Nach der aktualisierten AMD-Roadmap wäre natürlich auch noch die Intel-Roadmap zu aktualisieren – auch hier hat es in letzter Zeit einige neue Informationen bzw. sogar regelrechte Neuzugänge gegeben hat. Ausgangspunkt sind logischerweise die Markteintritte von Braswell (im März/April) und Broadwell (im Juni), auch wenn letzterer weitgehend nur für das Mobile-Segment erfolgte und im Desktop weiterhin der bekannte Haswell-Refresh das Maß der Dinge darstellt. Neu hinzugekommene Informationen betreffen vor allem die einzelnen Modelle zur Skylake-Architektur sowie deren Launch bereits am 5. August 2015. Bezüglich der Neuzugänge wäre insbesondere die "Kaby Lake" Mainstream/Performance-Architektur zu erwähnen, welche Intel eher kurzfristig zwischen Skylake und Cannonlake schiebt, weil sich letztere Architektur aufgrund von Problemen mit der 10nm-Fertigung maßgeblich nach hinten verschoben hat. Hinzu kommt der augenscheinliche Cannonlake-Nachfolger "Ice Lake", die E-Auskopplung Cannonlake-E und ein noch nicht genau benannter Apollo-Lake-Nachfolger in der 10nm-Fertigung – zu welchen allesamt die Informationslage schon sehr dünn wird. Die einzelnen Änderungspunkte gegenüber der letzten 3DCenter-erstellten Intel-Roadmap (vom Februar) im Überblick:

Insbesondere der mittelfristige Ausblick bei Intel wird nunmehr klarer: Auf 14nm Skylake folgt der 14nm-Refresh "Kaby Lake" mit wahrscheinlich der grundsätzlich selben Technik, gefolgt vom 10nm Cannonlake und dem 10nm "Ice Lake". Intel wird also versuchen, seinen Plan von jährlichen Neuvorstellungen im Mainstream/Performance-Segment weiterhin einzuhalten – und füllt dann, wenn dafür aufgrund technischer Probleme keine neue CPU-Architektur bereitsteht, das ganze mit Refreshes und Rebrandings auf. Nachdem der 2014er Haswell-Refresh allerdings nicht so gut angekommen ist, scheint man diesesmal subtiler vorgehen zu wollen und gibt den Refreshes einfach einen neuen Codenamen, augenscheinlich garniert mit einer neuen Mainboard-Plattform. Die "Marktanforderung" von einer neuen Architektur pro Jahr wird damit rein technisch erfüllt, auch wenn der real erreichte Vorteil damit nochmals geringer ausfällt.

Andererseits müht sich Intel derzeit, um überhaupt noch aus seinen sowieso schon hochoptimierten Prozessoren-Designs noch irgendwie mehr Performance herauszuquetschen – jede 5% mehr IPC ist hart errungen und muß seitens Intel auch mit der dafür verbratenen zusätzlichen Chipfläche und dem zusätzlichen Stromverbrauch in Einklang gebracht werden. Die großen Performance-Offenbarungen sind auf dem aktuellen technischen Ansatz überhaupt nicht mehr zu erwarten, dies wird es nur mittels generell neuer Technologien (beispielsweise HMC, sprich aufs CPU-Trägermaterial integrierter Speicher) oder aber der Steigerung der Anzahl der Rechenkerne geben. Derzeit ist schon klar, daß Intel bis zum Kaby-Lake-Stand das System fährt, daß die Mainstream/Performance-Varianten maximal 4 CPU-Kerne bekommen und die E-Auskopplungen dann bis zu 8 CPU-Kerne. Ob sich Intel in dieser Frage bei den nachfolgenden CPU-Architekturen Cannonlake und "Ice Lake" bewegt, ist noch unbekannt – Chipfläche wäre angesichts des Wechsels auf die 10nm-Fertigung jedenfalls genügend vorhanden. Eventuell bringt der Druck durch AMDs Zen-Architektur, welche Ende 2016 mit bis zu 8 CPU-Kernen zu erwarten ist, Intel dazu, in diesem Punkt endlich einmal mehr zu bieten.

PS: Eine alternative Roadmap zu den zukünftigen AMD- und Intel-Prozessoren findet sich bei der PC Games Hardware.

Nachtrag vom 16. Juli 2015

Mit der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse zum zweiten Quartal hat Intel auch seine mittelfristigen Prozessoren-Pläne etwas präzisiert: So soll die Skylake-Refreshgeneration "Kaby Lake" nunmehr im zweiten Quartal 2016 erscheinen – dies wurde bisher schon so vermutet, war aber seitens Intel noch nicht bestätigt worden. Zugleich wurde die nachfolgende erste 10nm-Architektur "Cannonlake" offiziell auf das zweite Halbjahr 2017 eingeordnet – was dann nochmals später ist, als die Gerüchteküche zuletzt schon vermeldet hatte. Wahrscheinlich wird dies bei beiden kommenden Intel-Architekturen auf einen Frühsommer-Start hinauslaufen mit einem möglichen Launchtermin zur Computex Anfang Juni – was immer ein idealer Zeitpunkt ist, um den PC-Herstellern genügend Zeit zu geben, damit man spätestens zum Sommerende und damit der wichtigen Back-to-School-Saison vollkommen lieferfähig mit Serien an neuen PCs und Notebooks ist. Intel behält damit erst einmal seine jährliche Releaseabfolge bei, zugleich bekommt die bei Cannonlake wie gesagt erstmals eingesetzte 10nm-Fertigung etwas mehr Zeit zur Reife, um dann auch wirklich zu diesem Termin bereitzustehen.