Das Hardware-Jahr 2012 in der Vorschau

Dienstag, 3. Januar 2012
 / von Leonidas
 

Das Hardware-Jahr 2011 ist nunmehr zu Ende – und ist im Rückblick weit weniger spektakulär ausgefallen als vorab angenommen wurde. Auf der Grafikkarten-Seite haben wir zum Jahresanfang 2011 nur den weiteren Ausbau der 40nm-Refreshgenerationen von Radeon HD 6000 und GeForce 500 gesehen, während die Top-Karten dieser Serien zumeist schon 2010 angetreten waren und die erste 28nm-Generation (trotz des Paper-Launches der Radeon HD 7970) rein praktisch eine Angelegenheit des Jahres 2012 sein wird. Und im Prozessoren-Bereich gab es mit Sandy Bridge viel Licht, mit den eher mittelmäßigen Llano und Bulldozer sowie dem wenig zwingenden Sandy Bridge E aber noch viel mehr Schatten.

Gerade wegen dieses eher mäßigen Abschneidens von Llano und Bulldozer wird das Hardware-Jahr 2011 vielen als eher langweilig in Erinnerung bleiben – insbesondere nach dem Jahresanfang 2011 fehlten dann die echten neuen Impulse. Das Hardware-Jahr 2012 sieht dagegen deutlich vielversprechender aus: Teils, weil eigentlich schon für 2011 geplante Innovationen erst in 2012 erscheinen werden (28nm Grafikchip-Generation), teils wegen des Launchs von Windows 8 im Sommer/Herbst 2012, welches (wie üblich) das komplette IT-Geschäft auf breiter Front ankurbeln dürfte. Im nachfolgenden wollen wir einen kurzen Überblick darüber geben, was uns im Hardware-Jahr 2012 erwartet – und was man ungefähr von den neuen Produkten erwarten kann.

Januar Jan/Feb: AMD Radeon HD 7800 Serie
28nm Pitcairn-Chip, Performance-Klasse (150-200€)
Jan/Feb: AMD Radeon HD 7700 Serie
28nm Cape-Verde-Chip, Mainstream-Klasse (100-130€)
Februar Feb: AMD Radeon HD 7950
28nm R1000/Tahiti-Chip, HighEnd-Klasse (~400€)
Feb/März: nVidia GK104
28nm GK104-Chip, Performance-Klasse (200-300€)
März März: AMD Radeon HD 7990
28nm R1000/Tahiti DualChip, HighEnd-Klasse (~700€)
April 8. April: Intel Core i5-3xxx/i7-37xx (Ivy Bridge QuadCore)
22nm Ivy-Bridge-Architektur, Performance-Klasse (150-300€)
April: nVidia GK106
28nm GK106-Chip, Mainstream-Klasse (150-180€)
April: nVidia GK107
28nm GK107-Chip, Mainstream-Klasse (100-130€)
April/Mai: AMD Bulldozer Trinity 65W
32nm Bulldozer-Trinity-Architektur, Mainstream-Klasse (70-100€)
Mai Mai/Juni: nVidia GK100
28nm GK100-Chip, HighEnd-Klasse (400-500€)
Mai/Juni: Intel Core i3-3xxx (Ivy Bridge DualCore)
22nm Ivy-Bridge-Architektur, Mainstream-Klasse (100-150€)
Juni Juni/Juli: AMD Bulldozer Trinity 100W
32nm Bulldozer-Trinity-Architektur, Mainstream-Klasse (100-130€)
Juli Q3: nVidia GK100/GK104 DualChip
28nm GK100/GK104 DualChip, HighEnd-Klasse (~700€)
Q3: Intel Ivy Bridge Pentium
22nm Ivy-Bridge-Architektur, LowCost-Klasse (50-80€)
Q3: AMD Bulldozer Vishera
32nm Bulldozer-Vishera-Architektur, Performance-Klasse (150-250€)
August
September
Oktober Q4: Intel Ivy Bridge E
22nm Ivy-Bridge-E-Architektur, HighEnd-Klasse (250-900€)
möglicherweise Q4: AMD 28nm Refresh-Generation möglicherweise Q4: nVidia 28nm Refresh-Generation
November
Dezember

