Mittels der GeForce GTX 1070 Ti hat Grafikchip-Entwickler nVidia am 2. November 2017 eine weitere Grafikkarte basierend auf dem GP104-Chips ins Rennen geschickt. Technisch, von der Performance und ihrem Preispunkt her zwischen den bereits im Frühling des letzten Jahres veröffentlichten GP104-basierten Karten GeForce GTX 1070 & 1080 liegend, mutet die GeForce GTX 1070 Ti etwas seltsam an – und läßt sich wohl nur darüber erklären, das nVidia unbedingt einen schnelleren Kontrahenten zur Radeon RX Vega 56 erschaffen wollte, nachdem selbige AMD-Karte letztlich leicht schneller als die GeForce GTX 1070 herausgekommen ist. Die GeForce GTX 1070 Ti soll dies mit einer Rechenleistung nahe der GeForce GTX 1080 und aber weiterhin einer Speicherbandbreite auf Höhe der GeForce GTX 1070 erreichen. Wir werden nachfolgend herausarbeiten und verdichten, was die Launch-Reviews zu Taktraten, Stromverbrauch, Performance und Overclocking-Fähigkeiten der neuen nVidia-Karte zu sagen hatten.
Ausgehend vom GP104-Chip und dessen physikalisch vorhandenen 2560 Shader-Einheiten benutzt nVidia für die GeForce GTX 1070 Ti nur 2432 Shader-Einheiten hiervon – was aber immer noch wesentlich mehr als bei der GeForce GTX 1070 und deren "nur" 1920 Shader-Einheiten ist. Das Speicherinterface aller drei GP104-basierten Grafikkarten ist jeweils 256 Bit breit – wobei allerdings nur die GeForce GTX 1080 den zu höheren Datenraten erhältlichen GDDR5X-Speicher benutzen darf, GeForce GTX 1070 und GeForce GTX 1070 Ti müssen mit dem gewöhnlichen GDDR5-Speicher auskommen. Grob gesehen kann man die GeForce GTX 1070 Ti somit als "nahezu GeForce GTX 1080 mit allerdings nur GDDR5-Speicher" einordnen.
Radeon RX Vega 56 | Radeon RX Vega 64 | GeForce GTX 1070 | GeForce GTX 1070 Ti | GeForce GTX 1080 | |
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Chipbasis | AMD Vega 10 | nVidia GP104 | |||
Fertigung | 12,5 Mrd. Transistoren auf 486mm² Chipfläche in 14nm bei GlobalFoundries | 7,2 Mrd. Transistoren auf 314mm² Chipfläche in 16nm bei TSMC | |||
Architektur | GCN5, DirectX 12 Feature-Level 12_1 | Pascal, DirectX 12 Feature-Level 12_1 | |||
Features | Vulkan, Asynchonous Compute, VSR, FreeSync, TrueAudio Next, XConnect | Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, SLI, PhysX, G-Sync | |||
Technik | 4 Raster-Engines, 3584 Shader-Einheiten, 224 TMUs, 64 ROPs, 2048 Bit HBM2-Interface (Salvage) | 4 Raster-Engines, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 2048 Bit HBM2-Interface (Vollausbau) | 3 Raster-Engines, 1920 Shader-Einheiten, 120 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR5-Interface (Salvage) | 4 Raster-Engines, 2432 Shader-Einheiten, 152 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR5-Interface (Salvage) | 4 Raster-Engines, 2560 Shader-Einheiten, 160 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR5X-Interface (Vollausbau) |
Taktraten | 1156/1471/800 MHz | Air: 1247/1546/945 MHz LC: 1406/1677/945 MHz |
1506/1683/4000 MHz | 1607/1683/4000 MHz | 1607/1733/2500 MHz |
Speicherausbau | 8 GB HBM2 | 8 GB HBM2 | 8 GB GDDR5 | 8 GB GDDR5 | 8 GB GDDR5X |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 27,0cm | 27,0cm | 27,0cm | 27,0cm | 27,0cm |
Ref./Herst./OC | ✓ / ✓ / ✓ | Air: ✓ / ✓ / ✓ LC: ✓ / ✗ / ✗ |
✓ / ✓ / ✓ | ✓ / ✓ / ✓ | ✓ / ✓ / ✓ |
Stromstecker | 2x 8pol. | 2x 8pol. | 1x 8pol. | 1x 8pol. | 1x 8pol. |
off. Verbrauch | 210W (TBP) | Air: 295W (TBP) LC: 345W (TBP) |
150W (GCP) | 180W (GCP) | 180W (GCP) |
Idle-Verbrauch | 14W | Air: 14W LC: ~14W |
8W | 9W | 8W |
Spiele-Verbr. | 226W | Air: 291W LC: ~340W |
145W | 176W | 174W |
Ausgänge | HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 | HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 | DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 | DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 | DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 |
