19

Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten Quartal 2012

Seitens der Analysten von Jon Peddie Research liegen nun endlich vollständige Zahlen zu den Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten Quartal 2012 vor. Die Zahlen zum gesamten Grafikchip-Markt wurden an dieser Stelle schon einmal kurz erwähnt, am grundsätzlich geringen Aussagegehalt dieser Zahlen hat sich nichts geändert: Mittlerweile sind die in dieser Statistik mitgezählten in aktuellen Prozessoren integrierten Grafiklösungen derart dominierend, daß Anbieter ohne eigene Prozessoren automatisch zurückfallen (nVidia) bzw. daß sich die Reihenfolge auf dem "Grafikchip-Markt" automatisch durch die Reihenfolge auf dem Prozessoren-Markt (1. Intel, 2. AMD) ergibt.

Demzufolge halten wir für Betrachtungen des Grafikchip-Markts die Zahlen zu den Desktop-Grafikkarten für zielführender, selbst wenn hierbei die mobilen Grafikchips nicht mit erfasst werden. Im zweiten Quartal 2012 hatte AMD den größten Teil seiner Radeon HD 7000 Serie schon breit im Markt stehen, während nVidia nur ein paar HighEnd-Modelle seiner GeForce 600 Serie innerhalb dieses Quartals an den Start schicken konnte. Somit ist es nicht verwunderlich, daß AMD im zweiten Quartal 2012 beim Marktanteil der Desktop-Grafikkarten gegenüber dem Vorquartal um 2,5 Prozentpunkte gewann, nVidia um die gleiche Zahl verlor.

Trotzdem bleibt es bei einem großen Vorteil von nVidia gegenüber AMD mit 59 zu 40 Prozent Marktanteilen bei den Desktop-Grafikkarten – was eigentlich überhaupt nicht zu dem von beiden Grafikchip-Entwicklern derzeit gebotenen Produkt-Programm passt, welches grob gleichwertig ist. Obwohl AMD tendentiell über die letzten drei Quartale Marktanteile hinzugewonnen hat, überrascht die starke nVidia-Dominanz doch ein wenig, scheinen hier also noch andere starke Gründe neben dem eigentlichen Produkt-Prohgramm vorzuliegen. Möglicherweise ist nVidia bei den Gamern einfach die stärkere Marke (dies wäre eine Aufgabe des AMD-Marketings) oder aber hat nVidia immer noch starke Vorteile bei den großvolumigen OEM-Aufträgen (eine Aufgabe der AMD-Salesabteilung).

Beide Grafikchip-Entwickler haben zudem aber auch mit einem allgemeinen Rückgang der Verkaufszahlen von Desktop-Grafikkarten zu kämpfen. Im zweiten Quartal 2012 wurden 14,8 Millionen Desktop-Grafikkarten verkauft, dies sind jedoch 1,1 Millionen weniger als noch im zweiten Quartal 2011. Als Gründe hierfür werden gern die allgemeine Schwäche des Desktop PCs als auch der Vormarsch an leistungsfähigen integrierten Beschleunigern genannt. Allerdings läßt sich auch noch ein weiterer Grund finden: Der Leistungsbedarf aktueller Spiele ist in den letzten Jahren nur noch mittelprächtig gestiegen, womit der Aufrüstdruck abgenommen hat und damit Grafikkarten-Aufrüstungen vermutlich einfach später vorgenommen werden.

Der hieraus entstehende Effekt kann für die Grafikchip-Entwickler und Grafikkarten-Hersteller durchaus desaströs sein: Angenommen, vor ein paar Jahren rüstete man im Schnitt aller Nutzer aller anderthalb Jahre auf, nun aber nur noch aller zwei Jahre – dann bedeutet dies, daß dem Grafikkarten-Markt gleich 25 Prozent (!) seines Potentials verlorengegangen sind. Andererseits ist Hoffnung auf Besserung in Sicht: Die aktuelle Spiele-Generation wird schließlich immer noch maßgeblich von Konsolen-Portierungen ausgebremst, kann also lange nicht das zeigen, was auf modernen PCs möglich wäre. Die nächstes Jahr antretenden NextGen-Konsolen könnten dann aber einen erheblichen Sprung bei der Spieleoptik und gleichzeitig auch den Hardwareanforderungen auslösen – und damit zumindest einen zeitweiligen Aufrüstschub auslösen.