Von Januar bis März wird AMD erst einmal seine Radeon HD 7000 Serie komplettieren: Den Anfang sollte die Radeon HD 7950 als zweite Ausführung des Southern-Islands-Chips R1000/Tahiti eigentlich schon am 9. Januar machen, dieser Launch wurde nun aber inzwischen auf einen noch unbestimmten Termin im Februar verschoben. Die Daten zu dieser Karte sind weitgehend bekannt, womit sich einschätzen läßt, daß die Radeon HD 7950 in etwa auf das Performance-Niveau der GeForce GTX 580 bzw. minimal darüber herauskommen wird. Sofern AMD hier einen passenden Preispunkt macht, dürfte die GeForce GTX 580 gut unter Druck gesetzt werden können – womit allgemein die Preise der 40nm-basierten Beschleuniger endlich einmal absinken können und der für den Marktstart der neuen 28nm-basierten Beschleuniger eigentlich notwendige Preiskampf in Gang kommt.

Im weiteren Verlauf des Januar/Februar wird AMD dann die 28nm-Grafikchips Pitcairn (Radeon HD 7800 Serie, Performance-Segment) und Cape Verde (Radeon HD 7700 Serie, Mainstream-Segment) vorstellen. Verläßliche Daten zu diesen sind noch nicht bekannt, allerdings läßt sich aus einer AMD-eigenen Einordnung von Radeon HD 6000/7000 Lösungen ablesen, daß die Radeon HD 7800 Serie zwischen den Radeon HD 6800 & 6900 Serien sowie die Radeon HD 7700 Serie zwischen den Radeon HD 6700 & 6800 Serien landen soll. Letzteres scheint sich durch erste Benchmarks einer Radeon HD 7700 inzwischen zu bestätigen, welche diese Karte als etwas schwächer als eine Radeon HD 6850 ausweisen. Generell betrachtet ist von diesen AMD-Grafikkarten nur ein ähnlicher oder geringerer Performancesprung als zwischen Radeon HD 6970 und 7970 zu erwarten: Es wird gegenüber der Radeon HD 6000 Serie zwischen 30 und 40 Prozent mehr Performance geben – zu anfänglich oftmals hohen Preispunkten.

Im März soll dann noch die DualChip-Lösung Radeon HD 7990 auf Basis zweier R1000/Tahiti-Chips nachfolgen. Die bisher zu dieser Karte genannten Daten sind nach neueren Informationen als deutlich zweifelhaft anzusehen, so daß faktisch zur Radeon HD 7990 derzeit nichts exaktes vorliegt. Man kann aber sicher sagen, daß AMD versuchen wird, ähnlich wie bei der Radeon HD 6990 das maximale an Performance aus zweien seiner Top-Grafikchips herauszupressen, ohne dabei eine gewisse Verlustleistung zu überschreiten. Wie schon zwischen Radeon HD 6970 und 6990 ist dabei ein Performanceplus von ca. 60 Prozent vorstellbar – viel mehr kann es kaum werden, weil ansonsten der Stromverbrauch eben schnell durch die Decke geht. Am Ende dürfte auch die Radeon HD 7990 innerhalb der vorgenannten Prognose liegen, daß die Radeon HD 7000 Serie nur zwischen 30 und 40 Prozent Mehrperformance mit sich bringt.

