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AMD kündigt die Radeon RX 6700 XT als Kontrahent zur GeForce RTX 3070 für den 18. März 2021 an

Mit einem per Video abgehaltenem Vorstellungs-Event hat AMD die Radeon RX 6700 XT auf Basis des neuen Navi-22-Grafikchips für den 18. März 2021 angekündigt. Trotz deutlich kleinem Grafikchip (offizielle Daten gab es nicht, aber es werden ~334mm² Chipfläche kolportiert) und einer nahezu perfekten Halbierung der Hardware des größeren Navi-21-Chips auf 40 Shader-Cluster setzt AMD die Radeon RX 6700 XT mit 479 Dollar vergleichsweise hoch im Listenpreis-Gefüge an. Damit geht man direkt an die für 499 Dollar in nVidias Preisliste stehende GeForce RTX 3070 heran und läßt die für 399 Dollar angesetzte GeForce RTX 3060 Ti deutlich hinter sich. Jene Listenpreise mögen in der Praxis des aktuellen Grafikkarten-Markts zwar Schall und Rauch sein, dienen jedoch auch als vorläufige Performance-Einordnung – womit AMD die Radeon RX 6700 XT durchaus als Kontrahenten zur GeForce RTX 3070 ansetzt.

GeForce RTX 3060 Ti GeForce RTX 3070 Radeon RX 6700 XT Radeon RX 6800
Chip-Basis nVidia GA104-200 nVidia GA104-300 AMD Navi 22 AMD Navi 21 XL
Technik 5 Raster-Engines, 38 Shader-Cluster, 4864 FP32-Einheiten, 152 TMUs, 38 RT-Cores v2, 152 Tensor-Cores v3, 80 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 6 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 5888 FP32-Einheiten, 184 TMUs, 46 RT-Cores v2, 184 Tensor-Cores v3, 96 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 40 Shader-Cluster, 2560 FP32-Einheiten, 160 TMUs, 40 RA-Einheiten, 64 ROPs, 3 MB Level2-Cache, 96 MB "Infinity Cache", 192 Bit GDDR6-Interface (Vollausbau) 3 Raster-Engines, 60 Shader-Cluster, 3840 FP32-Einheiten, 240 TMUs, 60 RA-Einheiten, 96 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 128 MB "Infinity Cache", 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage)
Taktraten 1410/1665 MHz & 14 Gbps 1500/1725 MHz & 14 Gbps 2321/2424 MHz & 16 Gbps 1700/1815 MHz & 16 Gbps
Rohleistungen 16,2 TFlops & 448 GB/sec 20,3 TFlops & 448 GB/sec 12,4 TFlops & 384 GB/sec 13,9 TFlops & 512 GB/sec
Speicherausbau 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6 12 GB GDDR6 16 GB GDDR6
off. Verbrauch 200W  (GCP) 220W  (GCP) 230W  (TBP) 250W  (TBP)
Listenpreis $399  (UVP: 419€) $499  (UVP: 519€) $479 $579  (UVP: 579€)
Release 2. Dezember 2020 29. Oktober 2020 18. März 2021 18. November 2020

Dies erstaunt auf den ersten Blick, denn bislang hat AMD im Wettstreit der aktuellen RDNA2- und Ampere-Architekturen regelmäßig (etwas) mehr Shader-Cluster benötigt, um mit nVidia mitzuhalten. In diesem Fall ist das Verhältnis jedoch deutlich umgekehrt, die Radeon RX 6700 XT bringt wie gesagt 40 Shader-Cluster mit, die GeForce RTX 3070 verfügt hingegen gleich um deren 46. Als Erklärung wird an dieser Stelle gern der nochmals höhere Chiptakt der Radeon RX 6700 XT angeführt, welcher gemäß der offiziellen Taktraten von 2321 MHz "Base Frequency", 2424 MHz "Game Frequency" sowie 2581 MHz "Boost Frequency" in der Tat beeindruckend hoch ausfällt – dies sind nominell gut 500-600 MHz auf die Radeon RX 6800 oben drauf. Vergessen wird hierbei allerdings, das unabhängig von AMDs offiziellen Taktangaben die Navi-21-Grafikkarten allesamt schon auf einem Realtakt von ca. 2200-2250 MHz operierten. Insofern AMD dies mit der Radeon RX 6700 XT auf ca. 2500 MHz steigern sollte, würde sich der reale Taktratenvorteil (innerhalb der AMD-Lösungen) auf ca. +12% reduzieren.

