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AMD stellt den Athlon 200GE als ersten Zen-basierten LowCost-Prozessor vor

Mit der offiziellen Vorstellung des am 18. September in den Handel gehenden Athlon 200GE dehnt AMD seine Zen-basierten Prozessoren-Angebote in echte LowCost-Gefilde aus, denn der neue Desktop-Prozessor steht nur mit 55 Dollar in AMDs Preisliste. Als Basis für diesen neuen Athlon-Prozessor kommt augenscheinlich das Raven-Ridge-Die in einer starken Abspeckung zum Einsatz: Es wird gut die Hälfte des Prozessoren-Dies deaktiviert, wenn es nur 2 von 4 CPU-Kernen und nur 192 von 704 Shader-Einheiten gibt – nur beim Level3-Cache gibt es keine Abspeckung, jener ist genauso wie bei den Raven-Ridge-basierten Ryzen-Modellen seine 4 MB groß. Beachtbar ist daneben, das Athlon 200GE ohne jeden Turbo-Modus daherkommt, der Basetakt (von 3.2 GHz) stellt somit gleichzeitig den Maximaltakt dar. Jenem Athlon 200GE sollen dann im vierten Quartal noch zwei weitere Athlon-Modelle in Form von 220GE und 240GE folgen, vermutlich gibt es hierbei schlicht nur etwas höhere Taktraten.

Kerne Takt L2+L3 Grafik Speicher TDP Liste Release
Ryzen 5 2400G 4C +SMT 3.6/3.9 GHz 2+4 MB Vega 11: 704 SE @ ≤1250 MHz 2Ch. DDR4/2933 65W 169$ 12. Feb. 2018
Ryzen 5 2400GE 4C +SMT 3.2/3.8 GHz 2+4 MB Vega 11: 704 SE @ ≤1250 MHz 2Ch. DDR4/2933 35W ? 19. April 2018
Ryzen 3 2200G 4C 3.5/3.7 GHz 2+4 MB Vega 8: 512 SE @ ≤1100 MHz 2Ch. DDR4/2933 65W 99$ 12. Feb. 2018
Ryzen 3 2200GE 4C 3.2/3.6 GHz 2+4 MB Vega 8: 512 SE @ ≤1100 MHz 2Ch. DDR4/2933 35W ? 19. April 2018
Athlon 240GE 2C +SMT ? 1+4 MB ? 2Ch. DDR4/2666 35W ? Q4/2018
Athlon 220GE 2C +SMT ? 1+4 MB ? 2Ch. DDR4/2666 35W ? Q4/2018
Athlon 200GE 2C +SMT 3.2 GHz 1+4 MB Vega 3: 192 SE @ ≤1000 MHz 2Ch. DDR4/2666 35W 55$ 6. Sept. 2018
Alle Prozessoren-Modelle kommen im Sockel AM4 daher und werden von allen AM4-basierten Mainboards der 300er/400er Chipsatz-Serien (nach BIOS-Update) unterstützt. Die meisten Prozessoren-Modelle gibt es zusätzlich noch einmal als Pro-Ausführung für Business-PCs mit ansonsten völlig identischen Spezifikationen.

Alle diese neuen Athlon-Prozessoren steigen natürlich primär gegen Intels Coffee-Lake-basierte Pentium-Modelle in den Ring, welche ebenfalls zwei CPU-Kerne samt HyperThreading zu Preislagen klar unterhalb 100 Dollar aufbieten. Allerdings wird dies für AMD ein eher schwerer Wettbewerb, denn die Intel-Prozessoren kommen mit selber Kern- und Thread-Anzahl samt höheren Taktraten daher – selbst das kleinste Modell in Form des Pentium G5400 taktet schon mit 3.7 GHz. AMD kann hier nur seiner üblicherweise überlegenen integrierten Grafik versuchen zu punkten – aber auch in dieser Frage muß man sich erst einmal beweisen, immerhin wurde jene integrierte Grafik beim Athlon 200GE auf nur 192 Shader-Einheiten sehr heftig abgespeckt. Tests von diesen sehr abgespeckten Varianten sind zudem sehr selten, jene versuchen oftmals allein nur vom Glanz der großen Modelle zu leben.

