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AMDs "Navi 31" Chip der RDNA3-Architektur erstmals erwähnt

Bei HardwareLeaks hat man in einer Beta von Apples MacOS 11 (klare) erste Hinweise auf AMDs "Navi 31" Grafikchip gefunden. Da Apple jene Erwähnungen sicherlich nicht aus Lust & Laune gemacht haben dürfte, dürfen selbige durchaus ernst genommen werden – auch wenn die Navi-3X-Generation laut AMDs aktuellen Roadmaps kaum vor dem zweiten Halbjahr 2022 ansteht. Dies bedeutet aber auch, dass das entsprechende Erstlingswerk – augenscheinlich "Navi 31" – derzeit bereits in der hauptsächlichen Designphase sein sollte, denn für einen Verkaufsstart im zweiten Halbjahr 2022 wäre ein Tape-Out noch vor dem Jahresende 2021 vonnöten. Was von der Navi-3X-Generation erwartet werden kann, ist derzeit allerdings noch weitgehend unklar. Logischerweise sollte sich AMD hiermit um eine weitere Optimierung der RDNA-Architektur kümmern, aber vermutlich dürfte man primär die Effekte der (schon auf der Roadmap versprochenen) besseren Chipfertigung mitnehmen.

Chips Architektur-Merkmale Release
RDNA1 Navi 10, Navi 14, Navi 12 (Apple-exklusiv) Abkehr von GCN, Rohleistungs-Performance auf Höhe Turing 7. Juli 2019
RDNA2 Navi 21, Navi 23, Navi 22 (whrschl. Apple-exklusiv) geplant: RayTracing, VRS, hohe Energieeffizienz-Verbesserung (+50%) vermlt. Ende 2020
RDNA3 Navi 31 unbekannt vermlt. zweites Halbjahr 2022

Zu diesem Zeitpunkt sollte in jedem Fall die 5nm-Fertigung seitens TSMC (auch für große PC-Chips) zur Verfügung stehen, was gegenüber der aktuellen 7nm-Fertigung einem Fullnode-Sprung samt entsprechendem Verbesserungspotential entspricht. Eine Performance-Steigerung auf gleich das Doppelte ist deswegen allerdings noch nicht automatisch anzunehmen, da selbige im Grafikchip-Geschäft zuletzt eigentlich nie mehr erreicht wurde (nur dann, wenn man wie AMD bislang diverse Marktsegmente gar nicht bedient hat) und TSMCs (standardmäßiger) 5nm-Node von den technischen Daten her dafür nicht als geeignet erscheint. Sofern AMD hierbei jedoch gleich den nachfolgenden "N5P"-Prozeß benutzt, würde diese Rechnung wiederum etwas besser aussehen und eventuell sich doch die für eine (nahezu) Performanceverdopplung als Grundbedingung notwendige hohe Stromverbrauchs-Reduktion ergeben. Beachtenswert am 5nm-Node ist zudem noch der Punkt, dass damit erstmals seit langem wieder eine (gewisse) Flächenverkleinerung der Chip-Interfaces möglich wird.

Wie sich der Navi-31-Chip dann im Vergleich zu jetziger bzw. demnächst antretender Grafik-Hardware einordnen läßt, ist genauso wenig klar. Augenscheinlich will AMD mit der Navi-2X-Generation wieder wirklich angreifen, werden Navi 21 & 23 also für die Leistungsspitze benötigt, während die bestehenden Grafikchips Navi 10 & 14 wahrscheinlich in der einen oder anderen Form zur Portfolio-Auffüllung weiterverwendet werden dürften. Navi 31 bzw. die komplette Navi-3X-Generation ist dann zeitlich um einiges entfernt sowie bringt eine klar bessere Chipfertigung mit, so dass es sich für AMD lohnen dürfte, das Grafikchip-Portfolio mit jener Navi-3X-Generation wieder einmal komplett zu ersetzen. Dies annehmend, sollten auf Navi 31 dann somit noch weitere Navi-3X-Grafikchips folgen. Navi 31 hat so oder so gute Chancen, den Top-Chip seiner Generation zu stellen, da man sowohl komplett neue Portfolios als auch nur einzelne Portfolio-Ergänzungen üblicherweise mit dem neuen Spitzen-Modell startet.

Die weiteren seitens HardwareLeaks erspähten Hinweise auf zukünftige AMD-Hardware beziehen sich dann auf Navi 23 und Navi 22 (zu letzterem wurden vollständig alle bekannten Device-IDs erwähnt, was auf eine Apple-Exklusivität wie beim Navi-12-Chip hindeutet), die "Cezanne"-APU als vermutlichem "Renoir"-Nachfolger sowie die zwei DeepLearning-Beschleuniger "Radeon Instinct MI100" und "Radeon Instinct MI200". Ersterer wurde seitens AMD schon derart genannt und soll auf dem Arcturus-Chip der CDNA1-Architektur basieren, die zweite Profi-Lösung wäre dagegen neu. Da AMD mit den Zahlen im Namen dieser DeepLearning-Beschleuniger üblicherweise deren Rechenpower angibt, sollte die "Radeon Instinct MI200" nominell doppelt so schnell wie die "Radeon Instinct MI100" sein. Dies hat bei Igor's Lab zu der durchaus nachvollziehbaren Vermutung geführt, dass hierbei ein MultiChip-Konstrukt auf Basis zweier Arcturus-Chips zum Einsatz kommen könnte. Alternativ wäre natürlich auch ein Arcturus-Nachfolger mit verdoppelter Rechenpower denkbar, schließlich soll bis zum Zeitrahmen des Jahres 2022 dann auch schon die CDNA2-Architektur an reinen Rechenbeschleunigern antreten.

Der zudem von Igor's Lab aufgeworfenen These, auch Navi 31 könnte in einem MultiChip-Verfahren daherkommen, ist hingegen kaum eine Chance einzuräumen. AMD hat das Thema von MultiChip-Lösungen im Gaming-Bereich sichtlich hinter sich gelassen, was dazu geführt hat, dass SLI & CrossFire beiderseits zusehend verkümmern. Dies im Gaming-Bereich nun noch einmal wieder aufleben zu lassen, würde erhebliche Anstrengungen der Grafikchip-Entwickler voraussetzen – welche man sich gern sparen wird, sofern die Fortschritte in der Chipfertigung noch ausreichend sind, um ohne solcherart Klimmzüge auszukommen. Auch nVidias eigene MultiChip-Anstregungen bei der Hopper-Generation werden sich voraussichtlich allein auf das professionelle Segment beziehen, nicht jedoch auf Gaming-Lösungen. Langfristig wird jenes Thema sicherlich eines Tages mal wieder hervorgeholt werden, aber für den absehbaren Zeitraum ist es wohl noch zu früh für (neue) MultiChip-Ansätze im Gaming-Bereich.