FHD Perf.Index | 820% | Air: 900% LC: 970% |
800% | 900% | 960% |
4K Perf.Index | 114% | Air: 129% LC: 139% |
107% | 122% | 132% |
Listenpreis | 399$ | Air: 499$ LC: 699$ |
379$ | 449$ | 499$ |
Straßenpreis | 470-530€ | Air: 550-590€ LC: 700-770€ |
400-450€ | 450-490€ | 490-540€ |
Release | 14. August 2017 | 14. August 2017 | 30. Mai 2016 | 2. November 2017 | 17. Mai 2016 |
Dazu passen auch die von nVidia für die Referenzausführung sowie alle Herstellerdesigns gesetzten Taktraten auf nahezu dem Niveau der GeForce GTX 1080 sowie das Power-Limit von 180 Watt, welches direkt von der GeForce GTX 1080 übernommen wurde. Erst mit diesem (gegenüber der GeForce GTX 1070) höherem Power-Limit kann die GeForce GTX 1070 Ti letztlich ihre höhere Anzahl an Shader-Einheiten sowie die anliegenden Taktraten wirklich ausspielen. Wie bekannt, wird es für die GeForce GTX 1070 Ti keinerlei werksübertakteten Ausführungen geben, teilweise umgehen dies einige Grafikkartenhersteller allerdings über Overclocking-Profile in Hersteller-eigenen Tweaktools, welche nach Aktivierung dann doch wieder eine (innerhalb der Herstellergarantie liegende) Werksübertaktung ermöglichen.
Wie üblich, konzentrieren wir uns an dieser Stelle allerdings auf die Daten des Referenzdesigns, sprich der Founders Edition – weil alle Vergleiche nun einmal immer einen gut repoduzierbaren Referenzpunkt benötigen. Leider wurden von den Launch-Reviews trotz der Verfügbarkeit des Referenzdesigns oftmals doch alleinig Herstellerdesigns getestet – nicht verkehrt, um deren Vorteile darzustellen, aber schlecht für eine Launch-Analyse, welche erst einmal diesen Referenzpunkt setzen will, von dem aus weitere Vergleiche möglich sind. So gab es leider nur vergleichsweise wenige Angaben über die real anliegenden Boost-Taktraten der GeForce GTX 1070 Ti im Referenzdesign – wobei hierbei zu beachten wäre, das solche Werte immer erst nach einer ordentlichen Vorwärmphase wirklich Sinn ergeben.
GeForce GTX 1070 | GeForce GTX 1070 Ti | GeForce GTX 1080 | |
---|---|---|---|
Temperatur-Limit | 83°C (max. 90°C möglich) | 83°C (max. 90°C möglich) | 83°C (max. 90°C möglich) |
Power-Limit | 150W (max. +12% möglich) | 180W (max. +20% möglich) | 180W (max. +20% möglich) |
nominelle Taktraten | 1506/1683/4000 MHz | 1506/1683/4000 MHz | 1607/1733/2500 MHz |
maximaler Boost-Takt | 1911 MHz | 1911 MHz | 1886 MHz |
durchschn. realer Takt | ComputerBase: 1695 MHz (21 Tests) Hardware.fr: 1774 MHz (16 Tests) PCGH: ~1750 MHz PC Perspective: 1775 MHz (1 Test) |
Hardware.fr: 1848 MHz (1 Test) PC Perspective: ~1800 MHz (1 Test) Tom's Hardware: ~1800 MHz (1 Test) |
ComputerBase: 1667 MHz (21 Tests) Hardware.fr: 1693 MHz (17 Tests) PCGH: 1722 MHz (20 Tests) Tom's Hardware: ~1610 MHz (1 Test) |
Trotz der wenigen vorliegenden Werte ist allerdings die Tendenz zu erkennen, das die GeForce GTX 1070 Ti von allen drei GP104-basierten Karten mit dem höchsten real anliegenden Boost-Takt glänzen kann. Die einfachste Erklärung hierfür dürfte darin liegen, das bei der GeForce GTX 1070 Ti den freigeschalteten 2432 Shader-Einheiten dasselbe Power-Limit von 180 Watt zur Verfügung steht wie bei der GeForce GTX 1080 – während sich dort eben gleich 2560 Shader-Einheiten ins selbe Power-Limit zu drängen versuchen. Eventuell spielt hier auch die Speicherwahl noch eine (kleine) Rolle: Die GeForce GTX 1070 Ti hat den niedrigen Datentakt gegenüber der GeForce GTX 1080, was einen etwas geringeren Stromverbrauch in Speicherinterface und Speicherchips auf der GeForce GTX 1070 Ti ergeben sollte – und damit (etwas) mehr Platz für den Grafikchip, das Power-Limit der Karte auszufüllen.
