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AMD liefert die Radeon R7 360E in Japan aus

Das japanische 4Gamer (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) hat den vollständigen Test einer Radeon R7 360E anzubieten – einer LowCost-Grafikkarte, welche AMD derzeit augenscheinlich exklusiv in Japan anbietet und schon ausliefert. Der Grundgedanke der Radeon R7 360E ist dabei die bekannte Radeon R7 360, jedoch schlicht ohne extra PCI-Express-Stromanschluß. Dies ist gar nicht so einfach zu realisieren, denn die Radeon R7 360 kommt mit einer TDP von 100 Watt daher und der zugrundeliegende Bonaire-Chip verbraucht auch in diese Richtung hin (derzeit geschätzt 85 Watt Spieleverbrauch bei der Radeon R7 360). Der offensichtliche Weg hin zu einem niedrigeren Stromverbrauch wären dann deaktivierte Hardware-Einheiten oder/und niedrigere Taktraten – doch erstaunlicherweise geht AMD diesen Weg nicht, die Radeon R7 360E bringt die gleichen Hardware-Einheiten und nahezu die gleichen Taktraten (≤1060/3000 MHz) wie die Radeon R7 360 (≤1050/3250 MHz) mit:

Radeon R7 260X Radeon R7 360 Radeon R7 360E
Chipbasis AMD Bonaire, 2,08 Mrd. Transistoren in 28nm auf 160mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.1, DirectX 12 Feature-Level 12_0
Technik 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten ≤1100/3250 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1100 MHz)
≤1050/3250 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1050 MHz)
≤1060/3000 MHz
(Ø-Chiptakt: ~700 MHz)
Speicherausbau 1/2 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Stromstecker 1x 6pol. 1x 6pol. keine
TDP 115W 100W 75W
3DC Perf.Index 200% 185% 135%
Straßenpreis 125-140 Euro
(Auslauf)
100-120 Euro umgerechnet ~100 Euro
(derzeit nur in Japan verfügbar)

Vielmehr geht AMD bei der Radeon R7 360E denselben Weg, welchen man schon mit der Radeon R9 Nano beschritten hatte: Durch ein entsprechend niedriges PowerTarget im Grafikkarten-BIOS wird die reale Taktrate des Grafikchips gedrosselt, die nominelle (Höchst-)Taktrate faktisch niemals erreicht. 4Gamer haben die real erreichten Taktraten in einem 3DMark-Durchlauf ermittelt, hierbei kommt die Radeon R7 360E (blaue Verlaufskurve) auf eine reale Chip-Taktrate von gemittelt grob 700 MHz – sehr deutlich unterhalb den konstant anliegenden 1050 MHz Chiptakt der Radeon R7 360 (rote Verlaufskurve):

Dies hat dann auch eine deutlich niedrigere Performance zur Folge: Im Schnitt der von 4Gamer angetretenen Benchmarks kommt die Radeon R7 360E auf nur ~74% der Performance der Radeon R7 360 – was ergo einen Performance-Index von 135% ergibt (Radeon R7 360 und GeForce GTX 750 erreicht in diesem Test im übrigen erwartungsgemäß die nahezu gleiche Performance). Damit geht die Radeon R7 360E trotz der nominell nur geringfügigen Änderung durch die niedigere (forcierte) TDP glatt ins LowCost-Segment zurück, sehr deutlich hinter den anderen Bonaire-basierten Lösungen zurückhängend. Dies ist sogar unterhalb des Performanceniveaus der früheren Radeon HD 7770 bzw. Radeon R7 250X (Perf.Index 145%) auf Basis des nochmals kleineren Cape-Verde-Chips. Wie schon bei der Maxwell-basierten GeForce GT 930 gilt hier, daß die Radeon R7 360E für besonders preisgünstige PCs mit dennoch gewisser Spielefähigkeit interessant ist, man aber als Spieler üblicherweise ein Preisegment höher schauen sollte, um sinnvoll nutzbare Gaming-Lösungen zu bekommen.

Hinzu kommt, daß die Radeon R7 360E derzeit in Japan einen nicht gerade einen überzeugenden Preispunkt hält, für den genannten Preis von umgerechnet 100 Euro erhält man eigentlich auch eine Radeon R7 360 oder GeForce GTX 750 (letztere mit 10 Euro Mehrpreis). Selbst das Erlangen der Freiheit von extra PCI-Express-Steckern ist diesen Preispunkt nicht wert, speziell diesen Punkt gibt es schließlich standardmäßig schon bei der GeForce GTX 750. Die Radeon R7 360E soll sicherlich so etwas wie ein AMD-Konkurrenzangebot zu dieser 50W-Karte von nVidia sein, AMD hat dafür aber den Bonaire-Chip viel zu stark heruntertakten müssen, damit ist die erreichte Performance nicht mehr gleichwertig zur GeForce GTX 750. Angesichts der gezeigten Performance dürfte die Radeon R7 360E eher in Konkurrenz zur Maxwell-basierten GeForce GT 930 gehen – ist dafür aber (für den aktuellen japanischen Preispunkt) noch ein ganzes Stück zu teuer. Sofern beide Karten dann eines Tages auch in westlichen Märkten aufschlagen, könnte sich an dieser Preissituation natürlich noch etwas ändern. Andererseits könnte AMD die Radeon R7 360E auch weiterhin auf den japanischen bzw. fernöstlichen Markt limitieren – all dies bliebe abzuwarten.