Die 28nm Grafikkarten-Generation ist derzeit grob ein halbes Jahr am Markt – und selbst wenn das Portfolio insbesondere bei nVidia noch lange nicht vollständig ist, kann man dennoch mit Fug und Recht behaupten, daß die Anfangstage der 28nm-Beschleuniger nunmehr hinter uns liegen. Darauf deuten auch die verschiedenen Preissenkungen der AMD-Beschleuniger und der inzwischen einsetzende allgemeine Preiskampf der 28nm-Generation hin – die Radeon HD 7000 und GeForce 600 Serien sind inzwischen Normalität geworden, denen gilt nahezu alles Augenmerk.
Nach dem Launch der GeForce GTX 680 ergab sich für AMD das Problem, daß nVidia in einer wirklichen Kraftanstrengung trotz des kleineren Grafikchips die Radeon HD 7970 minimal überboten hatte – zwar nur unter 1920x1080 4xAA und eben nicht unter den höherwertigeren Settings, aber leider blieben zuerst die Benchmark-Ergebnisse unter 1920x1080 4xAA haften und verschafften der nVidia-Karte somit ein leicht besseres Standing.
Seit unserem letzten Grafikkarten-Marktüberblick vom Februar hat sich inzwischen einiges getan: Mit Radeon HD 7850 & 7870 sowie GeForce GTX 670, 680 & 690 sind reichlich neue 28nm-Grafikkarte erschienen, gab es dann auch erste Preissenkungen bei den schon im Markt befindlichen 28nm-Beschleunigern, ein paar letzte 40nm-Aufgüsse (GeForce GTX 560 SE & GeForce GT 630) und letztlich auch wenigstens den Abgang eines alten 40nm-Boliden (GeForce GTX 590).
Nach der HighEndd SingleChip-Lösung GeForce GTX 680 sowie der DualChip-Karte GeForce GTX 690 schickt nVidia mit der GeForce GTX 670 nunmehr eine weitere SingleChip-Lösung auf Basis des GK104-Chips ins Rennen, welche nur knapp unter der GeForce GTX 680 angesiedelt ist und dort sowohl die GeForce GTX 580 ersetzen als auch in Konkurrenz zur Radeon HD 7950 gehen soll. Dafür bietet nVidia natürlich auch einen entsprechend besseren Preispunkt an, die GeForce GTX 670 ist somit die erste Kepler-basierte Grafikkarte für unterhalb von 400 Euro.
Mit der GeForce GTX 690 kommt nunmehr die erste DualChip-Lösung auf Basis eines 28nm-Grafikchips in den Handel. nVidia setzt dabei wie bei der GeForce GTX 680 auf den GK104-Chip – und versucht nun mit gleich zwei Stück davon ohne Hardware-Abspeckungen und nur mit leicht niedrigeren Taktraten, einen neuen klaren Performance-Rekord für eine einzelne Grafikkarte aufzustellen.
Als die Radeon HD 7970 Anfang Januar – bei nur ~18% arg mäßigem Performanceaufschlag gegenüber der GeForce GTX 580 als dem Spitzenmodell der 40nm-Generation – mit Preisen von ca. 500 Euro in den Handel ging, konnte man diese hohe Preislage noch als den üblichen Aufschlag sowohl für das erste Produkt einer neuen Generation als auch für das schnellste aktuell verfügbare SingleChip-Produkt ansehen.
Nach langem Warten stellt nVidia heute mit der GeForce GTX 680 und dem zugrundeliegendem GK104-Chip das erste Produkt der Kepler-Architektur vor, mittels welcher nVidia – ähnlich wie AMD bei der GCN-Architektur der Radeon HD 7000 Serie – einen gewissen Stilbruch in der Grafikchip-Architektur vornimmt. Hinzu kommt die spezielle Situation, daß der GK104-Chip eigentlich einmal als Lösung für das Performance-Segment geplant war, nun aber seitens nVidia mittels höherer Taktraten sogar zum Kontrahenten von AMDs bester SingleChip-Lösung Radeon HD 7970 auserkoren wurde und im Zuge dieses Wandels sowohl in der Namenswahl als auch beim Preispunkt kräftig zulegte.
Nachdem sich am Wochenende mit einigen Leaks die Anzeichen schon verdichtet hatten, schickt AMD mit dem Start der neuen Woche nunmehr seine GCN-basierte Performance-Lösung in Form des Pitcairn-Chips der Radeon HD 7850 & 7870 Grafikkarten ins Rennen. Ungewöhnlicherweise handelt es sich hierbei um einen reinrassigen Paperlaunch – die Vorstellung ist am heutigen 5. März, der Auslieferungsstart dagegen erst am 19. März. Damit wird sich gerade der wichtige Punkt des Preis/Leistungsverhältnisses der neuen Performance-Grafikkarten auf Basis realer Straßenpreise heute noch nicht evaluieren lassen – etwas, was AMD angesichts der wie von den anderen 28nm-Beschleunigern gewohnt hohen Preislage jedoch durchaus in die Karten spielt.