Basis Durchschnitt Maximum durchschnittlicher Realtakt
AMD-Bezeichnung "Base Frequency" "Game Frequency" "Boost Frequency" - -
Radeon RX 6900 XT 1825 MHz 2015 MHz 2250 MHz 2800 MHz CB: 2265 MHz – TPU: 2233 MHz
Radeon RX 6800 XT 1825 MHz 2015 MHz 2250 MHz 2577 MHz CB: 2216 MHz – TPU: 2257 MHz
Radeon RX 6800 1700 MHz 1815 MHz 2105 MHz ? CB: 2177 MHz – TPU: 2205 MHz
Radeon RX 6700 XT 2321 MHz 2424 MHz 2581 MHz ? ?
nVidia-Bezeichnung "Base Clock" "Boost Clock" - -
GeForce RTX 3090 1400 MHz 1700 MHz ? TPU: 1754 MHz
GeForce RTX 3080 1450 MHz 1710 MHz 1995 MHz CB: 1827 MHz – TPU: 1931 MHz
GeForce RTX 3070 1500 MHz 1725 MHz 2040 MHz CB: 1892 MHz – TPU: 1882 MHz
GeForce RTX 3060 Ti 1410 MHz 1665 MHz 2010 MHz CB: 1900 MHz – TPU: 1877 MHz
GeForce RTX 3060 1320 MHz 1777 MHz ? grob bei 1850-1900 MHz
Realtakt-Angaben gemäß den Ausarbeitungen der ComputerBase (Ø 17 Spiele) und von TechPowerUp (Ø 23 Spiele)

Um damit mit nur 40 Shader-Clustern die 46 Shader-Cluster der GeForce RTX 3070 anzugreifen, dürfte dieser reale Taktraten-Vorteil wohl noch nicht ganz ausreichen. Allerdings könnten auch Skalierungs-Effekte zugunsten von AMD sprechen: Im Bereich der Spitzen-Grafikkarten hat nVidia (durch größere Interfaces sowie GDDR6X) einen erheblichen Speicherbandbreiten-Vorteil, im Feld von Radeon RX 6700 XT und GeForce RTX 3070 geht diese Differenz dann stark zurück: Es steht nur noch ein 192-Bit- gegen ein 256-Bit-Interface, AMD hat sogar den höheren Speichertakt und liegt somit nur noch um –14% bei der Speicherbandbreite gegenüber GeForce RTX 3060 Ti & 3070 zurück. Unter Berücksichtigung des erneut verbauten Infinity Caches beim Navi-22-Chip sollte die effektive Speicherbandbreite in diesem Vergleich sogar deutlich zugunsten von AMD herauskommen. In Zusammenfassung dieser Effekte ist damit halbwegs erklärbar, wieso die Radeon RX 6700 XT mit nur 40 Shader-Clustern gegenüber den 46 Shader-Clustern der GeForce RTX 3070 antreten kann.

AMD bestätigt diese Einordnung dann durch eigene Performance-Werte der Radeon RX 6700 XT gegenüber GeForce RTX 3060 Ti & 3070 – welche natürlich unter dem generellen Vorbehalt der Hersteller-Abstammung zu sehen sein sollten und sicherlich um ein paar Prozentpunkte günstiger für AMD ausfallen werden, als es später die unabhängigen Launchreviews ausmessen werden. AMD jedenfalls leidet bei der Radeon RX 6700 XT nicht unter falscher Scheu und setzt sich im Schnitt seiner eigenen (anhand der Pixellänge der fps-Balken ausgewerteten) Benchmarks unter den gewählten 8 Testspielen um immerhin +4,6% vor die GeForce RTX 3070. Selbst wenn man hierbei das typischerweise unter AMD-Hardware bestmöglich laufende "Dirt 5" herausrechnet, sind es immerhin noch +1,5% für die Radeon RX 6700 XT.

