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Gerüchteküche: Intel-eigene Performance-Projektion zu "Arrow Lake" zeigt nur mittelmäßig mehr CPU-Power

Igor's Lab sind Intel-interne Performance-Projektionen zum "Raptor Lake Refresh" sowie "Arrow Lake" zugespielt worden, sprich den beiden nachfolgenden Desktop-Generationen. Bezüglich dem Raptor Lake Refresh dürften die Intel-Projektionen schon sehr nahe am finalen Stand sein, da Intel diese Prozessoren derzeit bereits aktiv vorbereitet bzw. das Silizium hierfür sowieso schon des längerem steht (keine neuen Dies, sondern bessere Ausnutzung der vorhandenen Dies). Bezüglich Arrow Lake dürfte Intel derzeit eher noch mit Simulationen fahren, da der Tape-Out sicherlich ansteht, doch bis ein Benchmark-fähiges Testsamples herauskommt, es wohl schon 2024 sein dürfte. Somit sind die Aussagen zur Arrow-Lake-Performance in der Tat reine Projektionen, wahrscheinlich basierend nur auf Simulationen des zukünftigen Arrow-Lake-Designs mit Annahmen zum Realverbrauch sowie der erreichbaren Taktrate.

RTL → RTL-R RTL-R → ARL RTL → ARL
Geekbench ST +2-3% +7-10% +9-13%
SPECrate2017 Integer ST +3-4% +1-4% +4-8%
SPECrate2017 Floatpoint ST +1-2% +2-4% +3-6%
Anwendungs-Performance (MT) +1-3%
gemittelt: +2%
+5-19%
gemittelt: +10%
+7-20%
gemittelt: +12%
SPECrate2017 Integer MT +3-4% +8-11% +11-15%
SPECrate2017 Floatpoint MT +3-4% +14-17% +17-21%
iGPU: TimeSpy + WildLife Extreme (GPU) gleich +110+140% +110+140%
RTL = Raptor Lake ,  RTL-R = Raptor Lake Refresh ,  ARL = Arrow Lake  (allesamt 8C+16c/32T)
gemäß der Ausführungen von Igor's Lab; Anwendungs-Benchmarks: CrossMark, SYSmark, WebXPRT, Speedometer & Geekbench

Natürlich dürften sich die CPU-Entwickler hierbei nicht um größere Anteile irren, aber ein gewisser Spielraum gegenüber der Performance des kommenden realen Siliziums wäre dennoch einzukalkulieren. In jedem Fall ergibt sich mit dem Raptor Lake Refresh wie erwartet ein sehr maßvoller Performance-Effekt – an der absoluten Leistungsspitze, wie hier mittels CPU-Konfigurationen von durchgehend 8 Performance- mit 16 Effizienz-Kernen (auf grob gleicher TDP von 250/253W) vermessen. Für die kleineren Ausführungen der 14. Core-Generation erhofft man sich hingegen aufgrund von deren höherer Kern-Anzahl wenigstens ein paar bessere Werte unter Multithreading-Benchmarks. Arrow Lake hingegen bringt dann einen gewissen Performance-Sprung, allerdings wird jener in der Höhe etwas dadurch verwischt, dass die Basis der gezeigten Zahlen nicht der Raptor Lake Refresh, sondern das Raptor Lake Original ist.

Normiert man es hingegen auf die Vorgänger-Generation in Form des Raptor Lake Refreshs, sieht Arrow Lake mit einem durchschnittlichen Multithreading-Zuwachs von +10% weitaus mittelprächtiger aus. Auch hier gilt, dass dies natürlich nur für die Leistungsspitze gilt, die kleineren Prozessoren-Modelle können anders ausfallen, je nach konkreter Kern-Konfiguration. Die ganz großen Durchbrüche im IPC-Bereich würden sich allerdings sicherlich anders äußern – und kommen somit bei Arrow Lake augenscheinlich nicht, auch wenn frühere Aussagen aus der Gerüchteküche da deutlich mehr versprochen hatten. Das Ergebnis kann unter Hinzunahme von stärker auf Multithreading-Performance skalierender Benchmarks (wie Cinebench) noch etwas besser ausfallen und selbst die Intel-Projektion wird schließlich mit gewissem Spielraum angegeben. Wirklich mehr als +15% Multithreading-Performance ist somit von Arrow Lake kaum zu erwarten.