In jedem Fall gilt, das man sich heutzutage selbst für kleinere Gaming-Maschinen nicht mehr mit diesen Zweikern-Prozessoren beschäftigen muß, deren Ära ist selbst bei großem Wohlwollen vorbei. Für einen Gaming-Neukauf darf nichts unterhalb von vier CPU-Kernen laufen – wobei auch die Variante mit nur 4 CPU-Threads dabei schon in Frage zu stellen ist (es sollten eigentlich mehr sein, d.h. Sechskerner oder Vierkerner mit HT/SMT). Jene Zweikerner mit HT/SMT, wie von Pentium & Athlon geboten, sind also nur für Office- wie HomeOffice-Rechner wirklich sinnvoll. Selbst dort könnte man inzwischen auch mit etwas dickerer Hardware herangehen, aber zumindest sind das von Pentium & Athlon gebotene Performance-Niveau in diesem Bereich noch absolut gangbar. Unter dieser Sicht der Nutzung dürfte die bessere integrierte Grafik bei AMD allerdings nochmals weniger wert sein, da kommt es dann eher nur noch auf die reine CPU-Performance sowie eine aktuelle Video-Einheit an. Nichtsdestotrotz schadet es nicht, AMD (nach Vorliegen entsprechender Testberichte) die Chance zu geben, in diesem volumenträchtigen Marktsegment mitzuspielen.

Beachtenswert ist daneben noch der Punkt, das AMD für diesen Prozessor wie gesagt weiterhin das bekannte Raven-Ridge-Die ansetzt, welches mit 210mm² Chipfläche nicht gerade prädestiniert für einen derart abgespeckten Zweikern-Prozessor erscheint. Insbesondere die Grafiklösung wurde ja besonders drastisch von 704 auf 192 Shader-Einheiten heruntergeschraubt – und belegt bekannterweise mehr als die Hälfte der Chipfläche. Hier stellt sich durchaus die Frage, ob es für AMD nicht günstiger wäre, für einen solchen Prozessor ein eigenes Die aufzulegen – jenes könnte trotz unveränderlicher Chipteile (wie Speicherinterface, PCI-Express-Interface, Northbridge & Video-Einheit) trotzdem auf grob der Hälfte oder leicht mehr jener 210mm² herauskommen – sprich bei 120-130mm². Derzeit gibt es keinerlei Hinweise auf die Nutzung eines solches Dies beim Athlon 200GE, obwohl exakt selbiges mal auf früheren AMD-Roadmaps in Form der LowPower-APU "Banded Kestrel" zu finden war.

Bis jetzt wurde jene LowPower-APU aber augenscheinlich noch nicht finalisiert – womöglich, weil der Erfolg von AMD im APU-Segment selbst mit Raven Ridge nach wie vor nicht bahnbrechend ist, hierfür allerdings auch größere Fertigungskontingente fehlen (Chipfertiger GlobalFoundries steht allein mit den Ryzen-Prozessoren am Auslastungslimit seiner 14/12nm-Fertigung). Womöglich kommt dies dann nachträglich, wenn die Ryzen-Prozessoren mittels der Zen-2-Ausbaustufe auf die 7nm-Fertigung von TSMC umschwenken und damit die 14/12nm-Kapazitäten von GlobalFoundries spürbar entlasten. Im LowCost-Bereich nicht gerade derart große und dafür massiv abgespeckte Prozessoren-Dies zu verwenden, dürfte sicherlich auf AMDs To-Do-Liste stehen, läßt sich aber derzeit wohl einfach noch nicht realisieren. Wenigstens ist die aktuelle Situation bei AMDs APU-Geschäft, das man mit der reinen Fertigung nicht nachkommt, doch noch eine bessere als zu früheren Zeiten, wo man seine Bulldozer-basierten APUs trotz vielfältiger Angebote eher schwer im Markt losbekommen hatte.