Die weiteren Karten der Radeon HD 7000 Serie in Form der Lösungen der Radeon HD 7300, 7400, 7500 & 7600 Serien sind dann schlicht Neuauflagen alter Grafikkarten auf Basis der bekannten 40nm-Grafikchips – und damit breitflächig uninteressant. Da deren Leistungsniveau aber sowieso begrenzt sein wird und AMD mittels der 28nm-basierten Radeon HD 7700, 7800 & 7900 Serien den kompletten der für Gamer interessanten Preisbereiche abdecken wird (die Radeon HD 7750 ist als 100-Euro-Lösung einzuschätzen), ist dies aus Gamer-Sicht nicht weiter tragisch. Problematisch wird dies nur im Notebook-Bereich, denn da werden AMD günstige 28nm-Lösungen fehlen. Die 28nm-Grafikchips Pitcairn und Cape Verde werden natürlich (im Gegensatz zum R1000/Tahiti) für den Mobile-Bereich umgesetzt werden, haben aber allesamt einen gewissen Wertrahmen und sind daher nichts für besonders günstige Notebooks – welche AMD weiterhin mit den "alten" 40nm-Lösungen nur unter neuem Namen bedienen wird. Die Mobile-Varianten von Pitcairn und Cape Verde sind bis zum April zu erwarten – mit dem Launch von Ivy Bridge erstellen die Notebook-Hersteller viele neue Notebook-Designs und da wird AMD natürlich dabeisein wollen.

nVidia geht hingegen mit seiner Kepler-Generation einen deutlich anderen Weg: Den Anfang werden noch im Januar die 28nm-Chips GK106 und GK107 machen, welche beide dem Mainstream-Segment zuzuordnen sind – der GK107 wohl im Rahmen des Cape-Verde-Chips von AMD, der GK106 zwischen Pitcairn und Cape Verde. Diese Chips werden anscheinend aber erst einmal rein für Mobile-Bedürfnisse aufgelegt – wahrscheinlich, um den Notebook-Herstellern ausreichend Vorlaufzeit für den Start ihrer Ivy-Bridge-Designs im April zu geben. Es ist wahrscheinlich, daß nVidia Desktop-Grafikkarten auf Basis dieser zwei Mainstream-Grafikchips erst viel später herausbringt – sicherlich erst nachdem zumindest der 28nm Performance-Grafikchip GK104 erschienen ist.

Jener GK104-Chip ist für den Zeitraum Februar/März zu erwarten und dürfte in etwa in die Richtung des R1000/Tahiti-Chips gehen. Dessen Spitzenmodell (Radeon HD 7970) wird der GK104 zwar kaum schlagen können, man erwartet vom GK104 allgemein ein Duell mit der Radeon HD 7950 bzw. der GeForce GTX 580. Interessant wird werden, wie nVidia diesen Chip aufbaut, nachdem die Rechenleistung klar ansteigen soll, gleichzeitig aber die Hotclocks der Shader-Einheiten wegfallen sollen – eigentlich ist dieses Dilemma nur mit deutlichst mehr Shader-Einheiten zu lösen. Interessant wird der GK104-Chip vor allem wegen seines Markteinflusses: Als erstes Konkurrenzprodukt zu AMDs 28nm-Lösungen dürfte der GK104 einen gewissen Preisrutsch der derzeit noch sehr teuren 28nm-Lösungen auslösen – es ist jedenfalls kaum vorstellbar, daß nVidia seine Performance-Lösung für 400 Euro in den Markt schicken will. Sobald nVidia hier mit einem attraktiven Preis für GK104-Lösungen kommt, wird sich AMD bei der Radeon HD 7900 Serie bewegen müssen und können dann auch alle nachfolgenden 28nm-Produkte keine überzogenen Preispunkte mehr aufrufen.