In der Summe der Dinge rückt die GeForce GTX 1070 Ti damit bezüglich der real erbrachten Rechenleistung noch näher an die GeForce GTX 1080 heran: Schließlich hat die größere Karte nur um +5,3% mehr Shader-Einheiten zur Verfügung – während die GeForce GTX 1070 Ti augenscheinlich mit einem um ca. 100 MHz höherem Realtakt operiert. Dies ergibt eine Taktraten-Differenz von +6% zugunsten der GeForce GTX 1070 Ti und sollte somit die höhere Anzahl an Shader-Einheiten gegenüber der GeForce GTX 1080 perfekt ausgleichen bzw. teilweise sogar der GeForce GTX 1070 Ti einen minimalen Vorteil bei der reinen Rechenleistung geben. Gestützt wird selbige These auch durch die Messungen der realen Stromaufnahme, welche die GeForce GTX 1070 Ti mit einem durchschnittlichen Spiele-Verbrauch von 176 Watt sogar minimal vor der GeForce GTX 1080 (174W) sehen.
CB | Golem | HW.fr | Heise | HT4U | LesNum. | PCGH | TPU | Tom's | Ø | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Radeon RX Vega 64 | 12W 300W |
13,2W 282,5W |
13W 298,5W |
13W 280W |
? 311W |
14,5W 288,5W |
14W 292W |
18,6W 284,6W |
14W 291W |
|
Radeon RX Vega 56 | 12W 233W |
13,3W 230W |
13W 227W |
13W 213W |
? 249,5W |
15W 216W |
14W 229W |
14W 226W |
||
GeForce GTX 1070 | 8W 139W |
7,1W 146W |
9W 147W |
7,2W 150,0W |
8W 139W |
8,5W 148,5W |
6W 145W |
8W 145W |
||
GeForce GTX 1070 Ti | 10W 176,5W |
8W 165W |
10W 183W |
7W 177W |
10,9W 180,1W |
9W 176W |
||||
GeForce GTX 1080 | 9W 157W |
7,5W 174W |
8W 184,5W |
6W 178W |
7,7W 180,0W |
7W 176W |
9,5W 173W |
6W 166W |
7W 173W |
8W 174W |
GeForce GTX 1080 Ti | 10W 212W |
11,2W 249,5W |
11W 255,5W |
9W 248W |
10W 224W |
12,5W 227,5W |
10W 231W |
13,2W 229,0W |
11W 236W |
Aufgrund desselben Power-Limits sollten die Herstellerdesigns der GeForce GTX 1070 Ti ziemlich exakt dasselbe verbrauchen (trotzdem stammen vorstehende Werte ausschließlich von Referenzdesign der GeForce GTX 1070 Ti) – allerdings dürfte die Performance der Herstellerdesigns trotzdem leicht besser ausfallen. Denn durch die bessere Kühllösungen stoßen die Herstellerdesigns der GeForce GTX 1070 Ti seltener ans Temperaturlimit an, können somit in Temperatur-limitierten Szenen höhere Boost-Taktraten erreichen. Selbiger Effekt ist bei den Taktraten-Ermittlungen der ComputerBase mit zwei Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1070 Ti seitens Asus und Inno3D zu sehen: Beide Karten takten trotz Vorwärmphase mit grob 1850 MHz – und damit nochmals höher als beim Referenzdesign zu sehen. Im Test von PC Perspective wurde dies sogar anhand eines direkten Vergleichs zwischen Referenz- und Herstellerdesign nachgewiesen. Hierbei erreichte zum einen die Herstellerkarte mit ~1860 MHz gegenüber ~1800 MHz beim Referenzdesign wiederum beachtbar höhere Taktraten, zum anderen war deutlich zu sehen, daß nur das Referenzdesign im Gegensatz zum Herstellerdesign ans Temperaturlimit stieß: