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Spezifikations-Update zu AMDs Radeon RX 460 & 470

Mit dem Launch der Radeon RX 480 gab es auch ein paar neue Informationen zu den Spezifikationen der nachfolgenden kleineren Polaris-Karten Radeon RX 460 und 470. Zur kleineren Polaris-11-basierten Radeon RX 460 hat AMD hierbei schon die genauen Hardware-Spezifikationen samt einem Blockdiagramm offengelegt – was fehlt, sind nur noch die konkreten Taktraten. Danach wird die Radeon RX 460 augenscheinlich im Vollausbau des Polaris-11-Chips (früher von AMD schon mit 16 Shader-Clustern beschrieben) mit 1024 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface daherkommen. Sinngemäß handelt es sich damit bei Polaris 11 um eine leicht aufgebohrte Bonaire-Neuauflage, dort standen 896 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface zur Verfügung, gleich ist beiden Grafikchips die Verwendung von zwei Raster-Engines (wichtiger Unterschied zum vorhergehenden Cape-Verde-Chip). Der Vergleich mit dem Pitcairn-Chip wird dagegen schwierig, da jener nicht nur 20% mehr Shader-Einheiten, sondern auch ein doppelt so breites Speicherinterface zur Verfügung hat.

Je nach anliegenden Taktraten könnte sich Polaris 11 sicherlich dennoch mit kleineren Pitcairn-Varianten anlegen – einmal abgesehen allerdings davon, das Polaris 11 dafür nicht gebaut wurde. Jener Grafikchip wurde ganz extrem für Mobile-Bedürfnisse entwickelt – dafür wurde sogar eine mit 146m² vergleichsweise große Chipfläche in Kauf genommen, nur um den Polaris-11-Chip besonders flach zu bekommen (bei 1,5mm Chiphöhe, Bonaire ist dagegen 1,9mm hoch). Die – offiziell noch nicht bestätigte – Chipfläche erstaunt dennoch, denn somit packt AMD zwischen Polaris 11 und 10 in ca. 59% mehr Chipfläche mehr als die doppelte Anzahl an Recheneinheiten sowie ein doppelt so breites Speicherinterface hinein. Zwar skalieren Grafikchips (aufgrund fixer Einheiten wie Video-Einheit, Display-Engine und PCI-Express-Interface) niemals perfekt mit der Einheitenanzahl, aber die hier vorliegende Skalierung erscheint eher als besonders schlecht (oder hat ihren Hintergrund in dem besonders flachen Chip).

Mit den früher vermeldeten (wenngleich unbestätigten) Taktraten von 1000/3500 MHz ist sicherlich nicht viel Staat zu machen – AMDs Augenmerk liegt bei der Radeon RX 460 jedoch nicht auf einer großen Performance-Offenbarung, sondern einer soliden Grafikkarten klar unter 75 Watt Realverbrauch und damit ohne extra Stromstecker. Ein normgerechter Stromverbrauch auf dem PCI-Express-Slot ist dafür dann sogar mehr als obligatorisch – denn eine Karte wie die Radeon RX 460 wandert gern auch einmal in ältere oder/und leistungsschwache PCs, wo man nicht auf Mainboards mit besonders großen Reserven setzen kann. Die dem PCI-Express-Slot zugeschriebenen maximal 75 Watt Stromverbrauch sind im übrigen auch nur eine eher grobe Angabe: Real sind es bis zu 5,5 Ampere auf der 12V-Schiene ±8% (=66W ±8%, ergibt maximal 71,3W) – zuzüglich ein paar Watt aus der 3,3V-Schiene, woraus sich jedoch gewöhnlich der Grafikchip sowie die Speicherchips selber nicht speisen können.