Erst im Mai/Juni wird dagegen der eigentliche Kepler-Topchip GK100 aufschlagen. Zu diesem sind derzeit kaum verläßliche Daten bekannt, allerdings dürfte es sich nVidia kaum nehmen lassen, hier wie üblich ordentlich zu klotzen und einen wirklich über allem anderen stehenden Grafikchip zu entwerfen. Die Krone der SingleChip-Performance dürfte dann umgehend wieder an nVidia gehen – mit wieviel Vorsprung auf die Radeon HD 7970, ist natürlich die große Frage, welche derzeit aber noch nicht zu beantworten ist. Wir denken, daß auch nVidia mit Kepler nicht so viel Mehrperformance bieten wird als AMD mit der Radeon HD 7000 Serie (30 bis 40 Prozent Mehrperformance gegenüber der Radeon HD 6900 Serie) – aber derzeit ist dies glatte Spekulation, dies wird man abwarten müssen. Das gleiche gilt auch für eine mögliche DualChip-Lösung auf Basis zweier GK100-Chips – oder aber der Variante, daß nVidia eine solche diesesmal auf Basis zweier GK104-Chips aufbaut, weil man diese besser ausreizen kann.

Ebenfalls gilt abzuwarten, wann nVidia Desktop-Produkte auf Basis der Grafikchips GK106 und GK107 bringt, welche wie gesagt ins Mainstream-Segment gehen und dort für interessante, weil nur wenig stromhungrige 28nm-Lösungen sorgen werden. Im Mobile-Segment werden diese Grafikchips wie gesagt schon im Januar aufschlagen – ob nur Hersteller-intern verfügbar oder schon in kaufbaren Notebooks angeboten, wird man sehen müssen. Desweiteren wird nVidia auch noch den GK104-Chip für das Mobile-Segment umsetzen – ob es dieser noch bis zum April schafft, wenn die Ivy-Bridge-Notebooks kommen, wird man sehen müssen. Der GK100-Chip wird aufgrund seines enormen Energiehungers (wie schon seine direkten Vorgängerlösungen) nicht für das Mobile-Segment umgesetzt werden. Im LowCost-Segment scheint nVidia dann letztlich ähnlich wie AMD zu agieren und einfach umbenannte 40nm-Lösungen zu verwenden – für den Desktop-Bereich egal, für den Mobile-Bereich dagegen nicht so günstig, weil dort dann die Vorteile der 28nm-Fertigung nicht mitgenommen werden können.

Im CPU-Bereich dürfte dagegen Intel mit der schon erwähnten Ivy-Bridge-Architektur den Anfang machen, jene wird am 8. April breitflächig antreten. Da zu Ivy Bridge schon sehr viele Detailinformationen bekannt sind, läßt sich diese Refresh-Architektur in der 22nm-Fertigung sowie die darauf basierenden Prozessoren-Modelle schon recht gut einschätzen: Generell wird Ivy Bridge nur ein Stückchen mehr Pro/MHz-Leistung bringen (ca. 5 Prozent), leider keinerlei mehr nominellen Takt und dann dafür niedrigere Verlustleistungs-Klassen (und dafür mehr Übertaktungsspielraum) bieten. Nominell betrachtet handelt es sich also um ein arg sanftes Update zur bestehenden Sandy-Bridge-Architektur, womit sich für Nicht-Übertakter kaum ein Anreiz zum Wechsel von Sandy Bridge auf Ivy Bridge ergibt, zu gering sind die Vorteile.

Aber Intel muß derzeit einfach nicht mehr tun, nachdem Llano und Bulldozer nur mittelprächtig ausgefallen sind und Intel ja sowieso schon einen gehörigen Performance-Vorsprung innehat. So lange AMD nichts deutlich besseres in kurzer Zeit nachliefern kann, gehen alle Empfehlungen so oder so zu Intel-Prozessoren (mit diversen Ausnahmen), dies wird auch bei Ivy Bridge so bleiben. Technisch ist der Ivy-Bridge-Launch damit jetzt schon als "unspannend" einzuschätzen, rein praktisch werden natürlich die Übertaktungsleistungen dieser ersten 22nm-basierten Prozessoren interessieren – gut möglich, daß man sich mit einem stark übertakteten Ivy Bridge einen Prozessor zulegen kann, welcher über einige Jahre problemlos mithält (wie viele gut übertaktete Core-2-Modelle auch jahrelang durchgehalten haben).

Den einzigen großen Performancegewinn wird Intel bei der integrierten Ivy-Bridge-Grafikeinheit erzielen, welche (in ihrer höchsten Ausbaustufe) über mehr Ausführungseinheiten, mehr Takt und erstmals bei Intel DirectX 11 enthalten wird. Laut Intel soll die HD Graphics 4000 damit 60 Prozent Mehrperformance gegenüber der Radeon HD 3000 ermöglichen – hört sich sehr gut an und nimmt man gerade im Mobile-Bereich auch gern mit, allerdings erreicht Intel damit gerade einmal den Performancebereich der zweitbesten Llano-Grafiklösung. Da AMD mittels Bulldozer Trinity jedoch schon wieder neue integrierte Grafiklösungen am Start hat, wird Intel auch mit der integrierten Ivy-Bridge-Grafiklösung bei der Grafikperformance weiterhin klar zurückliegen.

Zu beachten wäre noch, daß Intel im April erst einmal nur das Ivy Bridge QuadCore-Programm für den Desktop vorstellen wird, die DualCore-Modelle für den Desktop folgen allerdings noch im zweiten Quartal nach – das darauf basierende Pentium-Programm dagegen erst im dritten Quartal. Im Mobile-Bereich wird Intel dagegen zum 8. April ein komplettes Programm inklusive Zweikern-Modellen vorstellen, um diesen Termin herum dürfte es dann eine erhebliche Anzahl an Neuvorstellungen im Notebook-Bereich geben – im besten Fall mit 22nm-Prozessoren und schon 28nm-Grafiklösungen. Da die Energieverbrauchsverbesserungen durch neue Fertigungstechnologien gerade mobilen PCs am meisten zu gute kommen, lohnt es sich regelrecht, auf das Erscheinen dieser Notebooks zu warten.

Ungefähr zur gleichen Zeit wie Intels Ivy-Bridge-Zweikerner ist dann AMDs neuer Anlauf im Markt der Mainstream-Prozessoren in Form von Bulldozer Trinity zu erwarten. Der Llano-Nachfolger wird die überarbeiteten Piledriver-Rechenkerne aus der Bulldozer-Architektur und eine neue integrierte Grafiklösung mit klar mehr Performance mit sich bringen, AMD spricht derzeit von bis zu 20 Prozent mehr CPU-Performance und 50 Prozent mehr (theoretischer) Grafik-Rechenleistung gegenüber Llano, aus letzterem könnten dann ca. 30 Prozent mehr Grafik-Performance resultieren. Wichtig für Bulldozer Trinity wird aber vor allem sein, daß AMD endlich die Verlustleistung seiner 32nm-Fertigung zu zügeln lernt, gerade für den Mainstream-Bereich ist dies eine wichtige Kenngröße und liegen die bisherigen 32nm-Prozessoren von AMD diesbezüglich weit hinter Intels Konkurrenzangeboten.

Die ganz großen Hoffnungen sollte man sich diesbezüglich allerdings nicht machen: Denn auch bei Bulldozer Trinity werden die schnell getakteten Modelle wieder einer 100-Watt-TDP-Klasse angehören, nur die niedriger getakteten Modelle der 65-Watt-TDP-Klasse. Trotzdem wird Bulldozer Trinity vermutlich den Markterfolg von Llano bestätigen und ausbauen können, da das Konzept der günstigen OEM-CPU mit zufriedenstellender CPU-Performance und (für OEM-Ansprüche) gutklassiger Grafik-Performance bei den Herstellern von Komplett-PCs und Notebooks einfach gut ankommt und man dafür oftmals auch über die Schwäche bei der Verlustleistung hinwegsieht. Selbst wenn Intel bei der Grafikleistung mit Ivy Bridge wieder Fortschritte macht, liegt Intel diesbezüglich immer noch klar gegenüber Bulldozer Trinity zurück – und am Ende des Tages wird die AMD-Grafiklösung dann auch noch als weit unproblematischer im realen Spieleeinsatz eingeschätzt als die Intel-Grafiklösung, auch ein wichtiger Punkt für die OEMs (und deren Supportkosten).

Bulldozer Trinity wird in vier Modellreihen mit unterschiedlichen Hardware-Daten antreten: A4 und A6 sind wohl Zweikerner, A8 und A10 dann Vierkerner. Wie schon erwähnt wird es zwei TDP-Klassen geben: Die Trinity-Modelle mit 65 Watt TDP sollen dabei früher im April/Mai antreten, vermutlich dürften auch alle für das Mobile-Segment vorgehenen Trinity-Modelle zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden. Die Trinity-Modelle mit 100 Watt TDP folgen dann später im Juni/Juli, so daß man erst zu diesem Zeitpunkt sehen kann, wie leistungsstark Bulldozer Trinity wirklich ausfällt. Die genannten Zeiträume sind allerdings noch etwas unsicher, weil derzeit nur der Start der Trinity-Massenfertigung im März bekannt ist und die Release-Zeiträume nur daraus interpoliert wurden.

Erst im dritten Quartal kommen dann neue Prozessoren für das Performance-Segment (hoffentlich jedenfalls) seitens AMD: Bulldozer Vishera wird die originalen Bulldozer-Prozessoren ablösen, dabei bleiben Sockel, Plattform und die Fertigungstechnologie gleich, gibt es allerdings die neuen Piledriver-Rechenkerne mit 10 Prozent mehr Pro/MHz-Performance. Allein wird dies natürlich nicht ausreichend sein, um Bulldozer Vishera auch nur in die Nähe der Performance der Intel-Prozessoren zu führen – auch hier hängt es wieder daran, daß AMD endlich einmal die 32nm-Fertigung dahingehend optimiert, daß die ursprünglich für Bulldozer geplanten Taktraten auch zu einer noch gangbaren Verlustleistung erreicht werden.

Besonders viel ist hier allerdings auch nicht zu erwarten: Der Ausgangspunkt in Form der originalen Bulldozer-Prozessoren ist einfach zu niedrig angesetzt, um dies schon nach einem dreiviertel Jahr alles in einem Rutsch korrigieren zu können. AMD wird vermutlich zwei oder drei Prozessoren-Generationen benötigen, um wieder in die Reichweite der Intel-Performance zu kommen – alles andere wäre eine überaus positive Überraschung, aber eben leider arg unwahrscheinlich. Ein für AMD eher erreichbares Ziel mit Bulldozer Vishera ist es, wenn wenigstens die Pro/MHz-Performance der K10.5-Architektur geboten wird und man sich mittels höherer Taktrate dann endlich einmal klar von diesen früheren AMD-Prozessoren absetzen kann. Dann könnten sich die Vishera-Spitzenmodelle eventuell auch mit den kleineren Intel-Vierkernern anlegen und AMD hätte wenigstens wieder einen Fuß drin im Performance-Segment.

Ebenfalls für das dritte Quartal zu erwarten ist Windows 8 – dies ist zwar kein Hardware-Produkt, aber es wird natürlich die Verkäufe aller möglichen Hardware-Produkte ankurbeln und ganz allgemein den IT-Markt beleben. Ob Microsoft alle Vorbehalten gegenüber der neuen Oberfläche ausräumen kann, bliebe noch abzuwarten, aber mittels der bekannten Microsoft-Stärke im OEM-Geschäft ist ein Verkaufserfolg natürlich vorprogrammiert. Unsicher ist allerdings, ob auch der Retail-Markt diesen Weg mitgeht – bei Windows Vista hat sich erwiesen, daß die Retail-Käufer durchaus die Hartnäckigkeit besitzen, ein neues Microsoft-Betriebssystem breit zu ignorieren und erst beim Erscheinen des Nachfolgers dann zuzuschlagen.

Sollte die Windows-Vista-Situation hier erneut eintreffen, kann man sich auf ein längeres Nebeneinander von Windows 7 und Windows 8 einstellen – dafür dürfte dann aber Windows XP endgültig eingemottet werden und auch der Support für Windows Vista wird nicht bei jedem Software- und Hardwarehersteller garantiert bleiben. Im Firmenbereich ist es sowieso zu erwarten, daß man erst einmal auf Windows 7 umsteigt (dieser Vorgang läuft derzeit noch) und daß daher Windows 8 kaum größere Chancen hat – zu gering sind die (bisher bekannten) Vorteile, zu hoch im betrieblichen Umfeld die Umstiegskosten. Microsoft hat es natürlich derzeit noch in der Hand, mit Windows 8 den professionellen Anwender nicht mit einer für diese Bedürfnisse eher ungeeigneten Oberfläche zu verärgern, noch ist diesbezüglich nicht alles verloren.

Als letztere sichere Hardware-Vorstellung im Jahr 2012 wird im vierten Quartal die Ivy Bridge E HighEnd-Prozessorenriege antreten. Hierbei ist ähnliches zu erwarten wie schon von Sandy Bridge E gesehen: Prozessoren zu einem ziemlich abgehobenen Preispunkt auf einer teuren HighEnd-Plattform, welche für den Normalanwender kaum eine Mehrperformance bieten, sondern nur für professionelle Anwender einen punktuellen Mehrwert bereit hält. Die einzige größere Frage zu Ivy Bridge ist, ob Intel hier nun endlich einmal Achtkerner ins Desktop-Segment entlassen wird – aufgrund der kleineren 22nm-Fertigung von Ivy Bridge sollte dies eigentlich problemlos möglich sein. Doch selbst in diesem Fall bleibt der Performanceeffekt auf heutiger Software begrenzt, dürfte sich Ivy Bridge E nie so wirklich lohnen.

Unsicher ist dagegen noch, ob es die 28nm Refresh-Generationen von AMD und nVidia noch in dieses Jahr schaffen werden. Anno 2010 wurde der größere Teil der 40nm Refresh-Generation tatsächlich noch zum Jahresende herausgebracht – ob dies heuer mit der spät startenden 28nm-Fertigung wieder erreichbar sein wird, bliebe abzuwarten. In jedem Fall sind von dieser 28nm Refresh-Generation (maßvoll) größere Grafikchips mit höheren Taktraten zu erwarten, welche ein Performanceplus von bestenfalls 30 Prozent bringen können. Besondere neue Technologien sind dagegen nicht zu erwarten, da DirectX12 noch lange nicht spruchreif ist, AMD gerade seine neue Grafikarchitektur für die nächsten Jahre aufgelegt hat und nVidia erst mit dem ersten 20nm-Chip in Form von Maxwell eine neue bzw. verbesserte Grafikchip-Architektur bieten wird.

Damit sieht das Hardware-Jahr 2012 wieder ganz vielversprechend aus – allerdings dachte man dies auch schon vom Jahr 2011. Wenn es AMD erneut "gelingt", auf der CPU-Seite zu enttäuschen und wenn die 28nm Refresh-Generationen von AMD und nVidia es nicht mehr ins Jahr 2012 schaffen, dann kann diese Situation durchaus erneut auftreten – was wir nicht hoffen wollen. Andererseits kann auch alles gut gehen und ein mit neuer Hardware vollgepacktes Jahr 2012 auf uns warten, welches vor allem durch den Start neuer Fertigungstechnologien (22nm bei Intel bzw. 28nm bei Grafikchip-Fertiger TSMC) auftrumpfen kann.