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Umfrage-Auswertung: Wie hoch läßt sich Kaby Lake in der Praxis übertakten?

Mit einer Umfrage von Anfang September wurde die Frage gestellt, wie hoch sich Intels Kaby Lake in der Praxis übertakten läßt. Die Hardwaretester hatten hierzu zum Kaby-Lake-Launch eine eindeutige Meinung – Kaby Lake wäre beachtbar besser zum Übertakten geeignet als Skylake, könnte im Schnitt der seinerzeitigen Ergebnisse immerhin 4.9 bis 5.0 GHz Takt erreichen. In der Anwenderpraxis kommen meistens immer noch leicht andere Ergebnisse heraus – wie am Umfrageergebnis zu sehen, wo sich die Masse der Übertaktungsergebnisse zu Kaby Lake eher denn bei 4.7 bis 5.0 GHz tummelt. Der nominelle Schnitt über alle Übertaktungsergebnisse zu Kaby Lake liegt dann bei 4.77 GHz – und ist damit sicherlich beachtbar besser als bei Skylake (4.54 GHz), aber eben doch noch ein ganzes Stück von der 5-GHz-Marke entfernt.

Mit anderen Rechnungen kommen prinzipiell dieselben Ergebnisse heraus: Sowohl in einer Median-Betrachtung als auch bei einem gewöhnlichen Durchschnitt & Median unter Nichtbeachtung der jeweiligen "Randwerte" (die jeweils höchsten und niedrigsten Antwortoptionen) läuft es immer wieder auf 4.8 GHz durchschnittliches Übertaktungsergebnis bei Kaby Lake heraus. Am Vergleich mit den früheren Intel-Generation ist auch gut zu sehen, das dies endlich einmal einen echten "Ausbruch" aus dem bisherigen Übertaktungsergebnis-Korridor von 4.4-4.5 GHz ergibt, welcher die Intel-Generationen Sandy Bridge, Ivy Bridge, Haswell und Skylake kennzeichnet. Auch wenn der mit Kaby Lake erzielte Übertaktungsfortschritt von der reinen Zahl her nicht weltbewegend ausfällt, so gibt es hierbei eben wenigstens eine sichtbare Bewegung gegenüber früheren Intel-Prozessoren.

einfacher ds ds ohne Randwerte einfacher Median Median ohne Randwerte
Sandy Bridge 4.46 GHz 4.51 GHz 4.5 GHz 4.5 GHz
Ivy Bridge 4.44 GHz 4.48 GHz 4.4 GHz 4.5 GHz
Haswell 4.34 GHz 4.36 GHz 4.3 GHz 4.4 GHz
Haswell DC 4.60 GHz 4.60 GHz 4.5 GHz 4.6 GHz
Skylake 4.54 GHz 4.55 GHz 4.5 GHz 4.5 GHz
Kaby Lake 4.77 GHz 4.81 GHz 4.8 GHz 4.8 GHz

Zugleich zeigen die Übertaktungsergebnisse über die verschiedenen Intel-Generationen auch auf die grundsätzliche Problematik hin, das selbst Intel Schwierigkeiten hat, noch bedeutsam mehr an Taktrate oben drauf zu legen. Schließlich kam schon die Sandy-Bridge-Generation des Jahres 2011 auf ähnlich gute Übertaktungsergebnisse wie aktuelle Intel-Prozessoren des Jahres 2017, ein wirklicher Taktraten-Fortschritt ist hierbei kaum zu sehen. Nach dem schnellen Megahertz-Rennen zum Anfang des Jahrtausends ist dies ein deutlicher Paradigmen-Wechsel – nicht umsonst hatte sich Intel nach der Netburst-Architektur des Pentium 4 (welcher mit einem gecancelten Modell sogar schon 4.0 GHz Takt im Jahr 2004 erreichen sollte) bei den nachfolgenden CPU-Architekturen primär auf IPC-Gewinne konzentriert und konnte somit diese Problematik noch sehr lange herauszögern.

Nun aber stoßen AMD und Intel auf echte Taktraten-Bremsen – alles oberhalb von 4.5 GHz wird schon nicht einfach, alles oberhalb von 5 GHz dann wirklich schwer zu erreichen. Speziell AMD hat in der Zen-Architektur derzeit noch eine etwas frühere Bremse bei ungefähr 4.1 GHz, dieses Limit dürfte man dann mit späteren Zen-Iterationen sicherlich steigern können – um dann aber doch wieder bei ungefähr 5 GHz an ein echtes, augenscheinlich physikalisches Limit zu gelangen. Möglicherweise sind die benötigten Ströme zum sicheren Schalten bei diesen Taktraten einfach zu hoch, möglicherweise gibt es unglückliche Seiteneffekte – dies könnte wohl nur einer der beiden Prozessorenentwickler sauber erklären. Bedeutsame Taktratensteigerungen oberhalb von 5 GHz sind allerdings von beiden Prozessorenentwicklern somit kaum mehr zu erwarten. Zukünftige Fertigungsverfahren werden die Grenzen immer mal wieder leicht verschieben, aber große Durchbrüche würden wohl gänzlich neue Technologie- oder Fertigungsansätze erfordern.