AMD Radeon RX 460 Spezifikationen
AMD Radeon RX 460 Spezifikationen
AMD Radeon RX 470 Spezifikationen
AMD Radeon RX 470 Spezifikationen

Zur Radeon RX 470 gibt es bei der ComputerBase dagegen die Information zu lesen, das diese Grafikkarte mit 2048 Shader-Einheiten an jedoch dem vollen 256 Bit breiten Speicherinterface antreten wird. Dies liegt im Rahmen der Erwartungen – welche für diese Salvage-Lösung dann auch den Gang unter 150 Watt realen Stromverbrauch annehmen. Der Grafkchip soll auf der Radeon RX 470 schon einmal 25 Watt weniger verbrauchen, was AMD für eine besonders niedrige offizielle Verbrauchsangabe von nur 110 Watt TBP ausnutzt – aber auch das real anliegende Power-Limit sollte damit im höchstmöglichen Fall bei 145 Watt liegen (realistisch eher bei 130-140 Watt). Dies hängt natürlich auch an den konkreten Taktraten, welche sich gemäß früheren Informationen auf 1266/3850 MHz belaufen sollen – aber in dieser Frage ist noch nichts gänzlich sicher, AMD könnte hier sicherlich noch kurz vor Launch nachjustizieren. Wie die Radeon RX 480 soll die RX 470 mit Speicherbestückungen von 4 und 8 GB erscheinen, die RX 460 im übrigen mit Speicherbestückungen von 2 und 4 GB:

Radeon RX 460 Radeon RX 470 Radeon RX 480
Chipbasis AMD Polaris 11 AMD Polaris 10
Fertigung ? Mrd. Transistoren in 14nm auf 146mm² Chipfläche bei GlobalFoundries 5,7 Mrd. Transistoren in 14nm auf 232mm² Chipfläche bei GlobalFoundries
Architektur GCN4, DirectX 12 Feature-Level 12_0
Technik 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface, 1 MB Level2-Cache 4 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit GDDR5-Interface, 2 MB Level2-Cache 4 Raster-Engines, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit GDDR5-Interface, 2 MB Level2-Cache
Taktraten angbl. 1000/3500 MHz angbl. 1266/3850 MHz 4GB: 1120/1266/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ? MHz)
8GB: 1120/1266/4000 MHz
(Ø-Chiptakt: 1209 MHz)
Speicherausbau 2/4 GDDR5 4/8 GB GDDR5 4/8 GB GDDR5
off. Verbrauch ≤75W TBP 110W TBP 150W TBP
Power-Limit ? ? 170W (max. +50%)
FHD Perf.Index gesch. ~230-250% gesch. ~470-480% 530%
Listenpreis 2GB: vermlt. 99-109$
4GB: vermlt. 119-129$
4GB: vermlt. 159-169$
8GB: vermlt. 199-209$
4GB: 199$
8GB: 239$

Bezüglich der Performance der Radeon RX 470 kann man sich zum einen an die AMD-eigenen Benchmarks halten, welche einen Performance-Index von ~480% für die Radeon RX 470 ergeben würden. Zum existieren noch früheren 3DMark11-Messungen, welche auf eine Performance-Differenz von -10,5% zwischen Radeon RX 470 & 480 hindeuten und damit einen Performance-Index von ~470% ergeben würden. In genau dieses Feld kann man die Radeon RX 470 damit derzeit einordnen – bei einem FullHD Performance-Index von ~470-480%, was in etwa das Niveau der Radeon R9 290 (Perf.Index 480%) ist bzw. minimal darunter wäre. Das Hauptaugenmerk bei der Radeon RX 470 dürfte allerdings sowieso auf dem Vergleich mit den im gleichen Preissegment liegenden Radeon R9 380 (Perf.Index 360%) und GeForce GTX 960 (Perf.Index 340%) liegen – wobei die Radeon RX 470 jene 28nm-Karten mit fliegenden Fahnen besiegen sollte.

