" 960 Shader-Einheiten an einem 192 Bit DDR Speicherinterface geworden, aka 5 Shader-Cluster anstatt der ursprünglich nur 4 geplanten. Hinzu kommen 80 Textureneinheiten (TMUs) und die zum Speicherinterface passenden 24 Raster Operation Units (ROPs). Die von IT168 angesprochene Veränderung der Shader-Cluster beim GK106-Chip halten wir dagegen für unwahrscheinlich – die 960 Shader-Einheiten lassen sich fast nur durch 192 teilen, der Größe der bisherigen Shader-Cluster bei allen Kepler-Grafikchips.

Radeon HD 7850 GeForce GTX 660 (Retail) GeForce GTX 660 (OEM) GeForce GTX 660 Ti
Chipbasis AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212nm² Chip-Fläche nVidia GK106, 28nm auf ~240nm² Chip-Fläche nVidia GK104, 3,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 294nm² Chip-Fläche
Technik DirectX 11.1, GCN-Architektur, 2 Raster-Engines, 1024 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 3 Raster-Engines, 960 (1D) Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 3 Raster-Engines (?), 1152 (1D) Shader-Einheiten, 96 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 4 Raster-Engines, 1344 (1D) Shader-Einheiten, 112 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface
Taktraten 860/2400 MHz 980/1033/3000 MHz 823/888/2900 MHz 915/980/3000 MHz
Boost-Modus - Ø 1033 MHz, max. ? MHz Ø 888 MHz, max. ? MHz Ø 980 MHz, max. 1058 MHz
Speicher 1024 oder 2048 MB GDDR5 2048 MB GDDR5 2048 MB GDDR5 2048 MB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 24cm 24,5cm 24,5cm 24,5cm
Stromstecker 1x 6pol. 1x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol.
TDP 150W 140W ? 150W
Idle-Verbrauch 11W ? ~15W 15W
Spiele-Verbrauch 96W ? ca. 110-120W 127W
Perform.index
(19x10 4xAA)
220% ca. 220-230% ca. 210-230% 290%
Listenpreis 209$ (2GB) ? - 299$
Straßenpreis 180-200 Euro (2GB) zu erwarten für ca. 200 Euro - 280-300 Euro

Die darauf basierende GeForce GTX 660 (Retail) kommt dann mit Taktraten von 980/1033/3000 MHz daher – was durch die höheren Taktraten perfekt dazu ausreicht, um die GeForce GTX 660 (OEM) in ihre Schranken zu verweisen. Zwar hat die OEM-Version noch eine um 1-3 Prozent höhere nominelle Rechenleistung, aber dafür auch eine um 3 Prozent niedrigere Speicherbandbreite sowie eine durch den schwächeren Chiptakt klar niedrigere ROP-Leistung. Da zudem das System "weniger Einheiten, mehr Takt" der Retail-Version immer etwas effektiver ist als das System "mehr Einheiten, weniger Takt" der OEM-Version (das Auslasten von mehr Hardware-Einheiten ist immer etwas diffizil, während mehr Taktrate nahezu immer voll durchschlägt), könnte es am Ende sogar darauf hinauslaufen, daß die GeForce GTX 660 (Retail) trotz der nominell kleineren Hardware etwas schneller ist als die GeForce GTX 660 OEM.

In dieser Frage helfen die ersten Benchmarks seitens IT168 leider nicht weiter, da dort "nur" die GeForce GTX 660 (Retail) gegen die (noch nicht veröffentliche) GeForce GTX 650 sowie die GeForce GTX 660 Ti vermessen wurde. Leider fehlen die Angaben zu den benutzten Auflösungen und Settings (da die eher schwache GeForce GTX 650 mitgetestet wurde, kann man von so etwas wie 1920x1080 noAA ausgehen), zudem ist die Diagramm-Beschriftung in chinesisch und damit nicht überall klar, welche Benchmark-Titel verwendet wurden. Nichtsdestotrotz reichen diese Benchmarks schon aus, um die GeForce GTX 660 (Retail) grob beurteilen zu können: Die Karte wird in etwa das Performance-Niveau einer Radeon HD 7850 erreichen – unter 1920x1080 4xAA möglicherweise mit leichtem Vorteil für die nVidia-Lösung, unter höheren Settings dann aufgrund des breiteren Speicherinterfaces eher zugunsten der AMD-Lösung.

(IT168) GeForce GTX 650 GeForce GTX 660 GeForce GTX 660 Ti
Chipbasis GK107 (2 SMX) GK106 (5 SMX) GK104 (7 aktive SMX)
3DMark11 Performance 3345 7000 9158
3DMark11 Extreme 1063 2354 2998
Unigine Heaven 3.0 19 fps 42 fps 52 fps
unbekanntes Spiel #1 34 fps 72 fps 88 fps
unbekanntes Spiel #2 38 fps 82 fps 108 fps
Index dieser Benchmarks 36,4% 78,6% 100%
3DC Performance-Index
(Basis: 1920x1080 4xAA)
ca. 100-110% ca. 220-230% 290%

Und dies dürfte genau das sein, was nVidia mit der GeForce GTX 660 bzw. der Neufassung des GK106-Chips bezweckt haben dürfte: Wenigstens die Radeon HD 7850 zu erreichen, nachdem die Radeon HD 7870 scheinbar eher von GK104-basierten Lösungen wie der GeForce GTX 660 Ti attackiert wird. Zudem dürfte nVidia den GK106-Chip in der Folge auch noch für kleinere Grafikkarten benutzen, um 28nm-Lösungen für die heftige Angebots-Lücke zwischen GeForce GTX 650 (Performance-Index 100-110%) und GeForce GTX 660 (Performance-Index 220-230%) aufzulegen: So soll im Oktober eine GK106-basierte GeForce GTX 650 Ti mit ebenfalls 960 Shader-Einheiten an einem 192 Bit DDR Speicherinterface erscheinen, welche dann wohl einfach niedrigere Taktraten bringen wird. Denkbar sind zudem noch weitere GK106-basierte Karten mit 768 und 576 Shader-Einheiten sowie eventuell auch einer Reduzierung des Speicherinterfaces auf 128 Bit DDR, womit nVidia problemlos den hohen Performance-Abstand zwischen GeForce GTX 650 und GeForce GTX 660 füllen und zum anderen interessante Angebote für das untere Performance- sowie das obere Mainstream-Segment (Preisbereich 130 bis 180 Euro) auflegen könnte.

Stichwort Preispunkt: Zum Preis der GeForce GTX 660 ist leider noch nichts bekannt, so daß man in dieser Frage derzeit nur besser raten kann. Da deren Performance allerdings klar in Richtung der Radeon HD 7850 geht, wird sich nVidia am aktuellen Preispunkt der Radeon HD 7850 von 180 bis 200 Euro (für die 2-GB-Ausführung) orientieren müssen, ein zu erwartender Launchpreis für die GeForce GTX 660 sollte also auf ~200 Euro lauten. So wie es ausschaut, wird es bei der GeForce GTX 660 vom Start weg zudem wieder viele ab Werk übertaktete Varianten geben – weswegen nVidia die TDP der Karte auch auf vergleichsweise hohe 140 Watt gesetzt hat. Dies dürfte aber wenig dem normalen Spiele-Verbrauch auf Referenz-Taktungen entsprechen, sondern einfach nur als Übertaktungsreserve so vergleichsweise hoch angesetzt worden sein. Genauer wird sich dies dann wie gesagt am 6. September klären, wenn die GeForce GTX 660 zusammen mit der GeForce GTX 650 offiziell vorgestellt werden soll.