Wenn Intel hier nicht gerade noch mehr CPU-Kerne oben drauf legt (Arrow Lake war ursprünglich einmal mit bis zu 32 Effizienz-Kernen geplant, was inzwischen jedoch unsicher ist), dann würde dies einen weiteren mittelmäßigen Generations-Sprung ergeben. Denkbarerweise ist Intel hier auch ein wenig am Ende der Kern-Entwicklung ausgehend von Ice Lake angelangt – und alles, was wirklich mehr IPC verspricht, kommt dann eventuell erst mittels des "Royal Core" Projekts nach "Lunar Lake". Eventuell limitiert am Ende auch "nur" die real erzielte (bzw. derzeit projektierte) Taktrate, nachdem Intel so seine Probleme mit der für Arrow Lake angesetzten 20A-Fertigung haben soll. So oder so sollte man Intels eigene Performance-Projektion allerdings Ernst nehmen, die Chance auf bedeutsam stärkere Ergebnisse des finalen Produkts sind eher minimal.

Deutlich besser sieht es hingegen im Bereich der Performance der integrierten Grafik aus. Zwischen Raptor Lake und dem Raptor Lake Refresh soll es hierzu keinerlei Entwicklung geben, doch Arrow Lake soll dann mehr als das Doppelte unter den 3DMark13-Disziplinen "TimeSpy" wie "WildLife" oben drauf legen. Dies zeigt erst einmal einen deutlichen Hardware-Sprung bei der iGPU an, es muß sich faktisch um mindestens das 2,5fache bis eher das dreifache der bisherigen Anzahl an EUs handeln. Da Raptor Lake diesbezüglich mit 96 EU antritt, ist die iGPU von Arrow Lake somit auf 256 bis 288 EU zu schätzen. Dies liegt zwar unterhalb früherer Gerüchte von 384 EU bei Arrow Lake, aber jene früheren Gerüchte werden nunmehr auch schon bei Meteor Lake nicht eingehalten (128 EU anstatt der früher gemeldeten 192 EU).

Fertigung Grafik-Gen. max. EU / FP32 max. Speicher
Ice Lake 10nm Gen 11 64 EU  (512 FP32) DDR4/3200, LPDDR4/3733
Tiger Lake 10nm Gen 12 (Xe) 96 EU  (768 FP32) DDR4/3200, LPDDR4X/4267
Alder Lake Intel 7 Gen 12.2 (Xe) 96 EU  (768 FP32) DDR4/3200, DDR5/4800
Raptor Lake Intel 7 Gen 12.2 (Xe) 96 EU  (768 FP32) DDR4/3200, DDR5/5600
Meteor Lake Intel 4 + TSMC N5 Gen 12.7 (Xe) 128 EU  (1024 FP32) DDR5/6400
Arrow Lake Intel 20A + TSMC N3 Gen 12.x (Xe) 256-288 EU  (2048-2304 FP32) DDR5/?
Lunar Lake Intel 18A Gen 13 (Xe2) ? ?
Panther Lake ? Gen 14 (Xe3) ? ?
Anmerkung: alle Angaben zu noch nicht vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen

Allerdings sollte man darauf basierend keinesfalls einen ähnlichen Sprung in der Performance unter realen Spielen erwarten. Synthetische Tests skalieren mit integrierter Grafik inzwischen auffallend freundlicher als unter realen Spielen, mit zunehmender Hardware-Power könnte dieser Effekt sogar noch zunehmen. Letztlich fehlt der iGPU von Arrow Lake sicherlich ein äquivalenter Sprung bei der Speicherbandbreite, nachdem Rapor Lake bereits mit DDR5/5600 antritt und von Arrow Lake nur die nächste DDR5-Ausbaustufe oberhalb von DDR5/6400 zu erwarten ist. Die Schere zwischen Grafikchip-Rohleistung und zur Verfügung stehender Speicherbandbreite geht hier doch sehr deutlich auseinander – womit es etwas verwundert, dass Intel überhaupt derart hoch hinaus will bei diesen zukünftigen iGPUs. Denkbarerweise reichen im Mobile-Segment zur Erringung von OEM-Aufträgen die 3DMark-Werte aus. Doch sofern es den Performance-Bereich echter Mobile-Grafiklösungen berührt, dürften auch die Notebook-Hersteller dann lieber realen Spiele-Benchmarks vertrauen.