Die frühere Performance-Prognose zur Radeon RX 460 kann bei dieser Gelegenheit auch einmal neu überdacht werden: Denn obwohl die vorliegenden 3DMark11-Werte auf eine Performance ziemlich exakt wie bei der Radeon R7 360 hindeuten, ist durch den Launch der Radeon RX 480 klar, das alle Vorabmessungen mit dem 3DMark 11/13 eine um 5-10% zu gute Performance der Radeon RX 480 prognostiziert haben. Bezogen auf die Radeon RX 460 ergibt dies eine Zurückstufung von deren Performance-Prognose auf einen FullHD Performance-Index von ~230-250%. Dies ist dann nur noch knapp oberhalb der Performance der besten Bonaire-basierten Grafikkarten (Radeon R7 260X bei Perf.Index 200%) und ziemlich im Feld der kleineren Pitcairn-basierten Lösungen (Radeon HD 7850 bei Perf.Index 225% sowie Radeon R7 245 bei Perf.Index 245%). Gegenüber allen diesen Karten wird die Radeon RX 460 allerdings einen deutlich niedrigeren Stromverbrauch mitbringen, welcher bei den schnelleren Bonaire-Varianten sowie bei allen Pitcairn-Lösungen durchgehend bei 100 Watt und mehr lag.

Nachtrag vom 10. Juli 2016

Ein noch vakanter Punkt betrifft die Anzahl der bei der Radeon RX 460 freigeschalteten Shader-Einheiten. Der zugrundeliegende Polaris-11-Chip hat 16 Shader-Cluster aka 1024 Shader-Einheiten – doch die Radeon RX 460 beschreibt AMD in dem einen Dokument als mit 16 Shader-Clustern ausgerüstet (die hierbei angesetzte Fußnote erklärt nur, das ein Shader-Cluster aus 64 Shader-Einheiten besteht), in dem anderen Dokument hingegen als mit nur 14 Shader-Clustern ausgerüstet. Aller Vermutung nach stimmt aber wohl die zweite Angabe – dies würde auch besser zu eher mauen Performance der Radeon RX 460 bestenfalls auf Niveau der Radeon R7 370 passen. Die von AMD angegebenen 2 TeraFlops Rechenleistung sind in jedem Fall auch mit nur 896 Shader-Einheiten (in 14 Shader-Clustern) erreichbar, dafür muß einfach nur ein Chiptakt von 1116 MHz anliegen. Angesichts der Taktraten der Radeon RX 480 erscheint dies als absolut machbar, auch das TDP-Limit der Radeon RX 460 (von unter 75 Watt) dürfte mit diesen Taktraten nicht in Gefahr sein. Sicher ist diese Auflösung jedoch mitnichten, die gleiche Rechenleistung läßt sich letztlich auch mit 1024 Shader-Einheiten (in 16 Shader-Clustern) und einem Chiptakt von 977 MHz erreichen.

Nachtrag vom 12. Juli 2016

Videocardz zeigen nochmals neue Spezifikations-Folien zu Radeon RX 460 & 470 – welche zwar das gleiche Datum tragen wie die bereits bekannten Folien, dennoch aber leicht anders aussehen. Die jeweils gezeigten Informationen sind allerdings nicht abweichend, sondern bestätigen damit nur den bisher bekannten Stand: Die Radeon RX 470 kommt mit 2048 Shader-Einheiten an einem 256 Bit GDDR5-Interface und per default 4 GB Speicher (die Grafikkarten-Hersteller werden sicherlich auch 8-GB-Versionen auflegen), die Radeon RX 460 nun doch nur mit 896 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Interface und per default nur 2 GB Speicher (hier sind ebenfalls auch 4-GB-Versionen zu erwarten). Leider gibt es zu beiden Karten noch keine Launchtermine – Videocardz gehen von einem Launch der Radeon RX 470 zum Ende Juli aus, mit einer Marktverfügbarkeit aber erst Anfang August. Angesichts dessen, das AMD sich die ganze Zeit sehr sicher war, gleich monatelang vor nVidia herauszukommen, ist dies doch eine unerwartet zähe Anlaufphase für Polaris-basierte Grafikkarten.

AMD Radeon RX 460 Spezifikationen (2)
AMD Radeon RX 460 Spezifikationen (2)
AMD Radeon RX 470 Spezifikationen (2)
AMD Radeon RX 470 Spezifikationen (2)