Allerdings ist zu den AMD-Zahlen auch zu sagen, dass jene zwischen GeForce RTX 3060 Ti und 3070 eine erstaunlich niedrige Differenz von nur +8,4% ausweisen. Dies lief unter unabhängigen Benchmarks doch leicht besser ab, wo sich die GeForce RTX 3070 von der 3060 Ti um zwischen +11,6% und +15,4% (je nach Auflösung) absetzen konnte. Etwas Spielraum muß man diesen AMD-Zahlen also einräumen, die unabhängigen Hardwaretests werden voraussichtlich eine andere Performance-Skalierung aufweisen – und könnten somit auch insgesamt auf ein leicht abweichendes Performance-Ergebnis kommen. Sicherlich weist sich AMD mit der Radeon RX 6700 XT eindeutig vor der GeForce RTX 3070 aus – aber dies wartet eben noch einer unabhängigen Bestätigung, deren Resultat mit gewisser Chance anders ausgehen könnte. Doch selbst im Fall, dass die Radeon RX 6700 XT die Performance der GeForce RTX 3070 knapp verpasst, hätte AMD immer noch den Vorteil der klar besseren Speichermenge in der Hand – so oder so ist die Radeon RX 6700 XT vermutlich der Gewinner in diesem Zweikampf.

WQHD/1440p RTX 3060 Ti RTX 3070 RX 6700 XT
komplette AMD-Benchmarks  (8 Spiele) 92,3% 100% 104,6%
AMD-Benchmarks ohne Dirt 5  (7 Spiele) 92,5% 100% 101,5%

Nominell stellt AMD die Radeon RX 6700 XT als Karte für die WQHD-Auflösung dar, hierzu passen dann auch Speicherinterface samt Größe des Infinity Caches sowie die Speichermenge. Teilweise wird aus dieser Konstellation geschlußfolgert, dass die Radeon RX 6700 XT somit unter der 4K-Auflösung stärker einbrechen sollte. Sicherlich wird unter 4K die "Hitrate" des Infinity Caches aufgrund seiner reduzierten Größe kleiner ausfallen – andererseits muß die Radeon RX 6700 XT unter 4K auch nicht die Frameraten der Navi-21-Lösungen bieten, kann somit durchaus mit weniger Speicherbandbreite auskommen. Inwiefern die Radeon RX 6700 XT unter der 4K-Auflösung eventuell auffallend schlechter (als unter FullHD & WQHD) skaliert, bleibt genauso die entsprechenden Messungen abzuwarten. Bei der deutlich kleiner angesetzten und mit demselben Speicherinterface operierenden GeForce RTX 3060 war dies zuletzt nicht der Fall.

Die Radeon RX 6700 XT kommt wie gesagt am 18. März 2021 (wahrscheinlich 15 Uhr deutscher Zeit) zu den Hardwaretestern bzw. den Einzelhändlers inkl. AMDs eigenem Online-Shop. Dort wird die Karte auch für 479 Dollar (vermutlich 479 Euro im deutschen Shop) angeboten werden, bezüglich der Preislagen der Grafikkarten-Hersteller wird man sehen müssen. Jene werden wohl jeweils eine Grafikkarte auf Referenz-Taktraten zu AMDs Listenpreis zuzüglich einer bis mehrerer Werksübertaktungen ins Programm nehmen. Letztere werden dann auch (vermutlich deutlich) abweichende Listenpreise bzw. UVPs tragen, wie zuletzt schon bei der GeForce RTX 3060 zu beobachten. Den höheren Preisansetzungen der Grafikkarten-Hersteller sowie den noch höheren Straßenpreisen der Einzelhändler könnten nur überzeugende Liefermengen den Zahn ziehen – welche allerdings kaum zu erwarten sind, AMD tritt hierbei schließlich mit nur einer Grafikkarte gegen die Lieferschwäche des kompletten Grafikkartenmarkts an. Natürlich bekommt AMD seine Chance, es am 18. März besser zu machen – aber man sollte nicht überrascht sein, wenn die Radeon RX 6700 XT zu diesem Zeitpunkt dasselbe Nichtlieferbarkeits-Schicksal wie die anderen neuen Grafikkarten ereilt.